Loki Software

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Loki Games)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Loki Software, Inc.

Logo
Rechtsform Corporation
Gründung 1998
Auflösung 2002
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Tustin, Vereinigte Staaten
Leitung Scott Draeker (Gründer)
Mitarbeiterzahl ca. 10 (2002)[1]
Branche Softwareentwicklung
Website www.lokigames.com

Die Loki Software, Inc. war ein US-amerikanisches Software-Unternehmen, das auf die Portierung bekannter Computerspiele nach Linux spezialisiert war. In den vier Jahren des Bestehens wurde Loki zum größten kommerziellen Spieleanbieter im Linux-Markt und war über die dafür entwickelten Software-Werkzeuge ein Wegbereiter der Cross-platform-Software-Entwicklung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Loki Software wurde im August 1998 von Scott Draeker gegründet.[2][3]

Neben der Veröffentlichung von Spieleportierungen entwickelte Loki diverse freie Dienstprogramme wie den Loki_Installer oder Loki_Setup, die über den Existenzzeitraum des Unternehmens hinaus Anwendung fanden. Das Unternehmen besaß ab 1999 unter anderem ein Distributionsabkommen mit dem deutschen Linux-Distributionsanbieter SUSE Linux GmbH, der die Loki-Spiele auch im deutschen Einzelhandel vertrieb.[4]

Das Unternehmen leistete weiterhin Beiträge zu quelloffenen Projekten im Umfeld der linuxbasierten und betriebssystemübergreifenden Computerspielentwicklung. Lokis Chefprogrammierer Sam Lantinga entwickelte den Simple DirectMedia Layer (SDL), der als Grundlage für viele Loki-Portierungen (u. a. Civilization: Call to Power, Descent 3, Unreal Tournament, Sid Meier’s Alpha Centauri) fungierte.[5] Auch die Idee zu OpenAL, einer plattformunabhängigen Programmierschnittstelle zur Erzeugung von dreidimensionalen Soundeffekten und Raumklang, ging 1998 auf das Konto von Loki Software. Zur Verbreitung des Standards schloss Loki 1999 eine strategische Partnerschaft mit Creative Labs, dem zu diesem Zeitpunkt führenden Anbieter für Soundkarten für Windows-Betriebssysteme.[5] Im Februar 2000 meldete Loki OpenAL als Markenname an.[6] Nach der Schließung Lokis, wurde die Entwicklung der Programmierschnittstelle von Creative weitergeführt.[5] In Zusammenarbeit mit id Software entstand GtkRadiant, ein ursprünglich für die Quake-3-Engine entwickelter Karteneditor, der später als Werkzeug für andere Projekte weiterentwickelt und angepasst wurde. Daneben leistete Loki Beiträge zur GNU Compiler Collection (gcc), Mesa 3D und SMPEG.[7]

2001 veröffentlichte Loki Software zusammen mit John Reeves Hall das Buch Programming Linux Games, ein Tutorial zum Simple DirectMedia Layer.[8]

Insolvenz von Loki[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2002 musste das Unternehmen Insolvenz nach Chapter 11 anmelden und stellte den Betrieb ein.[9] Weitere Spiele, z. B. das vielgelobte Deus Ex, die bis kurz vor der Insolvenz noch in der Entwicklung und teilweise fertiggestellt waren, wurden nicht mehr veröffentlicht. Mit der Schließung wurde der Markt für kommerzielle Linux-Spiele zurückgeworfen. In den folgenden Jahren gelang es keinem Unternehmen, eine ähnliche Stellung wie Loki einzunehmen.[10]

Als Reaktion auf die drohende Schließung der Firma im Jahre 2001 wurde von Michael Simms die Firma Linux Game Publishing in Nottingham gegründet, die bis heute kommerzielle Computerspiele auf Linux portiert. Die Entwicklung von GtkRadiant wurde von id Software weitergeführt, unter Federführung von Timothee Besset.[11] Auch der Support für die Linux-Version von Quake 3 wurde vom Entwicklerstudio in Austin übernommen.[12] Den Support für weitere Loki-Spiele und Entwicklungswerkzeuge wurde nach der Schließung teilweise durch Ex-Mitarbeiter Ryan C. Gordon privat weitergeführt.

Rezeption und Einfluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den nur drei Jahren des Bestehens wurde Loki zum größten kommerziellen Spieleanbieter im Linux-Markt, Lokis Produktveröffentlichung nährten in der Berichterstattung die Erwartung, dass sich Linux als dauerhafte Alternative zum Windows-Betriebssystem etablieren könnte.[13][14] Loki war über die dafür entwickelten (oder mitentwickelten) Softwarewerkzeuge (SDL, OpenAL, Loki_Installer etc.) ein wichtiger Wegbereiter der Cross-platform-Software-Entwicklung auf dem PC.

Die von Loki begründete SDL-Bibliothek wird weiter aktiv entwickelt (Stand Oktober 2013) und von vielen kommerziellen wie auch nicht-kommerziellen Software-Projekten verwendet. Die Spieledatenbank MobyGames listete 2012 105 Spiele[15], die SDL-Webseite selbst knapp 700 Spiele, die die SDL verwenden.[16]

Spieleportierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Loki portierte ca. 20 Spieltitel, häufig auf Grundlage des Simple DirectMedia Layer. Die Programme wurden von Loki dabei auch teilweise im Vergleich zur Erstveröffentlichung überarbeitet (z. B. Myth 2).[17]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Loki's Draeker: If I had to do it over, I'd create Linux native games (Memento vom 2. Februar 2002 im Internet Archive) NewsForge, 24. Januar 2002 (englisch)
  2. Dennis E. Powell: Loki: A promising plan gone terribly wrong. linuxandmain.com, 9. April 2002, archiviert vom Original am 10. Februar 2003; abgerufen am 14. Januar 2011 (englisch).
  3. Loki Retrospective: The Major Linux Porting House Files for Bankruptcy (Memento vom 20. August 2001 im Internet Archive) LinuxGames, 13. August 2001
  4. Dietmar Müller: Suse bringt Loki-Spiele für Linux. In: zdnet.de. 17. Mai 1999, abgerufen am 29. Dezember 2014.
  5. a b c PJ Cabrera, Peter Bakhirev, Ian Marsh, Ben Smith, Eric Wing, Scott Penberthy: Beginning iPhone Games Development. apress, 2010, abgerufen am 25. Oktober 2013 (englisch).
  6. OPENAL - By: Loki Software, Inc. Trademarkia.com, 14. Februar 2000, abgerufen am 17. Oktober 2013 (englisch).
  7. Mike McCune: Integrating Linux and Windows. Prentice Hall Professional, 2001, ISBN 978-0-13-030670-8, S. 81. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  8. John R. Hall: Programming Linux Games, No Starch, ISBN 1-886411-49-2, Erstes Buch, welches sich mit der SDL befasst. Enthält auch Informationen über die Programmierung in Linux im Allgemeinen und der Netzwerkprogrammierung, Onlineversion: PDF (Memento vom 22. Januar 2003 im Internet Archive), LaTeX-Sourcen (Memento vom 14. Februar 2003 im Internet Archive).
  9. Schwerer Schlag für Linux-Spieler. In: derstandard.at. 24. Januar 2002, abgerufen am 6. Mai 2023 (österreichisches Deutsch).
  10. Christopher Negus: Linux Bible 2010 Edition. John Wiley & Sons, 2010, ISBN 978-0-470-63382-3, S. 171. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  11. Dustin Reyes: Interview with id Software's Timothee Besset. 22. August 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2004; abgerufen am 29. Dezember 2014.
  12. Joe Barr: Quake 3 Arena takes Linux by force – Linux. In: sys-con.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Oktober 2018; abgerufen am 29. Dezember 2014.
  13. Linux Raising: Linux Games Come of Age (Memento vom 9. Juni 2001 im Internet Archive) GameSpot
  14. Jürgen Schmidt, Peter Siering: Ausblick auf die nähere Linux-Zukunft – c't. In: heise.de. 15. Januar 2000, abgerufen am 29. Dezember 2014.
  15. Middleware: SDL Group Description. MobyGames, 18. Mai 2012, abgerufen am 18. Mai 2012 (englisch): „Games that use the very portable Simple DirectMedia Layer.
  16. Games. libsdl.org, 18. Mai 2012, archiviert vom Original am 29. Juni 2010; abgerufen am 18. Mai 2012 (englisch).
  17. Christopher Negus: Linux Bible 2010 Edition. John Wiley & Sons, 2010, ISBN 978-0-470-63382-3, S. 177. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  18. a b Emmett Plant: Loki: In The Trenches. linux.com, 9. Oktober 2000, abgerufen am 5. Februar 2011 (englisch).