Ludwig von Bourbon (Lüttich)

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Ludwig von Bourbon (Lüttich)

Ludwig von Bourbon (* 1438; † 30. August 1482 in Lüttich) (frz. Louis de Bourbon) war umstrittener Fürstbischof von Lüttich von 1456 bis 1482. Er war der Sohn von Charles I. de Bourbon (1401–1456), dem Herzog von Bourbon und der Auvergne und Agnes von Burgund (Herzogin von Bourbon), der Tochter von Johann Ohnefurcht.

Vita[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erzogen wird der junge Ludwig ab dem siebten Lebensjahr am Hof seines Onkels Philipp III. von Burgund, bekannt auch als Philipp der Gute. Anschließend studiert er an der Universität von Louvain. Auf Druck von Philipp dem Guten wird Ludwig 1456 im Alter von 18 Jahren Fürstbischof von Lüttich. Unterstützung kommt auch vom Papst Callixtus III. Sein Vorgänger, der 69-jährige Hans von Heinsberg, wird aus dem Amt gedrängt.

Während seiner Regentschaft kam es zu wiederholten Auseinandersetzungen mit den Bürgern von Lüttich. Das reiche Lüttich läuft Gefahr seine bisherige Unabhängigkeit zu verlieren. Die Herzöge von Burgund bauen ihre Machtposition zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich kontinuierlich aus. Lüttich ist von burgundischen Territorien beinahe umschlossen. Dabei versuchen das Königreich Frankreich, die Herzöge von Burgund und auch das Deutsche Reich ihren Einfluss über Lüttich zu sichern.

Die Lütticher vertreiben 1465 ihren Bischof mit Unterstützung des französischen Königs Ludwig XI. von Frankreich und Ludwig flieht nach Maastricht. Die Lütticher werden von Marc de Bade angeführt, aber die burgundischen Truppen unter Karl dem Kühnen behalten in diesem Konflikt die Oberhand und es gelingt ihnen am 20. Oktober 1465 bei Schlacht von Montaken der entscheidende Schlag gegen die Lütticher, was schließlich zum Frieden von Saint-Trond am 22. Dezember 1465 führt. Ludwig ist als Bischof wieder zurück an der Macht, Lüttich verliert seine Eigenständigkeit, das Fürstentum wird gezwungen 304.000 Florin Schadenersatz für die Kriegsfolgen an Burgund zu zahlen und wird ein Protektorat von Burgund.

Doch die Lütticher Bürger fordern nach dem Tode von Philipp dem Guten im Juni 1467 noch einmal den Bischof und die Burgunder heraus. Karl der Kühne, inzwischen Herzog von Burgund, streitet erneut für seinen Vetter Ludwig, versammelt ein Heer von ca. 25.0000 Mann und vernichtet die Rebellen ca. 12.000 Mann und 500 Reiter unter Raes van Heers am 28. Oktober 1467 in der Schlacht bei Brustem. Die Lütticher lassen 3–4.000 Tote auf dem Schlachtfeld zurück. Anschließend wird Lüttich verwüstet.

Ein Jahr später zettelt im Geheimen der französische König erneut eine Revolte des Fürstentums Lüttich an. König Ludwig XI. begibt sich in die Hände von Karl dem Kühnen. Der zwingt den französischen König sich an der Niederschlagung des Aufstands zu beteiligen und den Fürstbischof Ludwig zu unterstützen. Es endet mit einem Massaker an den Lüttichern.

Mit dem Tod Karls des Kühnen im Jahr 1477 kommt Lüttich als Erbe praktisch wieder unter die Herrschaft des Deutschen Reiches, ein Resultat der Heirat zwischen Maria von Burgund, der einzigen Tochter von Karl dem Kühnen, mit Erzherzog Maximilian von Habsburg, dem späteren Kaiser. Allerdings verzichtet Maria am 19. März 1477 zugunsten von Ludwig von Bourbon auf ihren Anspruch auf das Fürstentum Lüttich. Mit seiner Rückkehr am 10. April scheint Ludwig endlich am Ziel, die Lütticher huldigen ihm, angesichts der erneut gewährten Unabhängigkeit und Aufhebung der erzwungenen Friedensverträge.

Ludwigs Regentschaft gehört zu den düsteren Kapiteln der Geschichte Lüttichs. Der Konflikt zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation begleitete die letzten Jahre seiner Regentschaft. Der französische König schürt erneut den Dissens zwischen der Bürgerschaft und dem Bischof.

1482 wird er von Graf Wilhelm I. von der Mark, dessen schlechter Ruf auch in seinem Beinamen Eber der Ardennen zum Ausdruck kommt, angeblich mit einer Streitaxt erschlagen. Fest steht, dass Ludwig bei der Einnahme Lüttichs durch Wilhelm I. ums Leben gekommen ist und sich rasch darauf die Kunde verbreitet, dass Wilhelm I. sein Mörder sei. Beweisen lässt sich diese Darstellung aber nicht.[1]

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig war heimlich mit Katharina von Geldern (1439–1497), Tochter des Herzogs von Geldern Arnold von Egmond, verheiratet und hatte drei Söhne[2]:

  • Pierre de Bourbon, Baron von Busset (1464–1529); Kammerherr von Ludwig XII.[3] verheiratet seit 1498 mit Marguerite de Tourzel D'Alegre; Begründer der Nebenlinie Bourbon-Busset
  • Louis de Bourbon (1465)
  • Jacques de Bourbon (1466–1537), Johanniter, 1535 bis 1537 Großprior der Ordensprovinz Frankreich

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Harm von Seggern: Geschichte der Burgundischen Niederlande. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2018, S. 211.
  2. Website zur Genealogie des Hauses Bourbon. Abgerufen am 5. Juni 2011
  3. Website des Chateu Busset. Abgerufen am 5. Juni 2011

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

VorgängerAmtNachfolger
Johann VIII. von HeinsbergBischof von Lüttich
1456–1482
Johann IX. von Horn