Martin Semmelrogge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Martin Semmelrogge auf der ComicCon 2021

Martin Semmelrogge (* 8. Dezember 1955 in Boll) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berufliche Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Semmelrogge bei einer Lesung bei den Wacken Winter Nights 2017

Martin Semmelrogge ist der ältere Sohn des Schauspielers und Regisseurs Willy Semmelrogge und dessen Frau Ursula, geb. Börner. Er wurde im württembergischen Eckwälden (heute Ortsteil von Bad Boll) geboren[1] und besuchte eine Waldorfschule.[2] 1961 wurde sein jüngerer Bruder Joachim Bernhard Semmelrogge geboren, der später unter dem Pseudonym Joachim Bernhard ebenfalls als Schauspieler auftrat.[3]

Inspiriert durch seinen Vater, arbeitete Martin Semmelrogge bereits mit zwölf Jahren beim Bayerischen Rundfunk als Hörspielsprecher. Auf den Schauspielberuf bereitete er sich mit privatem Unterricht vor.[4] Seine Karriere als Schauspieler begann er mit 16 Jahren als Darsteller eines jugendlichen Vatermörders in der Fernsehserie Der Kommissar.[5][6] Später übernahm er Fernsehrollen in Tadellöser & Wolff, der Powenzbande und Die Straßen von Berlin. Sehr häufig spielte er bereits in jungen Jahren Rollen in den „klassischen“ Krimiserien wie Derrick, Tatort, Der Alte und Ein Fall für zwei, zumeist zwielichtige Personen oder jugendliche Kriminelle. Auch in der heute noch populären Kinderfilmproduktion Die Vorstadtkrokodile mimte er den kriminellen älteren Bruder.

Der Durchbruch gelang ihm 1981 mit einem der weltweit erfolgreichsten deutschen Filme (Das Boot) als Darsteller des spitzbübischen 2. Wachoffiziers. 1993 folgte die Rolle des Willi Riesenhuber, eines SS-Offiziers, in Steven Spielbergs Schindlers Liste. Des Weiteren spielte Semmelrogge in den 1980er Jahren in einzelnen Episoden von bekannten deutschen Fernsehserien mit wie Der Fahnder, Praxis Bülowbogen, Liebling Kreuzberg und mehrfach im Großstadtrevier (u. a. in „Die Geiselnahme“). In den 1990er Jahren setzte er seine Seriendreharbeiten fort bei Die Männer vom K3, Freunde fürs Leben, Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg, Küstenwache und in mehreren Episoden von Die Straßen von Berlin. In der Tatort-Folge Bienzle und der Champion spielte er den Kneipier Jaco Riewers. Die Serienauftritte ziehen sich auch weiter fort in den 2000er Jahren mit Episoden bei Siska, SOKO verschiedener Städte, Die Rosenheim-Cops und auch bei Pfarrer Braun. Spielfilmrollen bekam er 2002 in dem Film Geliebte Diebin, wo er einen Ober im Gourmetrestaurant spielte, 2004 in Agnes und seine Brüder als Manni Moneto. 2007 war er in Neues vom Wixxer als „der scharfe Eddie“ zu sehen. 2009 spielte er in der Neufassung von Die Vorstadtkrokodile den Besitzer eines Minigolfplatzes.

Seit 2008 ist Semmelrogge auch auf Theaterbühnen präsent. So spielte er im Sommertheater am Hausruck in Wolfsegg im Franzobel-Stück Zipf über das gleichnamige Mauthausen KZ-Nebenlager Redl-Zipf einen Nazi. Weiterhin ist Semmelrogge für die Vertonung der Autobiographie des englischen Musikers Lemmy Kilmister zuständig, die im selben Jahr als Hörbuch erschien.[7]

In der Neuinszenierung der Rocky Horror Show im Berliner Admiralspalast war er im Herbst 2008 als deutscher Erzähler des ansonsten englischsprachigen Musicals zu sehen. Im Sommer 2009 spielte er den Colonel Brinkley bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg.[8]

Im Sommer 2010 übernahm Semmelrogge beim Piraten-Open-Air in Grevesmühlen die Rolle des Israel Hands für den erkrankten Benjamin Kernen.[9]

Martin Semmelrogge (2011)

Nach diesem Erfolg stand er dort auch im Sommer 2011 wieder auf der Bühne, diesmal aber in der Rolle des legendären Piraten Sir Stede Bonnet. Die gleiche Rolle übernahm er auch in der Spielzeit 2012. Zuletzt war er im Kleinen Theater in Bonn-Bad Godesberg zu sehen. Bis Dezember 2013 spielte er dort mit seinem Sohn in Die toten Augen von London.

Vom 13. bis 27. September 2013 war er Teilnehmer in der Reality-Show Promi Big Brother von Sat.1 und erreichte dort den 5. Platz.

Im Sommer 2014 trat Semmelrogge in 58 Aufführungen als Gangsterboss Weller in Unter Geiern bei den Karl-May-Festspielen in Elspe auf.[10]

Im Sommer 2017 war er zusammen mit seiner Ehefrau Sonja Semmelrogge Teilnehmer in der Reality-Show Das Sommerhaus der Stars – Kampf der Promipaare von RTL und schied bereits in der ersten Folge aus.

Im Januar 2023 sollte Semmelrogge Kandidat der 16. Staffel von Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! sein. Er erhielt jedoch wegen seiner Vorstrafen kein Visum für den Drehort Australien und wurde durch Djamila Rowe ersetzt.[11]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Semmelrogge war von 1985 bis 1991 mit Susanne Semmelrogge und von 1998 bis zu deren Tod 2018[12] mit der Regisseurin und Künstleragentin[13] Sonja Semmelrogge verheiratet. Monate zuvor hatten sie sich getrennt. Er wohnte mit ihr unter anderem in Ventura (Kalifornien), Mallorca und Boltenhagen.[14][15][16] Martin Semmelrogges Kinder, die Schauspieler Dustin Semmelrogge und Joanna Semmelrogge, stammen aus Beziehungen vor und zwischen den Ehen.[17]

Seit den 1980er Jahren stand Semmelrogge wiederholt vor Gericht und wurde zu mehreren Geld- und Freiheitsstrafen verurteilt, überwiegend wegen Verkehrsdelikten wie Fahren ohne Fahrerlaubnis, aber auch wegen Ladendiebstahls und Drogenbesitzes.[18][19] Zeitweise befand er sich auch als Freigänger in Strafhaft.[20][21][22][23] Wegen Überschuldung wurde Mitte Dezember 2014 ein Privatinsolvenzverfahren gegen ihn eröffnet.[24][25]

Filmografie/Fernsehauftritte (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2007/08: Zipf oder die dunkle Seite des Mondes im Theater Hausruck als KZ-Kommandant Adonis Schöpperle
  • 2008/09: Rocky Horror Show (Musical) in Berlin als Erzähler
  • 2009: Das Geld anderer Leute als Lawrence Garfield, genannt Larry der Liquidator
  • 2009: Karl-May-Spiele in Bad Segeberg als Bösewicht Cornel Brinkley
  • 2010: Piraten vor Cartagena in Grevesmühlen als Israel Hands (Piraten-Open-Air)
  • 2011: Enron (Hamburger Kammerspiele)
  • 2011: Die Schweden kommen! in Wittstock/Dosse als General von Hassfeldt
  • 2011: Die Hölle vor Maracaibo in Grevesmühlen als Sir Stede Bonnet (Piraten-Open-Air)
  • 2012: Ein Leben für die See in Grevesmühlen als Sir Stede Bonnet (Piraten-Open-Air)
  • 2012: Der Rosenkrieg als Oliver Rose
  • 2013: Der alte Freibeuter in Grevesmühlen als Dr. Sargo-Tan (Piraten-Open-Air)
  • 2013: Die toten Augen von London als Inspektor Larry Holt[26]
  • 2014: Unter Geiern – Der Geist des Llano Estacado in Elspe als Gangsterboss Weller (Karl-May-Festspiele)
  • 2015: Biedermann und die Brandstifter (Landesbühne Rheinland-Pfalz)
  • 2017: Othello (Landesbühne Rheinland-Pfalz)
  • 2022: Kauz und Chaotin

Synchronsprecher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1976: Jean Chatenet: Die Wölfin – Regie: Raoul Wolfgang Schnell (Kriminalhörspiel – SDR)
  • 1979: Rodney David Wingfield: Pechvögel - Regie: Willy Purucker (Kriminalhörspiel - BR)[28]
  • 1998: Heiner Grenzland: Deadline – Regie: Heiner Grenzland/Bernhard Jugel (Hörspiel und Medienkunst – BR)
  • 1999: Isaak Babel: Die Reiterarmee (Levka) – Regie: Joachim Staritz (Hörspiel (3 Teile) – MDR/DLR)
  • „Die Kaminhexe“ als Rufus
  • Die Drei Fragezeichen – Folge 144: „Zwillinge der Finsternis“ als Jeremy Witherspoon (2008)
  • Captain Blitz und seine Freunde in der Folge „Die Totenkopfbande“ als Pik As
  • Dorian Hunter, Folge 1 „Im Zeichen des Bösen“ als Vukujev
  • Dorian Hunter, Folge 2 „Das Henkersschwert“ als Equinus
  • Dorian Hunter, Folge 3 „Der Puppenmacher“ als Equinus
  • Dorian Hunter, Folge 10.1 „Der Folterknecht – Die Nacht von Nancy“ als Equinus
  • Geisterjäger John Sinclair, Folge „Der Pfähler“ als Jack Rambaldi
  • Die Drei Fragezeichen Kids – Folge 3 „Invasion der Fliegen“ als Berthold von Bock
  • Sebastian Büttner: Katsche, Kopp und Ko – Regie: Matthias Kapohl (Kriminalkomödie – WDR), 2021
  • Zurück in die Schule (Sat 1) 2022/09

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Martin Semmelrogge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Semmelrogge. In: bunte.de. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  2. Martin Semmelrogge - Munzinger Biographie. Abgerufen am 18. Dezember 2023.
  3. Joachim Bernhard. Internet Movie Database, abgerufen am 10. Juni 2015 (englisch).
  4. Martin Semmelrogge im Munzinger-Archiv, abgerufen am 9. Juni 2023 (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Der Kommissar – Fluchtwege. Internet Movie Database, abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
  6. Martin Semmelrogge. In: prosieben.de. Abgerufen am 22. Februar 2023.
  7. Semmelrogge liest Lemmys Leben. In: laut.de. 14. August 2008, abgerufen am 13. März 2023.
  8. Martin Semmelrogge – „Doc. Max Sarg-Otan“ (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive) auf piratenopenairtheater.de, abgerufen am 22. November 2013.
  9. Martin Semmelrogge – Der neue Israel Hands (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive) auf ostseeferien.de, abgerufen am 22. November 2013.
  10. Karl-May-Festspiele Elspe 2014 – Unter Geiern (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive) bei elspe.de, abgerufen am 30. September 2014.
  11. Martin Semmelrogge im Dschungelcamp 2023: Australien verweigert Einreise In: augsburger-allgemeine.de
  12. Martin Semmelrogges Frau ist gestorben t-online.de vom 21. August 2018
  13. Infos & News zu Sonja Semmelrogge. Abgerufen am 11. September 2019.
  14. „Boltenhagen is’ geiler als Mallorca“ (Memento vom 12. April 2013 im Webarchiv archive.today). Interview mit Semmelrogge von Franz Bökelmann in der Ostsee-Zeitung, 14. Juli 2011.
  15. Kerstin Beckmann: Martin Semmelrogge träumt von der „Route 105“, LNOnline, 27. Februar 2013.
  16. „Gefängnis ist mehr wie Sanatorium“, Interview von Jörg Isringhaus mit Martin Semmelrogge, RP Online, 1. November 2014.
  17. Martin Semmelrogge – Ein Amoklauf gegen sich selbst / Boulevard / Menschen – NP – Neue Presse. 18. März 2016, abgerufen am 3. Januar 2023.
  18. Semmelrogge will nicht mehr trinken, Spiegel Online, 24. November 1999.
  19. Martin Semmelrogge im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  20. Das Leben ist eine Achterbahn, gelesen von Martin Semmelrogge. Langen Müller Hörbuch, 2006. ISBN 3-7844-4091-6.
  21. Schauspieler Semmelrogge zu acht Monaten Haft verurteilt. In: nordbayern.de. 28. November 2012, abgerufen am 28. Februar 2023.
  22. Kinostar Semmelrogge brummt Strafe in Waldeck ab, Ostsee-Zeitung.de, 14. Januar 2013, abgerufen am 22. Januar 2013
  23. Das Kerbholz: Martin Semmelrogge stand bereits viele Male vor Gericht. mb, Welt Online, 24. Februar 2004.
  24. Semmelrogge pleite: Amtsgericht startet Insolvenzverfahren. Ostsee-Zeitung, 1. Januar 2015, abgerufen am 3. Januar 2015.
  25. Insolvenzbekanntmachungen. Abgerufen am 24. Dezember 2022.
  26. Die toten Augen von London. In: vvb.de. 18. Oktober 2013, abgerufen am 11. März 2023.
  27. Martin Semmelrogge in der Deutschen Synchronkartei
  28. Rodney David Wingfield: Pechvögel (Rodney David Wingfield - BR 1979). 1979, abgerufen am 6. August 2023.