Mittel-Seemen

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Mittel-Seemen
Stadt Gedern
Koordinaten: 50° 24′ N, 9° 14′ OKoordinaten: 50° 24′ 3″ N, 9° 14′ 21″ O
Höhe: 356 (352–401) m ü. NHN
Fläche: 7,79 km²[1]
Einwohner: 271 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 35 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 63688
Vorwahl: 06045

Mittel-Seemen ist ein Stadtteil von Gedern im hessischen Wetteraukreis.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt südöstlich des Zentrums von Gedern am Südhang des Vogelsbergs auf einer Höhe von 350 m ü. NN, 16,5 Kilometer östlich von Nidda.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche in Mittel-Seemen

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung des Dorfes stammt vom 3. Februar 1333 als Mittelsymen.[3] Bereits um das Jahr 1000 wurde "Siemina" genannt. Welcher der drei Seemen-Orte gemeint ist, bleibt offen.[4]

Das Dorf gehörte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zum Amt Ortenberg, einem Kondominat, das von drei Landesherren aus dem Kreis der Mitglieder des Wetterauer Grafenvereins gebildet wurde.

Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittel-Seemen gehörte zu den Gebieten, in denen das Solmser Landrecht von 1571 gewohnheitsrechtlich, aber nur teilweise, rezipiert wurde. Das galt insbesondere für die Bereiche Vormundschaftsrecht, Erbleihe und eheliches Güterrecht. Im übrigen galt das Gemeine Recht.[5] Erst das Bürgerliche Gesetzbuch, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte zum 1. Januar 1900 das alte Partikularrecht außer Kraft.

1601 kam es zu einer Realteilung des Kondominats, wobei das Dorf Mittel-Seemen der Grafschaft Stolberg-Roßla und dessen „Amt Ortenberg“ zugeschlagen wurde.

1724 wurde die Pfarrei begründet. Bei der Renovierung der Kirche im Jahr 1960 wurden alte Fresken freigelegt. Gegenüber der Kirche wurde 1787 eine Schule gebaut. 1970 wurde die einklassige Volksschule aufgelöst.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1806 fiel die Grafschaft Stolberg – und damit auch Mittel-Seemen – an das Großherzogtum Hessen. Hier gehörte Mittel-Seemen zum standesherrlichen Amt Ortenberg. 1821 bildete das Großherzogtum den Landratsbezirk Nidda, dem auch Mittel-Seemen zugeordnet wurde, und der ab 1832 Kreis Nidda hieß. Mit der Revolution von 1848 wurde kurzzeitig der Regierungsbezirk Nidda gebildet, 1852 aber der Kreis Nidda wiederbelebt. 1874 kam das Dorf zum Kreis Schotten, 1938 zum Landkreis Büdingen.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin Selbständige Gemeinde Mittel-Seemen zum 31. Dezember 1971 als Stadtteil in die Stadt Gedern eingemeindet.[6] Für Mittel-Seemen, wie für alle nach Gedern eingegliederten ehemaligen Gemeinden sowie für die Kernstadt, wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung

Zwischen 1858 und 1886 reduzierte sich die Einwohnerzahl um nahezu die Hälfte, weil 155 Personen aufgrund wirtschaftlicher Not nach Amerika auswanderten.

Mittel-Seemen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
402
1840
  
435
1846
  
410
1852
  
382
1858
  
372
1864
  
337
1871
  
356
1875
  
255
1885
  
231
1895
  
216
1905
  
240
1910
  
243
1925
  
268
1939
  
236
1946
  
368
1950
  
331
1956
  
310
1961
  
290
1967
  
293
1970
  
282
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
318
2022
  
271
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[8]; 2022[2]

Religionszugehörigkeit

• 1961: 260 evangelische (= 89,66 %), 30 katholische (= 10,34 %) Einwohner[1]

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Mittel-Seemen

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Durch Mittel-Seemen verläuft die Landesstraße 3010.
  • Die Seementalhalle, eine Veranstaltungshalle, wurde 1968 erbaut.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegfried R.C.T. Enders: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Abteilung: Baudenkmale in Hessen. Wetteraukreis I. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/ Wiesbaden 1982, ISBN 3-528-06231-2, S. 226–228.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform. = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 145.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Mittel-Seemen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. Ludwig Clemm, Zur Geschichte des Prämonstratenserstifts Konradsdorf. In: AHG NF 22, 1942, S. 209–243, S. 220
  4. Peter Engels, Das Seligenstädter Zinsregister und die Ersterwähnung des Darmstädter Stadtteils Arheiligen. In: AHG NF 60, 2002, S. 371–386, S. 380, 386.
  5. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 108, Anm. 36 und S. 25, Anm. 82, sowie beiliegende Karte.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 33 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Gedern, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2022; abgerufen im Dezember 2020.
  8. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.