Kerstenhausen

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Kerstenhausen
Koordinaten: 51° 4′ N, 9° 13′ OKoordinaten: 51° 3′ 50″ N, 9° 13′ 0″ O
Höhe: 195 m ü. NHN
Fläche: 5,32 km²[1]
Einwohner: 487 (Jan. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 92 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Kleinenglis
Postleitzahl: 34582
Vorwahl: 05682
Kerstenhausen und die Schwalmpforte
Kerstenhausen und die Schwalmpforte

Kerstenhausen ist ein Stadtteil von Borken im Schwalm-Eder-Kreis.

Am südlichen Ortsrand fließt die Schwalm vorbei, kurz bevor sie durch die Schwalmpforte in die Schwalmaue bei Borken durchbricht. Kerstenhausen wird durch die Bundesstraße 3 zerschnitten. Im Osten liegt die Anschlussstelle Borken zur Bundesautobahn 49.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Dorfkirche

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung des Orts stammt aus dem Jahre 1044 als Christinehysen in einer im Stift Gandersheim ausgestellten Urkunde, die sich heute im Staatsarchiv von Luzern befindet.

Im Jahr 1344 wird die zum benachbarten Dorf Kleinkerstenhausen gehörende Margarethenkirche erstmals urkundlich erwähnt. Kleinkerstenhausen lag an der heutigen Straße von Arnsbach nach Kerstenhausen. Es schrumpfte im Laufe der Jahrhunderte zu einem einzelnen Hof zusammen und wurde 1578 letztmals erwähnt; die Bewohner zogen nach (Groß-)Kerstenhausen. Die Margarethenkirche verfiel, und in der Folge wurde die Kirche in (Groß-)Kerstenhausen erweitert, um Platz für die angewachsene Gemeinde zu schaffen. Dokumentiert sind der Kirchenneubau im Jahr 1742 und ein Umbau des Kirchenraumes im Jahr 1864.

Kerstenhausen und die Schwalmpforte, Blick von Südwesten

Bis zur Eröffnung der Eisenbahnlinie Marburg-Kassel im Jahr 1850 befand sich in Kerstenhausen eine bedeutende Poststation, da der Ort an einer der ältesten deutschen Postrouten lag. Bereits im Mittelalter war die „Cassel-Frankfurter-Straße“ eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. Die Straße von Fritzlar nach Kerstenhausen, heute Teilstück der Bundesstraße 3, wurde 1803–1804 gebaut; dabei wurden unterhalb der Hundsburg Hügelgräber und Graburnen gefunden.[3] Von 1807 bis 1814 gehörte Kerstenhausen zum Königreich Westphalen, und das französische Gouvernement ordnete die Errichtung weiterer „Postrelais“ an der Strecke Kassel-Frankfurt an. Nach dem Wiener Kongress wurde der Posthof in Kerstenhausen von der Thurn-und-Taxis-Post übernommen. Mit der Aufnahme des Eisenbahnverkehrs auf der Main-Weser-Bahn verlor die Handels- und Postverbindung auf der Frankfurter Straße an Bedeutung.

Zum 31. Dezember 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständige Gemeinde auf freiwilliger Basis in die Nachbargemeinde Kleinenglis eingegliedert.[4] Diese wurde zum 1. Januar 1974 kraft Landesgesetz in die Stadt Borken eingegliedert.[5][6] Für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Stadtteile wurde Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[7]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kerstenhausen 519 Einwohner. Darunter waren 6 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 84 Einwohner unter 18 Jahren, 216 zwischen 18 und 49, 108 zwischen 50 und 64 und 108 Einwohner waren älter.[8] Die Einwohner lebten in 237 Haushalten. Davon waren 63 Singlehaushalte, 78 Paare ohne Kinder und 72 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 156 Haushaltungen lebten keine Senioren.[8]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• um 1570 37 Hausgesesse
• 1575/85: 37 Hausgesesse
• 1639: 8 verheiratete, 4 verwitwete Hausgesesse
• 1724: 77 Personen
• 1742: 43 Häuser
• 1747: 40 Hausgesesse
Kerstenhausen: Einwohnerzahlen von 1774 bis 2020
Jahr  Einwohner
1774
  
322
1800
  
?
1834
  
468
1840
  
484
1846
  
495
1852
  
487
1858
  
451
1864
  
485
1871
  
401
1875
  
381
1885
  
408
1895
  
379
1905
  
399
1910
  
361
1925
  
394
1939
  
378
1946
  
590
1950
  
636
1956
  
562
1961
  
543
1967
  
573
1970
  
560
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
519
2020
  
470
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Borken (Hessen)[2], Zensus 2011[8]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: alle Einwohner evangelisch-reformiert
• 1885: 401 evangelische (= 98,28 %), ein katholischer (= 0,25 %), 6 jüdische (= 1,47 %) Einwohner
• 1961: 494 evangelische (= 91,16 %), 7 katholische (= 7,37 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961 Erwerbspersonen: 84 Land- und Forstwirtschaft, 131 Produzierendes Gewerbe, 24 Handel und Verkehr, 17 Dienstleistungen und Sonstiges

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Kerstenhausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Kerstenhausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern.[7] Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Kerstenhausen 69,07 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Kerstenhausen“ an.[9] Der Ortsbeirat wählte Hendrik Schmidt zum Ortsvorsteher.[10]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Kerstenhausen, Gemeinde Borken. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. September 2011). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Statistik/Zahlen/Fakten. Stadt Borken (Hessen), archiviert vom Original; abgerufen am 14. Februar 2023.
  3. Georg Landau: „Beiträge zur hessischen Ortsgeschichte“, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Achter Band, Kassel, 1860 (S. 96–97)
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 52. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 356, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 393.
  7. a b Hauptsatzung. (DOC; 35 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Borken, abgerufen im April 2023.
  8. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 86, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  9. Ortsbeiratswahl Kerstenhausen. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im April 2023.
  10. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Stadt Borken (Hessen), abgerufen im April 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kerstenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien