Lindenau (Radebeul)

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Lindenau
Große Kreisstadt Radebeul
Koordinaten: 51° 8′ N, 13° 38′ OKoordinaten: 51° 7′ 36″ N, 13° 38′ 3″ O
Höhe: 185 m ü. NN
Fläche: 33 ha
Einwohner: 2902 (31. Dez. 2016)[1]
Bevölkerungsdichte: 8.794 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1920
Eingemeindet nach: Kötzschenbroda
Postleitzahl: 01445
Vorwahl: 0351
Karte
Lage des Stadtteils innerhalb Radebeuls

Lindenau, bis 1919 eine selbstständige Landgemeinde, ist heute ein Stadtteil sowie eine Gemarkung von Radebeul im Landkreis Meißen in Sachsen. Lindenau liegt zum nördlichen Stadtrand hin, Richtung Friedewald, ist jedoch bis auf ein kleines Grenzstück zu Naundorf vollständig von Kötzschenbroda-Oberort eingefasst. Die Gemarkung hatte im Jahr 1900 eine Größe von 33 Hektar.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfstraße Altlindenau
Wegweiser am Dorfende Richtung Norden

Das Gassendorf Lindenau wurde wahrscheinlich zwischen 1200 und 1230 als Ackerhäuslerdorf auf der Hochebene von den Burggrafen zu Dohna gegründet und 1287 als Lindenowe (so viel wie Linden-Aue) erstmals erwähnt.

1539 war Lindenau nach Kötzschenbroda gepfarrt. 1547 lag die Grundherrschaft zum Teil beim Amt Dresden, das Lindenau auch verwaltet hat, zum Teil beim Rittergut Scharfenberg der meißnischen Adelsfamilie Miltitz und zum Teil bei der Familie Blaßbalg zu Leipzig.[2] Diese drei teilten sich 5½ Hufen und „15 besessene Mann, von denen stehen 10 dem Amt, 3 der Frau zum Scharfenberg (die auch das Gericht auf ihren drei Höfen hatte)[3] und 2 dem Blasebalg zu Leipzig zu.“[4] An Erbzins waren zu zahlen an die „Gemeinde zu Kötzschenbroda: 5 ß 10 gr“, an „Frau zum Scharfenberg: 30 Fuder Mist“ und „der Blasebalgen zu Leipzig: 16 Fuder Mist“.[5] Bis 1855 besaß die Familie Miltitz, vermutlich durch die Übernahme der beiden Güter der Familie Blaßbalg, die Lehen der Bauerngüter Altlindenau Nr. 2, 12, 14, 16 und 18,[6] welches letztere heute unter Denkmalschutz steht. Altlindenau 16 war der Gasthof zu Lindenau,[6] der „als ältestes Weingut der Lößnitzhöhen bereits 1639 erwähnt“[7] wird. Als Einhufengut mit Schankberechtigung war es der größte Hof von Lindenau. Auf Altlindenau 2 entstand 1894 der bis heute tätige Logistikdienstleister Hasse Transport, der sich inzwischen aus Platzgründen in Kötzschenbroda erweitert hat.

1843 lag die Verwaltungszugehörigkeit beim Amt Moritzburg. Nach 1855 fielen alle Güter an die Amtshauptmannschaft Dresden.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr die Kommune Lindenau eine erhebliche Bevölkerungszunahme. Obwohl die Einwohner an der Moritzburger Straße, am Kreyernweg, Jagdweg und an der Ring- und Bergstraße kommunal zu Lindenau gezählt wurden, verblieben die entsprechenden Grundstücke jedoch auf der Flur von Kötzschenbroda-Oberort. Lindenau aber oblag die Pflicht der Straßenunterhaltung.[6]

Am 1. Januar 1920 wurde Lindenau in die Landgemeinde Kötzschenbroda eingemeindet. 1935 wurde es zusammen mit der Stadt Kötzschenbroda Teil des neugeschaffenen Stadtkreises Radebeul.

Anfang der 1950er Jahre wurde Lindenau zum Erholungsort ernannt.[8]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung[9][2]
Jahr 1550[9] (1555)[2] 1750[9] (1748)[2] 1802 1834 1849 1871 1880 1890 1900 1910 1919
Einwohner 84
(15 besessene Mann,
1 Häusler, 4 Inwohner)[2]
108
(24 Häusler)[2]
134 196 205 263 322 407 688 773 704

Kulturdenkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Bauernhöfe (Nrn. 1, 18, 20, 24, 26, 28, 33) des Dorfkerns Altlindenau stehen heute unter Denkmalschutz,[10] sie sind alle Wiederaufbauten aus dem 19. Jahrhundert von im Regelfall abgebrannten Wohnstallhäusern.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Reichstagsabgeordnete und sozialdemokratische Politiker Georg Horn (1841–1919) lebte und verstarb in Lindenau. Die Traueradresse Ringstraße 36d[11] wurde kommunal von Lindenau verwaltet, das Grundstück lag jedoch auf Oberkötzschenbrodaer Flur.

Gemeindevorstände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle:[12]

  • 1839–1843: Friedrich Samuel Schulze
  • 1844–1849: Karl Friedrich Wilhelm Türke
  • 1850–1851: Samuel Golde
  • 1852–1855: Johann Christian Vogel
  • 1856–1862: Johann Friedrich David Menzel
  • 1862–1867: Johann Gottfried Jacob
  • 1868–1874: Johann Friedrich David Menzel
  • 1875–1892: Carl Gottlieb Winkler
  • 1893–1894: Ehregott Wagner
  • 1894–1919: Karl August Schulze

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chronik Lindenau (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive) (pdf; 617 kB)
  • Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.
  • Moritz Eduard Lilie: Chronik der Lößnitz-Ortschaften Kötzschenbroda, Niederlößnitz, Radebeul, Oberlößnitz mit Hoflößnitz, Serkowitz, Naundorf, Zitzschewig und Lindenau mit besonderer Berücksichtigung von Coswig und der übrigen Nachbarorte. Niederlößnitz 1893 (Digitalisat)
  • Lindenau, Lindenaw. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 747 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lindenau – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistischer Bericht Große Kreisstadt Radebeul – I. Quartal 2017. (PDF; 407 KB) S. 4, abgerufen am 20. November 2023.
  2. a b c d e f g Lindenau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. Lindenau nw. Radebeul, Gericht
  4. Lindenau nw. Radebeul
  5. Lindenau nw. Radebeul, Abgaben
  6. a b c Manfred Richter: Gemeinde Lindenau. In: Niederlößnitz von anno dazumal. Archiviert vom Original am 23. Januar 2017; abgerufen am 21. März 2024.
  7. Gottfried Thiele: Radebeul. In: Die Reihe Archivbilder. Sutton Verlag, Erfurt 1997, ISBN 3-89702-006-8, S. 72.
  8. In Lindenau, da ist der Himmel blau …; Dorffest »725 Jahre Lindenau« und Ortsteilwanderung »Radebeuler Begegnungen«. (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radebeul.de (PDF; 715 kB) In: Radebeuler Amtsblatt. 08/2012, S. 1.
  9. a b c Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 262.
  10. Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3.
  11. Gemäß Todesanzeige im Kötzschenbrodaer Generalanzeiger fand die Beerdigung am 21. August 1919 statt.
  12. Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 264.