Miklós Jancsó

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Miklós Jancsó (2000)

Miklós Jancsó [ˈmikloːʃ ˈjɒnʧoː] (* 27. September 1921 in Vác, Ungarn; † 31. Januar 2014 in Budapest) war ein ungarischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Er zählte zu den wichtigsten Filmregisseuren des Landes, ist aber international weniger bekannt als István Szabó. Viele Drehbücher seiner Filme entstanden in Zusammenarbeit mit dem Freund und Schriftsteller Gyula Hernádi.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jancsó studierte zunächst Rechtswissenschaften in Pécs und Kolozsvár, wo er auch 1944 graduierte. 1946 bis 1950 absolvierte er die Hochschule für Schauspiel und Film in Budapest.[1] Nachdem er in den 1950er-Jahren Kurzfilme für die Wochenschau gedreht hatte, wandte er sich dem abendfüllenden Spielfilm zu.

Jancsó war dreimal verheiratet, in zweiter Ehe mit der Filmregisseurin Márta Mészáros. Von 1981 bis 2014 war er mit der Filmeditorin Zsuzsa Csákány verheiratet. Er wurde Vater von vier Kindern.

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

International bekannt wurde Jancsó in den 1960er-Jahren als Repräsentant der ungarischen „Neuen Welle“ (mit Kollegen wie István Szabó und Károly Makk). Das Hauptelement seines kinematografischen Stils bildete die Plansequenz, in der er Landschaften, insbesondere die Puszta filmte. Weitere Merkmale seines unverwechselbaren Stils sind Menschenmassen, Pferde und dekorativ ausgezogene Frauen. Thematische drehen sich seine Filme um die Unterdrückung des ohnmächtigen Menschen, dessen Versuche, sich in einer Revolution aus seiner Lage zu befreien, scheitern. Jancsó war ein überzeugter Kommunist, aber aufgrund seiner Erfahrung mit dem stalinistisch regierten Ungarn verfolgte er das Ideal eines menschenfreundlichen Sozialismus. Seine bekanntesten Filme sind Die Hoffnungslosen (1965), Sterne an den Mützen (1967), Stille und Schrei (1968) und Roter Psalm (1972). Für letzteren wurde ihm der Preis für die Beste Regie in Cannes zugesprochen. Ein Jahr später erhielt er in Frankreich den Étoile de Cristal für sein Gesamtwerk. In Ungarn wurde er 1973 und 2006 mit dem Kossuth-díj ausgezeichnet. Jancsó hat über achtzig Filme realisiert. Auf die interessierte internationale Rezeption bis Mitte der 1970er-Jahre folgte ein fast völliges Desinteresse. Mehrfach arbeitete er mit dem Filmeditor Zoltán Farkas zusammen.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jean-Pierre Jeancolas: Cinéma hongrois 1963–1988. Editions du Centre national de la recherche scientifique, Paris 1989, ISBN 2-222-04301-8
  • Bryan Burns: World cinema: Hungary. Flick Books, Wiltshire 1996, ISBN 0-948911-71-9
  • John Cunnigham: Hungarian Cinema. From coffee house to multiplex. Wallflower Press, London 2004, ISBN 1-903364-80-9.
  • Rolf Schenk: Miklós Jancsó. * 1921. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 353–356.
  • Filmkollektiv Frankfurt: Liberty of Cinema. The International (Co-)Productions of Miklós Jancsó. Filmkollektiv Frankfurt, Frankfurt 2015. ISBN 978-3-00-049766-7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Miklós Jancsó – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Danielle Dell'Agli: Der Rhapsode der Kamera, NZZ, 1. Februar 2014, S. 24