Kati Marton

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Kati Marton, 2009

Kati Marton, ['kati], (* 3. April 1947 in Budapest) ist eine ungarisch-US-amerikanische Autorin und Journalistin.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werdegang von Kati Marton[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kati Marton wurde 1947[1] als zweites Kind von Ilona und Endre Márton in Budapest geboren; ihre ältere Schwester Julia wurde 1946 geboren,[2][3] ihr Bruder Andrew Thomas am 16. Dezember 1957.[4][5]

Nach ihrem Abschluss an der Bethesda Chevy Chase High School in Chevy Chase, im Montgomery County, Maryland und dem privaten Wells College in Aurora, Cayuga County, New York, ging Marton nach Frankreich, studierte an der Sorbonne und am Institut d’études politiques de Paris. Anschließend machte sie ihren B.A. in Romanischen Sprachen und ihren M.A. in Internationalen Beziehungen an der George Washington University.[6][7]

Von 1971 bis Ende 1972 war sie Reporterin für National Public Radio, von Januar 1973 bis November 1977 Reporterin für WCAU (NBC) in Philadelphia, Pennsylvania.[8] Von Dezember 1977 bis Dezember 1979 arbeitete sie in Deutschland als Auslandskorrespondentin sowie Leiterin des Bonner Büros für den Sender ABC, verfasste u. a. Reportagen über die DDR, die Niederlande, Italien, Nordirland, Polen, Ungarn und Nahost.[9]

Danach erhielt sie eine eigene Sendung beim National Public Radio. Sie machte Interviews und schrieb für Zeitungen und Zeitschriften wie The New York Times und Vanity Fair. Die katholisch erzogene Journalistin wurde in Budapest bei der Arbeit zu ihrem Buch über Raoul Wallenberg mit ihren eigenen jüdischen Wurzeln[10] und der Ermordung ihrer Großeltern mütterlicherseits in Auschwitz konfrontiert.[11]

Kati Marton war dreimal verheiratet. In erster Ehe mit dem Investment-Banker Carroll Wetzel; die Ehe wurde 1973 geschlossen und nach drei Jahren wieder geschieden. 1979 heiratete sie den Nachrichtensprecher (anchorman) bei ABC, Peter Jennings († 2005); nachdem das Paar bereits 1993 seine Trennung bekannt gegeben hatte, wurde die Ehe 1994 geschieden. Im Mai 1995 heiratete sie den Diplomaten Richard Holbrooke, der am 13. Dezember 2010 starb.[12] Aus der Ehe mit Jennings gingen zwei Kinder hervor, Elizabeth (* 1980) und Christopher (* 1982) Jennings. Holbrooke brachte zwei Kinder, David und Anthony Holbrooke, mit in die Ehe.[13]

Die Geschichte der Eltern: Verfolgung und Emigration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vater Endre Márton (* 29. Oktober 1910 in Budapest; † 1. November 2005 in New York City) studierte Wirtschaftswissenschaften an der Loránd-Eötvös-Universität in Budapest und wurde 1936 zum Doktor der Ökonomie promoviert.[14][14][15] Die Mutter Ilona Marton (* 14. März 1912 als Ilona Neumann[16] in Miskolc; † 4. September 2004 in Silver Spring) studierte Geschichte und schloss mit einem Diplom ab, später wurde sie zum Doktor der Philosophie promoviert.[17][18][19] Ilona (Nyilas) und Endre Márton heirateten 1943. Beide waren ursprünglich jüdischen Glaubens (einer der Vorfahren von Endre Márton war Rabbiner von Dobříš, einer südlich von Prag gelegenen Stadt),[20] sie waren aber bereits Anfang der 1930er Jahre, um dem zunehmenden Antisemitismus in Ungarn zu entgehen, zum katholischen Glauben konvertiert. Ihren beiden Töchtern, die sie streng katholisch erzogen, verschwiegen sie ihre jüdische Abstammung.

Im nun kommunistischen Nachkriegs-Ungarn wandten sich Ilona und Endre Marton ganz dem Journalismus zu. Nach einer kurzen Tätigkeit für den britischen The Daily Telegraph arbeitete Endre Marton ab 1947 als Reporter für Associated Press (AP) und Ilona Marton als Reporterin für United Press (heute: United Press International / UPI). Beide sprachen fließend Englisch, waren mit Geschichte, Politik, sozialem Gefüge Ungarns vertraut und bereit, für westliche Nachrichtenagenturen zu arbeiten.[1][20]

Ihre Tätigkeit für westliche Nachrichtenagenturen im kommunistisch bestimmten Nachkriegs-Ungarn ließ sie in Zeiten des Kalten Krieges fast zwangsläufig zu Verdächtigen werden. Sie wurden vom ungarischen Geheimdienst der Spionage für die CIA verdächtigt, permanent überwacht und bespitzelt, mit Informanten umgeben. Im Februar 1955 wurde Endre Marton verhaftet, im Juni 1955 Ilona Marton, die beiden Töchter Julia und Kati bei Fremden untergebracht.[14][21] Sie wurden im Haus des Terrors inhaftiert, zu „Geständnissen“ gezwungen, der Spionage und der Verschwörung gegen die ungarische Regierung angeklagt. Endre Marton wurde zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt (später auf sechs Jahre herabgesetzt), Ilona Marton zu drei Jahren Gefängnis.[20][22][23]

Auf massiven Druck der westlichen Diplomatie und im Vorfeld des bevorstehenden Volksaufstandes wurden sie 1956 vorzeitig auf freien Fuß gesetzt – Ilona Marton am 4. April, Endre Marton am 15. August 1956.[24] So wurden sie Augenzeugen des Ende Oktober 1956 beginnenden Volksaufstands, konnten ihren Nachrichtenagenturen hautnah von der russischen Intervention, den Kämpfen in Budapest berichten. Nach der Besetzung Ungarns durch russische Truppen und der Re-Etablierung alter Machtstrukturen wurden die Martons wegen ihrer Arbeit für westliche Nachrichtenagenturen wiederum zu Verdächtigen. Als sich im Januar 1957 die Hinweise verdichteten, dass sie erneut verhaftet werden sollten, flohen sie mit ihren beiden Töchtern Julia und Kati in die Botschaft der USA. Sie sahen für sich und ihre Kinder keine Zukunft mehr in Ungarn, entschlossen sich, das Land zu verlassen[25] und wurden nach Österreich geschmuggelt.[26]

Von hier emigrierte die Familie einige Monate später in die USA, wo sie in Chevy Chase, Maryland, eine neue Heimat fanden. Ilona und Endre Marton wurden für ihre journalistische Arbeit mit dem George Polk Award (Special Award) ausgezeichnet.[27] In den USA arbeitete Endre Marton als Reporter, Autor („The Forbidden Sky. Inside the Hungarian Revolution“, 1971), Universitätsdozent, in späteren Jahren als Korrespondent für das amerikanische Außenministerium (State Department). Ilona Nyilas (Marton) unterrichtete Französisch an der Robert E. Peary High School in Rockville und der Albert Einstein High School in Kensington, (beide in) Maryland, bevor sie 1975 in den Ruhestand ging.[1][28]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wallenberg, New York, Random House 1982
  • The Polk Conspiracy: Murder and Cover-up in the Case of CBS News Correspondent George Polk, New York, Farrar, Straus & Giroux 1990
  • A Death in Jerusalem, New York, Pantheon 1994
  • Wallenberg: Missing Hero, New York, Arcade Publishing, 1995
  • Hidden Power: Presidential Marriages That Shaped Our History, Anchor 2001
  • The Great Escape: Nine Jews Who Fled Hitler and Changed the World, New York, Simon & Schuster 2006
    • Die Flucht der Genies. Neun ungarische Juden verändern die Welt. Eine literarische Reportage, dt. von Ruth Keen, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010. ISBN 978-3-8218-6219-4
  • Enemies of the People. My Family's Journey to America, Simon & Schuster, New York 2009
  • The Chancellor: The Remarkable Odyssey of Angela Merkel. William Collins, London 2021, ISBN 978-0-00-849945-7.

Preise/Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Washington Post 7. September 2004: Reporter Ilona Marton Dies at 92
  2. conservationmagazine Januar/März 2007: Julia Marton-Lefèvre
  3. footprintnetwork / Bio (Memento des Originals vom 6. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.footprintnetwork.org
  4. MM – The Millions 30. März 2010: Interview mit Kati Marton
  5. New York Times 30. Oktober 2009: The Dossier + Foto: Ilona Marton mit ihren beiden Töchtern Julia und Kati
  6. aglobalnews.com: Kati Marton@1@2Vorlage:Toter Link/www.aglobalnews.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Bookreporter.com / Autoren / Kati Marton
  8. PEN – American center: Kati Marton (Memento des Originals vom 1. Januar 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pen.org
  9. PEN – American Center: Kati Maron (Memento des Originals vom 1. Januar 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pen.org
  10. Jewish Telegraphic Agency, 12. Februar 1999 (Memento des Originals vom 14. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/jta.org
  11. Charlie Rose: In Books: 19. Dezember 2009 - Interview mit Kati Marton über ihr Buch „Enemies of the People“ – (19.00 Minuten): Kati Marton spricht über ihre Kindheit in Ungarn / Ermordung ihrer Großeltern in Auschwitz / Verfolgung, Inhaftierung ihrer Eltern, deren Flucht aus Ungarn – Emigration in die USA. (Memento des Originals vom 19. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.charlierose.com
  12. marriage.about.com: Kati Marton and Richard Holbrooke Marriage
  13. Stefan Elfenbein: "Das Symbol der Nation - Ein Gespräch mit Kati Marton über Präsidenten und First Ladys" - Berliner Zeitung vom 27. Oktober 2001
  14. a b c Los Angeles Times 3. November 2005: Endre Marton, 95; Reporter Covered Postwar Regime in Hungary
  15. Foto: Endre Marton (Memento des Originals vom 4. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lifeinlegacy.com
  16. als sie 19 Jahre alt war, ließ sie ihren Namen in Ilona Nyilas umwandeln
  17. New York Times 9. September 2004: Ilona Marton, 92; Hungary Reporter
  18. János Molnár: Foreign Correspondents in the 1956 Hungarian Revolution – hier: F.3
  19. Miskolc-Site / Ilona Marton – Prize-Winning Journalist + Abbildung
  20. a b c New English Review, Mai 2010: Kati Comes Home: East European Jewry Confronts Ist Holocaust Secrets
  21. The Easthampton Star 22. Januar 2010: The Budapest File
  22. János Molnár: Foreign Correspondents in the 1956 Hungarian Revolution – hier: F.8
  23. The Washington Post 18. Oktober 2009: Behind the Iron Curtain
  24. János Molnár: Foreign Correspondents in the 1956 Hungarian Revolution
  25. The Press: Exit from Budapest. Time, 4. Februar 1957.
  26. New York Times 23. Oktober 2006: Kati Marton: The Shadow of a Smile
  27. George Polk Award Winners / Liste
  28. Robert E. Peary H.S.: Dr. Ilona Marton Dies at 92… (Memento des Originals vom 26. November 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pearyhs.org
  29. Peabody Award Collection Archives