Lämmermarkt (Hamburg)

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Lämmermarkt vor dem Steintor, Gemälde von Johann Georg Stuhr um 1690

Der Lämmermarkt war ein Hamburger Volksfest, das jährlich wiederkehrend am Freitag vor Pfingsten, dem sogenannten Lämmerabend veranstaltet wurde. Es wurde zunächst vor dem Steintor in St. Georg und später vor dem Lübecker Tor veranstaltet und wurde dort auch namensgebend für den jeweiligen Veranstaltungsort. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Volksfest durch den „Frühjahrs-Dom“ ersetzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lämmermarkt war ursprünglich ein Viehmarkt, der auf dem Gelände vor dem Steintor in der Vorstadt St. Georg abgehalten wurde. Dort kauften die Eltern ihren Kindern am Lämmerabend lebende oder aus Holz gefertigte Lämmer zum Spielen. Bereits 1722 wurde über einem Verkauf von Lämmern am Freitag vor Pfingsten in St. Jürgen (St. Georg) berichtet:

„Freytag vor Pfingsten haben sonderl. junge Leute in St. Jürgen eine sonderbahre Freude mit den so genannten Pfingst-Lämmern, so daselbst verkaufft werden.“

Johann Balthasar Hempel 1722[1]

Im Laufe der Zeit wandelte sich die Veranstaltung zu einem allgemeinen Volksfest. Auf den Festen um 1846 wurden die Lämmer auf den beiden halbrunden Wiesen vor dem Steintor verkauft. Nördlich davon, vor den dort gelegenen Friedhöfen, war ein Jahrmarkt aufgebaut. Auf dem südlich gelegenen Gelände befanden sich Karussells, sowie verschiedene Buden und Zelte mit Seiltänzern, Taschenspielern, Getränkeverkauf und anderem Gastgewerbe.[2]

Lämmermarkt-Unruhen 1848

Am Lämmerabend 1848 erreichten Proteste der Bevölkerung gegen die Hamburger Torsperre einen Höhepunkt. Auf dem Lämmermarkt kam es zu Unruhen und Tumulten, bei denen unter anderem die Torwache am Steintor angegriffen und Brände gelegt wurden. Die eintreffende Feuerwehr wurde am Löschen gehindert. Erst nach Ausrücken des Bürgermilitärs konnten die Unruhen beendet werden.[3][4]

Um 1874 wurde der Lämmermarkt auf ein Feld vor dem Lübecker Tor verlegt, da auf dem bisherigen Veranstaltungsgelände vor dem Steintor das Museum für Kunst und Gewerbe errichtet wurde.[5] Der letzte Lämmermarkt war im Jahr 1914.[6]

Der Lämmerabend wurde mehrfach zum Thema von Gedichten und Liedern gemacht, beispielsweise in dem Gedicht aus dem Jahr 1804 Kauft ein Lämmchen, holde Schönen![7] oder im Werk von Johann Benjamin Michaelis Gebt mir auch mein Lämmchen her.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • I. Smidt (Hrsg.): Hanseatisches Magazin. Band 2. Friedrich Wilmans, Bremen 1799, S. 43–44 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Johann Friedrich Schütze: Holsteinisches Idiotikon, ein Beitrag zur Volkssittengeschichte. Band 3. Heinrich Ludwig Villaume, Hamburg 1802, S. 7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • I. C. W. Wendt, C. E. L. Kapellhoff: Hamburgs Vergangenheit und Gegenwart. Wendt & Co, Hamburg 1896, Der Lämmermarkt, S. 226 (online – mit Illustration).
  • Hans Roß: Volksfeste im alten St. Georg. In: Blätter aus St. Georg. Mitteilungen des Bürgervereins zu St. Georg von 1880 R. V. Hamburg-St. Georg Juni 1951, S. 6 (buergerverein-stgeorg.de [PDF]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Balthasar Hempel: Ausführliche Nachricht von dem H. Ritter Georgio, und dem, was von ihm den Nahmen führet, insonderheit aber von dem Gestiffte St. Jürgens bey Hamburg. Kißner, Hamburg 1722, S. 291 (online).
  2. R. Dupf: Hamburg und die Hamburger. In: Franz Klutschak (Hrsg.): Das Panorama des Universums zur erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder. Band 13. Gottlieb Haase, Prag 1846, S. 136 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Joh. Gottf. Zschaler: Das ewig unvergeßliche Jahr 1848 oder eine Chronik und ein Gedenkbuch für jede Familie und zur Erinnerung ihrer Nachkommen. C. G. Lohse, Dresden 1848, Der Thorsperrtumult in Hamburg, S. 262–263 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Gustav Freytag, Julian Schmidt: Die Grenzboten. 7. Jahrgang. II. Semester. III. Band. Friedrich Ludwig Herbig, Leipzig 1848, S. 254 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Axel von Saldern: Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1869-1988 (= Bilderhefte. Band 23). Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1988, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Daniel Tilgner: Lämmermarkt, in: ders., Franklin Kopitzsch: Hamburg Lexikon. Hamburg 2010. S. 423 f.
  7. Hamburg und Altona. Eine Zeitschrift zur Geschichte, der Zeit und des Geschmacks. Band 2. Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1804, XV. An Hamburgs Schönen. Am Lämmerabend, S. 255 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Sämtliche poetische Werke des Herrn Johann Benjamin Michaelis (= Sammlung der vorzüglichsten Werke deutscher Dichter und Prosaisten. XVII. Band). Franz Anton Schrämbl, Wien 1791, S. 54 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).