Kabouterbewegung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Oktober 2016 um 13:39 Uhr durch Neunundneunzigwasser (Diskussion | Beiträge) (→‎Ziele: Kleinkram). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Roel van Duijn 2008, ein Foto von sich selbst aus den 1960ern betrachtend

Die Kabouterbewegung (niederländisch :Kabouterbeweging; Kabouter bedeutet so viel wie Kobold oder Heinzelmännchen) war eine niederländische Protestbewegung, die von Roel van Duijn und Robert Jasper Grootveld initiiert wurde und zwischen 1969 und 1974 bestand. Ihre Aktionen richteten sich vornehmlich gegen Konsumismus und Umweltverschmutzung.

Ziele

Die Kabouterbewegung bestand zunächst aus etwa 65 bis 70 Aktivisten. Initiativen für eine „neue Gesellschaft“ waren unter anderem die „Alternative Kleidungsindustrie“ mit dem Hauptaugenmerk darauf, natürliche Materialien für Kleidung zu verwenden, und „Eine Alternatieve PTT(Alternativer Postbetrieb) mit eigenen Briefmarken. Andere Kabouters eröffneten kleine Geschäfte für Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft, die ersten Bio-Läden in den Niederlanden. Des Weiteren entstand aus Protest gegen die Wegwerfgesellschaft der „Oranje-Vrijmarkt“, ein Tauschmarkt.

In mehr als 60 Städten entstanden Kaboutergruppen. In sieben Städten kandidierten Kabouters erfolgreich für den Gemeinderat. Am 20. und 21. Juni 1970 fand in Amersfoort ein Heksenkring (sinngemäß ‚Hexenkongress‘) statt. Rund 400 Kabouters, darunter auch aus Belgien, diskutierten über alternative Ökonomie und überregionale Koordinations– und Organisationsstrukturen. Gemeinsam mit der Provo-Bewegung hatte die Kabouterbewegung die antiautoritäre Einstellung, eine nicht-hierarchische Organisation, spontane Initiativen und den Anarchismus als ideologische Inspiration. Kennzeichnend waren taktisches Vorgehen mit Humor und Phantasie zusammen mit seriösen Vorschlägen zur Gesellschaftsveränderung sowie die Gewaltlosigkeit und internationale Kontakte.

Entstehungsgeschichte

Die Kabouterbewegung[1] wurde im Februar 1970, drei Jahre nach Auflösung der Provo-Bewegung, von einigen früheren Provos gegründet. Hauptziel war es, die verschiedenen außerparlamentarischen Gruppen in Amsterdam mit den Vorstellungen von Roel van Duijn als letztem Vertreter der Provo-Bewegung im Amsterdamer Gemeinderat zusammenzubringen. Die Kabouters strebten unter anderem eine Mentalitätsveränderung an, um gesellschaftliche Strukturen zu durchbrechen und zu verändern.

Bereits im Oktober 1969 legte van Duijn im Gemeinderat seinen Plan vor: Amsterdam als „Amsterdam-Kabouterstadt“. Er erklärte die Kabouter-Kultur repräsentativ für die Gegenkultur, ein Symbol für die Harmonie der Stadtmenschen mit der Natur. Vision war eine Gesellschaftsutopie basierend auf den Anschauungen von Peter Kropotkin, Rudolf Steiner, Herbert Marcuse, Karl Marx und Erich Fromm.

Die Bewegung rief am 5. Februar 1970 den sogenannten Oranjevrijstaat (‚Oranje-Freistaat‘) aus, inklusive Schattenregierung, besetzten Häusern, Second Hand- und Bio-Läden. Ebenfalls 1970 kandidierte die Bewegung bei den Amsterdamer Gemeinderatswahlen und konnte dort fünf Sitze erringen.

Ähnlich den Kaboutern in den Niederlanden gab es in den 1970er-Jahren in Köln die Gruppe „Kölner Heinzelmenschen“, die sich von der Kabouterbewegung inspirieren ließ. Sie gaben von 1971 bis 1977 die Zeitschrift Heinzelpress heraus.

Literatur

  • Coen Tasman: Louter kabouter, kroniek van een beweging. Uitgever Babylon/De Geus, Amsterdam 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Autor: Coen Tasman. Vortrag über die Provo- und Kabouterbewegung am 3. Mai und 12. Dezember 2000 in Münster. Die Angaben in diesem Artikel stammen zum großen Teil aus diesem Vortrag

Siehe auch

Klabauter