Magensaft

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Schematische Darstellung der Regulation der Magensäure.

Magensaft (auch lateinisch Succus gastricus[1]) ist ein saures Gemisch aus Salzsäure, Pepsinogen und einigen anderen Sekreten. Er dient der Zersetzung von Extrazellulärer Matrix in aufgenommenen Gewebe, der Denaturierung von Proteinen und Desinfektion der Nahrung.[2]

Fließt Mageninhalt in die Speiseröhre (Ösophagus) zurück (gastroösophagealer Reflux), macht sich dies durch Sodbrennen bemerkbar. Ein häufiger Reflux führt zu einer Metaplasie des Epithels der Speiseröhre, was die Entstehung von Speiseröhrenkrebs fördern kann.

Der reine Magensaft kann als Reflux z. B. bei Menschen mit PEJ-Sonde (perkutane endoskopische Jejunostomie) beobachtbar werden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Erforschern der Magensekretion gehört der Amerikaner William Beaumont, der ab 1825 Experimente dazu anstellte, nachdem er den Frankokanadier Alexis St. Martin behandelt hatte, welcher 1822 eine Magenfistel nach einer Schrotschussverletzung zurückbehalten hatte. Im Jahr 1833 veröffentlichte Beaumont die Ergebnisse seiner Forschung und ließ diese auf eigene Kosten drucken. Beaumont hatte festgestellt, dass Magensaft die Fähigkeit hat, Eiweiß gerinnen zu lassen und antiseptisch zu wirken. Zudem erkannte er, dass der Saft freie Salzsäure enthält und dass die Sekretion psychischen Einflüssen unterliegt.[3]

Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Magensaft enthält neben Salzsäure vor allem Schleim, das Eiweiß spaltende Enzym Pepsin und den intrinsischen Faktor (Mucoprotein, welches für die Resorption von Vitamin B12 im Krummdarm nötig ist). Daneben ist auch noch das Labferment enthalten, welches die Eiweißspaltung und Verdauung unterstützt (Milcheiweißgerinnung). Magensäure weist einen pH-Wert von nahezu 1 bei nüchternem Magen auf und einen von 2 – 4, wenn er voll ist. Sie dient dem Aufschluss der Nahrung (hydrolytische Spaltung von Proteinen in Oligopeptide oder einzelne Aminosäuren) und hat eine bakterizide Wirkung.

Sekretion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schematische Darstellung der Produktion der Magensäure in den Belegzellen.

Die Salzsäure als Magensäure setzt sich zum Schutz der Magenschleimhaut erst im Mageninneren zusammen. Im Magenepithel liegende Belegzellen sezernieren Chloridionen und Protonen. Dabei werden Chloridionen aus dem Blut gefördert und Hydrogencarbonat in den Blutkreislauf abgegeben:[2]

CO2 + H2O → HCO3 + H+
  • Die freigesetzten Protonen werden durch die Protonen-Kalium-Pumpe ins Mageninnere transportiert. Im Gegenzug werden Kaliumkationen in die Belegzelle befördert.[2]
  • Durch vorherigen Schritt in die Belegzelle transportierte Kaliumkationen gelangen über offene Kaliumkanäle gemäß ihres Konzentrationsgradienten wieder ins Mageninnere.[2]
  • Austausch des gebildeten HCO3 durch Cl aus dem Blutplasma.[2]
  • In die Belegzellen geförderte Chloridionen verlassen diese durch offene Kanäle und gelangen so entlang ihres Konzentrationsgradienten ins Mageninnere.[2]

Man unterscheidet bei der Magensekretion generell zwischen drei verschiedenen Phasen:

  • Cephale Phase („Kopfphase“): Durch Stimulierung des Nervus vagus (Denken, Sehen und Riechen von Nahrung)[4]
  • Gastrische Phase („Magenphase“): Durch Dehnung des Magens und chemische Reizung durch Eiweiße, Gewürze etc.[4]
  • Intestinale Phase („Darmphase“): Durch hormonelle Blockierung der Bildung von Magensäure (wenn der Speisebrei das Duodenum erreicht hat)[4]

Reize zur vermehrten Sekretion von Chloridionen sind unter anderem die Stimulation des Parasympathikus (kann auch optisch durch den sogenannten Pawlowschen Reflex ausgelöst werden), Histamin- und Gastrinfreisetzung.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Magensaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Allgemeine Anatomie, Rücken, Bauch, Becken, Bein, S. 167 [1]
  2. a b c d e f g Andreas Feigenspan: Prinzipien der Physiologie. Springer Spektrum, Berlin 2017, ISBN 978-3-662-54116-6, S. 29–31.
  3. Franz X. Sailer: Chirurgie der Bauchorgane und der Bauchwand: Magen. In: Chirurgie historisch gesehen: Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Hrsg. von Franz X. Sailer und Friedrich W. Gierhake, Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 43–71, hier: S. 44.
  4. a b c d Wolfgang von Engelhardt, Gerhard Breves (Hrsg.): Physiologie der Haustiere. 2. Auflage. Enke Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3830410395, S. 378 ff.