Katalonien

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Cataluña (spanisch)
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Katalonien
Flagge
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Basisdaten
Land: Spanien Spanien
Hauptstadt: Barcelona
Fläche: 32.091 km²
Einwohner: 7.792.611 (1. Januar 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 242,8 Einw./km²
Ausdehnung: Nord–Süd: ca. 260 km
West–Ost: ca. 240 km
ISO-3166-2-Code: ES-CT
Website: www.gencat.cat
Internet-TLD: .cat
Politik und Verwaltung
Amtssprache: Spanisch, Katalanisch, Aranesisch
Autonomie seit: 29. September 1977
(Wiederherstellung)
Präsident: Carles Puigdemont (JxS)
Vertretung in den
Cortes Generales:
Kongress: 46 Sitze
Senat: 7 Sitze
Gliederung: 4 Provinzen
42 Comarques
946 Gemeinden
Karte
Karte
Karte

Katalonien (katalanisch Catalunya [kətəˈluɲə], spanisch Cataluña [kataˈluɲa], aranesisch Catalonha [kataˈluɲa]) ist eine von 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens. Sie liegt im Nordosten der Iberischen Halbinsel zwischen der Mittelmeerküste und den Pyrenäen. Die Hauptstadt ist Barcelona. Die Einwohner heißen Katalanen. Amtssprachen sind Katalanisch und Spanisch sowie Aranesisch. Aufgrund geschichtlicher und kultureller Besonderheiten gilt die Region neben dem Baskenland und Galicien als eine der „historischen Autonomen Gemeinschaften“ (span. nacionalidades históricas).

Geografie

Im Norden, getrennt durch die Pyrenäen, grenzt Katalonien an Frankreich und Andorra, im Westen an die autonome Region Aragonien und im Südwesten an die Region Valencia. Die höchste Erhebung ist die 3143 Meter hohe Pica d’Estats, ein Gipfel des Montcalmmassivs. Zu Katalonien gehört auch die von französischem Gebiet umgebene Exklave Llívia.

Mit 32091 km² Landfläche ist die autonome Gemeinschaft etwa so groß wie Belgien. Obwohl es sich damit nur über 6,3 % der spanischen Landmasse erstreckt, stellt es mit einer Bevölkerungsdichte von 234 Einwohnern pro Quadratkilometer 15,9 % der Einwohner Spaniens und ist damit fast neunmal so dicht besiedelt wie die Nachbarregion Aragonien[2], bzw. fast drei mal (2,8 x) so dicht wie der Rest Spaniens.

Topografie

Das Gebiet Kataloniens kann geomorphologisch in neun Zonen unterteilt werden:

Karte der Geomorphologie in Katalonien:
Pyrenäen
Vorpyrenäen
Subpyrenäen
Vorküstengebirge
Küstengebirge
Vor-/Küstenebene
Ebenen in den Pyrenäen
Massive
Transversale Bergkette (Serralada Transversal)
Zentralkatalanische Senke
Katalanische Pyrenäen

Die Hochgebirgsregion der Pyrenäen (katalanisch Pirineus) nimmt einen im äußersten Norden, an der Grenze zu Frankreich und Andorra, liegenden Streifen Kataloniens ein. Hier liegen mehrere Gipfel von über 3000 m Höhe, der Pic de Sotllo (3084 m), Pic de Comaloforno (3033 m), Besiberri Nord (3015 m) und die höchste Erhebung Kataloniens, der Pica d’Estats (3143 m). In dieser Region entspringen auch die Flüsse Noguera Pallaresa, Noguera Ribagorzana, Garona, Llobregat, Ter, und Muga. Zu den Pyrenäen gehört auch die zwischen der Stadt La Jonquera und dem Mittelmeer liegende Gebirgskette Serra de l’Albera, mit dem höchsten Gipfel, dem Puig Neulós (1245 m).

Katalanische Vorpyrenäen

Die Vorpyrenäen (katalanisch Prepirineus) bilden einen etwa 20–45 km breiten gebirgigen Streifen südlich der Pyrenäen, zwischen Aragonien im Westen und der Comarca Garrotxa im Osten. In dieser Region befinden sich die Gebirgszüge Serra del Montsec, Serra de Boumort, el Port de Comte und el Cadí. In den Vorpyrenäen gibt es nur wenige Gipfel von über 2000 m Höhe. Die höchsten Erhebungen, wie der Pedraforca (2497 m) und der Torreta de Cadí (2561 m) befinden sich in der Serra del Cadí.

Serralada Transversal

Das größte Gebiet dieses Gebirges wird durch die Comarca Garrotxa eingenommen, kleinere Teile liegen in den benachbarten Comarcas Osona, Selva und Gironès. Im nordwestlichen Teil der Serrelada Transversal sind die Serra de Milany und Serra de Santa Magdalena, sie bilden einen Übergang zu den Pyrenäen. Im Nordosten grenzt der Gebirgszug an den Fluss Fluvià und im Süden bildet der Fluss Ter eine natürliche Grenze zu den Guilleries, die zum Katalanischen Vorküstengebirge gehören. Teil des Gebirgszuges ist auch das Vulkangebiet von Garrotxa. Die höchste Erhebung ist der Milany (1526 m).

Zentralkatalanische Senke

Die Zentralkatalanische Senke (katalanisch Depressió Central) ist eine fruchtbare Hochebene zwischen 200 und 500 Metern durchzogen von einzelnen Höhenzügen. Begrenzt wird die Ebene im Norden durch die Vorpyrenäen, im Osten durch die Serralada Transversal, im Südwesten durch das katalanische Vorküstengebirge und im Westen durch die Autonome Gemeinschaft Aragonien. Die Ebenen von Urgell (Plana de Urgell), Vic (Plana de Vic) und Bages (Pla de Bages), das Becken von Barbarà (Conca de Barbarà), sind Teil dieser Senke.

Massive

Einzelne, isolierte Erhebungen oder Höhenzüge von 800 bis 1000 Metern ragen als Massive aus der Zentralkatalanischen Senke heraus.

Katalanisches Vorküstengebirge

Das Katalanische Vorküstengebirge (katalanisch Serralada Prelitoral Catalana) ist ein nicht zusammenhängender Mittelgebirgszug entlang der Küstenlinie, in einem Abstand von 30 bis 60 Kilometern. Die bekanntesten Höhenzüge sind die Guilleries, Montseny, Sant Llorenç del Munt, Montserrat, Montsant, Muntanyes de Prades, Serra de l'Obac, Ports de Tortosa-Beseit und Serra del Montsià.

Katalanisches Küstengebirge

Das Katalanische Küstengebirge (katalanisch Serralada Litoral Catalana) ist ein nicht zusammenhängender Mittelgebirgszug direkt an der Küste, zwischen dem Golf de Roses und dem Fluss Foix. Die Höhenzüge von Nordost nach Südwest: Massís del Montgrí, Massís de les Gavarres, Serra del Montnegre, Serra del Corredor, Serra de Marina, Serra de Collserola und Massís del Garraf.

Küstenebene

Die Küstenebene (katalanisch Depressió Litoral) liegt unmittelbar an der Mittelmeerküste.

Vorküstenebene

Die Vorküstenebene (katalanisch Depressió Prelitoral) bildet eine Ebene in Küstennähe bzw. hinter dem Küstengebirge.

Städte

Bedeutende Städte neben Barcelona sind Tarragona, Lleida und Girona, sowie Manresa, Vic, Igualada, Martorell, Figueres, Reus, Mataró, Terrassa und Sabadell. L’Hospitalet und Badalona, ebenfalls große Städte, grenzen direkt an Barcelona und gehören in dessen Agglomeration.

Küste

Der Küstenverlauf von etwa 580 km Länge ist vielgestaltig und im Norden an der felsigen Costa Brava geprägt von zahlreichen sandigen kleinen Buchten, den Calas, während im Süden an der Costa Daurada weite Sandstrände vorherrschen. Dazwischen, nördlich von Barcelona liegt die Costa del Maresme und südlich von Barcelona die Costa del Garraf.

Naturparks

In Katalonien liegen einige der bedeutendsten Naturschutzparks der iberischen Halbinsel. Dazu gehören im Nordwesten in den Pyrenäen der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici, im Nordosten in den Vorpyrenäen der Naturschutzpark Vulkane der Garrotxa, im Süden der Naturpark im Delta des Ebro sowie der Naturpark Cap de Creus am östlichsten Punkt der Iberischen Halbinsel. Der Naturpark Montseny ist zudem von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgewiesen worden.

Die Naturparks werden z. B. im Rahmen des Xarxa de Parcs Naturals („Netz der Naturparks“) der Diputació de Barcelona („Provinzialverwaltung der Provinz Barcelona“) verwaltet.

Politische Gliederung

Die vier Provinzen Kataloniens
Die 42 Comarques Kataloniens

Katalonien ist administrativ in Provinzen, comarques und Gemeinden gegliedert. In Zukunft sollen die vegueries an die Stelle der Provinzen treten.

Provinzen/vegueries

Seit 1833 bestehen in Katalonien die vier Provinzen Barcelona, Tarragona, Lleida und Girona. Nach dem Autonomiestatut von 2006 und dem katalanischen Regionalgesetz (Llei 30/2010, del 3 d’Agost, de vegueries vom 3. August 2010) sollen an die Stelle der Provinzen sieben sogenannte vegueries treten. Da eine Änderung der Provinzgrenzen nach der spanischen Verfassung jedoch nur durch ein Organgesetz der Cortes Generales, also des gesamtspanischen Parlaments in Madrid, erfolgen kann, werden die sieben im Regionalgesetz vorgesehenen vegueries (L’Alt Pirineu, Barcelona, La Catalunya Central, Girona, Lleida, El Camp de Tarragona, Les Terres del Ebre) erst eingerichtet, wenn die entsprechenden Gesetzesänderungen auf staatlicher Ebene erfolgt sind. Derzeit ist nicht absehbar, ob und wann dies erfolgt, sodass es zunächst auf unabsehbare Zeit bei der Gliederung in vier Provinzen bleiben wird.

Die Zuständigkeitsbezirke der Behörden des Verwaltungsunterbaus der Autonomen Gemeinschaft richten sich allerdings teilweise schon jetzt nach dem Gebietsstand der zukünftigen vegueries, während sich die der staatlichen Behörden an dem der vier Provinzen orientieren.

Das über einen Sonderstatus verfügende Val d’Aran soll zunächst der vegueria L’Alt Pirineu angehören und erst später aus dieser Gliederungsebene komplett herausgenommen werden (wofür allerdings auch Gesetzesänderungen auf gesamtspanischer Ebene notwendig sind).

Comarques

Bereits im Jahr 1936 hat die damalige katalanische Autonomieregierung ein Dekret erlassen, das das Territorium in comarques einteilte. Mit dem Beginn der Franco-Diktatur nach der Niederlage republikanischer Truppen im spanischen Bürgerkrieg wurde dieses Dekret jedoch aufgehoben.

Im Jahr 1987, also 12 Jahre nach dem Tod Francos und dem Übergang in die Demokratie, wurden durch ein Regionalgesetz in Katalonien die vorfranquistischen comarques wiedererrichtet. Die Anzahl dieser 38 „alten“ comarques wurde jedoch um drei weitere erweitert bzw. modifiziert, so dass 1988 insgesamt 41 comarques als Gemeindeverbände eingerichtet wurden. Durch eine Reform im Jahr 2015 wurde eine 42. comarca, das Moianès, errichtet.

Die Grenzen orientieren sich nicht überall an den Provinzgrenzen, d. h. es existieren mehrere comarques, zu denen Gemeinden verschiedener Provinzen gehören. Dies soll sich mit der Ersetzung der Provinzen durch die vegueries ändern, die jeweils das Gebiet mehrerer comarques umfassen werden. Von der Größe her sind die comarques mit Landkreisen in Deutschland vergleichbar.

Aufteilung Kataloniens in vier Provinzen und die sieben Territorien (àmbits funcionals territorials) mit den comarques.              Provinzgrenzen Territorien:
Àmbit Metropolità de Barcelona
Ponent
Alt Pirineu i Aran
Comarques gironines
Comarques Centrals
Camp de Tarragona
Terres de l’Ebre

Gemeinden

Katalonien ist aufgeteilt in 946 Gemeinden.

Klima

In Katalonien wirkt das Mittelmeerklima: Heiße, trockene Sommer wechseln sich mit milden, regenreichen Wintern ab.

Geschichte

Griechische Amphore, in Empúries gefunden
Die Corts Catalanes (aus einer Inkunabel aus dem 15. Jahrhundert)

Die Geschichte Kataloniens reicht bis in das Jahr 1000 v. Chr. zurück, als die Iberer die Pyrenäenhalbinsel besiedelten.

Vor der Besiedelung durch Cro-Magnon-Menschen (Homo sapiens) war die Region bereits von Neandertalern bewohnt, wie Funde in der Höhle Cova Gran de Santa Linya belegen.

In historischer Zeit war Katalonien ursprünglich von Iberern besiedelt, später lag das Küstengebiet im Einflussbereich Karthagos. Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. gewann Rom die Vorherrschaft; die Römer erhoben 19 n. Chr. die Gegend zur römischen Provinz Hispania Tarraconensis. Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. fasste das Christentum Fuß im Bereich des heutigen Katalonien.

Im Zuge des Auflösungsprozesses des Imperium Romanum kamen 418 die Westgoten erstmals mit Polizeiaufgaben betraut nach Spanien, aber erst nach der Schlacht von Vouillé 507 setzten sie sich auf der Iberischen Halbinsel fest. Das Erbe dieses Westgotenreiches behauptete sich am Südhang der Pyrenäen am zähesten. Bis in das 11. Jahrhundert blieb der gotische Rechtskodex Liber Iudicum von 654 in Gebrauch – auch die Einbeziehung der südlichen Pyrenäenregion in das fränkische Markensystem (Spanische Mark) änderte nichts daran.

Die Bewahrung lokaler Eigenständigkeit war jedoch nicht gleichbedeutend mit kultureller Isolation. Der Pyrenäenraum war von jeher ein bevorzugtes Durchzugsgebiet für Kultur und Handel zwischen dem Vorderen Orient und den britischen Inseln.

Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Frankenreich und den Arabern entstanden Ende des 8., Anfang des 9. Jahrhunderts im nördlichen Teil des heutigen Kataloniens und in Nordkatalonien mehrere Grafschaften, die zunächst dem westfränkischen bzw. französischen König unterstanden, im Laufe der folgenden Jahrhunderte aber zunehmend selbständiger wurden.

Der Graf Wilfried der Haarige (katalanisch Guifré el Pilós; † 11. August 897) vereinigte die Grafschaften Urgell, Cerdanya, Barcelona und Girona unter seiner Herrschaft und begründete die Dynastie der Grafen von Barcelona. Ende des 10. Jahrhunderts lösten sich die katalanischen Grafschaften aus der Lehnsherrschaft des westfränkischen Königs. Neben diesen politischen Anführern kommt auch dem geistlichen Führer Abt Oliva, der unter anderem dem damaligen kulturellen Zentrum Kataloniens, der Abtei von Ripoll, vorstand, eine große Bedeutung zu.

Durch den Ehevertrag zwischen Raimund Berengar IV., Graf von Barcelona, und der erst einjährigen Petronila/Peronella, Erbin der Krone Aragoniens, entstand 1137 aus Aragonien und den im 12. Jahrhundert mit Katalonien weitgehend identischen Ländern der Grafen von Barcelona eine Staatsgemeinschaft, die als Krone Aragonien bekannt ist. Durch weitere dynastische Verbindungen sowie Eroberungen wurde sie im Hoch- und Spätmittelalter zur führenden Macht des westlichen Mittelmeerraumes. Ihr wirtschaftliches und kulturelles Zentrum war der katalanische Teil der Staatsgemeinschaft, das Prinzipat Katalonien, dessen Handelsflotte den westlichen Mittelmeerraum beherrschte.

15. bis 18. Jahrhundert

Revolte von Katalonien (Guerra dels Segadors)
Partition von Katalonien (1659).

1469 heiratete Ferdinand, Erbe der Krone Aragoniens, seine Cousine Isabella, Erbin von Kastilien. Sie gingen als die Katholischen Könige (Los Reyes Católicos) in die Geschichte ein. Dies war jedoch zunächst bloß eine Personalunion, so dass die innere politische Eigenständigkeit Kataloniens erhalten blieb.

Im Französisch-Spanischen Krieg von 1635–1659 kam es zu separatistischen Bewegungen in Spanien. Im Jahr 1640 konnte Portugal erfolgreich seine Unabhängigkeit wiedergewinnen (nach dem Tod des letzten portugiesischen Königs im Jahr 1580 war es Spanien eingegliedert worden). Katalonien bzw. Aragon versuchten ebenfalls, die frühere Unabhängigkeit wiederzuerlangen, waren darin aber nicht erfolgreich. Im Pyrenäenfrieden musste Spanien die katalanischen Gebiete nördlich der Pyrenäen (die historische Grafschaft Rosselló oder Roussillon, Nordkatalonien) an Frankreich abtreten, das restliche Katalonien blieb bei Spanien.

Im Spanischen Erbfolgekrieg (1700–1713), in dem es um die Thronfolge nach dem Tod des kinderlos gebliebenen Karl II. ging, unterstützten die meisten Katalanen den Habsburger Thronprätendenten Erzherzog Karl gegen den Bourbonen Philipp von Anjou. Der im Frieden von Utrecht als Sieger hervorgegangene Philipp V. bestrafte Katalonien dafür hart: 1714 ergab sich Barcelona den Truppen Philipps, in den Folgejahren wurden die katalanischen Institutionen aufgelöst, wodurch die katalanische Selbstverwaltung endete. Zum Gedenken dieses Ereignisses wird heute der 11. September, der Tag der Kapitulation 1714, als katalanischer „Nationalfeiertag“ – Diada Nacional de Catalunya –, begangen.

Zeit Napoleons

Départementseinteilung des französischen Kaiserreichs zur Zeit seiner größten Ausdehnung 1812, als auch Katalonien ein Teil davon war

In den Jahren 1812 bis 1814 war Katalonien Teil des französischen Kaiserreichs und zuerst in vier, später in zwei französische Départemente eingeteilt.

20. und 21. Jahrhundert

Emblem der Generalitat de Catalunya
Jordi Pujol, Präsident von Katalonien (1980–2003)

In der Zweiten Republik wurde Katalonien zunächst 1931 eine provisorische Autonomie mit Wiedererrichtung der Generalitat gewährt; diese wurde im Autonomiestatut von 1932 festgeschrieben. Von 1934 bis 1936 war die Autonomie jedoch suspendiert und wurde mit dem Sieg Francisco Francos im Spanischen Bürgerkrieg 1939 aufgehoben. Während des Bürgerkrieges 1936–1939 war Katalonien (vor allem Barcelona) Schauplatz der einzigen (zumindest zeitweise) geglückten anarchistischen Revolution in der Europäischen Geschichte.

Die Generalitat bestand während der Franco-Diktatur im Exil fort. Im Zuge der nach Francos Tod einsetzenden Transition wurde Katalonien 1977 erneut zunächst eine provisorische Autonomie gewährt und der zurückgekehrte Josep Tarradellas als Präsident der Generalitat anerkannt. Auf der Grundlage der demokratischen spanischen Verfassung von 1978 erhielt Katalonien 1979 ein neues Autonomiestatut. In dessen Rahmen wurden die Kompetenzen und auch die Finanzierung der Region immer weiter ausgebaut, meist auf Druck der national-katalanischen Gruppierungen. Die Politik in Katalonien wurde seit dem Jahr 1980 von dem christdemokratisch-nationalkatalanisch geprägten Parteienbündnis CiU unter ihrem Vorsitzenden Jordi Pujol geprägt. Von 1980 bis zum Jahr 2006 erzielte CiU bei Wahlen viermal relative und dreimal absolute Mehrheiten und stellte mit Pujol bis 2003 ununterbrochen den Regierungschef Kataloniens (katalanisch: President de la Generalitat). Von 2003 bis zum Jahr 2011 wurde Katalonien von den Sozialisten (PSC) in einer Koalition mit zwei weiteren Linksparteien regiert. Präsident der Generalitat war von 2003 bis 2006 Pasqual Maragall, und von 2006 bis 2010 José Montilla (beide PSC). 2006 erhielt Katalonien ein neues Autonomiestatut mit erweiterten Kompetenzen. Von 2010 bis 2016 war Artur Mas (CDC; ehem. CiU) Präsident der Generalitat. Am 12. Januar 2016 wurde der Bürgermeister von Girona, Carles Puigdemont i Casamajo, zum Ministerpräsidenten der Region Katalonien gewählt.

Politischer Status

Seit 1978 besitzt Katalonien den Status einer Autonomen Gemeinschaft innerhalb des spanischen Staates. Unter diesen ragt Katalonien gemeinsam mit den übrigen „historischen“ Autonomen Gemeinschaften, dem Baskenland, Galicien und Navarra durch ein besonders hohes Maß an eigenen Befugnissen in Gesetzgebung und Verwaltung hervor. Unter anderem verfügt Katalonien über eine eigene Polizeieinheit, die Mossos d’Esquadra, die nach und nach die Aufgaben der spanischen Polizei auf katalanischem Gebiet übernehmen. Auch in zahlreichen anderen Politikfeldern, so etwa der Bildungs-, der Gesundheits- und der Wirtschaftspolitik, verfügt Katalonien über weitreichende Kompetenzen. Diese sind im Autonomiestatut niedergelegt, das einerseits die Befugnisse der Autonomen Gemeinschaft gegenüber denen des spanischen Staates abgrenzt, andererseits das Zusammenspiel der katalanischen Institutionen regelt und somit als funktionales Äquivalent einer Verfassung fungiert. Es bedarf der Zustimmung des katalanischen Parlaments, des spanischen Parlaments (in Form eines Organgesetzes) und der katalanischen Bevölkerung durch ein Referendum. Das erste Autonomiestatut von 1978 wurde 2006 durch eine Neufassung mit erweiterten Kompetenzen abgelöst. Weiterhin strebt eine Mehrheit der katalanischen Parteien nach einer Ausweitung der autonomen Befugnisse (siehe auch Abschnitt Politik).

Nationales Selbstverständnis

Aufgrund der historischen, sprachlichen und kulturellen Unterschiede zum übrigen Spanien sieht sich Katalonien als eine eigene Nation. Der Begriff Nation wird dabei im Sinne einer Kulturnation verstanden und nicht über eine ethnische Zugehörigkeit definiert.

Die Frage nach der Selbstbezeichnung als „Nation“ stand 2005 und 2006 im Mittelpunkt der Verhandlungen um das neue Autonomiestatut. Das katalanische Parlament hatte mit großer Mehrheit (88,9 %) gegen die Stimmen des Partido Popular (11,1 %) eine Resolution beschlossen, die Katalonien als „Nation“ bezeichnet. Als dies jedoch im gesamtspanischen Parlament auf Widerspruch stieß, einigte man sich schließlich auf eine Kompromissformel in der Präambel.[3] Demnach wird einerseits festgehalten, dass „das Parlament Kataloniens das Gefühl und den Willen der Bürger Kataloniens aufgenommen hat, indem es mit großer Mehrheit Katalonien als Nation definiert hat“, andererseits darauf verwiesen, dass „die spanische Verfassung […] die nationale Wirklichkeit Kataloniens als Nationalität anerkennt“. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass die spanische Verfassung von 1978 innerhalb der „unauflöslichen“ spanischen Nation nur „Nationalitäten“, nicht aber eigenständige Nationen kennt.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 befürworten 35 % der Bevölkerung Kataloniens eine staatliche Unabhängigkeit Kataloniens, 45 % sind dagegen, 20 % unentschieden (s. auch unten Ergebnisse der Umfrage 2012). Tendenziell zeigt sich eine signifikant erhöhte Zustimmung zur Unabhängigkeit bei Bürgern, auf die eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften zutrifft: hoher Grad an Kenntnissen bzw. Gebrauch des Katalanischen, höherer Bildungsgrad, Geburt in Katalonien, hoher Nutzungsgrad bei Informationsmedien und Wohnsitz außerhalb der Ballungsräume.[4]

In einer Studie des staatlichen katalanischen Meinungsforschungsinstituts Centre d’Estudis d’Opinió (CEO) vom Februar 2009 sprachen sich auf die Frage nach dem gewünschten Verhältnis zwischen Katalonien und Spanien nur 16,1 % für eine vollständige Unabhängigkeit aus, während 35,2 % einen Bundesstaat innerhalb eines föderalen Spaniens und 38,6 % das derzeitige Modell als Autonome Gemeinschaft befürworteten. 63,7 % wünschen sich nach dieser Studie grundsätzlich mehr Autonomie für Katalonien. Die Umfragen sind nur bedingt vergleichbar, da bei letzterer eine weitere Option eingeführt wurde (Bundesstaat).[5]

In einer symbolischen Volksabstimmung in 166 Gemeinden am 13. Dezember 2009 sprachen sich rund 95 % der Teilnehmer dafür aus, dass Katalonien ein eigener Staat innerhalb der EU werden soll. Die Abstimmungsbeteiligung betrug allerdings nur 27 %.[6][7] Seither haben zahlreiche weitere Gemeinden (u. a. Barcelona) analoge Abstimmungen durchgeführt, wobei die Wahlbeteiligung im Durchschnitt bei knapp 20 % lag. Mehr als 90 % der Abstimmenden sprachen sich dabei für die Unabhängigkeit Kataloniens aus. Die Aussagekraft dieser Abstimmungen ist vor allem wegen der niedrigen Wahlbeteiligung umstritten.[8]

Am 28. Juli 2010 war Katalonien nach den Kanaren die zweite Autonome Gemeinschaft Spaniens, die den Stierkampf abschaffte. Das Verbot trat 2012 in Kraft.[9]

Aufgrund der Finanzkrise in Spanien (siehe Eurokrise), die unter anderem auch Katalonien wegen der hohen Verschuldung besonders trifft, gewinnt die Debatte um die Finanzhoheit an Intensität: Viele Katalanen sehen die Regierung in Madrid bzw. die innerstaatlichen Transferleistungen als Grund für die hohe Verschuldung der wirtschaftsstarken Region. Dieser Nettotransfer beträgt jährlich bis zu 16 Milliarden Euro, das sind acht Prozent des katalanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dieser Anteil ist etwa zehnmal so hoch wie der, den die Hauptzahler im deutschen Länderfinanzausgleich abführen.[10] Aus Protest sagte der katalanische Finanzminister ein Treffen mit dem spanischen Finanzminister ab und forderte stattdessen abermals eine eigene Finanzverwaltung, wie es das Baskenland oder Navarra schon hat, die aber Katalonien mit dem Argument der Verfassungswidrigkeit verwehrt wurde. Eine Umfrage vom 31. Juli 2012 einer katalanischen Zeitung ergab, dass mehr als 50 % der Katalanen für die Unabhängigkeit sind.

Am 3. September 2012 beschlossen die Stadträte der Kleinstadt Sant Pere de Torelló sich den Status eines „Freien Katalanischen Territoriums“ zu geben.[11][12][13] Seither schlossen sich viele weitere Gemeinden dem an.

Am 11. September 2012, dem „Nationalfeiertag“ (Diada) Kataloniens, fand unter dem Motto „Catalunya nou Estat d’Europa“ (Katalonien, ein neuer Staat in Europa) eine Demonstration der Unabhängigkeitsbewegung statt. Der Zustrom übertraf die Erwartungen erheblich.[14] Die Teilnehmerzahl betrug (je nach Quelle) zwischen 600.000 und 2 Millionen (also zwischen 8 und 25 % der Gesamteinwohnerzahl der Region). Am nächsten Tag äußerte Ministerpräsident Artur Mas im Rahmen einer offiziellen Erklärung, dass jetzt die Zeit gekommen sei, Katalonien mit „staatlichen Strukturen“ zu versehen.

Am 12. Dezember 2013 kündigten Ministerpräsident Artur Mas und Vertreter der Parteien CiU, ERC, ICV-EUiA und CUP an, am 9. November 2014 in Katalonien ein Referendum über die politische Zukunft Kataloniens durchführen zu wollen, in dem die Frage einer Unabhängigkeit von Spanien zur Abstimmung gestellt werden sollte. Da eine solche Volksabstimmung einen Bruch der spanischen Verfassung bedeutet hätte, wurde zuletzt von einer Volksbefragung gesprochen, über dessen politische Auswirkungen Unklarheit herrscht.

Am 9. November 2014 hat sich bei einer inoffiziellen Volksbefragung in Katalonien eine große Mehrheit von 80,1 % für die Unabhängigkeit Kataloniens ausgesprochen. Wie die katalanische Vizeregierungschefin Joana Ortega in der Nacht zum 10. November 2014 bekanntgab, hatten bei der unverbindlichen Befragung etwa 2,25 Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben. Die Zahl der stimmberechtigten Katalanen gab die Regionalregierung mit 5,4 Millionen an. Hierbei wurden jedoch die zur Abstimmung zugelassenen in Katalonien wohnhaften Ausländer nicht berücksichtigt, gemäß den Daten des Instituto Nacional de Estadística läge die Zahl der Wahlberechtigten bei rund 6,2 Millionen,[15][16] womit die Wahlbeteiligung etwa ein Drittel betragen würde. 80,1 % der Teilnehmer stimmten dafür, dass Katalonien einen eigenen Staat bilden und sich von Spanien abspalten sollte. 10,1 % sprachen sich für die Bildung eines katalanischen Staates aus, der aber weiterhin zu Spanien gehören sollte. 4,6 % votierten gegen die Unabhängigkeit. Das spanische Verfassungsgericht hatte die Volksbefragung aufgrund einer Verfassungsklage der Zentralregierung untersagt. Madrid hatte aber angekündigt, die Befragung unter der Bedingung zu tolerieren, dass die Regionalregierung sich nicht an der Organisation beteilige. Die Befragung war nicht bindend, galt aber als Gradmesser für die Stärke der Unabhängigkeitsbewegung. Nach dem Votum hat Regionalpräsident Artur Mas die internationale Gemeinschaft um Hilfe bei der Organisation eines legalen Referendums gebeten: Katalonien bitte die Welt um Hilfe dabei, „die spanischen Behörden davon zu überzeugen, dass Katalonien ein Referendum über seine Zukunft verdient“, sagte Mas weiter.[17]

Im Januar 2015 einigten sich ERC-Chef Oriol Junqueras und Ministerpräsident Mas unter Beteiligung der Vorsitzenden zweier zivilgesellschaftlicher Organisationen, Òmnium Cultural und ANC, darauf, vorgezogene Neuwahlen zum Regionalparlament durchzuführen und diese gleichzeitig als indirektes Plebiszit zur Frage der Unabhängigkeit zu betrachten. Hierzu sollen sich die Parteien zu dieser Frage in ihrem jeweiligen Wahlprogramm entsprechend positionieren. Als Wahltermin war der 27. September 2015 vorgesehen.[18]

Nach Informationen des spanischen Rechnungshofes (Tribunal de Cuentas), wurden in den Jahren 2011 bis 2014 unter der Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Artur Mas im Ausland 25 Katalanische „Botschaften“ unterhalten. Diese kosteten den Steuerzahler 18,5 Millionen Euro. Eine der höchsten Ausgaben spanischer Autonomer Regionen waren auch diejenigen für Promotion, die z. B. für die in Perpignan angesiedelte Casa de la Generalitat de Catalunya a Perpinyà für den gleichen Zeitraum mit 25 Millionen Euro beziffert wurden.[19]

Sprachen

Während der Franco-Diktatur wurde der öffentliche Gebrauch der katalanischen Sprache ab 1939 zunächst unterdrückt, viele Ortsnamen wurden ins Spanische übersetzt, Schulunterricht fand bis 1967 ausschließlich auf Spanisch statt. Seit 1978 jedoch genießt die Region Katalonien einen verfassungsmäßig abgesicherten Autonomiestatus. Seitdem gewinnt die traditionell angestammte katalanische Sprache zunehmend an Bedeutung. Die verschiedenen kulturellen und sprachlichen Autonomiebestimmungen wurden im Autonomiestatut von Katalonien präzisiert und festgeschrieben. Somit stehen sich Spanisch („Kastilisch“) und Katalanisch heute offiziell gleichberechtigt gegenüber. Die Regionalregierung unterstützt die katalanische Sprache nach Kräften, auch Medien aller Art werden finanziell gefördert.

Nach der offiziellen Statistik bezeichneten im Jahr 2008 31,68 % der Bevölkerung Kataloniens das Katalanische als Muttersprache (Llengua inicial), und 54,99 % gaben Kastilisch (Spanisch) als Muttersprache an. Weitere 3,84 % nannten beide Sprachen als Muttersprachen. Im Val d’Aran (Arantal) sprechen ca. 7.000 Menschen Aranesisch, einen okzitanischen Dialekt. Obwohl Okzitanisch in Südfrankreich weit verbreitet ist, genießt es nur in Katalonien offiziellen Status.

Bei der statistischen Erhebung wurde auch nach der Umgangssprache (Llengua habitual) und der Llengua d’identificació (Sprache, mit der man sich identifiziert) gefragt. Hier schnitt das Katalanische mit 35,64 % und 37,25 % merklich besser ab.[20] Der Vorsprung des Kastilischen ist auf die Sprachsituation im besonders bevölkerungsreichen Großraum Barcelona (Àmbit Metropolità de Barcelona) zurückzuführen. Das Katalanische überwiegt – mit Ausnahme von Camp de Tarragona – in allen anderen Regionen (Terres de l’Ebre, Àmbit de Ponent, Comarques Centrals und Alt Pirineu i Aran).

Laut den amtlichen Erhebungen ist Katalanisch in den letzten Jahren – bei rasch steigender Population (u. a. aufgrund der Zuwanderung auch aus lateinamerikanischen Ländern) – als Umgangssprache stark rückläufig (von 46,0 % 2003 auf 35,64 % 2008). Der Anteil der Nennung beider Sprachen als Umgangssprache ist hingegen im Steigen begriffen (von 4,72 % auf 11,95 %).[21]

Heute spricht der überwiegende Teil der Bevölkerung im Alltag auch Katalanisch. Laut einer auf Schulhöfen durchgeführten Studie neigen Sprecher mit katalanischer Muttersprache zumeist dazu, sich der jeweiligen Muttersprache des Gesprächspartners zu bedienen. Castellano-Sprecher hingegen bleiben auch gegenüber Katalanischsprachigen tendenziell bei ihrer eigenen Sprache.[22] Dies führt zu einer im Verhältnis zur demographischen Verteilung stark überproportionalen Präsenz des Kastilischen.

Der Schriftverkehr mit öffentlichen Behörden und der Schulunterricht erfolgen fast ausschließlich auf Katalanisch, die Universitäten lehren überwiegend in der katalanischen Landessprache, und Unternehmen müssen ihre Publikationen (zumindest auch) in katalanischer Sprache herausgeben. Spanischsprachige Zuwanderer aus anderen Landesteilen empfinden diese Politik mitunter als schikanös, da ihnen, etwa für öffentliche Stellen, Katalanischkenntnisse abverlangt werden. Diese können sie in Sprachkursen, die vielerorts kostenlos angeboten werden, erwerben.

Im Bereich des Fernsehens und in der Presse hat das Spanische eine beherrschende Stellung.

In konservativen spanischen Medien wird häufig der Vorwurf erhoben, die katalanische Regierung verhalte sich in ihrer Sprachpolitik genauso wie Francisco Franco, nur eben mit umgekehrtem Vorzeichen:[23] „Ein besonderer Dorn im Auge ist der spanischen Rechten die sprachliche Immersion an den Grundschulen Kataloniens. Die Methode der Immersion, die auch in anderen multilingualen Kontexten (z. B. in Kanada oder Finnland) angewandt wird, zielt darauf, Kindern den zügigen Erwerb einer Zweitsprache durch zügigen Kontakt mit einer schulischen Umgebung zu erleichtern, in der die Zweitsprache eine prominente Rolle spielt. Auf Katalonien bezogen bedeutet dies im Klartext, dass Kinder, die nicht katalanische Muttersprachler sind (überwiegend also spanischsprachige Kinder), möglichst frühzeitig ein hohes Niveau an Sprachkompetenz im Katalanischen erwerben sollen. Es ist aber keineswegs intendiert, dass die Kinder … das Kastilische „verlernen“ und von einem solchen „Verlernen“ kann in der Realität auch nicht die Rede sein: Kastilisch-Unterricht ist an allen Schulen Kataloniens Pflicht.“[24] Der große katalanische Schriftsteller Manuel Vázquez Montalbán, der all seine Werke in kastilischer Sprache verfasst, hat – unverkennbar polemisch – „mit beißendem Spott die hysterische Panikmache analysiert, die die Wahnvorstellung aufkommen lassen soll, mit der Immersionsmethode würden spanischsprachige Opfer in Massen von der katalanischen Sprachüberflutung ertränkt.“[24]

Solchen Vorwürfen steht auch die Sprachenklausel aus dem katalanischen Autonomiestatut von 2006 entgegen. Im Artikel 6 heißt es in der offiziellen deutschen Übersetzung der Generalitat:

„Das Katalanische ist die offizielle Sprache Kataloniens, ebenso wie das Spanische, das die offizielle Sprache des spanischen Staates ist. Jeder Einzelne hat das Recht, die beiden offiziellen Sprachen zu benutzen, und die Bürger Kataloniens haben das Recht und die Pflicht, sie zu beherrschen.“

Und auf das Aranesische bezogen, heißt es in diesem Statut:

„Die okzitanische Sprache, im Aran als Aranesisch bezeichnet, ist die diesem Gebiet eigene Sprache und ist gemäß den Bestimmungen des Autonomiestatuts und den Gesetzen zur Normalisierung der Sprache eine offizielle Sprache Kataloniens.“

Katalonien versteht sich also als zwei- bzw. dreisprachige (bezieht man die spezielle Situation im Val d’Aran mit ein) Kulturnation. Rund 80 % der Katalanen, auch eine deutliche Mehrheit der Castellano-Sprecher und selbst der PP-Wähler, gab bei einer Studie im Herbst 2012 an, die katalanische Sprachenpolitik der Immersió zu befürworten. Nur 14,5 % aller Katalanen lehnen diese ab.[25]

Dennoch ist Spaniens Oberster Gerichtshof, das Tribunal Supremo, häufig mit Fragen der katalanischen Sprachpolitik beschäftigt und hat die katalanischen Autoritäten bei ihrer Umsetzung bereits zu Nachbesserungen im Sinne eines besseren Angebots auch der kastilischen Sprache gezwungen. Im Juni 2013 etwa wurden mehrere Artikel eines Dekrets von 2008 für nichtig erklärt, wonach die einzige Verkehrssprache an vorschulischen Bildungseinrichtungen in Katalonien Katalanisch sein sollte.[26]

Politik

Entwicklung des prozentualen Stimmenanteils der Parteien bei den Wahlen zum katalanischen Parlament und die in Katalonien während der jeweiligen Legislaturperiode regierenden Parteienkoalitionen

Das Parlament Kataloniens (Parlament de Catalunya) besteht aus 135 Abgeordneten, die alle vier Jahre in direkten allgemeinen Wahlen gewählt werden. Es wählt seinerseits den Präsidenten der Generalitat de Catalunya (President de la Generalitat de Catalunya), der das Oberhaupt der regionalen Selbstverwaltung ist. Der Präsident der Generalitat kann (Autonomiestatut, Art. 67 Nr. 8) einen Conseller Primer (so viel wie Premierminister) ernennen und ernennt die übrigen consellers (so viel wie Ressortminister), die zusammen den Consell Executiu oder Govern de la Generalitat de Catalunya (Regionalregierung) bilden. Alle Institutionen der regionalen Selbstverwaltung zusammen (Parlament, Präsident und Regierung) bilden die Generalitat de Catalunya. Katalonien erhält gegenwärtig ebenso wie die übrigen Autonomen Gemeinschaften Spaniens mit Ausnahme des Baskenlandes und Navarras 33 Prozent der in dieser Region erhobenen Einkommenssteuern.

Im regionalen Parteiensystem Kataloniens ist, bedingt durch die historischen Auseinandersetzungen mit der spanischen Zentralgewalt und das Bewusstsein kultureller Eigenständigkeit, der Zentrum-Peripherie-Cleavage stark ausgeprägt; demnach stehen sich Vertreter einer stärkeren Autonomie bzw. Unabhängigkeit der Region (in der Regel als „katalanische Nationalisten“ bezeichnet) und Anhänger eines starken spanischen Zentralstaates gegenüber. Diese Konfliktlinie deckt sich nicht mit den anderen des politischen Spektrums, sondern liegt quer zu ihnen. Die Parteien sind wie folgt zu kennzeichnen:

  • Convergència i Unió (Konvergenz und Union – CiU): ein im Juni 2015 aufgelöstes Bündnis aus einer liberalen (Convergència Democràtica de Catalunya – CDC) und einer christdemokratischen (Unió Democràtica de Catalunya – UDC) Partei, geeint durch einen gemeinsamen gemäßigten katalanischen Nationalismus. Das Bündnis befürwortete eine wesentlich stärkere Autonomie. Zur Frage der Unabhängigkeit Kataloniens gab es keine einheitliche programmatische Parteilinie, die letztendlich zur Auflösung des Bündnisses geführt hat. CiU trat nur in Katalonien zu Wahlen an und ist seit der Wiedereinführung der Demokratie durchgehend die stärkste politische Kraft im Regionalparlament gewesen; im gesamtspanischen Parlament ist CiU nach Sitzen die drittstärkste Kraft (Stand: 2012).
  • Esquerra Republicana de Catalunya (Republikanische Linke Kataloniens – ERC): Links, strebt eine staatliche Unabhängigkeit Kataloniens an, lehnt die spanische Monarchie ab. Tritt in Katalonien und darüber hinaus in den anderen „Katalanischen Ländern“ (den Autonomen Gemeinschaften Valencia und Balearen, dort zumeist in Listenverbindungen mit anderen Parteien des linken und grünen Spektrums) zu Wahlen an. Allerdings bleibt sie in diesen weit hinter ihrer Bedeutung in Katalonien zurück.
  • Partit dels Socialistes de Catalunya (Partei der Sozialisten Kataloniens – PSC): Als eigene Partei verfasster Landesverband der spanischen Sozialisten (PSOE), sozialdemokratische Programmatik. Befürwortet ebenfalls, wenn auch in geringerem Maß als die CiU, eine Stärkung der regionalen Autonomie, wird jedoch schon aufgrund ihrer Verbindung mit einer gesamtspanischen Partei nicht als katalanisch-nationalistisch bezeichnet.
  • Partido Popular (Volkspartei – PP): rechtskonservativ, lehnt den katalanischen Nationalismus ausdrücklich ab. Tritt in ganz Spanien zu Wahlen an.
  • Iniciativa per Catalunya Verds (Initiative für Katalonien Grüne – ICV): Zusammenschluss der aus der früheren kommunistischen Partei hervorgegangenen Iniciativa per Catalunya und den regionalen Grünen, verortet sich links von den Sozialisten. Tritt nur in Katalonien zu Wahlen an, zuletzt jedoch in Listenverbindung mit der gesamtspanischen Izquierda Unida (Vereinigte Linke).
  • Ciutadans – Partit de la Ciutadania (Bürger – Partei der Bürgerschaft – C’s): Liberal mit zentralistischer Tendenz, lehnt den katalanischen Nationalismus explizit ab. Die Parteineugründung trat erstmals bei den Regionalwahlen 2006 an und ist seit den Parlamentswahlen in Katalonien 2015 zur zweitstärksten politischen Kraft aufgestiegen.
  • Candidatura d’Unitat Popular (Kandidatur der bürgerschaftlichen Einheit – CUP):

Die CUP bezeichnet sich in ihrem Wahlprogramm selbst als „Basisdemokratische politische Organisation nationaler Prägung, die auf dem gesamten Territorium der Katalanischen Länder aktiv ist und für einen von Spanien unabhängigen, sozialistischen, ökologisch nachhaltigen, territorial ausgeglichenen und von jeder Art paternalistischer Dominanz freien Staat arbeitet“. Sie befürwortet eine einseitige Erklärung der Unabhängigkeit von Spanien. Die Partei ist seit den Parlamentswahlen 2012 im Parlament vertreten und konnte mit der richtungsweisenden Wahl 2015 ihre Sitzanzahl mehr als verdreifachen.

  • Solidaritat Catalana per la Indepèndencia (Katalanische Solidarität für die Unabhängigkeit – SI): Zusammenschluss mehrerer politischer Gruppierungen, die für die Unabhängigkeit Kataloniens und die Bildung eines eigenen Staats im Rahmen der Europäischen Union eintraten. Sie wurde vor den Wahlen 2010 gegründet, bei denen sie mit Joan Laporta, dem früheren Präsidenten des FC Barcelona, als Spitzenkandidat antrat. Mittlerweile ist das Parteienbündnis wieder aus dem Parlament ausgeschieden. Das politische Ziel, eine Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien, wird jedoch mittlerweile von einer Mehrzahl der im Parlament vertretenen Parteien unterstützt.

Durch diese heterogene Konstellation ergeben sich vielfältige Bündnismöglichkeiten, die zugleich jeweils spezifisches Konfliktpotenzial aufweisen. So hält sich die ERC neben der Möglichkeit einer gemeinsamen linken Koalition mit PSC und ICV auch die Option eines Bündnisses mit der CDC und anderen die Unabhängigkeit anstrebenden Bewegungen (v. a. die CUP) offen. Im ersteren Fall begünstigt die gemeinsame linke Programmatik die Zusammenarbeit, diese wird jedoch erschwert durch unterschiedliche Ansichten zur Autonomie bzw. Unabhängigkeit der Region und die gesamtspanische Einbindung der PSC; im zweiten Fall wären Gemeinsamkeiten und Gegensätze umgekehrt, wobei die Gemeinsamkeiten mit der CUP aufgrund des linken Profils beider Parteien im Gegensatz zur liberalen Haltung der CDC stehen.

Mit den 1980 stattfindenden ersten Regionalwahlen nach der Franco-Diktatur begann die langjährige Regierungszeit der CiU unter dem Präsidenten der Generalitat Jordi Pujol. Sie endete erst im Jahr 2003, als Pujol nicht mehr zur Wahl am 16. November antrat und sich danach eine Koalition aus PSC, ERC und ICV unter Pasqual Maragall (PSC) bildete. Dieser gelang zwar eine grundlegende Überarbeitung des Autonomiestatuts und damit eine Stärkung der regionalen Kompetenzen. Da jedoch in den Verhandlungen mit dem spanischen Parlament erhebliche Kompromisse gemacht wurden, lehnte die ERC die Reform als nicht weitreichend genug ab, was zum Ende der Koalition und vorzeitigen Neuwahlen am 1. November 2006 führte; dabei trat Maragall nicht mehr an. Der sozialistische Spitzenkandidat José Montilla bildete nach der Wahl erneut eine Koalition mit ERC und ICV und wurde Präsident der Generalitat.

Die Wahlen vom 28. November 2010 führten zu einem Regierungswechsel. Die Parteien der seit 2003 regierenden Linkskoalition verloren insgesamt 22 Sitze. Wahlsieger war die CiU mit ihrem Spitzenkandidaten Artur Mas, die nur sechs Mandate von der absoluten Mehrheit entfernt blieb. Mas wurde am 23. Dezember 2010 im zweiten Wahlgang mit den Stimmen seiner Partei, bei Enthaltung der PSC und den Nein-Stimmen der restlichen Fraktionen zum Präsidenten der Generalitat gewählt. Er stand in dieser Legislaturperiode einer Minderheitsregierung der CiU vor.

Nach der Massendemonstration für die Unabhängigkeit am 11. September 2012 (siehe oben: Nationales Selbstverständnis) und dem Scheitern der Gespräche mit der Zentralregierung in Madrid über eine Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen dem Staat und Katalonien löste Ministerpräsident Mas das Regionalparlament auf und beraumte Neuwahlen für den 25. November 2012 an. In seiner letzten Sitzung vor der Wahl verabschiedete das katalanische Parlament am 27. September 2012 eine Resolution, in der die Regionalregierung aufgefordert wird, in der nächsten Legislaturperiode eine Volksbefragung über die „kollektive Zukunft des katalanischen Volkes“ durchzuführen.

Bei den Wahlen am 25. November 2012 wurde die CiU erneut stärkste Kraft, verfehlte das selbst gesetzte Ziel einer „deutlichen Mehrheit“ jedoch klar und verlor im Vergleich zu 2010 sogar zwölf Sitze. Erhebliche Verluste erlitt auch die PSC (acht Sitze weniger), während die ERC die Zahl ihrer Mandate mehr als verdoppeln konnte (auf 21 Sitze) und nunmehr die zweitstärkste Partei darstellt. Die bisherige Kleinpartei Ciutadans konnte ihren Mandatsstand sogar verdreifachen (auf 9 Sitze). Neu im Parlament vertreten ist die linksradikale separatistische Partei CUP. Die Mandatszahl der katalanistischen Parteien sank somit insgesamt um 2 Mandate, wobei jedoch die linken katalanistischen Parteien deutlich hinzugewannen.

Partei Stimmanteil 2012 Sitze 2012 Stimmanteil 2010 Sitze 2010 Stimmanteil 2006 Sitze 2006 Stimmanteil 2003 Sitze 2003 Stimmanteil 1999 Sitze 1999
Convergència i Unió (CiU) 30,68 % 50 38,4 % 62 31,5 % 48 30,9 % 46 37,7 % 56
Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) 13,86 % 21 7,0 % 10 14,0 % 21 16,5 % 23 8,7 % 12
Partit dels Socialistes de Catalunya (PSC-PSOE) 14,43 % 20 18,4 % 28 26,8 % 37 31,2 % 42 37,9 % 52
Partido Popular (PP) 12,99 % 19 12,4 % 18 10,6 % 14 11,9 % 15 9,5 % 12
Iniciativa per Catalunya Verds – Esquerra Unida i Alternativa (ICV-EA) 9,89 % 13 7,4 % 10 9,6 % 12 7,3 % 9 3,9 % 3
Ciutadans – Partit de la Ciutadania (C’s) 7,85 % 9 3,4 % 3 3,0 % 3
Candidatura d’Unitat Popular (CUP) 3,48 % 3
Solidaritat Catalana per la Indepèndencia (SI) 1,28 % 0 3,3 % 4
Sonstige 0 9,7 % 0 4,5 % 0 2,2 % 0 2,3 % 0
Gesamt 100 % 135 100 % 135 100 % 135 100 % 135 100 % 135

Im Rahmen des Europa der Regionen pflegen das deutsche Bundesland Baden-Württemberg und Katalonien eine enge Partnerschaft („Vier Motoren für Europa“).

Wirtschaft

Katalonien ist mit einem BIP von 193.479 Mio. Euro im Jahr 2009[27] die wirtschaftsstärkste Autonome Gemeinschaft Spaniens. Katalonien zählte (wie auch das Baskenland) zu den am frühesten und intensivsten industrialisierten Regionen Spaniens. Daher kam es bis weit in das 20. Jhdt. hinein zu einer Einwanderung vieler Spanier aus ärmeren Regionen, wie z. B. aus Andalusien oder Extremadura. Bei der Höhe des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner lag Katalonien im Jahr 2009 nach Madrid, Navarra und dem Baskenland auf dem vierten Platz, im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 120 (EU-27=100).[27] Während die Arbeitslosenrate im Jahre 2005 noch bei 7 %[28] lag, so hat sie im Zuge der Wirtschaftskrise stark zugenommen und liegt Ende Januar 2011 bei 17,3 %.[29] Im gesamten Spanien beträgt die Arbeitslosigkeit 20,33 %.[30]

Katalonien ist eine hochindustrialisierte Region. Bedeutende Zweige sind u. a. Chemie, Pharmazeutika, Automobilbau und Textilien. Die Produktion der Marke Seat erfolgt hauptsächlich in Katalonien.

Im Agrarsektor ist besonders der Weinanbau hervorzuheben. Katalonien ist nach Frankreich der bedeutendste Produzent und Exporteur von Schaumwein. Bekannte Marken des Cava genannten Getränks sind Freixenet und Codorníu.

Trotz der wirtschaftlichen Stärke ist die Region Katalonien überschuldet. 2012 wurde ihr Rating auf „Ramschniveau“ (FAZ) heruntergesetzt.[31] Auch die Unabhängigkeitsbestrebungen beeinflussten das Rating.[32] Im vierten Quartal 2015 ist die Verschuldung der Region Katalonien gegenüber dem dritten Quartal erneut um 5 % angestiegen und beträgt jetzt fast 73 Milliarden EUR. Damit ist dies die höchste jemals gemessene Verschuldung einer spanischen Region.[33]

Tourismus

Mit einem Anteil von 12 % am Bruttoinlandsprodukt ist der Tourismus eine der tragenden Säulen der katalanischen Wirtschaft. Als einer der wenigen Sektoren, der auch in Zeiten der Wirtschaftskrise Aussicht auf Wachstum bietet, ist in den letzten Jahren der Entwicklung des katalanischen Tourismus besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden.

Die Badeorte der Costa Brava im Norden und der Costa Daurada im Süden sind beliebte Ferienziele für ganz Europa. Barcelona ist einer der wichtigsten Häfen des Mittelmeeres für Kreuzfahrten. Hinzu kommt ein ausdifferenziertes Reiseangebot im Landesinneren und den Pyrenäen. So gibt es Angebote im Bereich des Sporttourismus, familienfreundliche Urlaubsorte, die mit dem DTF-Siegel gekennzeichnet sind, Angebote im Bereich des ländlichen Tourismus (Turismo rural) sowie önotouristische Angebote.[34]

Kultur

Flagge von Katalonien
Schild des Wappens von Katalonien
Castells

Von Katalonien im Sinne der heutigen spanischen Region unterschieden werden müssen die Katalanischen Länder (katalanisch Països Catalans), die neben der gemeinsamen Sprache, dem Katalanischen, weitere historische und kulturelle Gemeinsamkeiten aufweisen. Zu diesen „Ländern“ (Països) gehören neben der gleichnamigen Region in Spanien die Balearen, Valencia, das zu Frankreich gehörende Roussillon („Nordkatalonien“), ein schmaler Streifen in Aragonien, die sogenannte Franja de Ponent, Andorra und die Stadt Alghero (katalan. l'Alguer) auf Sardinien. Die nördliche Grenze dieses Sprach- und Kulturraumes wird heute durch die Porta dels Països Catalans bei Salses-le-Château im Roussillon markiert.

Die katalanische Flagge (Senyera) ist gelb mit vier roten Streifen. Die katalanische Nationalhymne Els Segadors (Die Schnitter) (Titel) greift im Text einen Aufstand aus Protest gegen die kastilischen Machthaber im 17. Jahrhundert auf.

Nationalfeiertag ist der 11. September, an dem 1714 die Truppen des bourbonischen Thronprätendenten Philipp V. während des Spanischen Erbfolgekrieges Barcelona eingenommen hatten. In der Folge schaffte Philipp V. die traditionellen Institutionen der Länder der ehemaligen aragonesischen Krone ab, die während des Krieges zum größten Teil auf Seiten seiner habsburgischen Gegner standen. Die Katalanen sehen den 11. September als Tag, an dem Katalonien seine Unabhängigkeit verlor. Heute gedenkt man an dem Tag einerseits der getöteten katalanischen Soldaten, feiert andererseits insbesondere, dass es die katalanische Sprache und Kultur trotz der Repressalien bis heute überleben.

George Orwell schrieb ein bekanntes Buch über den spanischen Bürgerkrieg in Katalonien unter dem Titel Mein Katalonien.

Die katalanische Tradition, am 23. April zum Gedenktag des katalanischen Schutzheiligen St. Georg (katalan. Sant Jordi, span. San Jorge) Rosen und Bücher zu verschenken, übernahm die UNESCO bei der Einrichtung eines weltweiten Feiertags zu Ehren der Bücher, dem Welttag des Buches. Traditionell schenken die Männer ihrer Liebsten eine Rose und die revanchiert sich mit einem Buch. Der Brauch, Rosen zu verschenken, gilt als der ältere. Die Wahl des Tages rührt daher, dass der 23. April der Todestag von Miguel de Cervantes und William Shakespeare ist.

Auca heißt die landestypische Form der Bildergeschichte.

Die Sardana ist der bekannteste traditionelle Tanz des katalanischen Volkes.

Castells sind die halsbrecherischen und spektakulären Menschenpyramiden, die Mannschaften (katalan. colles) aus verschiedenen Städten in Katalonien traditionell zu hohen Festlichkeiten zustande bringen. Sie können bis zu zehn „Stockwerke“ hoch sein, die Menschen in den oberen Stockwerken sind jünger (und schlanker) und als Spitze des Turmes fungiert ein kleines Kind.

In Barcelona, Paris, Berlin und New York existieren katalanische Kulturinstitute. Diese werden nach dem mallorquinischen Philosophen und Theologen Ramon Llull, Institut Ramon Llull genannt.

Bekannte Künstler

Malerei, Architektur
Salvador Dalí, Antoni Gaudí, Joan Miró, Antoni Tàpies, Joan Brossa
Musik
Montserrat Caballé, Josep Carreras, Pau Casals, Xavier Cugat, Jordi Savall, Gloria Lasso, Lluís Llach, Maria del Mar Bonet, Joan Manuel Serrat, Tete Montoliu, Victoria de los Ángeles
Film
Isabel Coixet, Bigas Luna, José Luis Guerín
Kochkunst
Carme Ruscalleda, Ferran Adrià

Gastland der Buchmesse 2007

2007 war die katalanische Kultur (sie und die Sprache sind auch außerhalb der Region etabliert) Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Signet auf Plakaten war u. a. der katalanische Esel (in einer Version ein natürlicher, in einer anderen als Parodie auf das spanische Symbol des Osborne-Stiers). Die Teilnahme von Schriftstellern, die aus Katalonien stammen, aber in spanischer Sprache schreiben, war lange umstritten.[35] In Katalonien sitzen besonders viele Verlage, die auch nach Südamerika liefern.

Die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main beherbergt mit 35.000 Bänden die größte katalanische Forschungsbibliothek (auf Katalanisch und über das Land – außerhalb dessen). Anlässlich des Gastlandauftritts entstand ein Abkommen, das Forschungszentrum auszubauen und das Cervantes-Institut zu gründen.

Sport

Da im Rahmen der géographie olympique von Pierre de Coubertin Nationalitäten unterhalb der Staaten mit eigenen Mannschaften auf Antrag an den Start gehen konnten (z. B. Finnland im Rahmen von Russland, Böhmen im Rahmen von Österreich-Ungarn), beantragte ein Olympisches Komitee aus Barcelona eine eigenständige olympische Mannschaft für die Olympischen Sommerspiele 1912–1928.[36] Dieser Antrag wurde abgelehnt, da die Vertreter Spaniens im IOC aus Madrid kamen und eine Stellungnahme abgeben mussten. Juan Antonio Samaranch organisierte 1947 in Barcelona die Rollhockey-Europameisterschaft, trainierte die Mannschaft Kataloniens – und diese gewann.[37] Barcelona bewarb sich 1931 um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 1936, die aber Berlin zugesprochen wurden, da es zur Zeit der entscheidenden Sitzung in Barcelona zu Schießereien auf der Straße kam und Berlin Ruhe und Sicherheit garantieren konnte. Im damals politisch links dominierten Barcelona fand stattdessen 1936 die Volksolympiade statt. Erst die Olympischen Sommerspiele 1992 fanden schließlich in Barcelona unter der Präsidentschaft Samaranchs statt, wobei vor allem im Kulturprogramm und bei jeder Ansage im Stadion auch die katalanische Sprache verwendet wurde.[38] Der FC Barcelona gilt als starker Befürworter der Eigenstaatlichkeit Kataloniens und hat, da er dann nicht mehr in der 1. Spanischen Liga spielen dürfe, vorgeschlagen, dann in der 1. Französischen Liga zu spielen (was nach EU-Recht ohnehin zulässig wäre).[39]

Siehe auch

Portal: Katalonien – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Katalonien

Literatur

  • Hermann von Staff zu Reitzenstein: Der Befreiungs-Krieg der Katalonier in den Jahren 1808 bis 1814, 2 Bände. 1821/1827. GoogleBooks
  • Pilar Arnau i Segarra, Gero Arnscheidt, Tilbert Dídac Stegmann, Manfred Tietz (Hrsg.): Narrative Neuanfänge. Der katalanische Roman der Gegenwart. edition tranvia/Verlag Walter Frey, Berlin 2007, ISBN 978-3-938944-13-4.
  • Walther L. Bernecker, Torsten Eßer, Peter A. Kraus: Eine kleine Geschichte Kataloniens. suhrkamp taschenbuch 3879, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-518-45879-2.
  • Sören Brinkmann: Katalonien und der Spanische Bürgerkrieg, Geschichte und Erinnerung. edition tranvía/Verlag Walter Frey, Berlin 2007, ISBN 978-3-938944-12-7.
  • Carlos Collado Seidel: Kleine Geschichte Kataloniens. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54787-4.
  • Torsten Eßer, Tilbert D. Stegmann (Hrsg.): Kataloniens Rückkehr nach Europa 1976–2006: Geschichte, Politik, Kultur und Wirtschaft. LIT Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0283-7. (Kultur: Forschung und Wissenschaft Bd. 8)

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Cifras oficiales de población de los municipios españoles en aplicación de la Ley de Bases del Régimen Local (Art. 17). Instituto Nacional de Estadística; (Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística, Stand 1. Januar 2022).
  2. Quelle der Daten und Vergleich mit den anderen 16 Autonomen Gemeinschaften Spaniens hier
  3. Deutschsprachiger Text des Autonomiestatuts auf den Seiten des katalanischen Parlaments (PDF; 504 kB)
  4. Analyse von 21 publizierten Umfragen zum Thema „Soziale Unterstützung einer Unabhängigkeit Kataloniens“ (auf Katalanisch)
  5. Analyse von Februar 2009, Frage 28: „Wie soll ihrer Meinung nach das Verhältnis zwischen Spanien und Katalonien aussehen?“ (auf Katalanisch)
  6. Schweizer Fernsehen: Katalanen sprechen sich für Unabhängigkeit aus, abgerufen am 14. Dezember 2009.
  7. El sí gana en las consultas soberanistas con el 94,71 %. In: La Vanguardia, abgerufen am 14. Dezember 2009.
  8. La consulta independentista se salda con una baja participación. In: El País, abgerufen am 14. Dezember 2009.
  9. Katalonien verbietet Stierkämpfe. In: Der Standard, abgerufen am 28. Juli 2010.
  10. Ein neuer Staat in Europa? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgerufen am 4. November 2012.
  11. El municipio de Sant Pere de Torelló se declara „territorio catalán libre“. lavanguardia.com, 3. September 2012, abgerufen am 15. November 2012 (spanisch).
  12. Eva Clota: Sant Pere de Torelló se declara „territorio catalán libre“. El País, 4. September 2012, abgerufen am 15. November 2012 (spanisch).
  13. Sant Pere de Torelló es declara „territori català lliure“ i insta el Parlament a assumir la sobirania nacional. elPeriódico.cat, abgerufen am 13. September 2012 (katalanisch).
  14. Katalonien, ein neuer Staat in Europa. In: Neues Deutschland. 13. September 2012.
  15. Spanien: 80 Prozent stimmen für unabhängiges Katalonien. In: derStandard.at. 10. November 2014, abgerufen am 10. November 2014.
  16. 1,8 millones de personas votan por la independencia catalana en el 9-N. In: El País. 10. November 2014, abgerufen am 10. November 2014 (spanisch).
  17. Symbolisches Referendum: 80,1 Prozent stimmen für Abspaltung Kataloniens. focus.de, 10. November 2014, abgerufen am 10. November 2014.
  18. Ralf Streck: Katalonien stimmt bei plebiszitären Neuwahlen über Unabhängigkeit ab. Telepolis, 16. Januar 2015, abgerufen am 16. Januar 2015.
  19. "Artur Mas gastó 18,5 millones en ‘embajadas’ en plena crisis ." In: El País vom 2. August 2016
  20. Usos lingüístics. Llengua inicial, d'identificació i habitual, Quelle: Institut d'Estadística de Catalunya (Statistisches Amt Kataloniens), abgerufen 25. Oktober 2009.
  21. Població de 15 anys i més segons llengua inicial, d'identificació i habitual Catalunya. 2003. sowie 2008.
  22. El uso del castellano dobla el del catalán en los patios de las escuelas, El País (Katalonien-Ausgabe) vom 29. November 2006, online-Fassung
  23. ABC (Tageszeitung Madrid) am 12. September 1993: „Wie unter Franco aber umgekehrt: Verfolgung des Kastilischen in Katalonien“; Auch der Vorsitzende der spanischen Volkspartei Mariano Rajoy griff 2006 im Rahmen der Kampagne der spanischen Konservativen gegen das neue katalanische Autonomiestatut auf solche Vorwürfe zurück.
  24. a b Peter A. Kraus: Katalonien im demokratischen Spanien. S. 213 ff. in Walther L. Bernecker, Torsten Eßer, Peter A. Kraus: Eine kleine Geschichte Kataloniens.
  25. http://www.lavanguardia.com/politica/20121015/54352578982/rechazo-generalizado-espanolizacion-wert.html
  26. http://www.vozbcn.com/extras/pdf/20120626tsjc-infantil.pdf.
  27. a b Regionales BIP pro Kopf im Jahr 2009: Sieben Hauptstadtregionen unter den ersten zehn Plätzen. (PDF) In: Eurostat. 13. März 2012, S. 4, abgerufen am 26. März 2012.
  28. Regional unemployment in the European Union, Bulgaria and Romania in 2005. (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) (PDF; 292 kB) auf: eds-destatis.de
  29. Catalunya suma 17.300 desocupats i la taxa d'atur s'eleva al 17,3 %. (Katalonien hat 17.300 Arbeitslose, die Arbeitslosenquote steigt auf 17,3 %) auf: elperiodico.cat am 28. Januar 2011.
  30. L'atur va créixer en 120.000 persones i se situa en el 20,33 % de la població activa, la taxa més alta en 14 anys. (Die Arbeitslosigkeit stieg auf 120.000, mit 20,33 % der arbeitsfähigen Bevölkerung ist es die höchste Rate seit 14 Jahren) auf: elperiodico.cat am 28. Januar 2011.
  31. Spanien korrigiert Defizit zum dritten Mal nach oben. auf: faz.net, 20. Mai 2011.
  32. Separatisten ruinieren Kataloniens Kreditwürdigkeit, FAZ, 12. Oktober 2015
  33. "El Gobierno intenta evitar que S&P sitúe a Cataluña en impago." In: El Mundo vom 16. März 2016
  34. Generalitat de Catalunya: Plan Estratégico de Turismo de Cataluña 2013-2016 y Directrices Nacionales de Turismo 2020 auf: empresaiocupacio.gencat.cat am 8. November 2015.
  35. Kleinere Wunder dürfen erwartet werden: Die Region Katalonien stellt ihr Programm für die Frankfurter Buchmesse vor. In<: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. Juni 2007.
  36. Arnd Krüger: Rezension zu Pierre de Coubertin: Pròleg de Juan Antonio Samaranch by Andreu Merck Varela. In: OLYMPIKA: The International Journal of Olympic Studies. Bd 4, 1995, S. 127–130 (PDF).
  37. Jaume Boix: Samaranch: el deporte del poder. Espasa-Calpe, Madrid 1999, ISBN 84-239-7788-9.
  38. Arnd Krüger: The Unfinished Symphony. A History of the Olympic Games from Coubertin to Samaranch. In: James Riordan, Arnd Krüger (Hrsg.): The International Politics of Sport in the 20th Century. Routledge, London 1999, S. 3–27.
  39. Katalonien: Spielt der FC Barcelona bald in der französischen Liga? In: Hamburger Abendblatt, 28. September 2015.

Koordinaten: 41° 49′ N, 1° 34′ O