Migros Bank

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  Migros Bank AG
Logo
Staat Schweiz Schweiz
Sitz Zürich
Rechtsform Aktiengesellschaft[1]
IID 8401[2]
BIC MIGRCHZZXXX[2]
Gründung 1958
Website www.migrosbank.ch
Geschäftsdaten 2023[3]
Bilanzsumme 58,706 Mrd. CHF
Einlagen 44,670 Mrd. CHF
Mitarbeiter 1620
Geschäftsstellen 70
Leitung
Unternehmensleitung Fabrice Zumbrunnen
(VR-Präsident)[4]
Manuel Kunzelmann
(GL-Präsident/CEO)

Die Migros Bank AG mit Sitz in Zürich ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Schweizer Detailhandelskonzerns Migros und wurde 1958 von Gottlieb Duttweiler gegründet. Gemessen an der Bilanzsumme rangiert die Migros Bank unter den zehn grössten Banken der Schweiz.[5]

Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschäftstätigkeit der Migros Bank konzentriert sich auf den Schweizer Inlandmarkt. Als Universalbank ist sie vorwiegend im Geschäft mit Retail-, Affluent- und Immobilienkunden sowie mittleren Unternehmen tätig. Schweizweit unterhält sie 70 Filialen und zählt mehr als eine Million Kundinnen und Kunden.

Geschichte und Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partner-Obligation der Migros von 1928
Logo bis 2021
Logo seit 2021/2022

In den ersten Jahren ihres Bestehens war die Migros für ihren Ausbau regelmässig auf Fremdkapital angewiesen, Gottlieb Duttweiler wollte aber möglichst rasch von den Banken unabhängig werden. 1928 brachte die Migros die erste «Partner-Obligation» heraus, die 100'000 Franken einbrachte. 1930 wurde eine Migros-Anleihe von 150'000 Franken dreifach überzeichnet, 1932 eine weitere der PAG Meilen von 250'000 Franken doppelt. 1937 betrug das Aktienkapital der Migros eine Million Franken, das Obligationenkapital 1,7 Millionen, was Duttweiler zu folgender Aussage inspirierte: «Die Migros ist mindestens so kreditwürdig wie die Kreditanstalt.» Die Migros bot ihre Anleihen in kleiner Stückelung an und zahlte 1/4 bis 1/2 % mehr Zins als marktüblich.[6] In der Nachkriegszeit nahm der Umfang der Finanzaktivitäten der Migros sprunghaft zu, sodass sich die Gründung einer eigenen Bank immer mehr aufdrängte. Am 15. Dezember 1957 trug der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) die Migros Bank mit einem Aktienkapital von 10 Millionen Franken ins zürcherische Handelsregister ein. Sie hatte ihren Sitz im dritten Stockwerk des Migros-Marktes am Limmatplatz in Zürich und nahm ihre Tätigkeit am 28. Februar 1958 auf. Die Eröffnung der ersten Filiale erfolgte 1961 in Winterthur.[7]

Geschäftsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Migros Bank etablierte sich als Finanzinstitut mittlerer Grösse. 1972 überschritt der Umsatz die Marke von einer Milliarde Franken. Als Besonderheit bot sie bei Spareinlagen und Hypothekarkrediten 1/4 Prozent mehr Zins als die Konkurrenz, während sie Kredite zu 1/4 Prozent günstiger offerierte. Ebenfalls 1972 erwarb sie das insolvente Bankhaus Mühling in Düsseldorf, das ab 1973 als Migros Bank AG Düsseldorf firmierte.[8] Die einzige ausländische Niederlassung konnte die in sie gesteckten Erwartungen nie ganz erfüllen und band nach Ansicht des Migros-Konzerns zu viele Mittel. Sie wurde deshalb am 1. März 1992 an die Stadtsparkasse Düsseldorf verkauft.[9] Die Eröffnung der siebten Filiale erfolgte 1973 in Lugano und 1978 begann mit der Eröffnung einer Filiale in Genf die Expansion in die Westschweiz.[10]

Der bargeldlose Zahlungsverkehr begann bei der Migros Bank 1987, als die Migros-Genossenschaft Bern zusammen mit der Migros Bank und deren Kundenkarte einen Test an den Kassen im Shoppyland Schönbühl durchführte.[11] Die Migros Bank agierte damit als Vorreiterin: Die ec-Karte (die heutige Maestro-Karte) ermöglichte das bargeldlose Bezahlen im Detailhandel erst ein Jahr später.[12] 1998 erfolgte mit der Applikation M-BancNet der Einstieg ins internetbasierte Online-Banking.[10]

Im Jahr 2000 trat die Migros Bank der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) bei. Mittlerweile waren die jahrzehntelangen Preisabsprachen zwischen den SBVg-Mitgliedern abgeschafft worden, welche die Migros Bank seit ihrer Gründung als Wettbewerbsbeschränkungen erfolgreich bekämpft hatte.

2015 führte die Migros Bank die erste webbasierte P2P-Lösung der Schweiz ein, mit der sich Personen direkt Geld überweisen konnten.[13] Ebenfalls 2015 realisierte die Migros Bank mit der Anbindung des Zahlungsservice SOFORT des schwedischen Fintech-Unternehmens Klarna eine der ersten Schweizer Anwendungen im Sinne der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie PSD2.[14]

Seit dem Geschäftsjahr 2019 zahlt die Migros Bank als erste grosse Schweizer Bank keine Boni mehr. Stattdessen wurden die Löhne für betroffene Bankmitarbeitende einmalig und individuell erhöht.[15]

2021/2022 wurde schrittweise auf einen neuen Markenauftritt umgestellt.[16]

Im Jahr 2022 kündigte der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Migros Bank, Fabrice Zumbrunnen, seinen Rücktritt von seinen Funktionen an.[17]

2023 belegte die Migros Bank im Ranking des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern Platz 1 als «digitalste Schweizer Retailbank im Privatkundengeschäft».[18]

Kooperationen und Beteiligungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Sommer 2018 erwarb die Migros Bank eine Mehrheitsbeteiligung an der CSL Immobilien AG.[19] Die Migros Bank ist zudem an der Viseca Holding beteiligt und Mitglied beim Swiss Payments Council.[20] Im Zahlungsbereich besteht seit Januar 2020 eine Kooperation mit dem Schweizer Finanzdienstleister Sonect, womit sich das inländische Bargeldbezugsnetz der Migros Bank von bisher 1700 auf über 4000 Standorte erhöhte.[21]

Seit 2021 bestehen im Bereich Privatkredit Kooperationen mit Credaris und FinanceScout24.[22][23] Ebenfalls im Finanzierungsbereich erfolgten 2021 Kooperationen mit der Gebäudetechnikfirma Helion sowie mit gowago.ch, einer Plattform für Online-Autoleasing, an der die Migros Bank eine Minderheitsbeteiligung erwarb.[24] Im Februar 2022 begann eine Partnerschaft mit der Tochter der Helvetia Versicherungen Smile für den Vertrieb von Autoversicherungen.[25][26] Im Assekuranzbereich übernahm die Migros Bank zudem per Ende Oktober 2022 die Migros-Versicherungen von der Genossenschaft Migros Zürich (GMZ). Im Sinne einer einheitlichen Verantwortung wird das Versicherungsgeschäft der Migros-Gruppe somit künftig durch die Migros Bank geführt. Sie wird das Angebot weiterentwickeln und ausbauen, vorerst mit Lösungen für Wohneigentümerinnen und -eigentümer.[27]

Per Ende Februar 2022 wurde MobilePay P2P eingestellt, da sich die Migros Bank unterdessen für die Kooperation mit Twint entschieden hatte.[28] Ein strategischer Ausbau des Payment-Bereichs erfolgte per Anfang Juli 2022, als die Migros Bank die Herausgabe der neuen Cumulus Kreditkarte der Migros von der Cembra Money Bank übernahm.[29] Dabei arbeitet sie mit der Kartenverarbeiterin Viseca Holding zusammen.[30] Im Jahr 2022 begann zudem eine Kooperation mit der Schweizerischen Post, welche ihr Filialnetz für Dritte öffnete.[31][32][33]

Zahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung seit 2006[34]
Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023
Bilanzsumme in Mio. CHF 28'889 29'121 30'998 32'686 33'714 35'847 37'804 38'882 40'846 42'232 42'752 43'294 44'679 47'033 50'769 54'647 57'261 58'706
Jahresgewinn in Mio. CHF 95 101 124 138 173 175 172 174 225 226 215 223 228 231 193 240 240 313
Kundeneinlagen in Mio. CHF 21'525 21'785 24'026 25'493 25'954 27'410 29'427 30'804 32'270 33'084 33'523 34'024 33'900 36'095 38'594 42’218 44'476 44'670
Personalbestand (in Vollzeitstellen) 1161 1207 1262 1290 1373 1395 1375 1354 1317 1334 1327 1327 1344 1362 1406 1484 1594 1620
Anzahl Geschäftsstellen 44 45 52 56 59 64 63 65 66 66 67 67 67 67 68 71 71 70

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Migros Bank AG. Handelsregister des Kantons Zürich, 2019, abgerufen am 19. Oktober 2019.
  2. a b Eintrag im Bankenstamm der Swiss Interbank Clearing
  3. Die Migros Bank erzielte ein starkes Geschäftsjahr 2023. Migros Bank AG, 23. Januar 2024, abgerufen am 26. Januar 2024.
  4. (Keystone-SDA): Ehemaliger Migros-Chef Zumbrunnen bleibt VRP der Migros Bank. In: swissinfo.ch. 17. Mai 2023, abgerufen am 17. Mai 2023.
  5. Florian Fels, Markus Köchli und Kurt Bahnmüller: Banken - Rang 1 bis 80: Das sind die grössten Finanzinstitute der Schweiz. 19. Juli 2022, abgerufen am 10. August 2022 (deutsch).
  6. Alfred A. Häsler: Das Abenteuer Migros. Die 60 Jahre junge Idee. Hrsg.: Migros-Genossenschafts-Bund. Migros Presse, Zürich 1985, S. 222.
  7. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 326.
  8. Häsler: Das Abenteuer Migros. S. 223.
  9. Migros-Genossenschafts-Bund (Hrsg.): Chronik der Migros 1925–2012 – Porträt eines dynamischen Unternehmens. Zürich 2013, S. 77 (Online).
  10. a b 50 Jahre Migros Bank - eine Erfolgsgeschichte. In: presseportal.ch. 16. Januar 2008, abgerufen am 21. Mai 2023.
  11. «Einfach – schnell – sicher». In: migros.ch. Abgerufen am 18. Juli 2021.
  12. Migros Geschichte. Abgerufen am 6. Juni 2022.
  13. Geld überweisen per Smartphone - MobilePay P2P. In: blog.migrosbank.ch. Abgerufen am 10. August 2022.
  14. Kooperation zwischen Migros Bank und SOFORT GmbH. In: blog.migrosbank.ch. 27. Oktober 2015, abgerufen am 10. August 2022.
  15. Migros Bank schafft die Boni ab. In: handelszeitung.ch. Handelszeitung, abgerufen am 10. August 2022 (Schweizer Hochdeutsch).
  16. Michèle Widmer: Hotz Brand Consultants — «Der Auftritt sollte näher am orangen M sein». In: persoenlich.com. 24. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.
  17. Fabrice Zumbrunnen Steps Down As President Of Migros General Management. In: ESM Magazine. 26. Oktober 2022; (englisch).
  18. Andreas Dietrich: Welches ist die digitalste Schweizer Retailbank im Privatkundengeschäft 2023? In: IFZ Retail Banking Blog. 6. Juni 2023, abgerufen am 30. Dezember 2023 (deutsch).
  19. Beteiligung der Migros Bank an der CSL Immobilien schafft einzigartige Dienstleistungspalette. In: swiss-press.com. 3. September 2018, abgerufen am 1. Juni 2019.
  20. Swiss Payments Council (SPC). SIX Group, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  21. Neu rund 4000 Standorte für den Bargeldbezug - Migros Bank. In: blog.migrosbank.ch. Abgerufen am 10. August 2022.
  22. Der Comparis-Kreditvermittler Credaris und die Migros Bank arbeiten künftig zusammen. (PDF) In: comparis.ch. 24. Februar 2021, abgerufen am 24. Februar 2021.
  23. Migros Bank bietet über FinanceScout24 Privatkredite an. In: Volksblatt.li. 19. März 2021, abgerufen am 19. März 2021.
  24. Mit der Migros Bank unterwegs in eine ökologische Zukunft - Migros Bank. In: blog.migrosbank.ch. Abgerufen am 10. August 2022.
  25. Stefan Borkert: Helvetia-Tochter und Migros Bank fahren auf Autokäufer ab. In: aargauerzeitung.ch. 1. Februar 2022, abgerufen am 1. Februar 2022.
  26. Helvetia erschliesst mit der Partnerschaft von Smile und der Migros Bank neue Vertriebswege. In: boerse.de. 1. Februar 2022, abgerufen am 1. Februar 2022.
  27. Migros-Magazin vom 21. November 2022, S. 5: In Kürze - Versicherungen bei der Migros Bank.
  28. Lukas Hässig: Migros Bank schreddert eigenes kleines „Twint“. In: insideparadeplatz.ch. 17. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.
  29. Bernhard Kislig: Konkurrenz an der Kasse: Das müssen Migros-Kunden über die neue Cumulus-Kreditkarte wissen. In: tagesanzeiger.ch. 1. Juli 2022, abgerufen am 1. Juli 2022.
  30. Viseca profitiert von Kartenmigration der Migros. In: finews.ch. 21. April 2023, abgerufen am 22. April 2023.
  31. Postfilialen öffnen die Tür – für die Migros Bank. In: finews.ch. 27. September 2022, abgerufen am 27. September 2022.
  32. Holger Alich: Ärgernis für Tochter Postfinance: Post konkurrenziert ihre eigene Bank mithilfe der Migros. In: tagesanzeiger.ch. 27. September 2022, abgerufen am 27. September 2022.
  33. Mehr Angebot in Schalter-Filialen: Migros Bank zieht bei der Post ein. In: blick.ch. 27. September 2022, abgerufen am 27. September 2022.
  34. Geschäftsberichte der Migros Bank: Zahlen, Fakten, Einsichten. Migros Bank AG, abgerufen am 30. März 2020.

Koordinaten: 47° 22′ 30,5″ N, 8° 32′ 15,5″ O; CH1903: 682999 / 247724