Mittelmeer-Feuerdorn

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Mittelmeer-Feuerdorn

Mittelmeer-Feuerdorn (Pyracantha coccinea), fruchtend

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Untertribus: Kernobstgewächse (Pyrinae)
Gattung: Feuerdorn (Pyracantha)
Art: Mittelmeer-Feuerdorn
Wissenschaftlicher Name
Pyracantha coccinea
M.Roem.
Mittelmeer-Feuerdorn

Der Mittelmeer-Feuerdorn (Pyracantha coccinea) wird auch Europäischer Feuerdorn genannt und ist beheimatet in Südeuropa, Kleinasien und im Kaukasus. Im 17. Jahrhundert wurde er nach Mitteleuropa eingeführt, war aber auch schon einmal im Tertiär in diesem Gebiet vertreten.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mittelmeer-Feuerdorn ist ein recht schnellwüchsiger, immergrüner und reich verzweigter Strauch mit sparrig abstehenden, ausladenden Ästen und kräftigen Sprossdornen (verholzter Kurztrieb).[1] Die spitzen Dornen werden bis zu 2 Zentimeter lang, an ihnen entwickeln sich öfters Blätter oder Blüten. Er wird 2 bis 3 (bis 6) m hoch, seine jungen Triebe sind grau behaart.

Die wechselständigen, einfachen und lederigen Laubblätter sind elliptisch bis verkehrt-eiförmig, 2 bis 4 cm lang, mehr oder weniger spitz, manchmal stachelspitzig oder stumpf, mit keilförmiger Basis.[2] Die Blätter sind kerbig gesägt, kahl oder anfangs leicht behaart. Der kurze Blattstiel ist 2 bis 5 mm lang und behaart. Die Nebenblätter sind meist abfallend.

Blütenstand
Fruchtstand

Der endständige, schirmrispige und dichte Blütenstand ist feinbehaart. Die kleinen, zwittrigen, etwas unangenehm riechenden, kurz gestielten, fünfzähligen Blüten mit doppelter Blütenhülle sind weiß. Die kleinen, breit-dreieckigen Kelchblätter sind fein behaart bis kahl. Die ausladenden, rundlichen, bis 4 mm langen Kronblätter sind kurz genagelt. Es sind etwa 20 kurze Staubblätter ausgebildet. Die freien, einkammerigen Stempel mit kurzen Griffeln sind halbunterständig. Es ist ein Diskus im außen fein behaarten bis kahlen, kurzen Blütenbecher vorhanden.

Die kahle, rundliche und mehrsamige Apfelfrucht mit den Kelchzipfeln an der Spitze ist meist 5 bis 7 mm groß, leuchtend rot bis orange oder gelb und bleibt lange am Strauch haften.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[3]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mittelmeer-Feuerdorn wird als Zierstrauch angepflanzt. Er verwildert nur selten und unbeständig (z. B. an Straßenböschungen). Er ist sehr anspruchslos, eher für trockene und schwere Böden geeignet, winterhart und industriefest und bevorzugt Lichtlagen.

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die weißen Blüten sind „Nektar führende Scheibenblumen“, sie stehen in aufrechten, dichten Schirmrispen des sehr reich blühenden und fruchtenden Strauchs. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni.[1]

Die Früchte sind durch Carotinoide lebhaft gefärbt.[1]

Es liegt Verdauungsverbreitung vor. Die Früchte werden z. B. im Spätwinter gern von Amseln gefressen, die Samen von Grünfinken. Die Fruchtreife tritt etwa im September ein, die Früchte bleiben dann lange stehen (Wintersteher).[1]

Vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelsprosse.[1]

Inhaltsstoffe, Giftigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Samen sind durch Blausäure abspaltende Glykoside schwach giftig. Das Fruchtfleisch und die anderen Pflanzenteile sind frei von cyanogenen Glykosiden.[4]

In den Blättern finden sich u. a. Rutin und Chlorogensäure.[4]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mittelmeer-Feuerdorn ist ein dekorativer Zierstrauch der Gärten und Anlagen. Wegen der Schnittfestigkeit ist er für Heckenpflanzungen und als Wandspalier sehr geeignet. Er eignet sich auch zur Fassadenbegrünung, da er sich wie eine spreizklimmende Kletterpflanze an Kletterhilfen führen lässt.[5] Es sind verschiedene Varietäten erhältlich.[6]

Trivialnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Mittelmeer-Feuerdorn bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Feuerdorn, Feuerstrauch, Feuriger Busch (Schweiz) und Fürbusch (Schweiz).[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Moritz Willkomm: Forstliche Flora von Deutschland und Oesterreich. Winter, 1875, S. 602.
  • Leopold Dippel: Handbuch der Laubholzkunde. Dritter Teil, Parey, 1893, S. 421.
  • Franz H. Meyer, Ulrich Hecker, Hans Rolf Höster, Fred-Günter Schroeder: Gehölzflora. Begründet von Jost Fitschen. 11. erweiterte und korrigierte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01268-7, S. 58–81.
  • Andreas Roloff, Andreas Bärtels: Gehölze. Bestimmung, Herkunft und Lebensbereiche, Eigenschaften und Verwendung (= Gartenflora. Band 1). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2006, ISBN 3-8001-3479-9.
  • Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-444-64175-5, S. 524.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mittelmeer-Feuerdorn (Pyracantha coccinea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 390.
  2. Adriel I. Jocou, Ricardo Gandullo: Synopsis of Pyracantha (Rosaceae, Maloideae) species naturalized in Argentina.In: Boletin de la Sociedad Argentina de Botanica. 54(4), 2019, S. 599–616, doi:10.31055/1851.2372.v54.n4.24970.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 509.
  4. a b Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A–Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-31-7 (Nachdruck von 1994).
  5. Übersicht Kletterpflanzen, In: Fassadenbegrünung-Polygrün.de
  6. Neil G. Odenwald, James R. Turner: Identification, Selection, and Use of Southern Plants. 4th Edition, Claitor’s Pub., 2006, ISBN 1-59804-317-X, S. 521.
  7. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 116. (online).