Koloniestraße (Berlin)

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Koloniestraße
Wappen
Wappen
Straße in Berlin
Koloniestraße
Koloniestraße
Blick von der Osloer Straße
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Gesundbrunnen
Angelegt um 1800
Anschluss­straßen Verlängerte Koloniestraße (nördlich)
Querstraßen Osloer Straße, Soldiner Straße, Zechliner Straße, Fischhauser Weg, Kühnemannstraße
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr
Technische Daten
Straßenlänge 1340 Meter

Die Koloniestraße ist eine Straße in Berlin im Ortsteil Gesundbrunnen des Bezirks Mitte. Ihre Bebauung stammt überwiegend aus der Vorkriegszeit und umfasst mehrere denkmalgeschützte Gebäude.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Koloniestraße verläuft von der Kreuzung Bad-, Exerzier- und Schwedenstraße im Süden bis zur Einmündung in die Kühnemannstraße im Norden, die die Grenze zwischen den Bezirken Mitte und Reinickendorf markiert. Die Osloer Straße und die Soldiner Straße kreuzen die Koloniestraße.

Name und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Koloniestraße (grün markiert) in Berlin zur Zeit des Kaiserreichs

Der Name der Straße bezieht sich auf die Kolonisation, die im 18. Jahrhundert in der Umgebung der damaligen Stadt Berlin begann. Planmäßig wurden Siedlungen am Rande der Stadt angelegt. So entstand ab 1752 die Kolonie Neues Voigtland und zwischen 1782 und 1784 ist die erste Niederlassung eines Kolonisten in der „Kolonie hinter dem Luisenbad“ nachweisbar.

Die Umgebung der Koloniestraße wurde 1861 nach Berlin eingemeindet und bildete bis zur Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 das nördlichste Stadtviertel von Berlin.

Vor 1933 lebten besonders viele KPD-Mitglieder und Sympathisanten in der Straße, unter ihnen auch der Widerstandskämpfer Paul Junius. Ein wichtiger kommunistischer Treffpunkt war das Lokal „Zur Krücke“, das noch in den 1980er Jahren existierte.[1]

Die Koloniestraße und die benachbarten Straßen werden zusammen als Soldiner Kiez bezeichnet und der Kiez entwickelte sich in der Nachkriegszeit zum sozialen Brennpunkt. Der Schriftsteller Frank Baer (Die Magermilchbande) beschreibt den Alltag der dort lebenden Jugendlichen in den frühen 1980er Jahren in seinem Roman „Kein Grund zur Panik“[2]. Für die Verbesserung der sozialen Verhältnisse ist das Quartiersmanagement Soldiner Straße/Wollankstraße gegründet worden.

Gebäude und Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das seit 1782 mehrfach um- und ausgebaute Kolonistenhaus 2015. Es ist das einzig übriggebliebene Haus der drei von Friedrich II. (Preußen) gegründeten bäuerlichen Kolonien zur Versorgung Berlins.

In der Koloniestraße 57 steht ein Kolonistenwohnhaus, das als ältestes erhaltenes Gebäude des Ortsteils Gesundbrunnen und einziges der „Kolonie hinter dem Louisenbade“ unter Denkmalschutz steht.[3] Ein Wohnprojekt im Mietshäuser Syndikat übernahm Instandhaltung und Sanierung der Gebäude auf dem Grundstück.[4] Das 1873 erbaute Wohnhaus Koloniestraße 116 mit einer klassizistischen Fassade ist ebenfalls eines der ältesten Häuser des Ortsteils und denkmalgeschützt.[5] Die Häuser Koloniestraße 44, 44A, 45 und 46 sind Bestandteil der denkmalgeschützten Wohnanlage Fordoner Straße, die exemplarisch für die fortschrittliche Mietshausarchitektur im Berlin der 1920er-Jahre steht.[6] Am nördlichen Ende der Koloniestraße liegt die Gustav-Böß-Sportanlage, benannt nach dem ehemaligen Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß, der in den 1920er-Jahren den Bau von neuen Sportstätten in Berlin maßgeblich förderte.

In der Koloniestraße 106 befindet sich die Imam-Sadık-Moschee der Islamischen Rat der Ahl-ul-Bayt Gemeinschaften (IRAB) und in der Koloniestraße 127 befindet sich die Hacı-Bayram-Moschee der Islamischen Föderation Berlin (IFB).

Auf dem Grundstück 133–136 befand sich die Süßwarenfabrik Mertens & Jaenicke (Mundi).[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Koloniestraße (Berlin-Gesundbrunnen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Rainer Sandvoß, Widerstand in einem Arbeiterbezirk. Schriftenreihe der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, West-Berlin 1983, Heft 1, S. 61
  2. Frank Baer: Kein Grund zur Panik. Roman einer Jugend im Wedding. Albrecht Knaus Verlag, Hamburg 1982, ISBN 3-8135-0645-2. Aus dem Klappentext: „Unüberbrückbar scheint der Abgrund zu sein, der die wilden und aggressiven Jungen und Mädchen vom Wedding von einem geregelten Leben trennt. Sie schwänzen die Schule, solange sie wollen, geraten mit der Polizei in Konflikt und führen, zu Banden zusammengeschlossen oder als Einzelgänger, ihr gewagtes Dasein, dem der moderne Sozialstaat mit seinen Erziehern und Helfern nicht beikommt. ... (Sie können aber) durchaus konstruktiv, aktiv und ehrgeizig sein, wenn man sie für Dinge zu interessieren versteht, die sie anziehen“.
  3. Koloniestraße 57
  4. Projekt PinkePanke
  5. Koloniestraße 116
  6. Wohnanlage Fordoner Straße, Koloniestraße 44, 44A, 45, 46
  7. Zeitzeugen der Kiezgeschichte aus Stein

Koordinaten: 52° 33′ 38,4″ N, 13° 22′ 50,2″ O