Loss Portfolio Transfer

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Der Loss Portfolio Transfer (Abkürzung LPT, von englisch loss für „Schaden“, portfolio für „Bestand, Portfolio“ und transfer für „Übertragung, Transfer“) ist eine Möglichkeit zur Übertragung des Schadenportfolios von einer Partei zu einer anderen.

Eigenschaften und Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rückstellungen eines Versicherungsunternehmens, z. B. einer Captive, werden gegen Zahlung eines fixen Betrages an einen Erstversicherer oder Rückversicherer übertragen. Damit erfolgt bei der Captive unter anderem die Umwandlung von Natur aus variabler Rückstellungen in fixe Kosten, und langfristige Verbindlichkeiten werden aus der Bilanz herausgelöst. Mit einem LPT erfüllt die Captive alle Ansprüche aus ihren Versicherungsverträgen, ohne die Schadensabwicklung weiter führen zu müssen.[1]

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Übertragung von Rückstellungen (englisch: commutation): Der Erstversicherer stimmt zu, dass ihm der Rückversicherer, z. B. eine Captive, die verbleibenden Verbindlichkeiten aus früheren Versicherungsjahren zurück überträgt. Der Rückversicherungsvertrag wird durch das commutation agreement rückgängig gemacht, der Erstversicherer ist nicht mehr rückversichert. Vertragspartner sind Erstversicherer und Rückversicherer.
  • Neuerung oder Schuldersetzung (englisch: Novation): Der Erstversicherer stimmt zu, dass ihm ein neuer Rückversicherer die Ansprüche aus früheren Rückversicherungsverträgen, z. B. mit einer Captive, garantiert. Mit dem novation agreement überträgt somit die Captive ihre Rückstellungen mit Zustimmung des Erstversicherers an den neuen Rückversicherer. Der neue Rückversicherer übernimmt hier die Rolle der Captive. Vertragspartner sind Erstversicherer, alter und neuer Rückversicherer.

Mögliche Gründe für einen LPT[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vorbereitung auf eine Fusion
  • Planung einer Übernahme oder Abspaltung von Unternehmensteilen
  • Auflösung eines Unternehmensteiles
  • Standortverlagerung

Praktische Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Verbindung mit Solvency II (erhöhte Kapitalanforderungen, umfangreichere regulatorische Informationspflicht) lassen sich bei Captives vermehrt Aktivitäten beobachten, die auf einen LPT abzielen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Liebwein: Klassische und moderne Formen der Rückversicherung. VVW, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-89952-455-0.
  • Michael Flämig: Alternativer Risiko Transfer - eine volkswirtschaftliche Betrachtung. Dissertation, August 2007 (Seite 88ff, Loss Portfolio Transfer)[2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Loss Portfolio Transfers - Exit strategy for captives. Insights – captives issue 2010 (Seite 12 ff.) (Memento des Originals vom 6. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zurichna.com
  2. http://www.opus-bayern.de/uni-bamberg/volltexte/2009/165/pdf/flaemigdiss.pdf