Molybdän(VI)-oxid

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Kristallstruktur
Kristallstruktur von Molybdän(VI)-oxid
_ Mo6+ 0 _ O2−
Kristallsystem

orthorhombisch[1]

Raumgruppe

Pbnm (Nr. 62, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/62.3[1]

Gitterparameter
Allgemeines
Name Molybdän(VI)-oxid
Andere Namen
  • Molybdäntrioxid
  • Molybdänsäureanhydrid
  • Wasserbleierde
Verhältnisformel MoO3
Kurzbeschreibung

gelber geruchloser Feststoff[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1313-27-5
EG-Nummer 215-204-7
ECHA-InfoCard 100.013.823
PubChem 14802
DrugBank DB15924
Wikidata Q416416
Eigenschaften
Molare Masse 143,93 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Dichte

4,7 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

795 °C[2]

Siedepunkt

1155 °C[2]

Löslichkeit

schlecht in Wasser (0,49 g·l−1 bei 28 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 319​‐​335​‐​351
P: 201​‐​202​‐​261​‐​264​‐​305+351+338​‐​308+313[2]
MAK

aufgehoben, da cancerogen[2]

Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Molybdän(VI)-oxid, erhalten aus geglühtem Ammoniummolybdat, sublimiert, abgebildet im Auflicht, mikroskopisch, polarisiertes Licht

Molybdän(VI)-oxid ist eine pulverförmige farblose Verbindung, die beim Rösten vieler Molybdänverbindungen zurückbleibt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1778 gelang es Carl Wilhelm Scheele aus Molybdänglanz durch Behandlung mit Salpetersäure Molybdän(VI)-oxid herzustellen. 1782 reduzierte Peter Jacob Hjelm das Oxid mit Kohle zum elementaren Molybdän.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Natur kommt es in Form des seltenen Minerals Molybdit vor.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Molybdän(VI)-oxid wird industriell durch Oxidation von Molybdän(IV)-sulfid gewonnen:

Im Labor kann es auch durch Reaktion von Ammoniumheptamolybdat und Salpetersäure[1] bzw. aus Natriummolybdat und Perchlorsäure gewonnen werden, wobei jeweils Molybdän(VI)-oxid-dihydrat entsteht:[4]

Das entstehende Dihydrat wandelt sich leicht in das Monohydrat um. Beide Hydrate haben in reinem Zustand eine hellgelbe Farbe. Oberhalb von 450 °C setzten sich diese zum Anhydrid um.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sublimiert-nadelige Kristalle von Molybdän(VI)-oxid

Molybdän(VI)-oxid liegt als weißes Pulver vor, das sich beim Erhitzen gelb färbt und nach dem Erkalten wieder farblos wird. Es hat die Verhältnisformel MoO3, einen Schmelzpunkt von 795 °C und einen Siedepunkt von 1155 °C.[1] Molybdän(VI)-oxid ist in Wasser schwerlöslich, geht jedoch in alkalischer Lösung in Molybdat-Ionen MoO42− über. In verdünnter Lösung kann man dieses durch Ansäuern in die Molybdänsäure H2MoO4 überführen.

Es hat einen relativ hohen Dampfdruck. Es sublimiert deshalb ab ca. 700 °C merklich, wobei sich glänzend-farblose kristalline Flitter bilden.[1]

Molybdän(VI)-oxid besitzt eine orthorhombische Kristallstruktur. Es besteht aus Schichten von verzerrten MoO6-Oktaedern in einem orthorhombischen Kristall.[1] Die Oktaeder sind an den Kanten verbunden und bilden Ketten, die über Sauerstoff-Atome verbunden sind und Schichten bilden.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Molybdän(VI)-oxid ist der Ausgangsstoff für die Synthese der meisten anderen Molybdänverbindungen, es dient als Emaillezusatz und zur Herstellung von reinem Molybdän (z. B. durch Reduktion mit Wasserstoff).

Es ist auch ein Katalysator (Molybdäntrioxid-Pulver auf Aluminiumoxid) für Hydroformier-, Alkylierungs-, Entschwefelungs- und Crackprozesse in der Petrochemie und bei der Herstellung von Acrylnitril.

Sicherheitshinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die IARC stufte Molybdän(VI)-oxid im Jahr 2017 als möglicherweise krebserzeugend ein.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Georg Brauer (Hrsg.) u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band III, Ferdinand Enke, Stuttgart 1981, ISBN 3-432-87823-0, S. 1544.
  2. a b c d e f g h i j k Eintrag zu Molybdän(VI)-oxid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Januar 2023. (JavaScript erforderlich)
  3. Eintrag zu Molybdenum trioxide im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. Heynes, J. B. B.; Cruywagen, J. J.: Yellow Molybdenum(VI) Oxide Dihydrate. In: Inorganic Syntheses, 24, 1986, S. 191. ISBN 0-471-83441-6.
  5. N. Guha, D. Loomis, K. Z. Guyton, Y. Grosse, F. El Ghissassi, V. Bouvard, L. Benbrahim-Tallaa, N. Vilahur, K. Muller, K. Straif: Carcinogenicity of welding, molybdenum trioxide, and indium tin oxide. In: The Lancet Oncology. Band 18, Nummer 5, Mai 2017, S. 581–582, doi:10.1016/S1470-2045(17)30255-3, PMID 28408286.