Landeskirche

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Eine Landeskirche ist nach heutigem Verständnis ein in der Regel territorial abgegrenzter Zusammenschluss von volkskirchlichen Gemeinden, der überdies meist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts bildet. In Liechtenstein ist der Begriff Landeskirche gleichbedeutend mit Staatskirche.

Landeskirche im Mittelalter

Bezogen auf die vorreformatorische Zeit wird unter dem Begriff der Landeskirche die Kirchenorganisation eines bestimmten Territoriums verstanden, die zwar im Regelfall einer übergeordneten Autorität (dem Papst oder einem Patriarchen) unterstellt war, aber ein erhöhtes Maß an Selbstständigkeit besaß, insbesondere was ihre innere Struktur und ihr Verhältnis zum jeweiligen weltlichen Herrscher betraf. Das Vorhandensein einer eigenen Landeskirche spielte eine große Rolle für die Abgrenzung vor allem frühmittelalterlicher Reiche gegenüber anderen Territorien.

Landeskirchen in Deutschland

Evangelische Landeskirchen in Deutschland

Entstehung

In Deutschland ergab sich der Begriff im heutigen Verständnis aus einer Notsituation: Anders als in Skandinavien und England gingen die deutschen Bischöfe in ihrer großen Mehrheit nicht zur Reformation über, so dass es nicht möglich war, das hergebrachte Diözesansystem unter dem Vorzeichen des neuen Bekenntnisses weiter bestehen zu lassen. Daher forderte Martin Luther, dass die weltlichen Landesherren behelfsweise die bischöfliche Funktion in ihren Territorien ausüben sollten.

Aus der Reformationszeit stammt auch der Grundsatz cuius regio, eius religio (wessen Gebiet, dessen Religion). Danach bestimmte der Landesherr, welcher Konfession seine Untertanen angehören mussten. Dies beförderte die Ausbildung geschlossener, eigener Landeskirchen. Der Grundsatz wurde allerdings in der Praxis der Religionspolitik im Heiligen Römischen Reich mit und nach dem Dreißigjährigen Krieg bald aufgeweicht.

Bis zur Abschaffung der Monarchie in Deutschland 1918 waren die Landesherren im administrativen Bereich Landesbischöfe, und die Bindung von Kirche und Staat dadurch besonders eng. Das galt auch bei Landesherren anderer Konfession. So war der (römisch-katholische) König von Bayern zugleich oberster Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. In der Praxis übten die Landesherren die bischöflichen Funktionen aber nur indirekt durch eine dafür zuständige Behörde aus, die in der Regel den Namen Konsistorium trug.

Situation heute

Die heutigen Grenzen der in Deutschland existierenden 20 evangelischen Landeskirchen sind weitgehend identisch mit denen der Bundesstaaten (in Preußen: der Provinzen) im deutschen Kaiserreich, wie es bis 1918 bestand. So umfasst beispielsweise das Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland dasjenige der früheren altpreußischen Kirchenprovinz Rheinland, die territorial im Wesentlichen der preußischen Rheinprovinz entsprach, deren Gebiet heute auf vier Bundesländer aufgeteilt ist. Das Gebiet der Landeskirche blieb dabei nahezu unverändert. Die Evangelisch-reformierte Kirche (Landeskirche) entstand durch den Zusammenschluss der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland, die im Wesentlichen auf die Evangelisch-reformierte Landeskirche der Provinz Hannover zurückgeht, und der Evangelisch-reformierten Kirche in Bayern. Weil sich ihr auch reformierte Gemeinden aus weiteren Bundesländern anschlossen, ist sie die einzige Landeskirche der EKD, die kein geschlossenes Gebiet aufzuweisen hat.

Größere Veränderungen gab es im Bereich des heutigen Hessen, wo sich in der Zeit des Nationalsozialismus die beiden zuständigen Gauleiter in Kassel und Darmstadt jeweils eine eigene Landeskirche zulegten (heute: Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und Evangelische Kirche in Hessen und Nassau). Andere größere Veränderung betrafen die Länder Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wo sich 1977 die vier bestehenden Landeskirchen von Schleswig-Holstein, Eutin, Hamburg und Lübeck mit dem Kirchenkreis Harburg der hannoverschen Landeskirche zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vereinigten, die wiederum 2012 mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Evangelische Kirche zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland fusionierten. Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg und die Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz schlossen sich 2004 zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zusammen, ebenso wie 2009 die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen und die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Übersicht

Landeskirche Leitender
Geistlicher
Bekenntnis Mitglied in Fläche (km²) Mitglieder
(31. Dezember 2013)
(In Klammern: Rang nach Mitgliederzahl)
Gemeinden Kirchenkreise
oder Äquivalent[1]
Verwaltungssitz
Evang. Landeskirche Anhalts Kirchenpräsident Joachim Liebig uniert UEK, EKD, GEKE 2299 38.744 (20) 144 5 Dessau-Roßlau
Evang. Landeskirche in Baden Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh uniert UEK, EKD, GEKE ca. 15.000 1.229.879 (8) 497 29 Karlsruhe
Evang.-Luth. Kirche in Bayern Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm lutherisch VELKD, EKD, LWB, GEKE 70.547 2.489.581 (3) 1.538 68 München
Evang. Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Bischof Markus Dröge uniert UEK, EKD, GEKE ? 1.044.078 (9) 1.305 35 Berlin
Evang.-Luth. Landeskirche in Braunschweig Landesbischof Christoph Meyns lutherisch Konf.ev.Ki.Nds, VELKD, EKD, LWB, GEKE ca. 5.000 364.309 (15) 401 13 Wolfenbüttel
Bremische Evangelische Kirche Schriftführer: Renke Brahms uniert UEK, EKD, GEKE ? 213.961 (16) 64 0 Bremen
Evang.-luth. Landeskirche Hannovers Landesbischof Ralf Meister lutherisch Konf.ev.Ki.Nds, VELKD, EKD, LWB, GEKE ? 2.763.633 (1) 1.406 57 Hannover
Evang. Kirche in Hessen und Nassau Kirchenpräsident Volker Jung uniert UEK, EKD, GEKE 13.358,77 1.658.885 (7) 1.168 47 Darmstadt
Evang. Kirche von Kurhessen-Waldeck Bischof Martin Hein uniert UEK, EKD, GEKE ? 872.164 (10) 795 26 Kassel
Lippische Landeskirche Landessuperintendent Dietmar Arends reformiert UEK, EKD, Reformierter Bund, WGRK, LWB (Lutherische Klasse), GEKE 1.157,74 173.285 (18) 69 7 Detmold
Evang. Kirche in Mitteldeutschland Bischöfin Ilse Junkermann uniert UEK, EKD, VELKD, LWB, GEKE ? 790.165 (11) 1.973 38 Magdeburg, Erfurt
Evang.-Luth. Kirche in Norddeutschland Landesbischof Gerhard Ulrich lutherisch VELKD, EKD, LWB, GEKE ? 2.193.751 (5) 1.028 41 Kiel, Schwerin
Evang.-Luth. Kirche in Oldenburg Bischof Jan Janssen lutherisch Konf.ev.Ki.Nds, EKD, LWB, GEKE,
Gaststatus in VELKD und UEK,
? 434.434 (14) 117 6 Oldenburg
Evang. Kirche der Pfalz Kirchenpräsident Christian Schad uniert UEK, EKD, GEKE ? 552.854 (13) 413 20 Speyer
Evangelisch-reformierte Kirche Kirchenpräsident Martin Heimbucher reformiert Konf.ev.Ki.Nds, UEK, EKD, Reformierter Bund, WGRK, GEKE Gemeinden in fast ganz Deutschland 181.527 (18) 146 11 Leer (Ostfriesland)
Evangelische Kirche im Rheinland Präses Manfred Rekowski uniert UEK, EKD, GEKE 12.704 2.707.050 (2) 739 38 Düsseldorf
Evang.-Luth. Landeskirche Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing lutherisch VELKD, EKD, LWB, GEKE 14.900 743.567 (12) 756 25 Dresden
Evang.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe Landesbischof Karl-Hinrich Manzke lutherisch Konf.ev.Ki.Nds, VELKD, EKD, LWB, GEKE 675 55.084 (19) 22 2 Bückeburg
Evangelische Kirche von Westfalen Präses Annette Kurschus uniert UEK, EKD, GEKE 22.200 2.388.521(4) 614 31 Bielefeld
Evang. Landeskirche in Württemberg Landesbischof Frank Otfried July lutherisch EKD, LWB, GEKE,
Gaststatus in VELKD und UEK
ca. 20.000 2.144.920 (6) 1.317 47 Stuttgart

Als assoziiertes Mitglied der EKD angeschlossen:

Bis 2003 war auch die Evangelische Kirche der Union Mitglied in der EKD. Diese ging 2003 in der Union Evangelischer Kirchen auf.

Ämter und Institutionen

Folgende typischen Ämter und Institutionen der Landeskirche gibt es bis heute:

Als übergreifendes Organ gründeten die Landeskirchen die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die ihren Sitz in Hannover hat.

Verwaltungshierarchie

Die Verwaltungsstruktur ist von Landeskirche zu Landeskirche unterschiedlich. Oft werden für die gleiche Verwaltungsinstanz verschiedene Bezeichnungen geführt. Um Verwirrungen zu vermeiden, soll folgende Tabelle einen Überblick über die Bezeichnungen der Verwaltungsebenen in den Landeskirchen der EKD geben. Zusätzlich wird in Klammern die Bezeichnung der personalen Leitung genannt, da auch hier in den Landeskirchen mit der gleichen Bezeichnung oft unterschiedliche Dinge gemeint sind. Kursiv werden ergänzend eventuelle Gremien der Verwaltungsebene genannt.

Landeskirche Unterste Instanz Untere Instanz Mittlere Instanz Obere Instanz
Evang. Landeskirche
Anhalts
Kirchengemeinde

Gemeindekirchenrat
Kirchenkreis
(Kreisoberpfarrer)
Kreissynode
  Landeskirche
(Kirchenpräsident)
Landessynode
Evang. Landeskirche
in Baden
Kirchengemeinde

Kirchengemeinderat
Kirchenbezirk, auch Dekanat
(Dekan)
Bezirkssynode
Kirchenkreis, auch Prälatur
(Prälat)
 
Landeskirche
(Landesbischof)
Landessynode
Evang.-Luth. Kirche
in Bayern
Kirchengemeinde

Kirchenvorstand
Dekanat
(Dekan)
Dekanatssynode
Kirchenkreis
(Regionalbischof)
 
Landeskirche
(Landesbischof)
Landessynode
Evang. Kirche in Berlin-
Brandenburg-
schlesische Oberlausitz
Kirchengemeinde

Kirchenvorstand
Kirchenkreis
(Superintendent)
Kreissynode
Sprengel
(Generalsuperintendent)
 
Landeskirche
(Bischof)
Landessynode
Evang.-Luth. Landeskirche
in Braunschweig
Kirchengemeinde

Kirchenvorstand
Propstei
(Propst)
Propsteisynode
  Landeskirche
(Landesbischof)
Landessynode
Bremische
Evangelische Kirche
Kirchengemeinde


 
    Landeskirche
(Präsident des
Kirchenausschusses)
Kirchentag
Evang.-Luth. Landeskirche
Hannovers
Kirchengemeinde

Kirchenvorstand
Kirchenkreis
(Superintendent)
Kirchenkreistag
Sprengel
(Landessuperintendent)
Ephorenkonferenz
Landeskirche
(Landesbischof)
Kirchensenat, Landessynode
Evang. Kirche in Hessen
und Nassau
Kirchengemeinde

Kirchenvorstand
Dekanat
(Dekan)
Dekanatssynode
Propstei
(Propst)
 
Landeskirche
(Kirchenpräsident)
Landessynode
Evang. Kirche von
Kurhessen-Waldeck
Kirchengemeinde

Kirchenvorstand
Kirchenkreis
(Dekan)
Kreissynode
Sprengel
(Propst)
 
Landeskirche
(Bischof)
Landessynode
Lippische Landeskirche Kirchengemeinde

Kirchenvorstand
Klasse, auch Bezirk
(Superintendent)
Klassentag
  Landeskirche
(Landessuperintendent)
Landessynode
Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Kirchengemeinde Kirchenkreis Propstsprengel Landeskirche
(Bischof)
Landessynode
Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland Kirchengemeinde Kirchenkreis Sprengel Landeskirche
(Landesbischof)
Synode
Evang.-Luth. Kirche in
Oldenburg
Kirchengemeinde

Gemeindekirchenrat
Kirchenkreis
(Kreispfarrer)
Kreissynode
  Landeskirche
(Bischof)
Synode
Evang. Kirche der Pfalz Kirchengemeinde

Presbyterium
Kirchenbezirk, auch Dekanat
(Dekan)
Bezirkssynode
  Landeskirche
(Kirchenpräsident)
Landessynode
Evangelisch-reformierte
Kirche
Kirchengemeinde

Kirchenrat oder
Presbyterium
Synodalverband
(Präses des Moderamens)
Synodalverbandssynode
 
  Landeskirche
(Kirchenpräsident)
Gesamtsynode
 
Evangelische Kirche im
Rheinland
Kirchengemeinde

Presbyterium
Kirchenkreis
(Superintendent)
Kreissynode
  Landeskirche
(Präses)
Landessynode
Evang.-Luth.
Landeskirche Sachsens
Kirchgemeinde

Kirchenvorstand
Kirchenbezirk, auch Ephorie
(Superintendent)
Kirchenbezirkssynode
Kirchenamtsratsbereich
(Kirchenamtsrat)
 
Landeskirche
(Landesbischof)
Landessynode
Evang.-Luth. Landeskirche
Schaumburg-Lippe
Kirchengemeinde

Gemeindekirchenrat
Kirchenbezirk
(Superintendent)
 
  Landeskirche
(Landesbischof)
Landessynode
Evangelische Kirche
von Westfalen
Kirchengemeinde

Presbyterium
Kirchenkreis
(Superintendent)
Kreissynode
  Landeskirche
(Präses)
Landessynode
Evang. Landeskirche
in Württemberg
Kirchengemeinde

Kirchengemeinderat
Kirchenbezirk
(Dekan)
Bezirkssynode
Prälatur, auch Sprengel
(Prälat)
 
Landeskirche
(Landesbischof)
Landessynode

Die unterste Instanz ist in der allgemeinen Verwaltung vergleichbar mit der politischen Gemeinde, die untere Instanz mit dem Landkreis, die mittlere Instanz mit dem Regierungsbezirk und die obere Instanz mit dem Bundesland.

Landeskirchen in der Schweiz

Reformierte Landeskirchen der Schweiz

Typen

In der Schweiz wird das Verhältnis zwischen Kirche und Staat durch kantonale Gesetze geregelt. Bis auf die Kantone Genf und Neuenburg kennen alle Kantone öffentlich-rechtliche anerkannte Kirchen. Dazu gehören in allen Kantonen die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische Kirche, in einigen Kantonen auch die christkatholische Kirche. Diese drei Kirchen, zumal die reformierte, werden als Landes- oder Kantonalkirchen bezeichnet.

Aus historischen Gründen gibt es im Wesentlichen fünf Formen der öffentlich-rechtlichen Anerkennung:

  • Die historisch reformierten Kantone (Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Bern, Waadt, Zürich, Schaffhausen und Appenzell Ausserrhoden) kennen reformierte Landeskirchen mit synodaler Verfassung, die bis ins 20. Jahrhundert in enger Verbindung mit dem jeweiligen Kanton standen; heute sind sie jedoch weitestgehend autonom. Im Kanton Zürich (1963) sowie in anderen der genannten Kantonen wurde die heutige reformierte Kirchenverfassung weitgehend auch auf die katholische Kirche („römisch-katholische Körperschaft“) übertragen.
  • Die historisch katholischen Kantone (Luzern, Zug, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri, Tessin, Wallis, Freiburg, Solothurn, Jura und Appenzell Innerrhoden) gewähren den Kirchen weitestgehende Autonomie. Kantonalkirchliche Strukturen haben sich hier teilweise erst in der jüngeren und jüngsten Vergangenheit herausgebildet; sie fehlen bis heute in Appenzell Innerrhoden und im Wallis. In den Kantonen Obwalden und Tessin ist die evangelisch-reformierte Kirche zwar anerkannt, aber es gibt keine evangelisch-reformierte Kantonalkirche. Die reformierte Kirchgemeinde von Appenzell Innerrhoden ist aus praktischen Gründen Bestandteil der appenzell-ausserrhodischen Landeskirche, die reformierten Kirchgemeinden des Kantons Jura und der Solothurner Amteien Solothurn-Lebern und Bucheggberg-Wasseramt aus historischen Gründen Teil der Berner Landeskirche.
  • In den konfessionell paritätischen Kantonen (Aargau, Glarus, Graubünden, St. Gallen und Thurgau) kennen beide großen Kirchen analoge Regelungen. Sie haben wie in den historisch reformierten Kantonen synodale Verfassungen, die sie – teilweise seit alters – in Eigenkompetenz erlassen.
  • In den (historisch reformierten) Kantonen Neuenburg und Genf sind die Kirchen nicht öffentlich-rechtlich anerkannt, aber gleichwohl „Organisationen von öffentlichem Interesse“.
  • In jüngerer Zeit wurden auch nichtchristlichen Religionen vom Staat offiziell „anerkennt“ und ihnen damit gewisse, wenn auch weniger weit gehende Recht eingeräumt; in der Terminologie des Kantons Basel-Stadt spricht man hierbei von der „kleinen Anerkennung“. So sind in den Kantonen Basel-Stadt, Freiburg, St. Gallen und Zürich (hier nur zwei der vier Gemeinden[2]) sind die israelitischen Gemeinden in einzelnen Bereichen den Landeskirchen gleichgestellt,[3] und in Basel-Stadt, der Waadt und in Neuenburg genießen auch gewisse muslimische Verbände einige Privilegien.[4]

Die in den traditionell reformierten und paritätischen Kantonen geltende kantonalrechtliche Regelung der grundlegendsten Züge der Kirchenverfassung garantiert somit auch in den katholischen Kirchgemeinden demokratische Strukturen, die weltweit einzigartig sind, mit dem katholischen Kirchenrecht allerdings im Widerspruch stehen.

Evangelisch-reformierte Landeskirchen

Landeskirche Präsident Fläche (km²) Kirch- gemeinden Mitglieder (Stand: 2012) Verwaltungssitz
Reformierte Landeskirche Aargau Kirchenratspräsident: Christoph Weber-Berg 1’404 75 180’349 Aarau
Evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell Kirchenratspräsident: Kurt Kägi-Huber 416 20 25'093 Trogen
Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Basel-Landschaft Kirchenratspräsident: Martin Stingelin 518 35 96'220 Liestal
Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt Kirchenratspräsident: Lukas Kundert 37 7 30'764 Basel
Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn Synodalratspräsident: Andreas Zeller ? 215 642'456 Bern
Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Freiburg Synodalratspräsident: Pierre-Philippe Blaser 1671 16 41'235 Murten
Église Protestante de Genève Präsidentin des Konsistorialrats: Charlotte Kuffer 282 34 74'456 Genf
Evangelisch-Reformierte Landeskirche des Kantons Glarus Präsident des kantonalen Kirchenrats: Ulrich Knoepfel 685 13 14'991 Glarus
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Kirchenratspräsident: Andreas Thöny 7’105 113 71'700 Chur
Evangelisch-Reformierte Kirche des Kantons Luzern Synodalratspräsident: David A. Weiss 1’493 8 42'746 Luzern
Église réformée évangélique du canton de Neuchâtel Synodalratspräsident: Christian Miaz-Frutiger 802 9 59'972 Neuenburg
Evangelisch-Reformierte Kirche Nidwalden Kirchenratspräsident: Wolfgang Gaede 276 3 4483 Stans
Verband der evangelisch-reformierten Kirchgemeinden des Kantons Obwalden Präsidentin des Verbandsrats: Theres Meierhofer-Lauffer 491 2 2'827 Sarnen
Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen Kirchenratspräsident: Martin Schmidt 2’026 49 112'738 St. Gallen
Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Schaffhausen Kirchenratspräsident: Frieder Tramer 298 31 31'566 Schaffhausen
Evangelisch-reformierte Kantonalkirche Schwyz Kirchenratspräsident: Heinz Fischer 908 6 18'602
Evangelisch-Reformierte Kirche im Kanton Solothurn Synodalratspräsidentin: Verena Enzler ? 23 28'959
Evangelische Landeskirche des Kantons Thurgau Kirchenratspräsident: Wilfried Bührer 991 66 98'310 Frauenfeld
Chiesa evangelica riformata nel Ticino Synodalratspräsident: Tobias Ulbrich 2’812 3 6'856
Evangelisch-Reformierte Landeskirche Uri Kirchenratspräsident: Dieter Kolthoff 1’077 3 1'830 Altdorf
Église Évangélique Réformée du canton de Vaud Synodalratspräsidentin: Esther Gaillard 3’212 87 247'696 Lausanne
Evangelisch-Reformierte Kirche des Wallis Synodalratspräsident: Beat Abegglen 5’224 10 19'505 Sitten
Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug Kirchenratspräsidentin: Monika Hirt Behler 239 1 17'923 Zug
Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich Kirchenratspräsident Michel Müller 1’729 179 461'602 Zürich

In den Kantonen Genf und Neuenburg sind die Kirchen privatrechtlich organisiert.

Römisch-katholische Landeskirchen

Landeskirche Präsident Fläche (km²) Mitglieder Verwaltungssitz
Römisch-katholische Kirche im Aargau Kirchenratspräsident Luc Humbel 1’404 Aarau
Verband römisch-katholischer Kirchgemeinden des Kantons Appenzell Ausserrhoden 243 ? Herisau
Katholische Kirchgemeinden Innerrhodens 173 ? Gonten


Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Basel-Landschaft 518 ? Liestal
Römisch-katholische Kirche des Kantons Basel-Stadt 37 ? Basel
Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Bern 5959 ? Biel/Bienne
Kirchliche Körperschaft des Kantons Freiburg 1671 Villars-sur-Glâne
Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden des Kantons Glarus 685 ? Näfels
Katholische Landeskirche Graubünden 7’105 Domat/Ems
Collectivité ecclésiastique cantonale catholique-romaine de la République et Canton du Jura 839 ? Delsberg
Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern 1’493 ? Luzern
Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Nidwalden 276 ? Stans
Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden des Kantons Obwalden 491 Sachseln
Katholischer Konfessionsteil des Kantons St. Gallen 2’026 ? St. Gallen
Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Schaffhausen 298 ? Schaffhausen
Römisch-katholische Kantonalkirche Schwyz 908
Römisch-katholische Synode des Kantons Solothurn 791 ? Gerlafingen
Katholische Landeskirche des Kantons Thurgau 991 Weinfelden
Römisch-katholische Landeskirche Uri 1’077 Attinghausen
Fédération ecclésiastique catholique romaine du Canton de Vaud 3’212 ? Lausanne
Vereinigung der katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zug 239 ? Cham
Römisch-katholische Körperschaft des Kantons Zürich 1’729 ? Zürich

in den Kantonen Genf und Neuenburg sind die Kirchen privatrechtlich organisiert, und im Tessin und im Wallis gibt es nur die Bistümer.

Landeskirche in Liechtenstein

In Liechtenstein ist die Römisch-katholische Kirche laut Verfassungsartikel 37 II Landeskirche im Sinne einer Staatskirche. Jedoch wird die Trennung von Kirche und Staat seit 2011 angestrebt und soll im Jahr 2013 in Kraft treten. Das Gebiet der Landeskirche entspricht seit dem 2. Dezember 1997 dem der römisch-katholischen Erzdiözese Vaduz.[5] Bis 1997 entsprach es dem Gebiet des Dekanats Liechtenstein im Bistum Chur.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Georg Fuchs: Das schweizerische Staatskirchenrecht des 19. Jahrhunderts als Folge zwinglianischen Staatsdenkens und als typische Schöpfung des Liberalismus. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung 70 (1984), S. 271–300.
  • Dieter Kraus: Schweizerisches Staatskirchenrecht. Hauptlinien des Verhältnisses von Staat und Kirche auf eidgenössischer und kantonaler Ebene. Mohr, Tübingen 1993 (Jus Ecclesiasticum 45), ISBN 3-16-146069-3.
  • Christoph Winzeler: Landeskirchen. In: Historisches Lexikon der Schweiz..

Einzelnachweise

  1. Kirchenkreise oder Äquivalent, aufgeführt sind für folgende Landeskirchen die Anzahl von:
  2. Zwei Gemeinden, nämlich die als Einheitsgemeinde konzipierte Israelitische Cultusgemeinde Zürich und die Jüdische liberale Gemeinde, wünschten eine Anerkennung, wogegen sich die strikt orthodox ausgerichteten Gemeinden Israelitische Religionsgesellschaft Zürich und Agudas Achim dagegen aussprachen, um eine größtmögliche Unabhängigkeit zu bewahren.
  3. http://www.afz.ethz.ch/handbuch/bestaend/institutionenSIGArchiv.htm
  4. Der Islam auf der Suche nach Anerkennung. In: Neue Zürcher Zeitung vom 24. Mai 2016.
  5. Jugendliche mit 14 Jahren religionsmündig, Liechtensteiner Vaterland, 20. Dezember 2012
  6. Ansprache von Papst Johannes Paul II. in Eschen-Mauren vom 8. September 1985, zitiert auf der Website des Heiligen Stuhls
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