Liisi Oterma

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Liisi Vilhelmiina Oterma (bis 1935 Österman, * 6. Januar 1915 in Turku;[1]4. April 2001 ebenda) war eine finnische Astronomin und Professorin für Astronomie an der Universität Turku. Sie ist vor allem bekannt für ihre astronomischen Beobachtungen; unter anderem entdeckte sie 54 Asteroiden und drei Kometen.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur an der Turun suomalainen yhteiskoulu 1933[1] studierte Oterma an der Universität Turku zunächst Mathematik, dann Astronomie, ein Studiengang, der erst 1924 eingerichtet worden war.[3] Ihr wissenschaftlicher Lehrer und Mentor war Yrjö Väisälä, dessen Assistentin sie später wurde. Oterma schloss ihr Studium 1938 als Kandidatin der Philosophie (vergleichbar einem Master-Abschluss) ab und wurde 1955 summa cum laude und als Jahrgangsbeste promoviert.[1] Ihre in französischer Sprache abgefasste Dissertation Recherches portant sur des télescopes pourvus d'une lame correctrice behandelte ein Thema der Teleskop-Optik. Sie war nicht nur die erste Frau, die in Finnland in Astronomie promoviert wurde, sondern auch die erste Frau, die an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Turku einen Doktorgrad erwarb.[3]

Von 1941 bis 1965 war Oterma als Beobachterin an der Sternwarte der Universität Turku angestellt. 1959 wurde sie Dozentin für Astronomie an der Universität Turku, 1962 übernahm sie die Vertretung des Lehrstuhls und 1965 wurde sie zur ordentlichen Professorin berufen.[1] Nach Väisäläs Tod 1971 folgte sie ihm auch als Direktorin der Sternwarte der Universität nach.[4] 1978 wurde sie emeritiert.

Oterma hatte großes Interesse an Fremdsprachen: Sie hatte ursprünglich vorgehabt, Sanskrit zu studieren, was aber damals in Turku noch nicht möglich war.[3] Später beherrschte sie neben den Landessprachen Finnisch und Schwedisch noch Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Esperanto, Englisch und Ungarisch und befasste sich mit weiteren Sprachen wie Arabisch. Als Direktorin der Sternwarte führte sie die gesamte fremdsprachige Korrespondenz mit dem Ausland. Sie galt als persönlich anspruchslos, bescheiden und so zurückhaltend, dass der Kopenhagener Astronom Anders Reiz von ihr sagte, sie „schweige in elf Sprachen“. Ihre Öffentlichkeitsscheu äußerte sich auch darin, dass sie sich höchst ungern fotografieren ließ, weshalb nur wenige Fotos von ihr existieren.[3]

Wissenschaftliche Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yrjö Väisälä hatte in Turku ein höchst erfolgreiches Forschungsprogramm zur Entdeckung von Asteroiden initiiert, an dem Oterma als Beobachterin maßgeblichen Anteil hatte. Auf dem Höhepunkt dieses Programms in den 40er Jahren wurden in Turku allein mehr Asteroiden entdeckt als an allen anderen Sternwarten weltweit zusammen.[4] Oterma machte sich auch einen Namen durch ihre Bahnberechnungen von Asteroiden und Kometen;[1] so wies sie nach, dass die Bahn des periodischen Kometen 39P/Oterma, die vor 1937 elliptisch mit einer Periode von 18 Jahren verlief, durch gravitative Einflüsse des Jupiter annähernd kreisförmig mit einer Periode von 8 Jahren geworden war und sagte voraus, dass die Bahn um 1962/63 wieder elliptisch werden würde, eine Prognose, die dann durch Beobachtungen bestätigt wurde.[3] Sie arbeitete zudem gemeinsam mit Väisälä an der Entwicklung und Herstellung hochwertiger astronomischer Optiken, insbesondere der von ihm konzipierten Weiterentwicklung des Schmidt-Teleskops.

Liste der von Oterma entdeckten Kleinplaneten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Datum
(1504) Lappeenranta 23. März 1939
(1507) Vaasa 12. September 1939
(1522) Kokkola 18. November 1938
(1540) Kevola 16. November 1938
(1544) Vinterhansenia 15. Oktober 1941
(1545) Thernöe 15. Oktober 1941
(1558) Järnefelt 20. Januar 1942
(1559) Kustaanheimo 20. Januar 1942
(1679) Nevanlinna 18. März 1941
(1680) Per Brahe 12. Februar 1942
(1695) Walbeck 15. Oktober 1941
(1705) Tapio 26. September 1941
(1758) Naantali 18. Februar 1942
(1882) Rauma 15. Oktober 1941
(2064) Thomsen 8. September 1942
(2107) Ilmari 12. November 1941
(2159) Kukkamäki 16. Oktober 1941
(2195) Tengström 27. September 1941
(2268) Szmytowna 6. November 1942
(2291) Kevo 19. März 1941
(2332) Kalm 4. April 1940
(2501) Lohja 14. April 1942
(2640) Hällström 18. März 1941
(2717) Tellervo 20. November 1940
(2774) Tenojoki 3. Oktober 1942
(2803) Vilho 29. November 1940
Name Datum
(2804) Yrjö 19. April 1941
(2805) Kalle 15. Oktober 1941
(2827) Vellamo 11. Februar 1942
(2828) Iku-Turso 18. Februar 1942
(2840) Kallavesi 15. Oktober 1941
(2841) Puijo 26. Februar 1943
(2846) Ylppö 12. Februar 1942
(2857) NOT 17. Februar 1942
(2912) Lapalma 18. Februar 1942
(2946) Muchachos 15. Oktober 1941
(2988) Korhonen 1. März 1943
(3132) Landgraf 29. November 1940
(3381) Mikkola 15. Oktober 1941
(3497) Innanen 19. April 1941
(3597) Kakkuri 15. Oktober 1941
(3811) Karma 13. Oktober 1953
(3892) Dezsö 19. April 1941
(4133) Heureka 17. Februar 1942
(4163) Saaremaa 19. April 1941
(4227) Kaali 17. Februar 1942
(5216) 1941 HA 16. April 1941
(5534) 1941 UN 15. Oktober 1941
(5611) 1943 DL 26. Februar 1943
(5985) 1942 RJ 7. September 1942
(6886) Grote 11. Februar 1942
(7267) Victormeen 23. Februar 1943

Liste der von Oterma (mit-)entdeckten Kometen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Datum
38P/Stephan-Oterma[5] 6. November 1942
39P/Oterma[6] 27. März 1943
139P/Väisälä-Oterma[7] 7. Oktober 1939

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der von Yrjö Väisälä 1938 entdeckte Asteroid (1529) Oterma ist nach ihr benannt.
  • 1956 wurde Oterma vom Verband der berufstätigen Frauen Finnlands zur „Frau des Jahres“ gewählt.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Juhani Kakkuri: Oterma, Liisi (1915-2001). tähtitieteen professori. In: Kansallisbiografia. 6. September 2001, abgerufen am 16. Oktober 2021 (finnisch).
  2. Minor Planet Discoverers
  3. a b c d e Eva Isaakson: Liisi Oterma, astronomer 1915-2001. In: Tiedenaiset – Vetenskapskvinnor – Women of Learning. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (englisch).
  4. a b Rami Rekola: History of Tuorla Observatory. In: sci.utu.fi. Turun Yliopisto / University of Turku, 19. Februar 2009, abgerufen am 16. Oktober 2021 (englisch).
  5. Gary W. Kronk: 38P/Stephan-Oterma. In: cometography.com. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (englisch).
  6. Gary W. Kronk: 39P/Oterma. In: cometography.com. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (englisch).
  7. Gary W. Kronk: 139P/Väisälä-Oterma. In: cometography.com. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (englisch).
  8. Vuoden nainen. In: BPW Finland. Abgerufen am 16. Oktober 2021 (finnisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]