Lenci-Puppe

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Lenci-Puppen sind aus Filz gefertigte Künstlerpuppen, die von dem Turiner Unternehmen Lenci hergestellt wurden.

1919 brachte das Unternehmen Lenci, Turin/Italien, aus Filz gefertigte Künstlerpuppen auf den Markt. Körper, Gesicht und Kleidung waren aus Filz gefertigt, die Köpfe trugen meist Perücken aus Mohair. Die Gesichter wurden teils von Hand schelmenhaft oder trotzig bemalt. Einige wurden auch mit großen beweglichen Glasaugen (sogenannten Kulleraugen) ausgerüstet.[1]

Bis zur Liquidation des Unternehmens Lenci im Jahre 2002 wurden die Puppen noch in der Art von 1919 gefertigt. Bei Sammlern genießen Lenci-Puppen ein hohes Ansehen und damit verbunden werden auch hohe Preise für Originale aus den 1920er und 1930er Jahren gezahlt.

Auch spätere Versionen von Originalen werden teilweise für fünfstellige Beträge versteigert, beispielsweise die Puppe 'Sam', die 2011 für 19.000 USD verkauft wurde.[2]

Lenci-Puppe aus dem Spielzeugmuseum Bad Lauterberg im Harz.

Unternehmensgeschichte von Lenci[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lenci-Katalog von 1931

Elena König wurde 1886 im norditalienischen Turin geboren. Aufgrund ihrer schweren Kindheit wanderte sie als junge Frau nach Deutschland aus, wo sie zunächst als Kunstfotografin arbeitete. In Deutschland wurde aus ihrem Vornamen „Elena“ der Kosename „Lenchen“ kreiert, aus dem im italienischen 'Lenci' wurde, die spätere Firma des Unternehmens. (Nachdem das Unternehmen bereits unter dieser Firma existierte, formte man aus den Buchstaben des Namens 'LENCI' noch die Unternehmensphilosophie: „Ludus Est Nobis Constanter Industria“ – was frei übersetzt so viel bedeutet wie: „Dem Spielen gehört das ganze Engagement des Betriebes.“)

1915 zog Elena König, nach der Heirat mit Enrico Scavini, wieder nach Turin zurück. Dort stellte sie 1919 ihre erste Puppe vor, vorerst ohne nennenswerten Erfolg. Das Interesse des Publikums wurde 1921 geweckt, nachdem Elena ihre Puppenkreationen in Paris vorgestellt hatte. Neben Europa wurden die USA ein wichtiger Markt für ihre Filz-Puppen.

Lenci-Puppen wurden bald kopiert und erheblich preiswerter auf den Markt gebracht. Dies führte 1928 zur ersten finanziellen Krise des Unternehmens, die allerdings bis 1930 wieder abgewendet werden konnte. Erst 1937 erreichte der Betrieb, der inzwischen rund 600 Mitarbeiter beschäftigte, als Familienunternehmen die Spitze seines Erfolgs. Von diesem Zeitpunkt an wurden finanzkräftige Partner engagiert, die die Geschäftsführung leiteten. Elena Scavini blieb aber zunächst Leiterin der künstlerischen Entwicklung.

1938 verstarb Enrico Scavini und Ende 1940 zog sich Elena nun ganz aus dem Betrieb zurück. 1974 verstarb die 88-jährige Lenci in Turin.

Zur Jahrtausendwende zog der Konkursverwalter bei Lenci ein und sucht vergebens einen Käufer für das bankrotte Unternehmen. 2002 wurde das Unternehmen liquidiert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Antje Ernst, Mathias Ernst: Puppen. Kultobjekt, Kinderspielzeug, Sammlerstück. Heyne, ISBN 3-453-15672-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Künstlerpuppen (z. B. Käthe Kruse- und Lenci-Puppen). Abgerufen am 14. Juli 2022.
  2. Auction Results: Lenci Sam sold for $19,000 | The Lenci Doll Collector Blog. Abgerufen am 14. Juli 2022.