Material Evidence

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Material Evidence ist ein internationales Ausstellungsprojekt, das von Benjamin Hiller und Wladislaw Schurigin organisiert[1] und von der Moskauer Zeitung Schurnalistskaja Prawda finanziert wurde. Thematisch befasste es sich in der zuletzt in New York gezeigten Version mit dem Bürgerkrieg in Syrien im Jahr 2011 und den Euromaidan-Protesten in der Ukraine 2013 bis 2014.[2] Euromaidan Press warf den Organisatoren vor, Verbindungen zur russischen Neuen Rechten zu besitzen.[3] Benjamin Hiller, der in New York als Kurator fungiert hatte, wünschte im Juli 2015 wegen „Desinformation“ und des „unjournalistischen Ansatzes“ nicht mehr mit dem Projekt in Verbindung gebracht zu werden.[4]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gezeigt wurden Bilder von Fotojournalisten wie Khalit Safin, Aybulat Akbutin[5], Andrei Stenin, Benjamin Hiller u. a., ergänzt durch Gegenstände aus den Konfliktgebieten, die auf den Bildern zu sehen waren.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Projekt umfasste mehrere unterschiedliche Ausstellungen, die zwischen Dezember 2013 und April in Russland, Belgien, Deutschland und den USA gezeigt wurden.

Am 23. Dezember 2014 eröffnete die erste Ausstellung der Reihe unter dem Titel Weschdoki. Siria (russisch Вещдоки. Сирия) in Moskau. Sie zeigte Bilder, die die Fotografen Aybulat Akbutin und Halit Safin auf einer Recherchereise gemeinsam mit dem Militärjournalisten Ilja Kramnik aufgenommen hatten. Präsentiert und organisiert wurde die Ausstellung von der Schurnalistskaja Prawda.[6] Vom 15. bis 25. Februar war sie in der russischen Stadt Ufa zu sehen[7] und ab 7. März in Grosny.[5][8]

Eine zweite Ausstellung thematisierte die gewaltsamen Ausschreitungen während der Euromaidan-Proteste in der Ukraine. Sie wurde vom 8. bis 22. April 2014 in Moskau gezeigt.[9][10][11] Die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti bezeichnete Wladislaw Schurigin als Organisator.[12]

Im Mai 2014 Anfang Juni wurde eine neue Ausstellung mit Bildern aus Syrien und der Ukraine unter dem Titel „Material Evidence“ zuerst in Brüssel gezeigt[13][14][15] und ab Juni 2014 in Berlin[16][17][18]. Vom 21. September bis 11. Oktober gastierte diese Version der Ausstellung in New York City[19][20][21][22][23][24].

Die vierte Schau der Reihe zeigte Fotos aus den Konfliktgebieten im Irak und in Afghanistan. Sie wurde vom 15. bis 29. Januar 2015 in Moskau gezeigt[25][26][27], im Februar in Berlin[28] sowie im März 2015 in Brüssel[29].

Wegen ihres Propagandagehalts erlangte die vorerst letzte Ausstellung Donbass. 365 Tage ATO internationale Aufmerksamkeit. Sie wurde im April 2015 in Moskau und thematisierte den Krieg in der Ukraine[30][31][32][32][33][34].

Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Veranstaltern zufolge ist Material Evidence weltweit bereits von mehr als 50.000 Menschen besucht worden.[35]

Als die Ausstellung in New York gastierte, wurde sie nach Angaben des Kurators Benjamin Hiller zum Ziel einer Attacke durch Neonazis, die sich an der Darstellung der Ukraine störten. Die Angreifer besprühten Hiller mit Pfefferspray, randalierten, beschmierten einen Teil der Bilder mit schwarzer Farbe und hinterließen Flugblätter mit Symbolen des ukrainischen Bataillon Asow[36][37], das als rechtsextrem gilt. Daher vermuten US-amerikanische Antifaschisten eine New Yorker Sektion des Rechten Sektors hinter der Tat.[38]

Kontroverse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die New Yorker Ausstellung und die dazugehörige Werbekampagne auf Linienbussen erregte Kritik u. a. von der Sängerin Ruslana Lyschytschko, die den Machern vorwarf, pro-russische Propaganda zu betreiben und Verbindungen zu Swetlana Sacharowa zu haben.[39] Der Journalist Mat Babiak warf den Organisatoren vor, Teil eines rechtsextremen Netzwerkes zu sein, weil der Co-Organisator Wladislaw Schurigin Mitglied der Nationalbolschewistischen Partei[3] und Chefredakteur der in Moskau ansässigen, nationalpatriotischen[40] Zeitschrift Sawtra[3] ist. Zudem ist Schurigin Mitglied im Isborsky Club,[41] einer Vereinigung konservativer und antidemokratischer Intellektueller[42][43], die von dem als Querfrontler umstrittenen Schriftsteller Alexander Prochanow geleitet wird.

In Verbindung mit der Ausstellung bieten deren Macher finanzielle Zuschüsse in erheblicher Höhe für Journalisten an. Die Geldgeber dahinter sind unbekannt. Die dazugehörige Domain material-evidence.com wurde in Sankt Petersburg registriert, die Whois-Daten sind identisch mit denen einer ganzen Reihe antiamerikanischer Websites in russischer Sprache.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Вещдоки, которые удалось вывезти из Киева, теперь на выставке в Москве, 5 Channel Russia, 8. April 2014. Abgerufen am 9. Oktober 2014 
  2. Фотовыставка о событиях на Украине и в Сирии проходит в Нью-Йорке, RIA Novosti, 22. September 2014. Abgerufen am 9. Oktober 2014 
  3. a b c d Mat Babiak: New York’s anti-Ukrainian art gallery, and the far-right Russian network behind it, Euromaidan Press, 6. Oktober 2014. Abgerufen am 9. Oktober 2014 
  4. Adrien Chen (Hiller has since left the organization and says that because of the show’s “misinformations” and “nonjournalistic approach,” he “does not want to be affiliated anymore with the project.”): The Agency, New York Times, 2". Juli 2015. Abgerufen am 1. August 2015 
  5. a b Syrian material evidence in Grozny, Vestnik Kavkaza, 13. März 2014. Abgerufen am 9. Oktober 2014 
  6. Сирия. Вещдоки. Это правда, Schurnalistskaja Prawda, 10. Januar 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  7. В Уфе открылась выставка «Вещдоки.Сирия», IA "Bashinform", 15. Februar 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  8. Фотовыставка «Вещдоки. Сирия» открылась в Грозном, Regierung der Tschetschenischen Republik, 8. April 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  9. В Москве откроется выставка «ВеЩдоки.Украина», Schurnalistskaja Prawda, 7. April 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  10. Какую „жесть“ увидели посетители выставки "ВеЩдоки. Украина", Sobesednik, 17. April 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  11. Вещдоки, которые удалось вывезти из Киева, теперь на выставке в Москве, TV5, 8. April 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  12. Выставка „ВеЩдоки.Украина“ открылась в Москве, RIA Nowosti, 8. April 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  13. Выставка о событиях в Сирии и Украине собрала несколько сотен человек, RIA Novosti, 26. September 2014. Abgerufen am 30. September 2014 
  14. Украинские и сирийские „вещдоки“ представлены на выставке в Брюсселе, RIA Nowosti, 16. Mai 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  15. Работы уфимских фотографов по Сирии и Украине представлены в Брюсселе, IA "Bashinform", 20. Mai 2014. Abgerufen am 29. September 2014 
  16. Арт-проект «ВеЩдоки. Сирия. Украина»: то, что скрывают западные СМИ, RIA FAN, 5. Juni 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  17. Фотовыставка о событиях в Сирии и на Украине открылась в Берлине, RIA Nowosti, 4. Juni 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  18. В Берлине выставлены «Вещественные доказательства» войны на Украине (Memento des Originals vom 27. Juli 2015 im Internet Archive), kurs.ru, 7. Juni 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  19. На выставке «Вещдоки. Сирия. Украина» в Нью-Йорке представлены работы уфимских фотографов, Ufa Room, 23. September 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  20. Фотовыставка о событиях в Украине и Сирии проходит в Нью-Йорке (Memento des Originals vom 27. Juli 2015 im Internet Archive), RIA Nowosti Ukraine, 22. September 2014. Abgerufen am 1. August 2015 
  21. Выставка „Вещдоки. Сирия. Украина“ призвана привлечь внимание к происходящему в зоне конфликтов, Perwy kanal, 26. September 2014. Abgerufen am 30. September 2014 
  22. Посетители выставки „Вещдоки. Сирия. Украина“ смогли увидеть доказательства войны из зоны конфликта, Perwy kanal, 26. September 2014. Abgerufen am 30. September 2014 
  23. Выставка „Вещдоки. Сирия. Украина“ дает возможность узнать о том, что происходит в горящих точках, Perwy kanal, 26. September 2014. Abgerufen am 30. September 2014 
  24. Американцам показали ужасы войны, 5. Kanal Russland, 26. September 2014. Abgerufen am 30. September 2014 
  25. Выставка Material Evidence расскажет москвичам о пылающих Ираке и Афганистане, RIA FAN, 15. Januar 2015. Abgerufen am 1. August 2015 
  26. В Москве выставлены работы журналистов, работавших в горячих точках Ближнего Востока, RIA Nowosti Ukraine, 16. Januar 2015. Abgerufen am 1. August 2015 
  27. Выставка „Вещдоки.Ирак.Афганистан“ откроется в Москве 16 января, RIA Nowosti, 15. Januar 2015. Abgerufen am 1. August 2015 
  28. Ausstellung "Material Evidence: Irak und Afghanistan", qantara.de. Abgerufen am 1. August 2015 
  29. Material Evidence photo exhibition. Event Brewery – Offizielle Website. Abgerufen am 1. August 2015.
  30. Friedrich Schmidt: Was in der Ukraine vor sich geht, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. April 2015. Abgerufen am 1. August 2015 
  31. 'Donbass 365' Brings Eastern Ukraine to Moscow (Memento des Originals vom 10. Juni 2015 im Internet Archive), Moscow Times, 14. April 2015. Abgerufen am 1. August 2015 
  32. a b Sarah Rainsford: Moscow war exhibition is 'propaganda', says Ukraine, BBC, 19. April 2015. Abgerufen am 1. August 2015 
  33. Gory exhibition aims to ‘prove’ Kiev guilt in Ukraine war, France24, 19. April 2015. Abgerufen am 1. August 2015 
  34. Mark Galeotti: Moscow Correspondence (3): ‘Donbas: 365 days of the ATO’. Abgerufen am 1. August 2015 
  35. В Нью-Йорке открылась выставка о военных конфликтах в Сирии и на Украине, Interfax-Aserbaidschan, 22. September 2014. Abgerufen am 9. Oktober 2014 
  36. NYC Photo Exhibition Vandalized, Curator Attacked, Hyperallergetic, 3. Oktober 2014. Abgerufen am 10. Oktober 2014 
  37. Exhibit on Ukraine Displays Signs of Vandalism, ArtsBeat, The New York Times, 5. Oktober 2014. Abgerufen am 10. Oktober 2014 
  38. Spencer Sunshine: Exhibit on Ukraine Displays Signs of Vandalism, Political Research Associates, 8. Oktober 2014. Abgerufen am 11. Oktober 2014 
  39. Ruslana: The Kremlin’s disinformation campaign in America, EuromaidanPress, 5. Oktober 2014. Abgerufen am 10. Oktober 2014 
  40. Leonid Luks: Zum „geopolitischen“ Programm Aleksandr Dugins und der Zeitschrift Elementy – eine manichäische Versuchung (Memento des Originals vom 14. Oktober 2014 im Internet Archive), KU Eichstätt-Ingolstadt. Abgerufen am 9. Oktober 2014 
  41. M Engström: Contemporary Russian Messianism and New Russian Foreign Policy. In: Contemporary Security Policy. 35, Nr. 3, 2014, S. 356–379. doi:10.1080/13523260.2014.965888.
  42. Andreas Umland: New Extreme Right-Wing Intellectual Circles in Russia: The Anti-OrangeCommittee, the Isborsk Club and the Florian Geyer Club, Russian Analytical Digest. Abgerufen am 9. Oktober 2014 
  43. Paul Goble: Izborsky Club Leader Calls for ‘Renewal’ of Russia Elite to Build Empire, Window on Eurasia. Abgerufen am 10. Oktober 2014 

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]