Luccaburg

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Luccaburg
Burghügel der Luccaburg, ab 1820 Grabdenkmal

Burghügel der Luccaburg, ab 1820 Grabdenkmal

Staat Deutschland
Ort Loccum
Entstehungszeit 1, Hälfte 12. Jahrhundert
Burgentyp Niederungsburg, Shell-keep
Erhaltungszustand Überhügelte Ringmauer
Ständische Stellung Grafen von Lucca
Geographische Lage 52° 27′ N, 9° 9′ OKoordinaten: 52° 27′ 5,8″ N, 9° 9′ 16,6″ O
Luccaburg (Niedersachsen)
Luccaburg (Niedersachsen)

Die Luccaburg war eine hochmittelalterliche Niederungsburg bei Loccum in Niedersachsen. Sie ist nach dem Geschlecht der Grafen von Lucca benannt und hat nur für wenige Jahrzehnte im 12. Jahrhundert existiert. Sie war namensgebend für das nahegelegene Kloster Loccum, die bedeutendste Zisterziensergründung in Niedersachsen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reste der Turmhügelburg (Motte) der Luccaburg befindet sich inmitten des Waldgebietes Sundern im Tal der Fulde etwa 1 km südlich des Klosters Loccum. Zur Entstehungszeit handelte es sich um eine sumpfige und schwer zugängliche Niederung.

Bauweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rekonstruierter Schnitt durch Graben und Wall

Der Hügel der Luccaburg ist noch ca. 3,5–4 m hoch erhalten und besitzt am Fuß einen Durchmesser von ca. 55 m, auf dem Plateau von ca. 44 m. Umgeben ist er von einem 5–9 m breiten und 1,5 m tiefen Ringgraben mit max. 5 m breiter Sohle. Wie die 1914 durch den Prähistoriker und Burgenforscher Carl Schuchhardt durchgeführten Ausgrabungen ergaben, ist der Hügel aus einem Gemenge von Ton, Lehm und Sand aufgeschüttet worden.

Den Kern des Hügels bildet eine Ringmauer aus Sandsteinplatten von 39 m Durchmesser, die offensichtlich auf der alten Oberfläche aufsitzt. Typologisch handelt es sich bei der Luccaburg somit um einen Shell Keep, wie er vor allem aus den Niederlanden und England bekannt ist. Erhalten ist die 2 m starke Mauer noch bis in 3,1 m Höhe. Vor der Mauer befand sich eine 5 m breite Berme, die bis zu 2 m Höhe durch Ton- und Sandschichten aufgeschüttet war. Sie sollte das Abrutschen der Mauer in dem umgebenden 5–9 m breiten und 1,5 m tiefen Ringgraben verhindern. Spuren einer Innenbebauung wurden bei der Ausgrabung nicht erfasst, was wohl der damaligen Grabungstechnik zu verdanken sein dürfte. Eine Vorburg scheint nicht vorhanden gewesen zu sein.

Im Jahre 2012 ließ das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege die Luccaburg sowie ihr näheres Umfeld digital vermessen und ein virtuelles 3D-Höhenmodell anfertigen. Dies stellte einen Beitrag des Landesamtes für die 850-Jahr-Feier des Klosters Loccum im Jahre 2013 dar.[1]

Umgestaltung zum Grabdenkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Anschluss an die Untersuchungen von 1820 wurde der Burghügel zum Grabdenkmal für den 1818 verstorbenen Prior des Klosters Loccum umgestaltet. Dabei wurde die ursprüngliche Ringmauer in einem Teilbereich freigelegt und als Wandfläche in die Gestaltung mit einbezogen. Eine großformatige, steinerne Gedenktafel an der Mauer erinnert an Prior Carl Ludwig Franzen, der hier im Waldgebiet des Sundern Wege, Alleen und Wiesen anlegen ließ.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burggraben rechts
Lageplan von Carl Schuchhardt um 1910

Die Luccaburg wurde in den Schriftquellen nie ausdrücklich erwähnt. Die Gründung dürfte durch die aus Friesland eingewanderten Grafen von Lucca erfolgt sein, von denen Graf Burchard 1113/19 und 1130 genannt wird. Die Tochter Graf Buchards, Beatrice von Lucca, heiratete den Grafen Wilbrand von Hallermund, der dadurch zum Nachfolger und Erbe wurde. Er schenkte 1163 Zisterziensermönchen das umliegende Land zur Gründung von Kloster Loccum. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird die Burg aufgegeben worden sein. Die bei der Ausgrabung gefundene Keramik umfasst nur den kurzen Zeitraum von der Mitte des 12. Jhs. bis 1160/70.

1260 erfolgte die einzige Erwähnung der Luccaburg. In der damals niedergeschriebenen Chronik der Klostergründung heißt es, dass Burchard, der älteste Sohn Wilbrands, nach seinem Tod in einem Turnier auf der Insel, die „antiqua Lucca“ genannt wird, bestattet wurde. Diese Beschreibung deckt sich mit der inselartigen Lage der Burg in einer Flussniederung. Von dort sind die Gebeine kurze Zeit später in das Kloster Loccum überführt worden.

Die Burg war namengebend für die Dynasten der Grafen von Lucca, die etwa im späten 11. Jahrhundert in diesem Raum auftauchen. Um 1113 und 1130 wird ein Graf Burchard von Lucca urkundlich erwähnt, der Graf von Friesland war. Das erklärt auch, dass die Luccaburg nach dem Vorbild friesisch-holländischer Turmhügelburgen steinummantelt errichtet wurde, wie der Burgenspezialist des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege Hans-Wilhelm Heine feststellte. Die Burg wird wahrscheinlich schon vor der Klostergründung aufgegeben worden sein.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ursprung des Begriffs Lucca wird wegen seines ungewöhnlichen Klangs nicht im sächsischen, sondern im slawischen gesehen. Dort könnte er Wiese bedeutet haben. Demzufolge würde Luccaburg für Wiesenburg stehen, was mit der ursprünglichen Lage inmitten der feuchten Niederung der Fulde korrespondiert.

Einer Theorie zufolge beruht die slawische Namensgebung darauf, dass sich hier im sächsischen Siedlungsraum slawischstämmige Wenden im 8. Jahrhundert niederließen. In der historischen Forschung wird spekuliert, dass sie von Karl dem Großen aus ihrer angestammten Heimat östlich der Elbe an die Mittelweser deportiert worden seien.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Andreas Friedrich: Die Luccaburg bei Loccum, S. 63–65, in: Wenn Steine reden könnten, Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1.
  • Hans-Wilhelm Heine: Die Luccaburg bei Loccum. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 49. Teil II Exkursionen. Mainz 1981, S. 141–146.
  • Hans-Wilhelm Heine: Mittelalterliche Keramikfunde von der Luccaburg bei Loccum. Ein Beitrag zur archäologischen Burgenforschung. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Band 51, 1982, S. 171–188.
  • Hans-Wilhelm Heine: Luccaburg beim Kloster Loccum erstmals digital vermessen. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Band 32, 2012, Heft 2, S. 98 f.
  • Hans-Wilhelm Heine: Die Luccaburg und das Kloster Loccum. In: Horst Hirschler u. a. (Hrsg.): Wort halten – gestern, heute, morgen. Festschrift zum 850jährigen Jubiläum des Klosters Loccum. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, S. 9–34.
  • Bernd Ulrich Hucker: Die Grafen von Lucca und Hallermund und die Anfänge der Zisterzienserabtei Loccum. In: Horst Hirschler u. a. (Hrsg.): Wort halten – gestern, heute, morgen. Festschrift zum 850jährigen Jubiläum des Klosters Loccum. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, S. 35–52.
  • August von Oppermann/Carl Schuchhardt: Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen. Hannover 1887–1916, S. 87; 91–93; 101; Bildtaf. C.
  • Otto Weerth: Die Burg Lucca beim Kloster Loccum. Mit Vor- und Nachsätzen von C. Schuchhardt. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen. Band 81, 1916, S. 125–142.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Luccaburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Wilhelm Heinde: Luccaburg beim Kloster Loccum erstmals digital vermessen in: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, (Berichte zur Denkmalpflege 2012/2 (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive))