Meister des Plinius des Pico della Mirandola

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Als Meister des Plinius des Pico della Mirandola oder auch Picomeister (it. Maestro del Plinio di Pico della Mirandola, Maestro di Pico) wird der Buchmaler bezeichnet, der um 1481 eine Abschrift der Historia naturalis des antiken Schriftstellers Plinius ausgemalt hat. Das Manuskript wurde für den italienischen humanistischen Philosophen Giovanni Pico della Mirandola geschaffen. Das Werk gibt dem namentlich nicht bekannten Meister seinen Notnamen.

Der Picomeister war wohl zuerst in Ferrara und dann in Venedig tätig. Seine Arbeiten werden zwischen 1469 und 1505 vermutet, wobei er sich auf aufwendige Ausmalung von Manuskripten für anspruchsvolle und sehr wohlhabende Bürger dieser Städte spezialisiert hatte. Er malte einerseits einige religiöse Werke aus, aber er war auch an Illustrationen zu bekannten weltlichen Werken der Renaissance-Literatur tätig. Dabei soll er nach 1490 auch Holzschnitte für die frühen Druckausgaben solcher Werke geliefert haben.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seite aus Plinius, Naturalis Historia (1481)
  • Illustration zu der Historia naturalis des Plinius[1]

Neben dem namensgebenden Werk werden dem Picomeister auch einige weitere Werke zugeschrieben, darunter:

  • eine prächtig illuminierte, 1471 in Venedig gedruckte italienische Bibel, heute in der Zentralbibliothek von Zürich[2]
  • ein auf 1482 datiertes Stundenbuch für Ulrich Kneußl, Dompropst von Trient und Brixen, heute in der Stiftsbibliothek des Zisterzienserstift Stams[3]

Der Picomeister war eventuell an den Holzschnitten zu der in Venedig 1492 erschienenen Druckausgabe von Boccacios Decamerone beteiligt[4] oder auch an Illustrationen nach dessen Biographien berühmter Männer und Frauen der Antike und des Mittelalters[5], einem typischen Thema der Renaissance zur Erbauung des wohlhabenden Bürgertums, das auch Petrarca bereits bearbeitet hatte.

Identifizierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es lässt sich vermuten, dass der Picomeister mit Bartolomeo del Tintore identisch sein könnte, einem Miniaturmaler, der ab der Mitte des 15. Jahrhunderts in Bologna tätig war[6]. Dies bleibt jedoch in der Fachwelt umstritten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G. Mariani-Canova: La miniatura veneta del Rinascimento 1450-1500. Venice 1969.
  • U. Bauer-Eberhardt: Et hi tres unum sunt: Bartolomeo del Tintore, Bartolomeo di Benincà da Ferrara und der "Maestro di Pico". In: Rivista di storia della miniatura. 5.2000 (2002), S. 109–118.
  • R. Bentivoglio Ravasio: Maestro del Plinio di Giovanni Pico della Mirandola (Maestro di Pico). In: M. Bollati (Hrsg.): Dizionario biografico dei miniatori italiani. Mailand 2004, S. 635–642.
  • R. Bentivoglio Ravasio: Il Maestro del Plinio di Pico: un artista tra codici e incunabili. In: Alumina. Pagine miniate Bd. 4, 12 (2006) S. 24–31.
  • M. Roland (Hrsg.): Kurzinventar der illuminierten Handschriften bis 1600 in der Bibliothek des Zisterzienserstifts Stams in Tirol. Internetausgabe (Mai 2010).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Picomeister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana .BNM, MS Lat. VI, 245.
  2. Biblia (ital.) / Übersetzt von Niccolò Malermi, mit Beigabe von Girolamo Squarciafico. - Venedig : Wendelinus de Spira, 1. August 1471. [003636947]
  3. Stams, Zisterzienserstift, Stiftsbibliothek, Cod. 44 (siehe https://www.univie.ac.at/paecht-archiv-wien/ki/stams/cod_44/cod_44.htm die Beschreibung von Cod. 44 gemeinsam mit Lilian Armstrong).
  4. Laura L. Blom: Illustrating Boccaccio: the Pico Master and the 1492 "Decameron". In: Immediation (The Cortauld Institute of Art - Postgraduate Research journal. 1/3, 2006, S. 24–39).
  5. Lilian Armstrong: Two cycles of "uomini famosi" illuminated by the Pico Master in 1476. In: Rivista di storia della miniatura, 12.2008, S. 23–33.
  6. G . Mariani-Canova: La miniatura veneta del Rinascimento 1450-1500. Venedig 1969, S. 157.