Kleinblütige Bergminze

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Kleinblütige Bergminze

Kleinblütige Bergminze (Clinopodium nepeta)

Systematik
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Tribus: Mentheae
Gattung: Bergminzen (Clinopodium)
Art: Kleinblütige Bergminze
Wissenschaftlicher Name
Clinopodium nepeta
(L.) Kuntze

Die Kleinblütige Bergminze (Clinopodium nepeta (L.) Kuntze, Synonym: Calamintha nepeta (L.) Savi), auch als Steinquendel und Kölme bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Bergminzen (Clinopodium) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Flora Batava, Volume 20

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kleinblütige Bergminze ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimetern (in der Türkei bis 90 Zentimeter) erreicht. Sie bildet unterirdische Ausläufer aus.

Die gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite der mittleren Stängelblätter ist bei einer Länge von 7 bis 31 Millimetern sowie einer Breite von 5 bis 25 Millimetern breit-eiförmig bis eiförmig. Der Blattrand ist gekerbt bis gekerbt-gesägt, das bedeutet, die Einschnitte sind spitzwinklig, die Zähnchen dazwischen abgestumpft oder ebenfalls spitz. Auf jeder Blattseite sitzen fünf bis acht Zähnchen. Die Laubblätter sind wollig behaart.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Meist überragen die als Zymen ausgebildeten Blütenstände ihr bis zur mittleren Blüte 2 bis 5 Zentimeter lang gestieltes Tragblatt weit. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph mit doppelter Blütenhülle aus Kelch und Blütenkrone. Der Kelch ist 5 bis 7 Millimeter lang. Die oberen Kelchzähne sind nur wenig kürzer als die unteren, der Kelch ist innen deutlich behaart. Die helllilafarbene bis weiße Blütenkrone ist 8 bis 12 Millimeter lang. Von der ähnlichen Wald-Bergminze unterscheidet sich die Kleinblütige Bergminze durch die deutlich kleineren Blüten und die Kelchzähne.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[1]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kleinblütige Bergminze kommt im warmen und warmgemäßigten Europa vom Mittelmeergebiet bis zur Schweiz und Österreich und östlich bis zum nördlichen Iran vor. Für das ursprüngliche Vorkommen gibt es Fundangaben für Portugal, Spanien, die Balearen, Frankreich, Korsika, die Schweiz, Österreich, Italien, Sizilien, Sardinien, das ehemalige Jugoslawien, Albanien, Griechenland, Kreta, die östlichen, ägäischen Inseln, Bulgarien, Ungarn, Rumänien, die Türkei, Marokko, Algerien, Tunesien, die Krim, den nördlichen Kaukasus, Transkaukasien, den Libanon, Syrien und für den Iran.[2]

In Tschechien, der Slowakei, Südrussland, einigen Staaten der USA, Mexiko, Bermuda und Neuseeland ist sie ein Neophyt.[2]

Sie wächst auf mäßig trockenen Steinschuttfluren, an Felsen und an Mauern und ist kalkstet, wächst also ausschließlich auf kalkhaltigen Böden. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der nach dem Silber-Raugras benannten Rauhgrasflur (pflanzensoziologische Assoziation des Stipetum calamagrostis aus dem Verband Stipion calamagrostis).[1] Diese wächst auf kalkreichem Feinschutt des Hügellands und der unteren Bergwaldstufe.

In Deutschland ist die Kleinblütige Bergminze einheimisch und vom Aussterben bedroht.[3]

Taxonomie und Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration unter dem Namen Polei-Kalaminthe (Thymus népeta)
Illustration unter dem Namen Gemeine Kalaminthe (Thymus calamintha)

Diese Verwandtschaftsgruppe wird kontrovers diskutiert.

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Melissa nepeta durch Carl von Linné. Weitere Synonyme für Clinopodium nepeta (L.) Kuntze sind: Calamintha nepeta (L.) Savi, Satureja calamintha subsp. nepeta (L.) Briq., Satureja calamintha var. nepeta (L.) Briq., Calamintha officinalis var. nepeta (L.) Rchb. & Rchb. f., Satureja nepeta (L.) Scheele, Thymus nepeta (L.) Sm., Calamintha parviflora Lam. nom. superfl., Melissa parviflora Salisb. nom. superfl.

Von Clinopodium nepeta gibt es drei Unterarten:[2]

Clinopodium nepeta (L.) Kuntze subsp. nepeta[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blätter sind 20 bis 35(–45) mm lang und 12 bis 25(–30) mm breit. Der Blattrand ist gekerbt-gesägt, wobei auf jeder Blattseite fünf bis neun (Kerb-)zähne sitzen. Die Zymen enthalten 5(–10) bis 20 Blüten. Der Blütenstiel ist 8 bis 22 mm lang und die auf diesen folgenden Verästelungen der Zymen sind 5 bis 10 mm lang. Die oberen Kelchzähne sind 0,7 bis 1,5 mm lang und schmal dreieckig.[4]

Sie kommt von Südeuropa und dem südlichen Mitteleuropa bis zum nördlichen Iran vor.[5]

Clinopodium nepeta subsp. spruneri (Boiss.) Bartolucci & F.Conti[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synonyme sind: Calamintha spruneri Boiss., Calamintha nepeta subsp. glandulosa (Req.) P.W.Ball, Calamintha officinalis Moench.

Die Blätter sind 10 bis 20(–25) mm lang und 8 bis 12 mm breit. Der Blattrand ist fast ganzrandig oder schwach gekerbt-gesägt, wobei auf jeder Blattseite bis zu fünf (Kerb-)zähne sitzen. Die Zymen enthalten 5 bis 11(–15) Blüten. Der Blütenstiel ist 0 bis 5(–10) mm lang und die auf diesen folgenden Verästelungen der Zymen sind 0 bis 5 mm lang. Die oberen Kelchzähne sind 0,5 bis 1 mm lang und breit dreieckig.[4]

Sie kommt vom Mittelmeerraum bis zum Kaukasusraum vor.[6] In der Türkei ist sie nur im Süden des Landes verbreitet. Im 16. Jahrhundert wurde die Pflanze auch als Calamintha (domestica)[7] bezeichnet.

Clinopodium nepeta subsp. subisodontum (Borbás) Govaerts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synonyme sind Calamintha subisodonta Borbás, Calamintha officinalis subsp. subisodonta (Borbás) U.Schneid. ex Soó, Satureja subisodonta (Borbás) Greuter & Burdet.[8]

Sie kommt vom östlichen Mitteleuropa bis Südosteuropa vor. Es gibt Fundangaben für Ungarn, Rumänien und das ehemalige Jugoslawien.[8]

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ätherische Öl der Kleinblütigen Bergminze ist nicht einheitlich, enthält als Hauptkomponenten aber durchgängig oxydierte p-Menthane bzw. oxydierte ungesättigte Abkömmlinge des p-Menthans, in denen die CH2-Gruppe des C3-Ringkohlenstoffatoms des p-Menthans durch eine C=O-Gruppe ersetzt ist, z. B. Pulegon, Menthon, Isomenthon sowie Piperiton (= 1-Methyl-4-isopropyl-1-cyclohexen-3-on) und Piperitenon (= 1-Methyl-4-isopropyliden-1-cyclohexen-3-on) und deren epoxidierte Abkömmlinge. Seltener liegen oxydierte p-Menthane, in denen das C6-Ringkohlenstoffatom oxydiert ist, wie Carvon als Hauptkomponente vor.[9]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nutzung als Gartenpflanze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kleinblütige Bergminze wird selten als Zierpflanze für Steingärten, Staudenbeete und Einfassungen genutzt. Am weitesten verbreitet ist in Gärten die sterile Sorte „Triumphator“.[10]

Nutzung als Heilpflanze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher diente die in alten Texten lateinisch auch einfach als calamintha bezeichnete Pflanze (sowie deren getrockneter Saft calamentum)[11][12] auch als vermeintlich krankhafte Körpersäfte austreibende[13] Heilpflanze[14] und wird in der Volksmedizin auch heute noch eingesetzt.[15]

Nutzung als Tee oder Gewürz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blätter der Kleinblütigen Bergminze haben einen stark aromatischen Geschmack, der als eine Mischung aus Minze und Oregano[16] bzw. Majoran und Minze[17] beschrieben wird. Die Blätter werden traditionell zur Zubereitung von Tee genutzt. Als Gewürz passen sie gut zur Aromatisierung von Suppen und Eintöpfen und besonders gut zu Tomaten- oder Knoblauch-haltigen Soßen. In der italienischen Küche wird die Kleinblütige Bergminze unter den Namen mentuccia, nipitella bzw. nepitella relativ häufig genutzt, z. B. in der Kombination mit Pilzen.[16][17]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 502.
  • Sevim Alan, Atila Ocak: Taxonomical and morphological studies on the genus Calamintha Miller (Lamiaceae) in Turkey. In: Biological Diversity and Conservation. Band 2, Nr. 2, 2009, S. 125–143.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 811–812.
  2. a b c Clinopodium nepeta (L.) Kuntze In: Plants of the World Online
  3. Calamintha nepeta (L.) Savi, Kleinblütige Bergminze. auf FloraWeb.de
  4. a b A. O. Chater, D. A. Webb, D. H. Valentine, D. M. Moore, I. B. K. Richardson, I. K. Ferguson, N. A. Burges, P. W. Ball, R. A. DeFilipps, S. M. Walters, T. G. Tutin, V. H. Heywood: Flora Europaea Volume 3 Diapensiacea to Myoporaceae. Cambridge Univ. Press, 1972, S. 166–167.
  5. Clinopodium nepeta subsp. nepeta In: Plants of the World Online
  6. Clinopodium nepeta subsp. spruneri (Boiss.) Bartolucci & F.Conti In: Plants of the World Online
  7. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 137.
  8. a b Clinopodium nepeta subsp. subisodontum (Borbás) Govaerts In: Plants of the World Online
  9. M. Božović, R. Ragno: Calamintha nepeta (L.) Savi and its main essential oil constituent pulegone: Biological activities and chemistry. In: Molecules. Band 22, Nr. 2, 2017, S. 290.
  10. Calamintha-Sichtung. Arbeitskreis Staudensichtung im Bund deutscher Staudengärtner abgerufen am 11. Dezember 2016.
  11. Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 220 (Calamentum […]; Calamintha officinalis Moench […].)
  12. Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 137 („Calamentum: Calamintha officinalis Moench u. a. Calamintha-Arten“).
  13. Constantinus Africanus: De gradibus quos vocant simplicium liber. In: Constantini Africani post Hippocratem et Galenum ... Heinrich Petri, Basel 1536, S. 342–387, hier S. 376 f.
  14. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Berlin 1938, S. 137.
  15. Pflanzenlexikon.
  16. a b P. N. Ravindran: The Encyclopedia of Herbs & Spices. Volume 1, CABI, 2016, ISBN 978-1-78639-114-8, S. 160–162.
  17. a b S. G. Fleischhauer: Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen. Weltbild, 2003, ISBN 978-3-8289-3473-3, S. 76–77.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kleinblütige Bergminze (Clinopodium nepeta) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Clinopodium nepeta (L.) Kuntze subsp. nepeta[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clinopodium nepeta subsp. spruneri (Boiss.) Bartolucci & F.Conti[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]