Kloster Kochel

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Kloster Kochel oder Kloster Kochelsee ist ein ehemaliges Frauenkloster des Benediktinerordens in der Gemeinde Kochel am See in Bayern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kloster wurde um 740 von den Brüdern Waldram, Eliland und Landfrid, Grafen zu Antdorf an der Loisach[1] aus dem Adelsgeschlecht der Huosi, zusammen mit dem Kloster Benediktbeuern, wo Landfrid der erste Abt wurde, und sechs weiteren Klöstern (den Männerkonventen Schlehdorf, Seiferstetten, Sandau, Wessobrunn und den beiden Frauenklöstern Polling und Staffelsee) gegründet. Als indirekte Bestätigung für die Gründung des Klosters um 740 ist eine alte Urkunde angesehen worden, in der es heißt: „In Buren et Sledorf, Monachi, in Cochalone Sanctimoniales …“[2] („In Bauarn[3][4] und Schlehdorf Mönche, in Kochel Nonnen …“ ). Nach Fertigstellung der Klosterbauten reiste der päpstliche Missionserzbischof Bonifatius aus Rom an, um an einem 22. Oktober, vermutlich im Zeitraum 747–751, in Gegenwart des Bischofs Wikterp, des (noch minderjährigen) Herzogs Tassilo III. und anderer Würdenträger des Herzogtums Bayern die Weihung vorzunehmen.[5] Als erste Äbtissin in Kochel setzten die drei Stifter ihre Schwester Gailsuinda ein.[2][6]

Im Jahr 752 wurde Gisela, die Gemahlin Childerichs III., in das Kloster eingewiesen.[7] Sie schenkte dem Kloster wertvolle Handschriften.[8] Um 788 trat Luitburga, die Gemahlin Tassilos, in das Kloster Kochel ein, nachdem der Herzog von den Franken besiegt, von Karl dem Großen abgesetzt worden war und Bayern seine Selbständigkeit verloren hatte.[9][10] Im Kloster Kochel soll wenige Jahre vor dem Tod Karls des Großen dessen Schwester Gisela († 810) gelebt haben, die dort starb und auch bestattet worden sei.[11][12][13] Später soll im Kloster eine Zeit lang Gisela von Bayern als Nonne Unterschlupf gefunden haben.[9]

Das Kocheler Frauenkloster wurde 908 (spätestens 955) durch die Ungarn zerstört und bis auf die Kirche nie wieder vollständig aufgebaut.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Hemmerle: Die Benediktinerabtei Benediktbeuern. De Gruyter, Berlin und New York 1991, insbesondere S. 80 ff. (Volltext [PDF; 12,3 MB; abgerufen am 24. Juni 2017]).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Aventinus: Beyerische Chronica. Drittes Buch, Frankfurt am Main 1566, Doppelseite CCCXVII, linke Spalte.
  2. a b Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Der Fischfang (das jus piscandi) in Bayern und Oesterreich ob der Enns nach dem urältesten Landrecht; pragmatisch gegenüber gestellt: der „Fischwaid in den bayerischen Seen nach culturhistorischen Skizzen von Hartwig Peetz: München 1862“. München 1863, Fußnote 4 auf S. 19 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  3. Vergl. Angelus März: Von dem Uralten Benediktiner-Kloster, und nachmaligen weltlicher Chor-Herren-Stifte Ilmmünster in Oberbaiern. In: Abhandlungen der Churfürstlich-baierischen Akademie der Wissenschaften, Band 10, München 1776, S. 312 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  4. Leo Weber: Kloster Benediktbeuern. In: Großer Kunstführer, Schnell & Steiner, Band 23, S. 4; die Ortschaft Laingruben erhielt am 30. November 1865 ihren späteren Namen Benediktbeuern, abgeleitet vom Kloster Buron/Benediktbeuern.
  5. Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, Band 88, München 1881, S. 824.
  6. Lateinische Quellenangaben bei Martin Zeiller: Tractatus De X. Circulis Imperii Romano-Germanici. Ulm 1665, S. 230 und S. 244–245 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  7. Philippe Macquer, Peter von Osterwald und Ferdinand Sterzing: Chronologische Einleitung in die Kirchengeschichte aus dem Französischen. Zweyter Theil: VIII. bis XII. Jahrhundert, München 1771, S. 45 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  8. Joseph von Hefner: Leistungen des Klosters Benediktbeuern für Wissenschaft und Kunst. München 1841, S. 2–4 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  9. a b Johann Wolfgang Melchinger: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Bayern. Band 2, Ulm 1796, Spalte 63–64 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  10. Johann Erhard Fischer: Die Einführung des Christenthums im jetzigen Königreich Bayern. Augsburg 1863, S. 550 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  11. Erpold Lindenbrog: Neue vermehrte Chronica von Carolo Magno. Hamburg 1593, S. 19.
  12. Johannes Aventinus: Beyerische Chronica. Frankfurt am Main 1566, Doppelseite CCCXXI, linke Spalte.
  13. Heinrich Bünting und Johannes Letzner: Braunschweig-Lüneburgische Chronica. Braunschweig 1722, S. 61 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).