Liestal

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Liestal
Wappen von Liestal
Wappen von Liestal
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft (BL)
Bezirk: Liestal
BFS-Nr.: 2829i1f3f4
Postleitzahl: 4410
UN/LOCODE: CH LTL
Koordinaten: 622338 / 259290Koordinaten: 47° 29′ 2″ N, 7° 44′ 6″ O; CH1903: 622338 / 259290
Höhe: 327 m ü. M.
Höhenbereich: 288–615 m ü. M.[1]
Fläche: 18,18 km²[2]
Einwohner: i15'420 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 848 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
28,8 %
(31. Dezember 2022)[4]
Stadtpräsident: Lukas Ott (GPS)
Website: www.liestal.ch
Blick auf Liestal (Oristal, Bahnhof, untere Vorstadt, unteres Ergolztal, Frenkendorf)
Blick auf Liestal (Oristal, Bahnhof, untere Vorstadt, unteres Ergolztal, Frenkendorf)

Blick auf Liestal (Oristal, Bahnhof, untere Vorstadt, unteres Ergolztal, Frenkendorf)

Lage der Gemeinde
Karte von LiestalDeutschlandKanton AargauKanton Basel-StadtKanton SolothurnKanton SolothurnBezirk ArlesheimBezirk LaufenBezirk SissachBezirk WaldenburgArisdorfAugstBubendorf BLFrenkendorfFüllinsdorfGiebenachHersbergLausen BLLiestalLupsingenPrattelnRamlinsburgSeltisbergZiefen
Karte von Liestal
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Liestal (schweizerdeutsch: Lieschdl [ˈliəʃdl]), früher Lihstal, ist eine schweizerische politische Gemeinde und Hauptort des Bezirks Liestal sowie des Kantons Basel-Landschaft. Sie liegt 20 km südöstlich von Basel.

Geographie

Liestal liegt an der Ergolz, welche den Ort von Südosten nach Norden durchfliesst. Linke Zuflüsse in die Ergolz sind auf Liestaler Boden die Frenke, der Orisbach und der Rösernbach.

Von den 1821 ha Stadtbann sind 1077 ha Wald. Der höchste Punkt Liestals liegt auf 614 m ü. M. (Alti Stell, Aussichtsturm) und der tiefste auf 287 m ü. M., wo die Ergolz im Niederschönthal den Stadtbann verlässt.

Zu den Nachbargemeinden zählen (von Norden im Uhrzeigersinn) Füllinsdorf, Arisdorf, Hersberg, Lausen, Bubendorf, Seltisberg, Nuglar-St. Pantaleon (Kanton Solothurn) und Frenkendorf.

Bevölkerung

Liestal hatte am 31. Dezember 2013 insgesamt 14'028 Einwohner mit folgenden Anteilen:[5]

  • Ortsbürger: 2'558
  • Schweizer: 7'898
  • Ausländer: 3'572

Das ergibt einen Ausländeranteil von 25,5 Prozent.

Wohnbevölkerung

Die Bevölkerungszahlen Liestals haben sich folgendermassen entwickelt:[6]

1900 1950 1980 1990 2000 2010 2011 2012 2013 2014 2015
5'403 8'449 12'158 12'853 12'930 13'600 13'712 13'753 13'820 14'002 14'042

Religion

Stadtkirche Liestal Quelle: Informationsdienst Stadt Liestal

Tabelle der Konfessionszugehörigkeit (Stand: 30. Juni 2015):

evangelisch-reformiert 4'924
römisch-katholisch 3'351
christkatholisch 50
übrige 5'717

Politik

Stadtrat

Die Exekutive der Stadt Liestal ist der Stadtrat. Er besteht aus einem Stadtpräsidenten und vier Mitgliedern. Diese stehen folgenden Bereichen (Departemente) vor:

  • Betriebe
  • Bildung/Sport
  • Finanzen/Einwohnerdienste
  • Sicherheit/Soziales
  • Stadtbauamt

Alle vier Jahre werden Stadtrat und Stadtpräsident vom Stimmvolk gewählt. Wahlberechtigt sind alle volljährigen Schweizer Bürger.

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Insgesamt 40 Sitze

Einwohnerrat

In Liestal ersetzt der Einwohnerrat als Parlament der Gemeinde die Gemeindeversammlung. Auch dieser wird alle vier Jahre durch das Stimmvolk neu gewählt und besteht aus 40 Mitgliedern. Die rechts stehende Grafik zeigt die Zusammensetzung des Einwohnerrates nach der Wahl vom 28. Februar 2016.[7]

Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem:

  • Beschlüsse über Gemeindeordnung und die Gemeindereglemente
  • Ortsplanung
  • Budget
  • Finanzplan und Rechnung
  • Ausgabenbeschlüsse ab einer bestimmten Höhe
  • Oberaufsicht über den Stadtrat

Mit parlamentarischen Vorstössen (Motionen, Postulaten, Interpellationen und Kleinen Anfragen) können die Mitglieder, Fraktionen und Kommissionen des Einwohnerrats eigene Anliegen einbringen.

Der Einwohnerrat umfasst zurzeit fünf Kommissionen und dem Büro. Diese dienen zur Vorberatung der Geschäfte sowie zur Ausübung der Oberaufsicht des Stadtrates. Die fünf Kommissionen sind:

  • Bau- und Planungskommission (BPK)
  • Finanzkommission (FIKO)
  • Geschäftsprüfungskommission (GPK)
  • Kommission Gemeindeordnung und Reglemente (GOR)
  • Sozial-, Bildungs- und Kulturkommission (SBK)

Rund zehnmal jährlich tagt der Einwohnerrat öffentlich im Landratssaal.

Nationalratswahlen

Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2015 betrugen die Wähleranteile in Liestal: SVP 24.9 %, SP 22.3 %, Grüne 21.0 %, FDP 16.8 %, CVP 4.9 %, Grünliberale 3.4 %, EVP 2.8 %, BDP 2.4 %.[8]

Wappen

Zur Zeit der bischöflichen Herrschaft (1305) erhielt Liestal den Bischofsstab, den es wie das Bistum in roter Farbe führte. Besondere Kennzeichen waren die sieben gotischen «Krabben» (Tupfen) am Knauf und der rote Schildrand. Nach der Trennung beider Basel übernahm die Landschaft den roten Stab als Kantonswappen. Um Verwechslungen zu vermeiden, machte man in Liestal ein seit 1407 bekanntes Stadtsiegel 1921 zum offiziellen Stadtwappen: Die untere Hälfte ist rot, die obere silbern. Darauf ein wachsender roter Bischofsstab mit sieben gotischen Krabben. Flagge: weissrot.

Städtepartnerschaften

Wirtschaft

Futuro Liestal, Gräubern

Das Wirtschaftsleben von Liestal ist geprägt durch die kantonale Verwaltung sowie durch die zahlreichen kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Unternehmen, die entweder die lokale Nachfrage bedienen oder aber als spezialisierte Zulieferer für grosse Unternehmen des Wirtschaftsraumes Nordwestschweiz produzieren. Als Produktionsstandort für klassische Industriegüter, vor allem Schwer- und Textilindustrie, spielte Liestal in früherer Zeit eine erhebliche Rolle (unter anderem Hanro und Tuchfabrik Schild). Die im Zentrum Liestals gelegene Brauerei Ziegelhof schloss 2006 nach 156 Jahren. In jüngerer Zeit haben sich einige Hightech-Unternehmen angesiedelt, so zum Beispiel die Nanosurf AG, die am Mars-Programm Phoenix der NASA beteiligt ist. Weitere Firmen sind die Santhera Pharmaceuticals und die Fontarocca AG, die auf Natursteine spezialisiert sind.

Kunst und Kultur

Architektur

Römerzeit

Mittelalter

Liestal Törli, 2004
  • Erhaltene Teile der Befestigungsanlagen: Das obere Tor (Törli Wahrzeichen), Thomasturm, Reste der Stadtmauer an der Büchelistrasse. Alte Stadtmühle (1422).
  • Ehemaliges Korn- und Zeughaus (um 1530 erbaut) seit 1981 Kantonsmuseum mit Ausstellungen zur Naturkunde, zur Archäologie und Volkskunde sowie zur Seidenbandweberei.
  • Rathaus (1568): Ratssaal mit Kabinettscheiben (16.–17. Jahrhundert);
  • Burgunderschale, silberne, zum Teil vergoldete Schale Karls des Kühnen, die vom Liestaler Wirt Heinrich Strübin in der Schlacht bei Nancy (1477) erbeutet wurde;
  • Reformierte Stadtkirche (heutige Gestalt aus dem 16./17. Jahrhundert) mit frühgotischer Türe, Standesscheiben und Chorgestühl mit Flachschnitzerei von 1506.
  • Ergolzhof Feldmühle
  • Olsbergerhof (1571)

18. bis 21. Jahrhundert

  • Hofgut Gräubern (1750).
  • Kantonales Regierungsgebäude (Spätbarock 1770–1779 und 1850) mit Landrats- und Regierungsratssaal.
  • Fassadenmalereien des Rathausneubaus von 1937 und Wandgemälde im Lichthof von Otto Plattner;
  • Kantonales Gerichtsgebäude, ehemals Gemeindeschulhaus
  • Palazzo beim Bahnhof, erbaut vom Architekten des Bundeshauses
  • Römisch-katholische Kirche (1961).
  • Kantonsbibliothek am Emma-Herwegh-Platz 4 (renoviert und umgebaut 2005)

Museen und Denkmäler

  • Dichtermuseum (Spitteler, Widmann, Herwegh).
  • Museum.BL: Kantonsmuseum
  • Harmonium-Museum (Grosse und bemerkenswerte Kollektion von über 100 noch spielbaren Harmonium-Instrumenten)
  • Denkmäler für Georg Herwegh, Carl Spitteler
  • Wehrmannsdenkmal von Jacob Probst[9]
  • Bauernkriegsdenkmal
  • Heiny-Strübin-Brunnen

Geschichte

An der Liestal-Hurlistrasse sind, neben einem Fund im Kanton Neuenburg, die ältesten Hinweise für die Anwesenheit der frühneolithischen La Hoguette Kultur in der Schweiz gefunden worden.

Obwohl vermutlich einiges älter, wurde Liestal erstmals 1189 urkundlich erwähnt. Beim oft zitierten Erstbeleg Liehstal von 1189 dürfte es sich nach neueren Erkenntnissen um ein gefälschtes Dokument aus späterer Zeit handeln. Für die Erklärung des Ortsnamens gibt es verschiedene Hypothesen: Liustatio, römischer Wachtposten zum Schutz der Strasse; Lucistabulum, Haus eines römischen Siedlers namens Lucius; Liubherestal, der Besitz eines Alemannen namens Liubirih; Lieschtal, der Ort, wo Liesche (Riedgras) wächst, wie zum Beispiel in der sumpfigen Gegend des späteren Weihers.

Die Gegend von Liestal war schon in vorrömischer Zeit besiedelt. Die römische Villa in Munzach und die römische Wasserleitung, die im Heidenloch und an der oberen Burghalde sichtbar ist, bilden gesamtschweizerisch bedeutende römische Bauwerke. Das Geviert des Kirchhofes geht mit grösster Wahrscheinlichkeit auf ein spätrömisches Kastell aus dem 4. Jahrhundert zurück. Seine Entwicklung verdankt Liestal seiner verkehrsgünstigen und strategisch wichtigen Lage an der Strassengabelung zu den beiden Hauensteinpässen.

Auf Burghalden thront eine erst partiell erforschte ausgedehnte Festungsanlage des 10. Jahrhunderts. Nach der Eröffnung des Gotthardpasses und nach dem Bau der ersten Rheinbrücke im nahen Basel wurde Liestal in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Frohburg zur befestigten Stadt und damit zum sicheren Etappenort an der Nord-Süd-Route gemacht. Liestal wurde mit Mauern, Toren und Türmen versehen. Der Markt wurde vom offenen «Altmarkt» in der Nähe des Zusammenflusses von Ergolz und Frenke in die sicherere Stadt verlegt. 1305 verkauften die Grafen von Frohburg die Stadt an den Bischof von Basel. Unter der Herrschaft des Bischofs erlangten die Liestaler weitgehende Selbständigkeit. 1374 verpfändete der Bischof von Basel Liestal mit Waldenburg und Homburg dem Herzog Leopold von Österreich, der sie bald den Grafen von Thierstein überliess. Als diese 1381 das Pfand nicht zurückgeben wollten, nahm Herzog Leopold Liestal ein und verbrannte das Städtchen. Doch schon im selben Jahr löste der Bischof das Pfand wieder ein und gewährte Liestal neue Rechte. 1400 kaufte die aufstrebende Handelsstadt Basel dem Bischof das Städtchen ab. Freiheiten und Vorrechte gingen wieder verloren und konnten erst im Laufe der Zeit zurückerobert werden.

Liestal um 1780.

Der freiheitsliebende und wehrhafte Geist Liestals verwickelte die Bewohner des Städtchens immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen. Als Untertanen der Stadt Basel waren die Liestaler 1444 mit ihrem eigenen Banner bei St. Jakob an der Birs dabei, wo sie 23 Mitbürger verloren. 1476 und 1477 kämpften Liestaler in den Burgunderkriegen. Entgegen dem strikten Neutralitätsbefehl der Stadt Basel unterstützten die Liestaler 1499 im Schwabenkrieg die Solothurner und die Eidgenossen. 1501 legte der Schultheiss von Liestal auf dem Basler Marktplatz im Namen seiner Mitbürger und Nachbardörfer den Eid auf den Schweizerbund ab. Es kam immer wieder zu Scharmützeln mit den habsburgischen Rheinfeldern. Liestal rebellierte immer wieder gegen die Bevormundung durch Basel, das seine Vormacht wenn nötig auch mit Gewalt durchsetzte. Unter dem Eindruck des süddeutschen Bauernkrieges erhoben sich 1525 auch die Baselbieter erfolgreich gegen die Stadt Basel.

Liestal erhielt 1525 einen Freiheitsbrief, der unter anderem die Leibeigenschaft aufhob. Wenig später schloss sich Liestal auch der Reformation an. 1653 beteiligten sich die Liestaler an der schweizerischen Bauernbewegung und revoltierten wieder gegen die Vorherrschaft Basels. Der Aufstand scheiterte, Liestal wurde von Basler Truppen besetzt und drei Liestaler Rädelsführer wurden in Basel enthauptet. Schon drei Jahre später erreichte Liestal die Wiederbewaffnung.

Als 1789 von Frankreich her der Ruf nach Freiheit und Gleichheit ertönte, verlangte Liestal als einzige Baselbieter Gemeinde 1790 die Wiederherstellung der alten Rechte. Begeistert feierte Liestal 1797 den durchreisenden Napoleon. «Liestal bien patriote» nannte er das Städtchen, das zum Mittelpunkt der Baselbieter Befreiungsbewegung wurde. Hier stand der erste Freiheitsbaum der deutschsprachigen Schweiz. Am 16. Januar 1798 zerrissen rebellische Liestaler die obrigkeitliche Fahne und hissten die Tricolore. Unter Führung Liestals erlangte das Baselbiet als erstes Untertanenland der Eidgenossenschaft die langersehnte Freiheit. Nach Napoleons Sturz bekam Liestal wieder die Vorherrschaft Basels zu spüren.

1830 sprang der Funke der französischen Julirevolution auch ins Baselbiet über. Nach einer kantonalen Volksabstimmung wurde 1832 der Kanton Basel-Landschaft gegründet. Die endgültige Trennung fand erst nach dem Gefecht vom 3. August 1833 an der Hülftenschanze zwischen Pratteln und Liestal statt. Noch lange Zeit prägte die revolutionäre Gesinnung die Politik Liestals, das im 19. Jahrhundert viele politische Flüchtlinge aufnahm. 1854 erhielt Liestal mit der Hauensteinlinie Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz; das war die Grundlage für seine Industrialisierung. 1862 wurde die Kaserne Liestal eingeweiht und 1877 ausgebaut.[10]

Gegenwart

UNO-Geschäftshaus Liestal

Liestal ist eine Kleinstadt mit regionalen Zentrumsfunktionen und verfügt über eine kleine eigene Agglomeration, bestehend aus Frenkendorf, Füllinsdorf, Lausen, Bubendorf und Seltisberg. Es sind lokale, regionale und kantonale Schulen sowie die eidgenössische Zollschule in Liestal zu finden. Auf dem Bienenberg befindet sich das mennonitische Ausbildungs- und Tagungszentrum Bienenberg.

Panorama von Liestal (auf dem Schleifenberg photographiert)

Verkehr

Liestal hat mit der Hauensteinstrecke direkte Zugsverbindungen nach Basel, Zürich, Olten und Luzern und ist mit der A22 direkt an die Autobahn A2 angebunden. Der Flughafen von Basel (EuroAirport) ist in rund 45 Minuten/30 Minuten (öffentlicher Verkehr/Auto) und der von Zürich in rund 75 Minuten/60 Minuten (öffentlicher Verkehr/Auto) erreichbar. Der Bahnhof ist Ausgangspunkt diverser Buslinien und der Waldenburgerbahn in die Agglomeration sowie das mittlere Oberbaselbiet.

Brauchtum

Chienbäse 2009, Feuerwagen vor der Durchfahrt durchs Obertor

Fasnacht

Die Liestaler Fasnacht ist stark von der Basler Fasnacht geprägt, wenn auch mit viel Lokalkolorit. Sie beginnt von einigen Vorfasnachtsveranstaltungen abgesehen – dem alten Termin der «Burefasnacht» folgend – am Sonntag vor dem Morgestraich der Basler Fasnacht mit einem grossen Strassenumzug. Dieser ist nach dem Cortège der Basler Fasnacht der grösste der Nordwestschweiz. Ein Konzert der verschiedenen Guggenmusiken am Vorabend verkürzt die Wartezeit bis zum Chienbäse. Am darauf folgenden Montag und Dienstag findet das Schnitzelbank-Singen statt, währenddessen der Mittwochnachmittag der Tag der Kinder ist, wiederum mit Strassenumzug und Maskenball. Die Fasnacht wird am darauf folgenden Samstag sechs Tage nach Beginn der Fasnacht mit einem Guggekonzert beendet, dem sogenannten Cheruus (Kehraus).

Chienbäse

Am Abend des Fasnachtssonntags werden aus Föhrenscheiten (Kiefernholz) gebundene «Besen» von 20 bis 100 kg Gewicht brennend durch die verdunkelte Altstadt getragen. Dazwischen folgen einige funkensprühende, meterhohe Flammen aufwerfende Feuerwagen. Nachträglich gehen die Trommler und Pfeifencliquen mit ihren erleuchteten Fasnachtslaternen durch die Altstadt. Der Anlass zieht Zuschauer aus der ganzen Schweiz sowie aus dem Ausland an.[11]

«Santichlaus-Ylüte»

Ein winterlicher Lärmbrauch ist das «Santichlaus-Ylüte» am 6. Dezember. Beim Einnachten besammeln sich die Liestaler Kinder mit grossen Kuhglocken und kleinen Schellen in der Allee, um dann unter viel Lärm durch die Gassen des «Stedtlis» zu ziehen.

Banntag

Wie in vielen Baselbieter Gemeinden gehört in Liestal der Banntag fest zum Jahresablauf. Am Montag vor Auffahrt ziehen die Männer und Kinder von Liestal in vier Rotten aus, um die Grenzen der Gemeinde abzuschreiten. Als eine der letzten Gemeinden wird der Zug traditionell von Trommel- und Pfeiffenklängen sowie vom Knallen aus Vorderladen und Guidenpistolen begleitet. Die Männer tragen blumengeschmückte Hüte und einen Spazierstock. In den letzten Jahren entstand um diese Knallerei eine heftige Kontroverse inklusive juristischer Geplänkel. Aus Protest gegen den reinen Männer-Festtag zieht seit einigen Jahren eine fünfte Rotte vier Tage später, am Auffahrtstag, zum alternativen Familien-Banntag los.[12]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Mit der Stadt verbunden

  • Heinrich Strübin (vor 1450–1517), Wirt, Politiker, Überbringer der Burgunderschale
  • Johann Rudolf Zwinger (1660–1708), Theologe und Hochschullehrer, Pfarrer in Liestal
  • Karl Gauss (1867–1938), Pfarrer und Lokalhistoriker
  • Emma Herwegh (1817–1904), deutsche Revolutionärin und Ehefrau des Revolutionsdichters Georg Herwegh, ist in Liestal an der Seite ihres Mannes begraben
  • Georg Herwegh (1817–1875), sozialistisch-revolutionärer deutscher Dichter des Vormärz, ist in Liestal, «in freier republikanischer Erde» begraben
  • Martin Birmann (1828–1890), Schweizer Politiker
  • Joseph Victor Widmann (1842–1911), Schweizer Schriftsteller und Journalist, verbrachte seine Jugend im Pfarrhaus von Liestal
  • Franz Leuthardt (1861-1934), Paläontologe und Geologe, Rektor der Bezirksschule und am Kantonsmuseum, starb in Liestal
  • Bohuslav Martinů (1890–1959), tschechischer Komponist, in Liestal gestorben
  • Hermann Anselment (1905–1981), deutscher Maler, lebte ab 1954 in Liestal
  • Rolf Georg Otto (1924–2003), Schweizer Architekt, schuf zahlreiche moderne Bauten in und um Liestal
  • Jörg Shimon Schuldhess (1941–1992), Schweizer Maler, lebte 1983–1988 in Liestal
  • Paul Degen (1941–2007), Schweizer Illustrator, Karikaturist, Maler und Bildhauer
  • Urs Hölzle (* 1964), Informatiker, in Liestal aufgewachsen

Literatur

  • Johann Jakob Brodbeck: Geschichte der Stadt Liestal in Chronikform dargestellt. 2 Tl., Liestal 1864–1865.
  • Hans-Rudolf Heyer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band II: Der Bezirk Liestal. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1974 (= Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 62). ISBN 3-7643-0727-7. S. 181–318.
  • Jürg Ewald, Lukas Ott (Red.): Liestal – eine neue Heimatkunde. Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 2004.
  • Dorothee Rippmann: Liestal. Historischer Stadtatlas der Schweiz – Atlas Historique des Villes suisses – Atlante storico delle città svizzere. Zürich 2009.
  • Hanroareal GmbH (Hg.): Hanroareal Liestal. Eine Textilfabrik im Wandel. Mit Texten von Barbara Buser, Kerstin Müller u. Tilo Richter, Fotografien v. Simone Berger u. Martin Zeller, editions denkstatt, Basel 2015, ISBN 978-3-9524556-2-3.

Weblinks

Commons: Liestal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Zahlen und Fakten der Gemeinde Liestal (Memento vom 1. September 2012 im Internet Archive). Abgerufen am 1. November 2012.
  6. Statistik Baselland. In: www.statistik.bl.ch. Abgerufen am 22. März 2016.
  7. Protokoll. (PDF) Stadt Liestal, 28. Februar 2016, abgerufen am 9. April 2016.
  8. Nationalratswahlen 2015: Stärke der Parteien und Wahlbeteiligung nach Gemeinden. In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2015. Bundesamt für Statistik, , abgerufen am 4. September 2016.
  9. Ruedi Brassel-Moser: Vom offenen Buch zum Helm: Deutungsmacht und Erinnerung am Beispiel des Baselbieter Wehrmannsdenkmals in Liestal, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Bd. 51, 2001 (Volltext).
  10. PDF bei www.baselland.ch
  11. Zur Geschichte der Chienbäse siehe www.chienbaese.ch; abgerufen am 5. März 2014
  12. [1]; Dominik Wunderlin (Hg.): Mann und Bann. Liestaler Grenzgänge – das Buch über den Liestaler Banntag. Kommissionsverlag Lüdin, Liestal 2005.