Klinikum am Europakanal

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Das Klinikum am Europakanal ist ein Krankenhaus Am Europakanal 71 in Erlangen. Der Träger sind die Bezirkskliniken Mittelfranken.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grundstein wurde 1836 gelegt.[1] Das Haus wurde 1846 als Kreisirrenanstalt Erlangen gegründet. Es war das erste Krankenhaus für psychisch Kranke in Bayern. Die Eröffnung fand am 1. August 1846 statt. Direktor war Karl August von Solbrig (1809–1872).[2] 1861 wurde von Solbrig Direktor der Kreisirrenanstalt München. Von 1860 bis 1887 war Friedrich Wilhelm Hagen junior der Direktor, 1888 bis 1896 Anton Brumm, 1897 bis 1911 August Würschmidt.[3]

Aus einem Teil des Krankenhauses wurde mit Wirkung vom 1. Oktober 1903 die Psychiatrische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen.[4]

Ab etwa 1910 wurde die Einrichtung Heil- und Pflegeanstalt genannt.[3] Ab 1911 war Gustav Kolb Leiter der Einrichtung.[1]

Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1936 verfügte man über 1034 Planbetten.[1]

Im Rahmen der Aktion T4 wurden mit sieben Transporten vom 1. November 1940, 5. November 1940, 22. November 1940, 21. Januar 1941, 25. März 1941, 1. April 1941 und 24. Juni 1941 insgesamt 981 Patienten aus der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen in Tötungsanstalten verlegt. Für einige dieser Patienten diente Erlangen als Zwischenstation. Die ersten beiden Transporte führten nach Sonnenstein-Pirna, die weiteren fünf Transporte nach Hartheim-Linz. Zu den Diagnosen für die Patienten zählten Schizophrenie, Schwachsinn und Epilepsie.[1]

Der Direktor war Wilhelm Einsle, sein Stellvertreter war zunächst Hubert Schuch und später Heinrich Müller.[1]

In der Anstalt selbst starben zwischen 1942 und 1945 insgesamt 1501 Menschen.[1]

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2004 wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2005 beschlossen, die Trägerschaft des Bezirkskrankenhauses Erlangen auf die Bezirkskliniken Mittelfranken zu übertragen.

Einrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Haus zählen Abteilungen für Psychiatrie, Sucht, Psychotherapie und Psychosomatik (401 Betten), ein Zentrum für Neurologie und Neurologische Rehabilitation (135 Betten) und eine Klinik für forensische Psychiatrie (100 Betten).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Michael Cranach: Psychiatrie im Nationalsozialismus. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-71742-6, S. 159 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  2. Kai Sammet: "Ueber Irrenanstalten und deren Weiterentwicklung in Deutschland". LIT Verlag Münster, 2000, ISBN 978-3-8258-4011-2, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  3. a b Renate Wittern-Sterzel: 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen, 1815–2015. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2016, ISBN 978-3-412-22543-8, S. 520 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  4. 100 Jahre Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Abgerufen am 6. Mai 2021.

Koordinaten: 49° 36′ 21,1″ N, 10° 58′ 9,9″ O