Kopieren (Kunst)

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Unter Kopieren versteht man in der Kunst verschiedene Ausdrucksformen, Methoden und Leistungen, mit denen ein kreativer Akt wiederholt oder nachgeahmt wird.

Begriffsklärungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staffelei mit Kopie von Raffaels Madonna della Seggiola vor dem Original im Palazzo Pitti in Florenz, Ende 19. Jh.

Zur genaueren Unterscheidung bezeichnet man:

  • Replikat oder Replika allgemein als Wiederholung
  • Reprise oder Replik als Wiederholung durch die Hand des Künstlers
  • Kopie oder Nachbildung als Wiederholung eines Werks durch fremde Hand
  • Fälschung als ein Replikat, ohne es als solches auszugeben und in betrügerischer Absicht
  • Pastiche als ein Gemälde oder ein anderes Werk der Bildenden Kunst, das den Stil eines bekannten Meisters nachahmt
  • Reproduktion als Wiederholung in originaler Technik, wenn die künstlerische Technik das vorsieht (Drucktechniken) oder übertragener Technik durch andere (Kunstdruck, musikalische Aufnahmen etc.)

In der Bildenden Kunst entstehen einmalige Kopien auch durch Wiederholung eines eigenen Werkes in einer anderen Technik durch eigene Hand, wenn z. B.

  • ein Bildhauer eine gegossene Gipsplastik später in Stein eins zu eins nachmeißelt oder
  • ein Grafiker aus dem Dia-Positiv einer Federzeichnung am Lichttisch eine Offsetvorlage ausarbeitet oder
  • ein Maler mit Hilfe einer Dia-Projektion die Konturen der Vorlage als vergrößertes Gemälde nachzeichnet.

Für alle Bildenden Künstler (insbesondere auf dem allen gemeinsamen Gebiet der Zeichnung) sind Studienkopien nach berühmten Vorbildern bis heute ein wichtiger Bestandteil während der künstlerischen Ausbildung. So wurden zur Anschauung für die Bildhauerei seit der Renaissance Sammlungen antiker Skulpturen angelegt, während für Studenten der Malerei in manchen Museen auf Anfrage Ausnahmegenehmigungen zum Kopieren von Kunstwerken unmittelbar vor den Originalen erteilt werden.

Insbesondere ihre berühmten Hauptwerke wiederholten Künstler zumeist auf Wunsch von Auftraggebern. Eugen Bracht malte Hannibals Grab 18 Mal, Andy Warhol machte die Wiederholung gar zum System.

Rechtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn Nachbildungen öffentlich ausgestellt oder in den Verkehr gebracht werden, sind Urheberrechte zu beachten. Wenn dabei behauptet wird, dies sei der Original-Gegenstand, wird das als Fälschung in betrügerischer Absicht angesehen.

Unzulässig kann es auch sein, Nachbildungen mittelbar von Nachbildungen und nicht unmittelbar von Originalen anzufertigen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludger Alscher u. a. (Hrsg.): Lexikon der Kunst. Architektur, bildende Kunst, angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie. Band 2: G – Lh. Nachdruck der 1968–1978 in der DDR erschienenen Ausgabe. Verlag Das Europäische Buch, Berlin 1981, ISBN 3-88436-108-2, S. 692 f.
  • Amrei Bahr: Was ist eine Kopie?, Meiner, Hamburg 2022, ISBN 978-3-7873-4056-9
  • Tatjana Bartsch, Marcus Becker, Horst Bredekamp, Charlotte Schreiter (Hrsg.): Das Originale der Kopie. Kopien als Produkte und Medien der Transformation von Antike. Verlag de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 3-11022-544-1.
  • Abraham Drassinower: What's Wrong With Copying? Harvard University Press, Cambridge (MA) 2015, ISBN 9780674743977
  • Corinna Forberg, Philipp W. Stockhammer (Hrsg.): The Transformative Power of the Copy. A Transcultural and Interdisciplinary Approach. Heidelberg University Publishing, Heidelberg 2017, doi:10.17885/heiup.195.260
  • Eberhard Ortland: Kopierhandlungen, in: Judith Siegmund, Daniel M. Feige (Hrsg.): Kunst und Handlung. Ästhetische und handlungstheoretische Perspektiven. Transcript Verlag, Bielefeld 2015, S. 233–258, doi:10.1515/9783839427965-010
  • Eberhard Ortland: Kopie, in: Judith Siegmund (Hrsg.): Handbuch Kunstphilosophie. Transcript Verlag, Bielefeld 2022, S. 303–314, doi:10.36198/9783838558417
  • Jörg Paulus, Andrea Hübener, Fabian Winter (Hrsg.): Duplikat, Abschrift & Kopie. Kulturtechniken der Vervielfältigung. Böhlau, Wien / Köln / Weimar 2020, ISBN 9783412517458
  • Caecilie Weissert: Reproduktionsstichwerke. Vermittlung alter und neuer Kunst im 18. und frühen 19. Jahrhundert, Berlin 1999, ISBN 978-3496012085

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Weibel (Hrsg.): Kunst ohne Original. Multiple und Sampling als Medium: Techno-Transformationen der Kunst, Köln 1999
  2. Peter Weibel (Hrsg.): kunst ohne unikat / art without the unique. edition atelier 1985-1998, Köln 1998 (Kat. Neue Galerie, Landesmuseum Johanneum, Graz)