Ledóchowski

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Wappen der Grafen Ledóchowski 1800

Die Grafen Halka-Ledóchowski sind ein polnisches und österreichisches Adelsgeschlecht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Halka von Ledóchow sind ein sehr altes wolhynisches Adelsgeschlecht, dessen Stammreihe im Jahre 1457 beginnt. Des Weiteren leiten sie ihre Abstammung vom russischen Bojarengeschlecht der Halka ab.[1], die schon im Jahre 971 urkundlich erwähnt werden.[2]

Die Familie Ledóchowski zählte zu den Magnaten der Szlachta, dem hohen polnischen Adel, der die Senatoren, Woiwoden, Starosten, Kastellane und Minister des Landes stellte.[3] Mit der dritten Teilung Polens erlosch das polnische Königreich, und die Familie Ledóchowski erwarb in Anerkennung des uralten Adels, in Person des Anton Halka von Ledóchow (1755–1835) für diesen und seine legitimen Nachfahren am 8./15. Mai 1800 die erbländisch-österreichische Grafenwürde.[4]

Bis auf wenige Ausnahmen unter den fürstlichen Familien wurden im Königreich Polen keine Adelstitel vergeben. Somit trugen die Familien entweder im Ausland vergebene Titel oder sie haben diese erst nach der Teilung Polens erlangt. Der Titel ist somit kein geeigneter Gradmesser für die historische Bedeutung von Familien. Besser geeignet ist die Anzahl der Senatoren, die eine Familie während des Bestehens des Königreiches gestellt hat.[5] Mit sieben Senatoren befindet sich die Familie Ledóchowski auf dem 34. Rang von insgesamt 129 fürstlichen wie gräflichen polnischen Adelsfamilien.

Mitglieder der gräflichen Familie Ledóchowski zeichneten sich u. a. aus durch Dienste im kaiserlichen Hause u. a. als Erzieher des späteren Kaisers Franz-Joseph, Adjutanten des Kaisers Karl sowie Generalstabsoffiziere, als auch im Dienste der katholischen Kirche durch einen Jesuitengeneral, einen Kardinal, eine Selige sowie eine Heilige.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1800: Im blauen Schilde ein runder, silberner Reifen, welcher inwendig mit drei goldenen Tatzenkreuzen in Gestalt eines aufrechten Dreiecks so belegt ist, dass das obere Kreuz senkrecht herabsieht, die zwei anderen aber von beiden Seiten schräg gegeneinander aufsteigen. (Haus Szalawa). Auf dem Schilde ruht die Grafenkrone, auf der sich ein ins Visier gestellter goldgekrönter Turnierhelm erhebt. Auf der Krone des Helms zeigt sich ein über sich gebogener geharnischter, einen linksgekehrten Säbel an goldenem Griffe, zum Hiebe ausholender rechter Arm. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten blau mit Gold belegt. Schildhalter: Zwei auswärtssehende geharnischte Männer mit offenen Visieren, roten Büschen auf den Helmen, Wehren mit goldenen Gefäßen an schwarzen Gehängen an der Seite, die freie Hand in die Hüfte gesetzt.[6]

Der Reifen im Schilde kommt aber auch golden tingiert vor, eine Annahme, welche sich auch im Genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser (1854, S. 442) findet. Nach dem genannten Werke ist die Devise: „Avorum respice mores“.[7]

Bekannte Namensträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Historische Museum Warschau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ledóchowski-Ausstellung in Warschau 2008

Das Historische Museum Warschau[8] organisierte im Oktober 2008 eine Kurzausstellung über die Familie Ledóchowski, die unter dem Patronat des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer sowie des polnischen Präsidenten Lech Kaczyński stand. Es wurden Dokumente sowie Kunstgegenstände, die im Privatbesitzes der Familie sind, ausgestellt.[9]

Belletristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • In Pjotr Nikolajewitsch Krasnows Geschichtsroman „Vom Zarenadler zur roten Fahne“ ist der Hauptdarsteller General Sablin mehrmals im Herrenhaus des Grafen Ledokhovski zu Gast. Bei der Übersetzung des in kyrillischer Schrift geschriebenen Originals, dürfte sich der Name von Ledóchowski auf Ledokhovski verändert haben.[10]
  • In Joseph Roths historischem Roman über den Untergang der österreichischen Monarchie wird die Familie Ledóchowski sowohl in der „Kapuzinergruft“[11] als auch in „Radetzkymarsch“ erwähnt.[12]
  • In John Gallahues Geschichte eines gescheiterten Versuches der katholischen Kirche in der Sowjetunion erneut Fuß zu fassen, kommt der Jesuitengeneral Wladimir Ledóchowski vor.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ledóchowski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Niesiecki, Tom VI p. 32–38.
  2. Halka-Ledochowski, Sigismund, p. 264
  3. Baracz, Sadok.
  4. Niesiecki, Tom VIII pp 393–394.
  5. Dunin Borkowski(1856–1908): Almanach błękitny : genealogia żyjących rodów polskich : książęta, kniaziowie, hrabiowie i baronowie. Wydawnictwo Armoryka, 2017, ISBN 978-83-8064-309-3 (org.pl [abgerufen am 22. Januar 2019]).
  6. Constantin von Wurzbach: „Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“, 14. Teil, K. K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1865, S. 304.
  7. Ernst Heinrich Kneschke: „Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart: in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung“, 3. Band, A–Z, Verlag T. O. Weigel, Leipzig 1854, S. 231.
  8. Historical Museum of Warsaw website
  9. Ausstellungsbeschreibung (PDF; 454 kB)
  10. Vom Zarenadler zur roten Fahne von Pjotr Nikolajewitsch Krasnow (in englischer Version)
  11. Die Kapuzinergruft von Joseph Roth (in italienischer Version)
  12. Der Radetzkymarsch von Joseph Roth (in italienischer Version)
  13. The Jesuit von John Gallahue (in englischer Version)