Lingiades

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Lyngiades)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ortsgemeinschaft Lingiades
Τοπική Κοινότητα Λιγκιάδων (Λιγκιάδες)
Lingiades (Griechenland)
Lingiades (Griechenland)
Basisdaten
Staat Griechenland Griechenland
Region Epirus
Regionalbezirk Ioannina
Gemeinde Ioannina
Gemeindebezirk Perama
Geographische Koordinaten 39° 41′ N, 20° 53′ OKoordinaten: 39° 41′ N, 20° 53′ O
Höhe ü. d. M. 940 m
Durchschnitt
Fläche 25,082 km²
Einwohner 92 (2011[1])
LAU-1-Code-Nr. 18010606
Lingiades über dem Nordufer das Pamvotida-Sees

Lingiades (griechisch Λιγκιάδες (m. pl.) oder Lyngiades Λυγκιάδες, selten auch Ligiades) ist ein Dorf im Gemeindebezirk Perama der Gemeinde Ioannina in der griechischen Region Epirus.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Lingiades liegt auf etwa 900 m Höhe auf der Südseite des Mitsikeli-Bergmassivs, etwa 1,5 km nördlich des Pamvotida-Sees. Mit einer Fläche von 25,082 km² bildet Lingades die größte Ortsgemeinschaft im Gemeindebezirk Perama und die zweitgrößte der Gemeinde Ioannina. Benachbarte Ortsgemeinschaften sind im Norden Kaloutas, Anthraktis, Kavallari und Karyes der Gemeinde Zagoria. Im Osten grenzt Kryovrisi an, im Süden Amfithea sowie im Westen Perama und Krya.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf bildete von 1919 bis zur Eingemeindung 1997 nach Perama eine selbständige Landgemeinde (Kinotita Lingiadon Κοινότητα Λιγκιάδων).[2] Durch die Verwaltungsreform 2010 wurde Perama mit fünf weiteren Gemeinden zur neuen Gemeinde Ioannina fusioniert. Seither führt Lingiades den Status einer Ortsgemeinschaft (Τοπική Κοινότητα).

Einwohnerentwicklung von Lingiades[3]
1913 1920 1928 1940 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011[1]
250 222 272* 452 139 190 137 147 114 204 92

* einschließlich Karnes 64 Einwohnern

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der deutschen Besetzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg wurde am 1. Oktober 1943 der Oberstleutnant Josef Salminger von Mitgliedern der EDES-Widerstandsgruppe getötet. Dies führte zu Vergeltungsmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung in der weiteren Umgebung. Der Kommandeur der 1. Gebirgs-Division der Wehrmacht Hubert Lanz forderte im Korps-Tagesbefehl „… eine schonungslose Vergeltungsaktion in 20 km Umkreis der Mordstelle …“[4] Das Dorf wurde am 3. Oktober zunächst aus Artilleriestellungen auf der Ioannina-Insel und aus Perama unter Beschuss genommen. Beim folgenden Massaker wurden 82 Bewohner ermordet, darunter 34 Kinder bis 11 Jahren. Nahezu alle Häuser und Hütten außer der Kirche und dem Schulgebäude wurden zerstört.[5]

Anlässlich seines Staatsbesuchs in Griechenland besuchte Bundespräsident Joachim Gauck gemeinsam mit dem griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias Lingiades am 7. März 2014, „um dort der Opfer eines grausamen Massakers zu gedenken.“ Gleichzeitig bat Gauck im Namen Deutschlands die Familien der Ermordeten um Verzeihung.[6][7][8][9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur und Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. Κεντρική Ένωση ∆ήµων και Κοινοτήτων Ελλάδας, Ελληνική Εταιρία Τοπικής Ανάπτυξης και Αυτοδιοίκησης (Hrsg.): Λεξικό ∆ιοικητικών Μεταβολών των ∆ήµων και Κοινοτήτων (1912–2001). 2 (Τόμος Α, α–κ). Athen 2002, ISBN 960-7509-47-1, S. 35.
  3. Einwohnerzahlen von Lingiades 1913–2001, Griechisches Statistisches Amt ELSTAT, Digitale Bibliothek (griechisch)
  4. Tagesbefehl. In: hfmeyer.com (Schreiben vom 1. Oktober 1943).
  5. Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß: die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg. Ch. Links Verlag, 2008, ISBN 978-3-86153-447-1, S. 483–494. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Interview mit der griechischen Tageszeitung "Kathimerini" In: bundespraesident.de. 5. März 2014.
  7. Gedenken am Mahnmal von Lingiades. In: bundespraesident.de. 7. März 2014.
  8. Constanze von Bullion: Eine Geste, nach 70 Jahren. In: Süddeutsche Zeitung, 7. März 2014.
  9. Florian Gathmann: Verneigung im Dorf der Märtyrer. In: Spiegel Online, 7. März 2014.