Landschaftspolder Kirche

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Landschaftspolderer Kirche mit Friedhof von Westen
Kirche von Südosten

Die Landschaftspolderer Kirche ist eine evangelisch-reformierte Kirche im ostfriesischen Landschaftspolder. Die Backsteinkirche wurde 1768 gebaut.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des weiten Weges nach Bunde oder Ditzum bestand seit 1759 der Wunsch, einen eigenen Prediger in Landschaftspolder anzustellen, und seit 1761, eine eigene Kirche zu bauen. Durch die hohen finanziellen Belastungen infolge des Siebenjährigen Kriegs mussten diese Pläne zunächst aufgeschoben werden.[1] Auf Antrag der Polderbauern genehmigte Friedrich der Große am 22. Juni 1765 den Bau einer Kirche auf dem 1752 neu gewonnenen Polder.[2] Ein Jahr später erfolgte die Gründung der reformierten Kirchengemeinde Landschaftspolder, die zuvor in Bunde eingepfarrt war, und die Einsetzung von Cornelius Knotnerus als erster Pastor.

Im Jahr 1768 wurde das Gotteshaus mit 204 Sitzplätzen erbaut.[3] 1829 ersetzte ein gemauerter Glockenturm, der südlich angebaut wurde, den hölzernen Vorgängerbau.[4] Hinter der Kirche wurde in demselben Jahr die „alte Schule“ mit einem einzigen Unterrichtsraum an den Turm angebaut. Das Schulgebäude konnte nur durch den Turm betreten werden und wurde 1954 abgerissen und durch einen Geräteschuppen ersetzt.[5] Die Glocke wurde 1851 gegossen, nachdem die mittelalterliche geborsten war, die man der Hamswehrumer Gemeinde abgekauft hatte.

Das ebenfalls im Jahr 1768 errichtete Pastorat, das unmittelbar an die Kirche angrenzte[6] und über eine kleine Scheune verfügte, wurde 2004 wegen Baufälligkeit abgerissen.[7] Die Gemeinde hatte bis 1922 ihren eigenen Pastor, wurde dann aber mit Ditzumerverlaat zusammengelegt, um sich auf diese Weise des sozial engagierten Pastors Dr. Arnold Wilhelm Nordbeck (* 1860; † 1948) zu entledigen.[8] Seit 1973 ist der Ditzumerverlaater Pastor zudem für Süd-Bunderhammrich und seit 1984 für Ditzumerhammrich zuständig.[9] Im Jahr 2002 umfasste die Gemeinde in Landschaftspolder 63 Mitglieder. Im Jahr 2022 sind es um die 50 Mitglieder[10]

Im Jahr 2018 wurden Pläne für eine umfassende Sanierung der Kirche entwickelt.[11]

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauinschrift von 1829 über dem Westportal
Kirchturm von Süden

Die Kirche, die als rechteckige Saalkirche errichtet wurde, ist nicht geostet. Zwei goldene Kugeln zieren das Walmdach. In der westlichen Langseite belichten vier rundbogige Fenster und in der Ostwand drei den Innenraum. In der Nordseite sind zwei kleine Rundbogenfenster und in der Südseite links vom Turm ein kleines hochsitzendes Rundbogenfenster eingelassen. Die ursprünglich verputzten Wände wurden 1960 mit Tonziegel im Klostersteinformat verblendet.[4]

Der viergeschossige Südturm auf quadratischem Grundriss dient auch als Eingang.[8] Über dem hochrechteckigen Westportal ist eine Bauinschrift angebracht: „Gebaut im Jahre 1829, als J. Brons Prediger und H. C. Poelman E. J. Mülder Kirchenvorsteher waren“. Des Weiteren ist im Süden eine schlichte Tür eingebaut. Die Lünetten über beiden Eingängen haben ein halbkreisförmiges Oberlicht. Die mittleren beiden Obergeschosse des Turms haben in der Westseite rundbogige Schallöffnungen mit Kämpfersteinen und keilförmigen Schlusssteinen. Das oberste Turmgeschoss ist aus Holz angefertigt und überragt die Kirche. Es hat allen den Seiten Schallöffnungen für das Geläut. Die Glocke wurde 1851 von den Glockengießern van Bergen und Fremy in Stickelkamperfehn gegossen. Der Turm wird von einem Zeltdach mit einem Turmknauf und einem Pferd als Wetterfahne bekrönt.[12]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel mit historischem Prospekt von 1814

Das Innere wird von der spätbarocke Kirchenausstattung geprägt, die vollständig erhalten ist. Die hölzerne Tunneldecke ruht auf Konsolen und hat zwei Kronleuchter. Zuganker dienen der Stabilisierung. Die kleine polygonale Kanzel in grau-weißer Fassung ist mittig an der Nordseite aufgestellt. Der Kranzgesims des Kanzelkorbs und der sechseckige Schalldeckel sind profiliert und verkröpft. Die Orgelempore im Süden trägt die Inschrift „Gnade sei mit Euch“. Das hölzerne Kastengestühl lässt einen Mittelgang frei. Zu den Vasa Sacra zählen neben einem Kelch aus dem Jahr 1800 ein Teller, eine Kanne und eine Taufschale.[8]

Die seitenspielige Orgel wurde 1814 von Gerhard Janssen Schmid gebaut. Im Jahr 1915 ersetzte die Firma Rohlfing aus Osnabrück das Pfeifenwerk. 1987/1988 schuf die Krummhörner Orgelwerkstatt mit Bartelt Immer und Regina Stegemann ein neues Werk im Stil von Schmid hinter dem reich verzierten historischen Prospekt.[2] Drei Rundtürme werden durch zweigeschossige Harfenfelder verbunden. Zwei flankierende Flachfelder mit Blindpfeifen lassen die Orgel noch größer erscheinen. Das Instrument verfügt über fünf Register auf einem Manual und ein angehängtes Pedal.[13] Die Disposition lautet wie folgt:[14]

I Manual C–
Gedackt 8′
Principal 4′
Rohrflöte 4′
Blockflöte 2′
Mixtur III
Pedal C–
angehängt

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Monika van Lengen: Inseln der Ruhe, Kirchen in Ost-Friesland. Leer 1996, ISBN 3-7963-0335-8, S. 20.
  • Monika van Lengen: Rheiderlands Kirchen. Entdeckungsreise zu Gotteshäusern aus acht Jahrhunderten im Westen Ostfrieslands. H. Risius, Weener 2000, S. 20.
  • Hartmut Rebuschat: Landschaftspolder. Leben auf dem Meeresgrund. Selbstverlag, Landschaftspolder 2007.
  • Insa Segebade: Reformierte Kirchen an der Ems. Evangelisch-reformierte Kirche, Leer 1999, ISBN 3-00-004645-3, S. 24–25.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Landschaftspolder Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rebuschat: Landschaftspolder. 2007, S. 79.
  2. a b Monika van Lengen: Rheiderlands Kirchen. Entdeckungsreise zu Gotteshäusern aus acht Jahrhunderten im Westen Ostfrieslands. H. Risius, Weener 2000, S. 20.
  3. Rebuschat: Landschaftspolder. 2007, S. 83.
  4. a b Rebuschat: Landschaftspolder. 2007, S. 84.
  5. Rebuschat: Landschaftspolder. 2007, S. 97 f.
  6. Segebade: Reformierte Kirchen an der Ems. 1999, S. 24.
  7. Rebuschat: Landschaftspolder. 2007, S. 87.
  8. a b c Hartmut Rebuschat (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Landschaftspolder (PDF; 0,4 MB), abgerufen am 19. Dezember 2022.
  9. Rheiderland-Zeitung vom 20. September 2012: 125 Jahre Kirche in „Verlaat“, abgerufen am 19. Dezember 2022.
  10. Homepage der Kirchengemeinde. Abgerufen am 19. Dezember 2022.
  11. Homepage der Kirchengemeinde: Sanierung, abgerufen am 19. Dezember 2022.
  12. Segebade: Reformierte Kirchen an der Ems. 1999, S. 25.
  13. Orgel in Landschaftspolder bei NOMINE e.V., abgerufen am 19. Dezember 2022.
  14. orgelsite.nl: Landschaftspolder, Reformierte Kirche, abgerufen am 19. Dezember 2022.

Koordinaten: 53° 13′ 36,9″ N, 7° 15′ 3,6″ O