Kay Voges

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Kay Voges im Volkstheater Wien, 2021

Kay Voges (* 14. Mai 1972 in Düsseldorf) ist ein deutscher Schauspiel- und Opern-Regisseur und war Intendant des Schauspiels Dortmund. Unter seiner Leitung rückte das Haus auch vermehrt in den Fokus überregionaler Beachtung, so nannte u. a. Die Welt das Schauspiel Dortmund das „führende deutschsprachige Theaterlabor“.[1]

Unter seiner Ägide erhielt das Schauspiel Dortmund in der Kritiker-Jahresumfrage des Fachmagazins Theater heute ab 2015 dreimal in Folge den zweiten Platz als Theater des Jahres im gesamten deutschsprachigen Raum, u. a. gleichrangig mit der Berliner Schaubühne, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz oder dem Theater Basel. Des Weiteren wurde es in Folge 2016, 2017 und 2018 in der NRW-Kritikerumfrage der Welt am Sonntag als bestes Theater in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

2017 wurde Voges mit seiner Inszenierung Die Borderline Prozession zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seine Inszenierung Der Theatermacher nach Thomas Bernhard kam 2019 in die engere Auswahl des Theatertreffens.

Am 7. Juni 2019 wurde er von Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler als Nachfolger von Anna Badora als Direktor des Volkstheaters in Wien ab 2020/21 vorgestellt.[2] Zur Spielzeit 2025/26 wird Kay Voges in der Nachfolge von Stefan Bachmann die Intendanz des Schauspiels Köln übernehmen.[3][4]

Frühe Theaterarbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Voges begann nach Stationen als Filmvorführer und Heimerzieher seine Theaterkarriere 1996 als Regieassistent am Theater Oberhausen und war von 1999 bis 2003 Teil der dortigen künstlerischen Leitung. Ab 2003 war er als freier Regisseur für Schauspiel und Kinder- und Jugendtheater an verschiedenen Theatern beschäftigt, darunter am Staatstheater Darmstadt, am Theater Magdeburg, an den Städtischen Bühnen Münster, am Theater Bonn, am Staatstheater Kassel, am Schlosstheater Moers und am Staatsschauspiel Dresden.

2005 gründete er zusammen mit dem Dramaturgen Klaus Schmidt das freie Theater neue bühne krefeld.

Intendanz am Schauspiel Dortmund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schauspiel Dortmund (2008)
Plakat am Schauspiel Dortmund (2016)

Von der Spielzeit 2010/2011 bis 2020 war Kay Voges Intendant am Schauspiel Dortmund.

Voges inszenierte in Dortmund zahlreiche Stücke und Stoff-Bearbeitungen wie Woyzeck, Der Theatermacher oder Der Meister und Margarita,[5] brachte jedoch auch eigens entwickelte Uraufführungen und Stückentwicklungen als Regisseur auf die Bühne. Bei diesen Stückentwicklungen ist Voges auch oftmals Autor bzw. Co-Autor, so u. a. 2013 bei der Multimedia-Performance Das Goldene Zeitalter – 100 Wege, dem Schicksal die Show zu stehlen (gemeinsam mit Alexander Kerlin). Weitere Eigenproduktionen waren u. a. Die Show (2015), ein fiktiver Fernsehabend in Anlehnung an Das Millionenspiel, Die Borderline Prozession (2016), hell / ein Augenblick (2017) oder Das 1. Evangelium (Schauspiel Stuttgart, 2018) oder Die Parallelwelt – eine Stückentwicklung, die parallel am Berliner Ensemble spielt und via Glasfaser die Ensembles in Dortmund und Berlin verknüpft.

Voges’ Dortmunder Arbeiten wurden wiederholt ausgezeichnet und zu Theaterfestivals wie dem Berliner Theatertreffen, NRW-Theatertreffen oder dem Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Für seine Inszenierung von Das Fest wurde Voges für den deutschen Theaterpreis Der Faust 2013 in der Kategorie „Regie Schauspiel“ nominiert. Dies war auch die erste Inszenierung, die sich den eigens konzipierten Regeln des Dogmas 20 13 verpflichtete – eines vom Schauspiel Dortmund konzipierten und veröffentlichten Manifestes, das sich für eine engere und unmittelbarere Verzahnung zwischen Theater- und Filmwelten aussprach. Während seiner Zeit in Dortmund initiierte er die Akademie für Theater und Digitalität,[6] deren Gründungsdirektor er ist.[7]

Die unter seiner Leitung produzierte Inszenierung Das Internat von Regisseur Ersan Mondtag mit Text von Alexander Kerlin und Matthias Seier wurde 2019 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.[8]

Direktion am Volkstheater Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. Juni 2019 wurde Kay Voges von Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler als Direktor des Volkstheaters ab 2020/2021 vorgestellt.[9] Die ersten Premieren sollten im Jänner 2021 stattfinden. Seit anderthalb Jahren lief die Generalsanierung, das Haus war geschlossen, dazu kam die Corona-Pandemie, die eine Eröffnung zusätzlich erschwerte.

Dennoch konnte Voges seine erste Wiener Spielzeit vorstellen: mit großen Namen wie Susanne Kennedy, Jonathan Meese, Paul McCarthy oder Florentina Holzinger, aber auch mit Lücken, Unsicherheiten und mehreren Corona-bedingten Ausfällen hochkarätiger Gastspiele. Das 20-köpfige Ensemble besteht aus einigen Übernahmen der ehemaligen Volkstheater-Intendanz unter Anna Badora, aus Dortmund und aus neu gecasteten Schauspielern. Voges will auch an die lange Tradition des Volkstheaters anknüpfen, das als Gegenentwurf zum kaiserlichen Burgtheater entstand und an dem schon immer „waghalsige Projekte“ realisiert worden seien.[10]

Im Februar 2022 wurde das Volkstheater mit Claudia Bauers Inszenierung von „humanistää!“ mit Texten von Ernst Jandl erstmals seit 1970 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Zudem wurde die Koproduktion „All Right. Good Night“. von Helgard Haug (Rimini Protokoll) zum Theatertreffen eingeladen.[11] Des Weiteren wurde das Volkstheater unter der Leitung von Voges für die Spielzeit 2021/22 in der jährlichen Kritikerumfrage des Fachmagazins Theater heute zum zweitbesten Theater im deutschsprachigen Raum gewählt.[12]

Im August 2023 berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass Voges ab der Spielzeit 2025/26 das Schauspiel Köln leiten soll.[13] Im Februar 2024 wurde bekanntgegeben, dass Jan Philipp Gloger mit der Saison 2025/26 Voges als künstlerischer Leiter des Volkstheaters nachfolgen soll.[14]

Arbeiten an der Oper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2013 feierte Voges mit der Inszenierung von Richard Wagners Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg an der Oper Dortmund sein Debüt als Opernregisseur. 2015 folgte seine zweite Opernregie, Der Freischütz, an der Staatsoper Hannover. Diese löste einen handfesten Theaterskandal aus und nötigte die hannoversche CDU dazu, von „unsäglichem Kulturverlust zu Gunsten vermeintlich wichtiger Dekonstruktion, angeblich gegenwartsbezogener Kontextualisierung und offenbar sensationsgetriebener Einmaleffekte“ zu sprechen.[15]

2017 inszenierte er die Minimal-Oper Einstein on the Beach von Philip Glass und Robert Wilson erstmals ohne direkte Beteiligung von Glass oder Wilson.

Ästhetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele von Voges’ Arbeiten setzen verschiedene multimediale Mittel zur Unterstützung der dem jeweiligen Stück zugrundeliegenden Erzählästhetik ein. Video und Musik spielen in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle, einige Arbeiten sprengen dabei die Grenze zwischen Theater und bildender Kunst nahezu vollständig. Seit einigen Jahren arbeitet Kay Voges dabei mit den Videokünstlern Mario Simon und Max Hammel, sowie den Komponisten T.D. Finck von Finckenstein und Paul Wallfisch an der Umsetzung dieser Grenzverschiebung. Arbeiten wie 4.48 Psychose (2014), Die Borderline Prozession – Ein Loop um das, was uns trennt (2016), hell / ein Augenblick (2017), Die Parallelwelt (2018), Die Politiker (2021), Zertretung – 1. Kreuz brechen. Also alle Arschlöcher abschlachten (2021), Faust (2022) oder Du musst dich entscheiden! (2023) sind das Ergebnis dieser Zusammenarbeit und zeigen eine permanente Hinterfragung von visuellen wie akustischen Erzähltechniken.

Auszeichnungen und Einladungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inszenierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schauspiel (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kay Voges – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Welt, 2013, vgl. Pressespiegel zur Inszenierung Das Goldene Zeitalter (Memento des Originals vom 27. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.theaterdo.de
  2. Kay Voges neuer Volkstheater-Direktor. orf.at, 7. Juni 2019, abgerufen am 7. Juni 2019.
  3. Christian Bos: Jetzt ist es offiziell – Kay Voges wird neuer Chef am Schauspiel Köln. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 14. August 2023, abgerufen am 14. August 2023.
  4. Kay Voges wird neuer Intendant des Schauspiel Köln. Ab 2025 übernimmt er die künstlerische Verantwortung, von Alexander Vogel. Stadt Köln, Pressemitteilung vom 14. August 2023, abgerufen am 15. August 2023.
  5. Gott sei Punk. Nachtkritik, 12. September 2013, abgerufen am 12. September 2013.
  6. sle: Dortmund: Akademie für Theater & Digitalität startet. Abgerufen am 4. Januar 2023 (deutsch).
  7. Kay Voges: Akademie für_Theater_und_Digitalität. Abgerufen am 4. Januar 2023.
  8. http://theaterpur.net/news/2019/03/28/3sat-preis-beim-berliner-theatertreffen-f%C3%BCr-%E2%80%9Edas-internat%E2%80%9C-am-theater-dortmund/
  9. orf.at: Kay Voges neuer Volkstheater-Direktor. Artikel vom 7. Juni 2019, abgerufen am 7. Juni 2019.
  10. Kay Voges, Intendant am Volkstheater Wien „Wir Theatermacher werden von unserer Leidenschaft getrieben“, auf deutschlandfunkkultur.de
  11. Volkstheater Wien zum Berliner Theatertreffen eingeladen, Der Standard, 3. Februar 2022 [1]
  12. https://wien.orf.at/stories/3170478/
  13. Christine Dössel: Schauspiel Köln: Kay Voges wird neuer Intendant. In: sueddeutsche.de. 15. August 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.
  14. Gloger neuer Volkstheater-Direktor. In: ORF.at. 22. Februar 2024, abgerufen am 22. Februar 2024.
  15. „Freischütz“-Skandalinszenierung in Hannover: CDU regt sich über „German Trash Theater“ auf. In: Spiegel Online. Abgerufen am 28. April 2016.
  16. Kay Voges erhält „Eisernen Reinoldus“, Stadt Dortmund, 8. März 2017
  17. NRW Theatertreffen 2019 – Preisträger