Louis Mitgau

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Louis Mitgau[1], geboren als August Wilhelm Carl Ludwig Mitgau[2], (* 21. Juli 1831 in Gandersheim; † 18. Februar 1912 in Braunschweig) war ein deutscher Ingenieur und Baurat.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig Mitgau wurde als Sohn eines Justizamtmannes in Gandersheim geboren, das damals zum Herzogtum Braunschweig gehörte. Ab dem 10. Lebensjahr besuchte er ein humanistisches Gymnasium und anschließend ein Realgymnasium in Braunschweig.

1848 begann Mitgau am Collegium Carolinum, dem Vorläufer der heutigen Technischen Universität Braunschweig, ein Studium der technischen Wissenschaften und des Maschinenbaus. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er unter anderem bei der Herzoglich Braunschweigischen Staatseisenbahn sowie in der Maschinenfabrik des Hüttenwerks Zorge. Im Herbst 1854 ging er auf Veranlassung der Braunschweigischen Regierung nach Berlin, um in der Hoppeschen Maschinenfabrik eine weitere Ausbildung zu durchlaufen, 1862 gefolgt von der Entsendung zur Weltausstellung nach London.[3]

Am 1. April 1869 trat der Ingenieur in den Dienst der Stadt Braunschweig und wurde bald „technischer Dirigent der städtischen Gas- und Wasserwerke“. 1874 ließ er für das Gaswerk in der Straße Am Alten Bahnhof einen Erweiterungsbau errichten. Im selben Jahr war er Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).[4] 1881 wurde Mitgau von der Stadt beauftragt, Vorschläge für eine Verbesserung der Trinkwasserversorgung auszuarbeiten. 1882 bis 1884 ließ er das Flusswasserwerk im Eisenbahnpark erweitern. Nach seinen Plänen entstand von 1886 bis 1895 die moderne Kanalisation der Stadt Braunschweig mit einem Pumpwerk im Eichtal sowie der Nutzung des Gutes Steinhof mit den dort angelegten Braunschweiger Rieselfeldern zur naturnahen Abwasserbehandlung. 1888 folgte ein Neubau in der Taubenstraße[3], wo sich noch heute die Unternehmenszentrale von Braunschweiger Versorgungs-AG & Co. KG befindet. Am 1. April 1888 erhielt Mitgau eine Anstellung als Oberingenieur auf Lebenszeit. Wegen seiner Verdienste wurde ihm der Titel eines „Baurathes“ am 8. Mai 1897 verliehen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschlechterte sich die Versorgung der Stadt Braunschweig mit Trinkwasser zunehmend, da dessen Qualität stetig abnahm. Die zahlreichen Zuckerfabriken in Stadt und Herzogtum Braunschweig leiteten ihre Abwässer direkt und unbehandelt in die Oker, die Braunschweig durchfloss. Zudem schwankte der Pegel der Oker jahreszeitlich bedingt stark. Mitgau und sein Ingenieurkollege Wilhelm Clauß forderten daher, die Wasserversorgung der Bevölkerung über Grundwasser sicherzustellen. Bohrungen nach Mitgaus Plänen im Bereich des Dowesees führten schließlich 1902 zur Anlage des Trink- und Brauchwasserwerks am Bienroder Weg. Der Wasserturm auf dem Giersberg regelte die Versorgung innerhalb der Stadt. Das alte Wasserwerk diente fortan für Notfälle.[5]

Mitgaus Arbeiten zur Verbesserung der Wasserqualität und -versorgung sowie zur Entsorgung städtischer Abwässer war Ende des 19. Jahrhunderts so bekannt, dass der Direktor des Pariser Tiefbauamtes eine Broschüre Mitgaus ins Französische übersetzen ließ.[6]

1901 wurde Mitgau in Ruhestand versetzt.[1] Er starb 1912 an einem Schlaganfall und wurde auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof beigesetzt.[7]

Louis Mitgau hatte 1859 Annette Hoffmann, Tochter des Oberhütteninspektors aus Zorge geheiratet[8], mit der er die beiden Kinder Louis († 1946) und Martha hatte.[3] Ihm zu Ehren wurde die Mitgaustraße im Nördlichen Ringgebiet von Braunschweig nach ihm benannt.[9]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Atlas enthaltend das Project für den östlichen äusseren Stadtheil. (= Canalisation der Stadt Braunschweig. Atlas). Zwissler, Wolfenbüttel 1877, OCLC 251220002.
  • Bericht über die in Berlin, Amsterdam, Rochdale, Manchester, Croydon, Leamington und Abingdon eingeführten Systeme der Städtereinigung. Haering, Braunschweig 1880, OCLC 238821475 (online).
  • Die Entwässerungsanlagen und Rieselfelder (mit 2 Plänen). In: Rudolf Blasius (Hrsg.): Braunschweig im Jahre MDCCCXCVII. Festschrift den Theilnehmern an der LXIX Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte. Meyer, Braunschweig 1897, S. 352–362.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Appelt, Theodor Müller: Wasserkünste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig. In: Braunschweiger Werkstücke. Band 33, Waisenhaus-Buchdruckerei und Verlag, Braunschweig 1964, OCLC 5037379.
  • Wolfgang Ernst: Braunschweigs Unterwelt. Kanäle und Gewölbe unter der Stadt. Band 1: Der Burgmühlengraben im Wandel der Zeit. Appelhans Verlag, Braunschweig 2011, ISBN 978-3-941737-40-2.
  • A. von Feilitzsch: Louis Mitgau. Nachruf. In: Monatsblatt für Gesundheitspflege. Meyer, Braunschweig 1912, OCLC 48654195, S. 61–64.
  • Hermann Mitgau: Gemeinsames Leben 1770–1870 in Braunschweigischen Familienpapieren. In: Kulturwissenschaftliche Reihe. Wolfenbütteler Verl. Anst., Wolfenbüttel und Hannover 1948, OCLC 174244932.
  • Norman-Mathias Pingel: Mitgau, Louis. In: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 94.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Norman-Mathias Pingel: Mitgau, Louis. In: Manfred R. W. Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf, Norman-Mathias Pingel (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon – Ergänzungsband. S. 91.
  2. Wolfgang Ernst: Braunschweigs Unterwelt. Kanäle und Gewölbe unter der Stadt. Band 1: Der Burgmühlengraben im Wandel der Zeit. S. 94.
  3. a b c Hermann Mitgau: Gemeinsames Leben 1770–1870 in Braunschweigischen Familienpapieren. S. 395.
  4. Marie-Luise Heuser, Wolfgang König: Tabellarische Zusammenstellungen zur Geschichte des VDI. In: Karl-Heinz Ludwig (Hrsg.): Technik, Ingenieure und Gesellschaft – Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856–1981. VDI-Verlag, Düsseldorf 1981, ISBN 3-18-400510-0, S. 572.
  5. Jörg Leuschner: Wirtschaft und soziale Situation im Herzogtum Braunschweig. In: Jörg Leuschner, Karl Heinrich Kaufhold, Claudia Märtl (Hrsg.): Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 3: Neuzeit. Georg Olms Verlag, Hildesheim 2008, ISBN 978-3-487-13599-1, S. 302.
  6. Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten. Band 3: Außerhalb des Stadtrings. S. 191.
  7. Wolfgang Ernst: Braunschweigs Unterwelt. Kanäle und Gewölbe unter der Stadt. Band 1: Der Burgmühlengraben im Wandel der Zeit. S. 91.
  8. Hermann Mitgau: Gemeinsames Leben 1770–1870 in Braunschweigischen Familienpapieren. S. 269.
  9. Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten. Band 3: Außerhalb des Stadtrings. Braunschweig 2001, ISBN 3-926701-48-X, S. 190f.