Kuchl (Gemeinde Kuchl)

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Kuchl (Hauptort einer Marktgemeinde)
Ortschaft
Katastralgemeinde Kuchl
Kuchl (Gemeinde Kuchl) (Österreich)
Kuchl (Gemeinde Kuchl) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Hallein (HA), Salzburg
Gerichtsbezirk Hallein
Pol. Gemeinde Kuchl
Koordinaten 47° 37′ 30″ N, 13° 8′ 37″ OKoordinaten: 47° 37′ 30″ N, 13° 8′ 37″ O
Höhe 468 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 1984 (1. Jän. 2023)
Gebäudestand 434 (2001f1)
Fläche d. KG 1,18 km²
Postleitzahl 5431 Kuchl
Vorwahl +43/6244 (Golling an der Salzach)
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 13639
Katastralgemeinde-Nummer 56214
Zählsprengel/ -bezirk Kuchl-Zentrum (50207 000)
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; SAGIS
1984

BW

Kuchl ist ein Marktort im Salzachtal wie auch Hauptort, Ortschaft und Katastralgemeinde der Gemeinde Kuchl im Tennengau (Bezirk Hallein).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Golling befindet sich 20½ km südöstlich vom Stadtzentrum Salzburg, und gut 7 km südöstlich von Hallein. Der Ort liegt rechts an der Salzach, auf 470 m ü. A. auf einer kleinen Talerhebung im Golling–Halleiner Becken, dem Bühel.

Der Markt bildet eine eigene Ortschaft und weitgehende deckungsgleich Katastralgemeinde (circa elf Hektar) und einen Zählsprengel (Kuchl-Zentrum).[1] Er umfasst knapp 450 Gebäude mit um die 1750 Einwohnern, ein Viertel der Gemeindebevölkerung.[2]

Nachbarorte, -ortschaften und -katastralgemeinden:


Wenger
Jadorf (KG)[1]
Moos (O)[1]


Salzach
Weißenbach-Siedlung
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Georgenberg (O u. KG)[1]
Salzach
Gallenhof
Kellau (O u. KG)[1]

 
 
Die Ortschaft Jadorf[1] grenzt nominell im Südosten ein kurzes Stück beim Holztechnikum an

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marktplatz Kuchl, hinten das Göllmassiv

Der Ort hat seinen Namen sicherlich vom Mansio (Poststation) Cucullae der Römerstraße Virunum – Iuvavum von der alten Hauptstadt der Provinz Norikum, Virunum im Zolleld, über den Radstädter Tauern und durch den Pass Lueg nach Salzburg (Iuvavum), dem Verkehrsknoten des Alpenvorlandes. Die Station selbst lag aber wohl am Fuß das Georgenbergs, den die Straße westlich passierte, am Berg befand sich ein Castellum. Der Name steht vielleicht zu lateinisch cucullus Spitzmütze, Gugel, auch spitzer Berg.[3]

Das Kastell bestand mutmaßlich als Fluchtburg auch nach den Abzug der Römer im 5. Jahrhundert weiter, um 790 ist das “cucullis castrum, vulgariter dicitur Chuchil” urkundlich erwähnt.[4] Dort wird die erste Kirche (heutige Georgskirche) gestanden haben. Ob am Kuchler Bühel selbst eine vormittelalterliche Ansiedlung war, ist unbekannt. 788 sind hier – vielleicht aber auch im weiteren Raum – schon neun Häuser genannt.[5]

997 hatte der Kuchler Dienstmann Gezo einen Tauschvertrag mit dem Erzbischof von Salzburg geschlossen, und in Folge entstand hier eine Grafschaft mit Landgericht.[6]

Der Markt Kuchl wurde um 1000 von den Grafen von Plain angelegt. Dabei dürfte auch die Turmburg Kuchl entstanden sein, wie ein frühes Magdalenenpatrozinium vermuten lässt[7] (heute im Kern von 1565, Pfarramt). Ab den 1160/70er Jahren sind hier die Herren von Kuchl nachweislich, später bedeutende Magistrale der Fürsterzbischöfe.

1230 wurde die Pfarre Kuchl eingerichtet.[8]

Das Dorf Kuchl wurde um 1380 zum Bannmarkt erhoben,[6] zu dieser Zeit (13. Jahrhundert) umfasste es schon 35–40 Häuser.[5]

Bald wurde jedoch der fürsterzbischöfliche Gerichtssitz auf die Burg Golling übertragen, und Kuchl verlor an Bedeutung, blieb aber Pfarr- und regionaler Marktort. Auch verlief die Reichstraße, die heutige Salzachtalstraße B 159, durch den Ort. Bis zur vorletzten Jahrhundertwende hatte sich der Gebäudestand kaum verdoppelt.

Mit dem Bau der Giselabahn 1873–75[9] und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg setzte dann auch hier intensivere Ortsentwicklung ein. Mit der Ansiedlung des Holztechnikum Kuchl ab den 1940er Jahren wurde der Ort auch wichtiger Schul- und dann auch Hochschul- und Forschungsstandort mit Fokus auf Holzwirtschaft (heutiger Campus Kuchl). 1968 wurde die Tauernautobahn bis Kuchl, 1972 bis Golling eröffnet.

Infrastruktur und Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Salzachtal Straße B 159 führt durch den Ort, die Tauern Autobahn A 10 ist bei Speckleiten (Anschlussstelle Kuchl, Exit 22) erreichbar.

Haltestelle Kuchl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuchl verfügt über eine eigene Bahnhaltestelle der Salzburg-Tiroler-Bahn, an der ÖBB-REX-Garnituren und die Linie S3 der S-Bahn Salzburg halten. Die ÖBB-Züge sind in den Salzburger Verkehrsverbund (SVV) eingebunden.[10]

Die Fahrzeit nach Hallein ist etwa 5–10 Minuten, nach Salzburg Hbf. 20 Minuten mit dem REX und 35 Minuten mit der Schnellbahn, nach Bischofshofen Bhf. etwa 25 Minuten mit allen Zügen.

Vorherige Station Salzburg-Tiroler-Bahn
REX
Nächste Station
Hallein Bhf Kuchl Hst Golling-Abtenau Bhf
Logo Salzburger VerkehrsverbundS-Bahn Salzburg
Kuchl Garnei Hst Kuchl Hst Golling-Abtenau Bhf

Wirtschaft und Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Volksschule Kuchl
  • Holztechnikum Kuchl/Campus Kuchl mit HTL für Betriebsmanagement/Holzwirtschaft, Fachschule für Holzwirtschaft und Sägetechnik und Internat (Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht); Landesberufsschule und Schülerheim; Studiengänge der Fachhochschule Salzburg;[11] Private Schule für Einrichtungsberater; ProHolz Salzburg, Holzcluster Salzburg

Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das örtliche Museum[13] wird vom Museumsverein Kuchl betrieben. Dauernd werden Objekte der Vergangenheit, Grabungsfunde und Gebrauchsgegenstände gezeigt. Schwerpunkte sind das Bruderschaftswesen und die Römerzeit, sowie das Zunftwesen (bekannt ist besonders der Schusterjahrtag). Es zeigt jährlich Sonderschauen.

Waldrappprojekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2011 läuft im Ort ein Projekt zur Wiederansiedlung des Waldrapps. Seit 2014 brüten Waldrappe am Ort.[14]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kuchl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Ortschaftsgebiet respektive Zählsprengel (Statistik) und Katastralgemeinde (Grundbuch) decken sich nicht exakt, die Ortschaft bildet den aktuellen Siedlungsraum ab, die KG ist historisch festgelegt: So gehört im Nordosten das östlichste Gebäude des Holztechnikums zur KG Georgenberg, aber statistisch zur Ortschaft Kuchl. Auch zu Moos sind einige Häuser wechselweise anders zugeordnet. Eine kleine Abweichung besteht an der Mündung des Kertererbachs, wo noch eine rechtes Flurstück bei Lampl zur Ortschaft Kellau gerechnet wird, während die Katastalgemeindegrenze hinter der Mündung endet. Die Bachmündung selbst gehört dann schon zur Ortschaft Weißenbach, die eigentlich auf der anderen Salzachseite liegt. Es handelt sich um historische Bachlaufverlegung. Vergl. auch Franziszäischer Kataster 1817–1861 (Layer online bei SAGIS).
  2. Statistik Austria: Registerzählung vom 31. Oktober 2011 (PDF; 6 kB)
  3. vgl. Kogel; Angabe Ludwig Steub: Die romanischen Ortsnamen im Lande Salzburg. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 21, 1881, S. 99 (ganzer Artikel S. 98–102, eReader, ANNO online).
  4. Salzburger Urkundenbuch I, S. 20; II, A.3
  5. a b Kurt Klein (Bearb.): Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Vienna Institute of Demography [VID] d. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Salzburg, Kuchl: Kuchl , S. 26 (Onlinedokument, Erläuterungen. Suppl.; beide PDF – o.D. [aktual.]).
    Spezielle Quellenangaben: 788: Indiculus Arnonis – Breves Notitiae (Güterverzeichnisse der Salzburger Kirche). In: Salzburger Urkundenbuch, bearbeitet von Willibald Hauthaler und Franz Martin, 4 Bde., 1910–1933, o.n.A. • 13. Jh.: Klein Kurt: Daten zur Siedlungsgeschichte der österreichischen Länder bis zum 16. Jahrhundert. = Materialien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 4, 1980.
  6. a b Chronik – Kuchl besitzt eine reiche Vor- und Frühgeschichte (Memento vom 19. Juni 2014 im Internet Archive), Gemeinde Kuchl, kuchl.net.
  7. Friederike Zaisberger, Walter Schlegel: Burgen und Schlösser in Salzburg. Flachgau und Tennengau. Birken-Reihe, Wien 1992, ISBN 3-85326-957-5, S. 171.
  8. Pfarre Kuchl (Memento vom 30. August 2014 im Internet Archive), Erzdiözese Salzburg, kirchen.net
  9. August Prinzinger [d. Ä.]: Die Eisenbahn und die alten Verkehrswege. Die Faistelau und Kuchl-Georgenberg In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) Bd. 19, 1879, S. 97–122; Kuchl und Georgenberg (Fortsetzung und Schluß). In: Bd. 21, 1881, S. 1–23 (Erster Teil, Fortsetzung, beide eReader, ANNO online).
  10. Kuchl, BhfNr. 1127 in Information zum Bahnhof, ÖBB.at;
    Stationsinformation Kuchl, ÖBB Scotty, fahrplan.oebb.at.
  11. Campus Kuchl, fh-salzburg.ac.at
  12. a b c d e Dehio Salzburg, 1986, Kuchl, S. 196–200.
  13. Museum Kuchl
  14. Waldrappteam