Karl Otto Meyer

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Karl Otto Meyer (* 16. März 1928 in Sünderup, Kreis Flensburg-Land; † 7. Februar 2016 in Schafflund, Kreis Schleswig-Flensburg[1]) war ein Politiker der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein.

Leben und Beruf

Karl Otto Meyer wurde als Sohn eines aus Heidelberg stammenden Druckers 1928 in Sünderup geboren.[2] Meyer besuchte die dänische Schule in Tarup und die Duborg-Skolen in Flensburg.

Er desertierte 1944 nach seiner Einberufung zur Wehrmacht und schloss sich in Dänemark der Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzung an. 1949 bestand er das Volksschullehrerexamen in Skaarup (Dänemark) und arbeitete anschließend als Lehrer in Husum. Bereits 1950 wurde er Schulleiter der dänischen Schule in Schafflund (bis 1963). Als sich Meyer öffentlich gegen die deutsche Wiederbewaffnung aussprach, wurde er 1952 mit einem Berufsverbot belegt, gegen das er erfolgreich vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg klagte. Von 1963 bis 1983 war Meyer Chefredakteur der dänischen Zeitungen Flensborg Avis und Südschleswigsche Heimatzeitung. Daneben war er von 1971 bis 1996 Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtags. Danach war er freier Journalist.

Meyer war verheiratet und Vater von fünf Kindern; sein Sohn Flemming Meyer wurde SSW-Parteivorsitzender.

Partei

Seit seiner Jugend war Meyer Mitglied der Partei der dänischen Minderheit SSW, deren Vorsitzender er von 1960 bis 1975 war.

Abgeordneter

Von 1959 bis 1974 und 1979 bis 2003 war Meyer Gemeinderatsmitglied in Schafflund. Von 1959 bis 1971 gehörte er auch dem Kreistag des damaligen Kreises Flensburg-Land an.

Meyer war vom 26. Oktober 1971, als er für den verstorbenen Friesen Berthold Bahnsen nachrückte, bis 1996 einziger SSW-Landtagsabgeordneter in Schleswig-Holstein. Dort war er von 1988 bis 1996 Vorsitzender der „Begleitenden Verfassungskommission“. Er wurde vom Schleswig-Holsteinischen Landtag in die Bundesversammlungen 1989 und 1994 gewählt.

Meyer setzte eine deutliche Erhöhung der staatlichen Zuschüsse für die Schulen der dänischen Minderheit durch.

Grenzfrage

Für Irritationen sorgte Karl Otto Meyer 2013 in einem Interview, das der SSW-Politiker dem Magazin des Dänischen Grenzvereins, „Grænsen“, gab. Darin gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass mittels einer noch zu schaffenden, dänisch gesinnten Mehrheit im deutschen Landesteil Schleswig eines Tages die Grenze wieder durch eine Volksabstimmung bis zur Eider verschoben werden könne, wie es im 19. Jahrhundert bereits das Anliegen der dänischen Nationalliberalen mit ihrem eiderdänischen Programm gewesen war.

„“Hvad betyder grænsen?”
“Stort set betyder grænsen ikke noget for mig. Jeg kan leve med den grænse, sådan som vi har den. Men jeg skal da ærlig og redeligt indrømme, at jeg håber, vi en skønne dag får ændret denne grænse.”
“Hvordan?”
“Ved at vi får flertallet. Jeg belyser det for det meste med, at jeg har 12 børnebørn, og jeg har 19 oldebørn. Så på et eller andet tidspunkt vinder vi jo nok flertallet.”
“Hvad skal der så ske?”
“Så ændrer vi søreme grænsen.”
“Hvordan skal den ændres?”
“Jeg går ud fra, vi flytter den ned til Ejderen. Men som sagt, det er en drøm, der ligger langt ude i en fjern fremtid.”“

„Was bedeutet Dir die Grenze?“
„Praktisch betrachtet, bedeutet die Grenze nichts für mich. Ich kann mit der Grenze leben, so wie sie ist. Aber ich muss ehrlich sein und einräumen, dass ich hoffe, sie eines schönen Tages zu verändern.“
„Wie?“
„Dadurch, dass wir die Mehrheit werden. Ich illustriere das meistens daran, dass ich 12 Enkelkinder und 19 Urenkel habe. So werden wir zum einen oder anderen Zeitpunkt die Mehrheit stellen.“
„Was soll dann geschehen?“
„Dann verändern wir die verdammte Grenze.“
„In welcher Art und Weise soll sie verändert werden?“
„Ich gehe davon aus, dass wir sie bis zur Eider schieben. Aber wie gesagt, das ist ein Traum, der weit in ferner Zukunft liegt.“[3]

Die Reaktionen auf deutscher Seite waren von Entsetzen geprägt, dass ein langjähriger Begleiter des deutsch-dänischen Annäherungsprozesses im hohen Alter mit Vorstellungen an die dänischsprachige Öffentlichkeit trat, die aus der Zeit des Grenzkampfes stammten.[4] Flemming Meyer, Karl Otto Meyers Sohn und Abgeordneter des SSW im Schleswig-Holsteinischen Landtag, erklärte daraufhin, die Äußerungen seines Vaters seien humorvoll gemeint gewesen und missinterpetiert worden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Trauer um Karl-Otto Meyer. Norddeutscher Rundfunk, 8. Februar 2016, abgerufen am 9. Februar 2016.
  2. Gezankt wird auf deutsch: Die seltsame Rolle der Dänen bei der Schleswig-Holstein-Wahl. Der Spiegel 19/1979, 7. Mai 1979, S. 28–31, abgerufen am 9. Februar 2016.
  3. Karl Otto Meyer: Vinder vi flertallet, så flytter vi grænsen. Grænseforeningen, 28. August 2013, abgerufen am 9. Februar 2016.
  4. Karl Otto Meyer träumt von Grenze an der Eider. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 24. Oktober 2013.
    Wird Lübeck bald wieder dänisch? Lübecker Nachrichten, 30. Oktober 2013.