Bürgermeisterei Villip

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Die Bürgermeisterei Villip war ein preußischer Verwaltungsbezirk im 19. und 20. Jahrhundert. Sie wurde 1816 aus der Mairie Villip gebildet und war eine von zunächst neun Bürgermeistereien im Kreis Bonn (später Landkreis Bonn) im Regierungsbezirk Köln. 1927 wurde die Bürgermeisterei in Amt Villip umbenannt.[1] Das Amt Villip bestand bis zum 31. Juli 1969 und ging in der Gemeinde Wachtberg auf.

Verwaltungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mairie Villip (1798–1815)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drachenfelser Ländchen
Burg Gudenau

Das Verwaltungsgebiet der Bürgermeisterei Villip gehörte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zum Kurfürstentum Köln. Es wurde verwaltet von den Herren zu Gudenau, zuletzt von Freiherr Clemens August von der Vorst–Lombeck zu Gudenau. Nachdem französische Revolutionstruppen im Oktober 1794 die linksrheinischen Gebiete erobert hatten, führten sie 1798 die französischen Verwaltungsstrukturen ein.[2] Die Ortschaften Berkum, Gimmersdorf, Ließem, Niederbachem, Oberbachem (mit Kürrighoven), Pissenheim (heute Werthhoven) und Züllighoven des Drachenfelser Ländchens[3] sowie die Ortschaften Holzem, Pech und Villip (mit Villiprott und Neuenhof) der Reichsherrschaft Villip wurden zur französischen Verwaltungseinheit Mairie zusammengefasst.[4] Die zehn selbstständigen Ortschaften bildeten die Mairie Villip.[2] Diese gehörte zum Kanton Bonn externe im Arrondissement de Bonn im Rhein-Mosel-Département.

Bürgermeisterei Villip (1816–1927)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Grundlage der Beschlüsse des Wiener Kongresses (1815) wurden das Rhein-Mosel-Département und mit ihm die Mairie Villip dem Königreich Preußen zugeschlagen. Das Verwaltungsgebiet der neuen Bürgermeisterei Villip war mit dem der Mairie Villip identisch. Die Bürgermeisterei Villip gehörte zum Kreis Bonn,[5] der insbesondere aus dem Kanton Bonn externe hervorgegangen war. Die Kantone im Rhein-Mosel-Département waren vorübergehend Teil der preußischen Provinz Großherzogtum Niederrhein,[6] aus der 1815 die Provinz Kleve Berg bzw. Provinz Jülich-Kleve-Berg und 1822 die Rheinprovinz entstanden.[7] Mittelinstanz war der Regierungsbezirk Köln, der am 22. April 1816 die Arbeit aufnahm.

Am 10. Oktober 1816 wurde der Poppelsdorfer Wilhelm Hugo Franken (1784–1840) zum ersten Bürgermeister der Bürgermeisterei Villip ernannt. Seit 1818 war er zugleich auch Bürgermeister der Bürgermeisterei Godesberg. Wilhelm Hugo Franken ist der Vater des in Oberbachem geborenen Malers Paul von Franken (1818–1884). Franken und sein 1840 bestellter Nachfolger Freiherr Karl Joseph von Fürstenberg führten die Amtsgeschäfte von ihren Wohnsitzen in Godesberg bzw. Muffendorf aus. 1846 wurde August Grothe Bürgermeister. Er wohnte in Niederbachem, ebenso wie sein 1849 bestellter Nachfolger Franz Joseph Schaefer, Besitzer des Broichhofes auf dem Rodderberg. Von Niederbachem aus wurde die Bürgermeisterei bis zum Jahre 1859 verwaltet, als Carl Wilhelm Steinhauer Bürgermeister wurde und fortan die Amtsgeschäfte aus seinem Heimatort Berkum führte. Bürgermeister Peter Joseph Kurth wurde 1868 ernannt. Auf seine Initiative wurde ein Rathaus in Berkum gebaut. Das Gebäude war bis 1975 Verwaltungssitz der Bürgermeisterei und der späteren Gemeinde Wachtberg. Peter Joseph Krings wurde 1878 Nachfolger von Kurth. Er amtierte bis 1912. Es folgten Hans Hoss und ab 1. Januar 1914 Wilhelm Hackenbroch. In die Amtszeit von Hackenbroch fiel der Bau der Kriegergedächtnisstätte auf dem Wachtberg. Hermann Schneider aus Kürrighoven wurde 1927 Bürgermeister.[4]

Amt Villip (1927–1969)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende 1927 wurden gemäß dem Gesetz über die Regelung verschiedener Punkte des Gemeindeverfassungsrechts alle Landbürgermeistereien in der Rheinprovinz in Ämter umbenannt.[1] Aus der Bürgermeisterei Villip wurde das Amt Villip mit Sitz in Berkum. Der Katholik Schneider wurde 1933 von den nationalsozialistischen Machthabern auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums „beurlaubt“. Der neue Bürgermeister des Amts Godesberg, das NSDAP-Mitglied Heinrich Alef, übernahm kommissarisch die Geschäfte, bis ab 1. Januar 1934 das NSDAP-Mitglied Heinrich Peters bestellt wurde. Peters wurde unmittelbar nach der amerikanischen Besetzung des Rathauses am 7. März 1945 abgesetzt. Ab Mai 1945 war das Amt Villip Teil der britischen Besatzungszone. Josef Muders war bis 1946 Amtsbürgermeister. Die Amts- und Kreiseinteilung wurde nicht geändert. Die Briten führten jedoch die Trennung der Ämter von Bürgermeister und Amtsdirektor ein (die so genannte Norddeutsche Ratsverfassung). Auf Peter Schreiber als Bürgermeister folgte von 1948 bis 1963 wieder der auf Betreiben der Nationalsozialisten im Jahr 1933 „beurlaubte“ Altbürgermeister Hermann Schneider. In die Amtszeit von Bürgermeister Josef Bedorf fiel dann der Übergang vom Amt Villip zur Gemeinde Wachtberg. Er war bis 1969 letzter Bürgermeister des Amtes Villip und bis 1975 auch erster Bürgermeister der Gemeinde Wachtberg.[4][8]

Die zehn selbstständigen Gemeinden des Amtes Villip bilden seit dem 1. August 1969 aufgrund des Gesetzes zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn („Bonn-Gesetz“) zusammen mit den Gemeinden Adendorf mit Klein-Villip, Arzdorf und Fritzdorf aus dem Amtsbezirk Meckenheim die Gemeinde Wachtberg im Rhein-Sieg-Kreis.

Bürgermeister von 1807 bis 1969[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtszeit Bürgermeister Bemerkungen
vor 1807 Johann Sontag[4][9] Maire der Mairie Villip
1807–1812 Maximilian Friedrich von Vorst-Lombeck-Gudenau[10][11] Maire der Mairie Villip,

vom Präfekten des Rhein-Mosel-Département, Adrien de Lezay-Marnésia in den Départementrat berufen[4]

1816–1840 Wilhelm Hugo Franken Erster Bürgermeister der Bürgermeisterei Villip,

zugleich ab 1818 Bürgermeister der Bürgermeisterei Godesberg, Wohn- und Amtssitz in Godesberg

1841–1846 Freiherr Karl Joseph von Fürstenberg Wohn- und Amtssitz in Muffendorf
1846–1849 August Grothe Wohn- und Amtssitz in Niederbachem
1849–1859 Franz Joseph Schaefer Wohn- und Amtssitz in Niederbachem
1859–1868 Carl Wilhelm Steinhauer Wohn- und Amtssitz in Berkum
1868–1878 Peter Joseph Kurth Wohn- und Amtssitz in Berkum,

1873 Fertigstellung des Rathauses in Berkum

1878–1912 Peter Joseph Krings längste Amtszeit
1912–1913 Hans Hoss
1914–1927 Wilhelm Hackenbroch
1927–1933 Hermann Schneider 1927 Änderung in „Amt Villip“
1933–1934 Heinrich Alef kommissarisch,

zugleich Bürgermeister des Amtes Godesberg

1934–1945 Heinrich Peters
1945–1946 Josef Muders
1946–1947 Peter Schreiber Trennung von Bürgermeister und Amtsdirektor,

Amtsdirektor: Josef Muders (bis 1952)

1948–1963 Hermann Schneider Zweite Amtszeit,

Amtsdirektor: Josef Schmidt[12] (1952–1969)

1963–1969 Josef Bedorf Letzter Bürgermeister des Amtes Villip,

danach bis 1975 Bürgermeister der Gemeinde Wachtberg

Statistisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bürgermeisterei Villip war rund 34 km² groß, davon wurden im Jahr 1885 62 % als Ackerland genutzt, 6 % als Weideland und 28 % waren Waldfläche.[3]

1830 befanden sich im Verwaltungsbezirk zehn Dörfer, drei Weiler (Kürrighoven, Rott heute Villiprott und Schießgraben in Züllighoven), zwei Schlösser (Burg Gudenau und Burg Odenhausen), neun Kirchen und Kapellen (die Marienkapelle in Ließem wurde erst 1886 erbaut) sowie 481 Wohnhäuser, sechs Mühlen und 669 Scheunen und Ställe.[13] 1885 gab es bereits 659 Wohnhäuser.

Jahr Einwohner Wohnhäuser
1808[14] 2.049 408
1816[13] 2.407
1825[13] 2.510
1828[13] 2.599 481
1885[3] 3.007 659
1925[15] 3.278
1933[15] 3.436
1939[15] 3.601
1950[16] 5.024
1961[16] 6.517

Die Bevölkerung war sehr katholisch geprägt. Der Anteil der katholischen Bevölkerung betrug im Jahr 1885 99,7 %.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Müller: Leben rund um den Wachtberg. Eine Zeitreise durch 30.000 Jahre Geschichte einer rheinischen Landschaft. Wachtberg 1993, ISBN 3-925551-60-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landesamt für Archivpflege: Archivpflege in Westfalen und Lippe, S. 4.
  2. a b Handbuch für die Landleute vom Rhein-Mosel-Departement für das Jahr 1808, S. 16, 126 delibri Rheinland-Pfalz
  3. a b c d Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6, S. 134 ff. (Digitalisat).
  4. a b c d e Franz Müller: Leben rund um den Wachtberg. Eine Zeitreise durch 30.000 Jahre Geschichte einer rheinischen Landschaft. Wachtberg 1993, ISBN 3-925551-60-3, S. 277, 279, 284, 320–326, 398–402, 439–447.
  5. Landkreis Bonn auf www.territorial.de
  6. Patent wegen Besitznahme des Großherzogtums Nieder-Rhein vom 5. April 1815 auf www.documentarchiv.de
  7. GenWiki: Rheinprovinz
  8. Charles François Philibert Masson: Annuaire statistique du Département de Rhin-et-Moselle, 1808, S. 91 ff. (dilibri.de)
  9. Charles François Philibert Masson: Annuaire statistique du Département de Rhin-et-Moselle, 1808, S. 96 (dilibri.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.dilibri.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.)
  10. Frank Hüllen: Die Burggrafen von Drachenfels. In: Norbert Kühn, Bruno P. Kremer (Hrsg.): 600 Jahre Drachenfelser Ländchen. Natur- und kulturgeschichtliche Streifzüge. Rheinischer-Verein-für-Denkmalpflege-und-Landschaftsschutz-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-88094-893-3, S. 87.
  11. Beiträge zur Genealogie der adligen Geschlechter. In: GenWiki. Abgerufen am 6. Januar 2017.
  12. Gemeinde Wachtberg Nachruf Gemeindedirektor a. D. Josef Schmidt
  13. a b c d Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinzen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin/Stettin 1830, S. 266 f. (Digitalisat).
  14. Handbuch für die Landleute vom Rhein-Mosel-Departement, 1808, S. 126 (www.dilibri.de)
  15. a b c Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Bonn. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  16. a b Barbara Hausmanns: Wachtberg – Aus dreizehn Dörfern wird eine Gemeinde. Hrsg.: Gemeinde Wachtberg. 2011, S. 11.

Koordinaten: 50° 37′ 29,8″ N, 7° 8′ 1″ O