Frana (Buchmaler)

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Frana (tsch. Fráňa) ist der Name von einem der Buchmaler in Prag, die um 1400 die Wenzelsbibel ausgemalt haben.[1] Frana ist neben Kuthner der einzige dieser Maler, der einige wenige Teile seines Werks an dieser Prachtbibel unauffällig signiert hat. Sein voller Name soll eventuell František gewesen sein.

Frana kann zwischen 1397 und 1414 unter den Malern am Hof König Wenzels zu Prag in Böhmen nachgewiesen werden, 1401 schenkt ihm der König das Haus Am Turm in Prag nahe der Synagoge.[2] Als Mitarbeiter der Wenzelswerkstatt war er für den König auch an anderen wichtigen Werken tätig. Er hat beispielsweise mit hoher Kunstfertigkeit das Titelblatt einer Abschrift der Goldenen Bulle Karls IV. ausgemalt. Diese Abschrift hatte Wenzel, der Sohn Karls, um 1400 in Auftrag gegeben.[3] Weiter soll er schon zuvor mit seiner Werkstatt um 1395 auch die Illuminationen zu einem Psalmenkommentar des Nicolaus von Lyra ausgemalt haben[4]. Seine Arbeiten könnten Beiträge zur Hofbibliothek gewesen sein, die Wenzel in Prag aufbaute.

Die Wenzelsbibel entstand um 1400. Frana hat Bilder im ersten Band der Bibel gestaltet, auf zwei Lagen hat er sich unauffällig als Frana eingetragen. Wie alle in der Wenzelswerkstatt tätigen Künstler folgte Frana den auf den Seiten teilweise noch zu findenden Anweisungen, welche und wie eine Szene bildlich zu gestalten ist. Dies deutet auf seine Arbeit unter einer Werkstattleitung hin, die die Gesamtausgabe der Wenzelsbibel koordinierte. Jeder Maler hatte jedoch seine Eigenheiten im Malstil, typisch für Franas Malweise sind zarte, dünngliedrige Figuren, die mit ausdrucksstarker Gestik und mit spitzen Pinseln fein gemalten Gesichtern dargestellt werden. Franas tschechischer und in Urkunden erhaltener vermutlicher voller Name František kann auf eine Herkunft aus Böhmen deuten, sein typischer Stil auf eine Ausbildung in Süddeutschland. Eventuell war er vom Werk des Meister des Wittingauer Altars beeinflusst. Die Vielzahl der möglichen künstlerischen Impulse, die Franas Werk auszeichnen, sind typisch für die internationale Stellung der Prager Buchmalerei in ihrer Blütezeit unter König Wenzel.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Ritter von Schlosser: Die Bilderhandschriften Königs Wenzel I. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses. Bd. 14 (1893).
  • G. Schmid: Malerei bis 1450. In: K.M. Swoboda (Hrsg.): Gotik in Böhmen. München 1969.
  • Josef Krasa: Die Handschriften König Wenzels IV. Wien 1971.
  • M. Kramer: König Wenzel. Seine Bibliothek – Seine Bibel – Seine Welt. Einführung zu Wenzelsbibel: König Wenzels Prachthandschrift der deutschen Bibel, Verkleinerte Faksimile-Ausgabe nach dem Original in der österreichischen Nationalbibliothek Wien, Cod. 2760, erläutert von H. Appuhn, Wien u. Graz 1981.
  • Österreichische Nationalbibliothek. Die Goldene Bulle. König Wenzels Handschrift. Faksimile-Ausgabe in kleinerem Format nach dem Original Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 338. Graz 2002.
  • Harald Horst: Einführung und Beschreibung der Exponate - Prachtbibeln des Mittelalters Wertvolle Bibelhandschriften und -drucke aus dem 11.-16. Jahrhundert. Ausstellung der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf in Verbindung mit Heinz Urselmann zum “Jahr der Bibel 2003” März 2003. Düsseldorf 2003.
  • J. Fajt (Hrsg.): Karl IV. Kaiser von Gottes Gnaden, Kunst und Repräsentation des Hauses Luxemburg 1310-1437. Katalog zur Ausstellung auf der Prager Burg 2006. Deutscher Kunstverlag 2006.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. G. Schmid: Malerei bis 1450. In: K.M. Swoboda (Hrsg.): Gotik in Böhmen. München 1969, S. 167–321.
  2. Milada Vilimkova: Die Prager Judenstadt. Brno 1990, S. 21.
  3. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 338
  4. Universitätsbibliothek Salzburg, (M III 20)