Maximilian von Goldschmidt-Rothschild

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Max von Goldschmidt-Rothschild

Maximilian Benedikt Hayum Goldschmidt, ab 1903 von Goldschmidt-Rothschild und ab 1907 Freiherr von Goldschmidt-Rothschild (* 20. Juni 1843 in Frankfurt am Main; † 18. Februar 1940 ebenda) war ein deutscher Bankier, Kunstmäzen und Kunstsammler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maximilian Goldschmidt trat 1862 in Frankfurt in die Bank B.H. Goldschmidt seines Vaters Benedikt Hayum Goldschmidt (1798–1873) ein, die er gemeinsam mit seinem Bruder Adolf Benedict Hayum Goldschmidt (1838–1918) bis ins Jahr 1900 führte. Danach entschieden sich die Brüder, das Bankgeschäft aufzugeben und Frankfurt zu verlassen. Während Adolphe zunächst nach Paris und dann nach London zog, ging Maximilian nach Berlin.

Nicht zuletzt durch seine Vermählung mit der Rothschild-Erbin Minna Karoline Freiin von Rothschild (1857–1905) im Jahr 1878 galt er als reichste Einzelperson in der reichsten Familie des Deutschen Reichs. Mit einem geschätzten Vermögen von 163 Millionen Goldmark war er reicher selbst als der deutsche Kaiser.[1]

Das im Adelsbrief festgelegte Familienwappen

Nach dem Tod von Goldschmidts Schwiegervater, Wilhelm Carl Freiherr von Rothschild (1828–1901), dem letzten männlichen Rothschild in Frankfurt, bemühte Maximilian sich um eine Übernahme des Freiherrntitels und Ergänzung des Familiennamens um den Namen seiner Frau. Im Jahr 1902 wurde er als Nachfolger seines Schwiegervaters zum k.u.k. österreichisch-ungarischen Generalkonsul in seiner Heimatstadt Frankfurt ernannt. 1903 wurde er mit der Namensführung von Goldschmidt-Rothschild zunächst in den einfachen preußischen Adelsstand erhoben,[2] 1907 folgte die Erhebung in den preußischen Freiherrnstand nach dem Erstgeburtsrecht und gebunden an den Besitz des Fideikommisslehens Niederweide (polnisch: Wroniawy) bei Wollstein im Landkreis Bomst (Provinz Posen).[3] Darüber hinaus wurde seinem ältesten Sohn Albert 1911 gestattet, sich schon zu Lebzeiten des Vaters Freiherr zu nennen.[4] Goldschmidt(-Rothschild) war die einzige Person jüdischen Glaubens, die während der 30-jährigen Herrschaft Wilhelms II. geadelt wurde. Damit sollte die Familie mit ihrem enormen Vermögen[5] in Deutschland gehalten werden, zugleich wurde ihr Adelswunsch genutzt, um von ihr zu verlangen, als Voraussetzung für einen Titel im Rahmen der Germanisierungspolitik in Posen für mehrere Millionen Mark einen Großgrundbesitz zu kaufen.[6]

1920 erwarb Maximilian von Goldschmidt-Rothschild zusammen mit seinen beiden Söhnen Albert und Erich das Bankhaus A. Falkenburger & Co (gegründet 1888) in Berlin und benannte es um in von Goldschmidt-Rothschild & Co. Eine in Frankfurt am Main im Dezember 1923 eröffnete Filiale der Bank musste bereits im September 1925 wieder geschlossen werden. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise geriet das Unternehmen in eine Schieflage.[7] Nachdem ein geplanter Verkauf an die Dresdner Bank 1931 gescheitert war, musste die Bank 1932 auf die staatliche Reichs-Kredit-Gesellschaft übertragen werden.[8] Von 1933 bis 1936 wurde die Bank liquidiert.[9] Gemeinsam mit Alfred Oppenheim und Martin Flersheim verließ er 1935 den Kunstgewerbeverein.

Im Juni 1937 wurde Goldschmidt von den Nationalsozialisten gezwungen, sein Grundstück in der Bockenheimer Landstraße 10, das er 1917 für 670.000 Goldmark erworben hatte, für 190.000 Reichsmark an die Stadt Frankfurt zu verkaufen. Im September 1938 folgte der Verkauf des mit dem Rothschild-Palais bebauten Park-Grundstücks für 620.000 Reichsmark. Das Palais wurde dann zu Wohnungen umgestaltet und vermietet. Danach durfte Goldschmidt darin bis zu seinem Tod als 96-Jähriger (1940) unter jetzt räumlich sehr eingeschränkten Verhältnissen als Mieter wohnen bleiben. Im November 1938 musste er seine Kunstsammlung von fast 1400 Gegenständen (Bilder, Möbel, Skulpturen, Teppiche, Porzellan, Fayence, Silber, Gläser) für 2.551.730 Reichsmark an die Stadt verkaufen.[10] Das Palais wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, der Rothschildpark ist heute eine öffentliche Grünanlage.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maximilian von Goldschmidt-Rothschild entstammte der alten jüdischen Familie Goldschmidt, deren Ahnherren aus einer jüdischen Familie aus Nürnberg stammte, die im Jahr 1498 wie alle Juden aus Nürnberg vertrieben wurde. Im Jahr 1521 kaufte sich Mosche Goldschmidt († 1531) in Frankfurt das Haus Zum Goldenen Schwan[11] in der Frankfurter Judengasse. Seit dem 18. Jahrhundert war die Familie Goldschmidt aufgrund mehrerer Eheschließungen mit den Rothschilds verwandt. Mehrere Goldschmidts arbeiteten für verschiedene Rothschilds u. a. als Sekretäre, Kuriere, Chefbuchhalter und Agenten (Handelsvertreter).[12]

Maximilian war der Sohn des Frankfurter Bankiers Benedikt Hayum Goldschmidt (1798–1873), Konsul des Großherzogtums Toskana, und der Jeanette Kann (1802–1848). Seine Schwester Henriette (1829–1904[13]) heiratete 1854 den österreichischen Großhändler und Bankier Eduard Wiener von Welten (1822–1886). Maximilian hatte noch als Kind im Haus der Stammmutter der Rothschilds verkehrt und auch ihre Söhne Anselm, den Erben des Frankfurter Haupthauses, und Salomon, den Begründer des Wiener Hauses, persönlich gekannt.

1878 heiratete Maximilian in Frankfurt am Main Minna Karoline Freiin von Rothschild (* 18. November 1857; † 1. Mai 1903), die Tochter des Frankfurter Bankiers Wilhelm Carl Freiherr von Rothschild (1828–1901) und seiner Frau Hannah Mathilde von Rothschild (1832–1924). Maximilian und seine Frau Minna hatten fünf Kinder, von denen die drei Söhne Bestandteil eines eigenen Kapitels in Kurt von ReibnitzGestalten rings um Hindenburg sind:

  • Albert (1879–1941): Bankier. Er war unter Kaiser Wilhelm II. zeitweise deutscher Botschaftsattaché in London; Exil in der Schweiz. Er starb am 26. Dezember 1941 in Lausanne durch Suizid, nachdem ihm die Ausweisung aus der Schweiz drohte. Als einziges Familienmitglied kehrte seine Tochter Nadine von Mauthner (1927–2011) durch Heirat nach Frankfurt am Main zurück.
  • Rudolph (1881–1962): Maler[14] und Kunstsammler, Erbe der Villa Rothschild,[15] Exil in der Schweiz, verheiratet mit Marie-Anne von Friedlaender-Fuld (1892–1973), Betty Lambert (1894–1969), Tochter von Léon Lambert (1851–1919) und Zoé Lucie Betty de Rothschild.
  • Lilly Jeanette (1883–1929): Heiratete Philipp Schey de Koromla (1881–1957) (Wien), ein Enkel von Friedrich Schey von Koromla (1815–1881) und Neffe von Josef Schey von Koromla (1853–1938).
  • Lucy Georgine Leontine (1891–1977): Verheiratet mit dem österreichischen Diplomaten und Sammler Edgar Spiegl, Edler von Thurnsee (1876–1931)[16].
  • Erich Max Benedikt (1894–1987): Bankier, Exil in den USA, gründete dort die Egoro Corp.[17] Die Schwester von Betty Lambert Renée Eléonore Juliette Lambert (1899–1987) war seine langjährige Lebensgefährtin.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dieter Ziegler: [1] in: Grossbürger und Unternehmer – Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35682-X, S. 31.
  2. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 137.
  3. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 157.
  4. Genealogisches Handbuch des Adels. Band IV, Band 67 der Gesamtreihe. C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1978. ISSN 0435-2408
  5. Christoph Neßhöver, manager magazin: Die reichsten Deutschen: Altes Geld. 13. Januar 2017, abgerufen am 22. März 2024.
  6. Zu den Adelsverleihungen an Goldschmidt siehe Kai Drewes: Jüdischer Adel. Nobilitierungen von Juden im Europa des 19. Jahrhunderts. Campus, Frankfurt am Main 2013, ISBN 3-593-39775-7, besonders S. 115–117, 260–264.
  7. Christopher Kopper: Die Rothschilds im Dritten Reich. In: Georg Heuberger: Die Rothschilds – Beiträge zur Geschichte einer europäischen Familie. Thorbecke, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-7995-1202-0. S. 326.
  8. Niall Ferguson: The House of Rothschild - The World's Banker 1849–1999. Penguin Books, London/New York 2000, S. 466, ISBN 0-14-028662-4.
  9. Ingo Köhler: Die Arisierung der Privatbanken im Dritten Reich – Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53200-4, S: 590.
  10. Die Verfolgungsgeschichte der jüdischen Frankfurter Familie Goldschmidt-Rothschild, bei Institut für Stadtgeschichte (Frankfurt am Main)
  11. Sigismund von Dobschütz: Die Vorfahren der Elisabeth Goldschmidt aus Kassel und Mannheim. In: Maajan – Die Quelle. Zeitschrift für jüdische Familienforschung. Schweizerische Vereinigung für jüdische Genealogie, Zürich 2006, H. 78, S. 2710 (mit weiteren Angaben zur Genealogie der Familie Goldschmidt).
  12. Rainer Liedtke: NM Rothschild & Sons – Kommunikationswege im europäischen Bankensystem im 19. Jahrhundert. Böhlau, Köln 2006, ISBN 3-412-36905-5, S. 109 ff
  13. Pfarre Maria Hietzing, Sterbebuch 1899–1910, tom. VIII, Signatur 03-08, fol. 75. Digitalisat auf Matricula online, abgerufen am 13. Februar 2021.
  14. Matrikelbucheintrag, 1900. Akademie der Bildenden Künste München, abgerufen am 21. Juni 2020.
  15. Walther Amelung: Es sei wie es wolle, es war doch so schön – Lebenserinnerungen als Zeitgeschichte. Frankfurt am Main 1984, S. 443.
  16. M. Martischnig: Spiegl von Thurnsee, Edgar d. J.. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 13, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6963-5, S. 21 f. (Direktlinks auf S. 21, S. 22).
  17. Ronald Elward: angelfire.com (Memento vom 20. August 2004 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt in: Descendants of Salomon Benedict Goldschmidt and Reichle Cassel, Based on data collected by Frédéric de Goldschmidt-Rothschild.