Maar (Lauterbach)

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Maar
Wappen von Maar
Koordinaten: 50° 40′ N, 9° 23′ OKoordinaten: 50° 39′ 36″ N, 9° 23′ 24″ O
Höhe: 314 m ü. NHN
Fläche: 21,12 km²[1]
Einwohner: 1519 (31. Dez. 2016)[2]
Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36341
Maar aus der Luft
Maar aus der Luft
Bilskuppe
Gedenkstein zur 750-Jahr-Feier mit dem „Määrer“ Wappen

Maar ist nach der Kernstadt der nach Einwohnerzahl größte Stadtteil von Lauterbach (Hessen), der Kreisstadt des mittelhessischen Vogelsbergkreises.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maar liegt ca. 285–413 m über NN. Der Stadtteil wird von mehreren Hügeln eingerahmt. Die höchsten Erhebungen sind der Hälsberg mit 413 m über NN, die Bilskuppe mit 403 m über NN und der Ossenberg mit 394 m über NN.

Die Bilskuppe, im Volksmund nur Bil genannt, sowie der Ossenberg bestehen aus Basaltgestein. Der Kalkberg besteht dagegen aus Kalkstein. An einigen Stellen ist in der Gemarkung Maar Sand zu finden. Diesem Umstand verdanken die „Määrer“ ihren Spitznamen „Sandhasen“.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maar wird erstmals im Jahr 1253 urkundlich erwähnt. Der Ortsname deutet auf „Mohara“ hin, eine wasserreiche Stelle oder ein Sumpfgebiet. Das Alter der Siedlung kann nicht einwandfrei geklärt werden.

Verschwundene Dörfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelalter wurden in der Gemarkung Maar noch andere Orte erwähnt, die heute nicht mehr existieren. In der Gemarkung Maar gab es im 13. Jahrhundert mindestens noch sechs weitere Siedlungen: Boln, Diemerod, Enzenrod, Epsrod, Immenrod, Meirod.

Unter den Lehnsherren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf befand sich zunächst im Besitz der Herren von Wartenberg, gehörte später dem Grafen von Ziegenhain und danach zum Gebiet der Riedesel. 1806 wurde Maar hessisch. Es war das zweitgrößte Dorf im Altkreis Lauterbach und hatte 1854 schon 1142 Einwohner. Sie waren Bauern, Hintersiedler und Kleinbauern, die auch als Handwerker oder Arbeiter tätig waren. Es gab Sandgruben und Kalköfen.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Maar:

„Maar (L. Bez. Lauterbach) evangel. Pfarrdorf; liegt 12 St. von Lauterbach, und gehört dem Freiherrn von Riedesel, hat 157 Häuser und 987 Einwohner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind. Der Ort, welcher der Sitz des Steuer Commissärs für den Bezirk Lauterbach ist, hat eine Kirche, die 1827 geendigt worden ist, ein Schulhaus und im Walde ein unbewohntes Jägerhaus. In der Gemarkung finden sich Brüche von Kalksteinen, die zu Lauterbach gebrannt werden, so wie Gruben die einen weißen Sand liefern.“[3]

Nach den Weltkriegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Bilkuppe wurde Basalt abgebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg zu Schotter verarbeitet. Am westlichen Hang dieser Erhebung lernte die Jugend den Segelflug kennen. 1910 zählte Maar 1178 Einwohner, 1991 waren es rund 1650, im Jahre 2007 über 1800. Viele von ihnen arbeiteten als Weber. Durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener stieg die Einwohnerzahl 1948 auf 1805. Neben der großzügig angelegten Hauptstraße mit den vielen Fachwerkhäusern ist die Schulstraße mit ihren Lehrerhäusern im Jugendstil bemerkenswert.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde 1971 geplant, die Landkreise Alsfeld und Landkreis Lauterbach zusammenzuschließen und anstelle der vielen Einzelgemeinden neue Großgemeinden zu bilden. Die Gemeinde Maar sollte dabei in die Stadt Lauterbach eingegliedert werden. Um die kommunale Selbstständigkeit zu erhalten, wurden aber in Maar Pläne geschmiedet, eine eigene Großgemeinde mit den Ortschaften Maar, Wallenrod, Wernges und Reuters zu gründen. Nachdem diese Pläne jedoch schließlich am Widerstand einzelner Ortschaften gescheitert waren, beschloss die Gemeindevertretung von Maar am 10. August 1971 mit 10 gegen 2 Stimmen, sich zum 31. Dezember 1971 freiwillig der Stadt Lauterbach anzuschließen. Mit diesem Datum endete die Selbstverwaltung der Gemeinde Maar und eine neue Epoche an der Seite der Stadt Lauterbach begann.[4] Am 10. September 1971 schließlich wurde der Grenzänderungs- und Auseinandersetzungsvertrag zwischen der Kreisstadt Lauterbach und der Gemeinde Maar unterzeichnet. Für Maar, wie für die übrigen nach Lauterbach durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Maar angehört(e):[1][6][7]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Maar 1623 Einwohner. Darunter waren 30 (1,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 273 Einwohner unter 18 Jahren, 642 zwischen 18 und 49, 369 zwischen 50 und 64 und 336 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 672 Haushalten. Davon waren 174 Singlehaushalte, 207 Paare ohne Kinder und 225 Paare mit Kindern, sowie 51 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 144 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 435 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1806: 870 Einwohner, 142 Häuser[10]
• 1829: 987 Einwohner, 157 Häuser[3]
• 1867: 1083 Einwohner, 162 Häuser[13]
Maar: Einwohnerzahlen von 1795 bis 2015
Jahr  Einwohner
1795
  
796
1800
  
796
1806
  
870
1829
  
987
1834
  
995
1840
  
1.031
1846
  
1.118
1852
  
1.142
1858
  
1.145
1864
  
1.095
1871
  
1.121
1875
  
1.100
1885
  
1.142
1895
  
1.126
1905
  
1.175
1910
  
1.175
1925
  
1.150
1939
  
1.289
1946
  
1.758
1950
  
1.864
1956
  
1.659
1961
  
1.630
1967
  
1.596
1970
  
1.602
1980
  
?
1990
  
?
2003
  
1.732
2005
  
1.695
2010
  
1.641
2011
  
1.623
2015
  
1.561
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][2]; Zensus 2011[12]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1829: 986 evangelische und ein katholischer Einwohner[3]
• 1961: 1384 evangelische (= 84,91 %), 208 katholische (= 12,76 %) Einwohner[1]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsvorsteher

Ortsvorsteher ist Herbert Feick (Stand: Juni 2022).[14]

Städtepartnerschaften

Im Jahre 1968 beschloss die Gemeindevertretung Maar, eine Partnerschaft mit einer französischen Gemeinde anzustreben. Er ergaben sich Kontakte zu Cahuzac-sur-Vère, einer 1100 Einwohner großen Gemeinde inmitten eines großen Weinanbaugebietes, ca. 70 km von Toulouse entfernt. Nach gegenseitigen Besuchen wurde beschlossen, den Beziehungen auch dokumentarisches Gewicht zu geben. Schließlich wurde am 21. November 1971 in einer Feierstunde im Rathaus von Cahuzac die Verschwisterungsurkunde von beiden Bürgermeistern unterzeichnet. Diese Partnerschaft hat bis heute Bestand und wird regelmäßigen Besuchen am Leben gehalten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feldherr Tilly am Rathaus in Maar

Michaelskirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelalter ist in Maar eine steinerne Kirche errichtet worden, in der die Lauterbacher Pfarrer oder Kapläne sonntäglich eine Frühmesse hielten. Die Kirche musste 1585 bedeutend vergrößert werden, aber nach 200 Jahren war sie baufällig geworden. 1827 wurde die beeindruckende Michaelskirche nach fast 45-jähriger Bauzeit eingeweiht. Die älteste Glocke Maars, versehen mit der Inschrift der vier Evangelisten, hat alle Kriege überstanden und soll aus dem 14. Jahrhundert stammen. Andere ältere Glocken wurden immer wieder zu Kriegszwecken (Bau von Kanonen) eingeschmolzen.

Gemeindewirtshaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Maarer Gemeindewirtshaus existiert seit etwa 1500. Dies geht aus einem Schreiben des Erzbischofs Jakob von Mainz an die Gebrüder Hermann und Theodor Riedesel hervor. Der Wirt des Gemeindewirtshauses hatte das Recht, die Kirmes alleine zu halten. Er hatte dabei aber hohe Ausgaben, musste er doch an Pfarrer, Schultheiß und Lehrer je zwei Maß Wein, Dorfwächter und Hirten je ein Maß Bier und an die Burschen zwei Maß Branntwein ausschenken. Bis 1870 diente das Gemeindewirtshaus dem geselligen Beisammensein und dem Durstlöschen der Maarer. Von da an bis in das Jahr 1968 diente es erst als Schulhaus und dann als Rathaus. Die geschnitzte Figur über der Schultüre soll einen Soldaten darstellen, der vor dem Wirtshaus im Dreißigjährigen Krieg einen Maarer Bauern erschoss und dann auf Befehl des Feldherren Tilly aufgehängt wurde. An der Ecke des Schulhauses ist eine weitere Figur zu sehen, die Tilly selbst darstellen soll.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maar liegt direkt an der Bundesstraße 254. Die nächste Autobahnauffahrt befindet sich in Alsfeld (A5).

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz: Landgericht Lauterbach und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d Maar, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Einwohnerzahlen nach Ortsteilen. (PDF; 55 kB) In: Webauftritt. Stadt Lauterbach, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  3. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 169 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 368.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 30 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Lauterbach, abgerufen im März 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Die Zugehörigkeit der Zent Lauterbach anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 24 Punkt d) XI. A. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 234 (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 3 8 und 78, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 56 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Ortsvorsteher in den Stadtteilen. In: Webauftritt. Stadt Lauterbach, abgerufen im Juni 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien