Montbéliard

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Montbéliard
Montbéliard (Frankreich)
Montbéliard (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Bourgogne-Franche-Comté
Département (Nr.) Doubs (25)
Arrondissement Montbéliard (Unterpräfektur)
Kanton Hauptort von 2 Kantonen
Gemeindeverband Communauté d’agglomération du Pays de Montbéliard
Koordinaten 47° 31′ N, 6° 48′ OKoordinaten: 47° 31′ N, 6° 48′ O
Höhe 311–454 m
Fläche
– Unité urbaine
15,01 km²
140,3 km2
Einwohner
– Unité urbaine
25.573 (1. Januar 2021)
109.118
Bevölkerungsdichte
– Unité urbaine
1.704 Einw./km²
Postleitzahl 25200
INSEE-Code
Website www.montbeliard.fr

Das Schloss Montbéliard

Montbéliard (deutsch veraltet Mömpelgard) ist eine Stadt mit 25.573 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Doubs in der Bourgogne-Franche-Comté im Osten Frankreichs.

Der deutsche Name Mömpelgard beruht auf der 400-jährigen Zugehörigkeit zum weltlich-historischen Territorium des Hauses Württemberg.

Geografie

Der Ort liegt an der Mündung der Lizaine in den Unterlauf der Allaine, bevor diese wenige Kilometer südlich in den Doubs mündet. Die Stadt ist Sitz einer Unterpräfektur im Norden des Départements Doubs nahe der Grenze zum Nachbardepartement Territoire de Belfort etwa 15 km südlich von dessen Hauptstadt Belfort. Die als Burgundische Pforte bekannte Landschaft ist von niedrigen, meist langgezogenen Hügeln bestimmt, die von weiten Flusstälern getrennt sind. Die Entfernung zu den südlichen Ausläufern der Vogesen und den Erhebungen des französischen Jura beträgt jeweils etwa 25 Kilometer.

Obwohl die heutigen Einwohner der ehemals linksrheinischen Herrschaften französische Staatsbürger sind, ist die ehemals württembergische Tradition weiterhin sichtbar. Es gibt Bauwerke, die an die einstige Herrschaft erinnern. Vor allem in der lutherischen Ausrichtung der Städte und Dörfer hat sich eine Eigenart erhalten, die auf die einstige württembergische Zugehörigkeit zurückgeht. Als erste deutsch-französische Städtepartnerschaft nach dem Zweiten Weltkrieg entstand hier eine Verbindung zwischen Ludwigsburg und Montbéliard. Beide Städte sind ehemalige Residenzen der Herzöge von Württemberg. Zudem werden von der lutherischen Evangelischen Landeskirche in Württemberg auch heute noch Pfarrer zur Unterstützung der lutherischen Gemeinden entsandt.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung in Montbéliard[1]
Jahr Einwohner Vorlage:Zeitleiste Bevölkerungsentwicklung in Frankreich/Montbéliard
1962 21.699
1968 23.908
1975 30.425
1982 31.836
1990 29.005
1999 27.570
2013 25.697

Zu Beginn der 1960er Jahre konnte Montbéliard ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnen, das bis Mitte der 1970er Jahre anhielt, um sich dann deutlich zu verlangsamen. Seit Anfang der 1980er Jahre ging die Einwohnerzahl durch Abwanderung wieder merklich zurück. Bei der Volkszählung 1999 lebten 27.570 Einwohner in der Stadt. Die Einwohnerzahl in der Unité urbaine verlief hierzu parallel. Nach einem starken Anstieg ging auch hier die Gesamtbevölkerung bis 1999 wieder auf 114.670 Einwohner zurück. Die Ballungsgebiete von Montbéliard und der nördlichen Nachbarstadt Belfort liegen sehr nahe beisammen. Insgesamt leben etwa 302.000 Einwohner in diesem Großraum.

Geschichte

Stadtwappen 1470
Pyramide auf der Terrasse von Schloss Montbéliard von Markus Wolf (1997)

Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt („Mons Biliardi“ bzw. „Mons Biliardae“ oder nach anderen Quellen „Mons Peligardi“) datiert aus dem Jahr 985; sie soll bereits damals befestigt gewesen sein[2] und bildete bald das Zentrum der Grafschaft Montbéliard.

Durch das von seinem Vater Graf Eberhard III. abgegebene Eheversprechen des späteren Grafen Eberhard IV. (1415–1417) mit Gräfin Henriette von Mömpelgard (Haus Montfaucon) kam Montbéliard 1397 an das Haus Württemberg, da Henriettes Vater Heinrich von Mömpelgard ohne männliche Erben blieb. Der verballhornte deutsche Name taucht erstmals 1464 als Mümppellgart auf (1495 Mümpelgart, 1603 Mömpelgart). Im Wappen der Herzöge von Württemberg erscheinen die Barben (Fische) von Mömpelgard bis 1817.

Da in der Folgezeit keine starken Persönlichkeiten in Württemberg regierten, gelang es nicht, die französischen Besitzungen weiter zu vergrößern und zu einem geschlossenen Gebiet zu vereinigen. Während die Grafschaft Württemberg geteilt war, trat Graf Eberhard V., genannt Eberhard im Bart, 1473 alle linksrheinischen württembergischen Besitzungen – neben der Grafschaft Mömpelgard auch die Herrschaften Reichenweiher (Riquewihr) und Horburg an seinen Vetter Heinrich von Württemberg ab, so dass nun ein eigener Regent im Schloss in Montbéliard saß. Allerdings war die Herrschaft durch Machtansprüche Burgunds ständig bedroht. Im Münsinger Vertrag von 1482, der das geteilte Land wieder vereinigte, fielen die linksrheinischen Besitzungen dann wieder an Herzog Eberhard im Bart.

Württemberg-Mömpelgard (Grafschaft) um 1600

Herzog Ulrich versuchte bereits im Jahr 1524 die Reformation einzuführen, deren treibende Kraft Guillaume Farel war. Als Farel aus Württemberg vertrieben worden war, hatte er hier Zuflucht gefunden. Die Einführung der Reformation scheiterte jedoch zunächst am Widerstand des Erzbischofs von Besançon. Im Jahre 1537/38 konnte jedoch schließlich die erste evangelische Kirchenordnung (in französischer Sprache) veröffentlicht werden. Seit der Reformation war Montbéliard damit eine lutherische Enklave inmitten einer katholischen Umgebung. Die Pfarrer für Mömpelgard und Horburg-Reichenweier wurden mit den württembergischen Theologen im „Stift“ an der Universität Tübingen ausgebildet. Durch das gemeinsame lutherische Bekenntnis entstand eine starke Verbindung zwischen Württemberg und den elsässischen Gebieten, obwohl die württembergischen Herzöge zeitweise wieder eigene Regenten aus den Nebenlinien des Hauses einsetzten. Immer blieben vor allem die Herrschaften um Mömpelgard von Frankreich bedroht. Allerdings gingen von ihnen auch wichtige kulturelle Impulse aus. Im 17. Jahrhundert befestigte der bedeutende württembergische Baumeister Heinrich Schickhardt die Residenzstadt Mömpelgard und erbaute neben anderen bedeutenden Bauten, wie dem Renaissance-Schloss, in der Stadtmitte von 1601 bis 1607 die große lutherische Kirche, den Temple Saint-Martin.[3] Der Dachreiter kam 1677 hinzu.[3]

Der Dreißigjährige Krieg stürzte auch die linksrheinischen württembergischen Gebiete in tiefes Elend. Die wirtschaftliche Lage war verheerend und in der Folgezeit suchte Frankreich im Zuge der Eroberungspolitik unter König Ludwig XIV. auch die württembergischen linksrheinischen Besitzungen unter seine Herrschaft zu bringen.

Seit 1617 regierte wieder ein Zweig der Herzöge von Württemberg in Mömpelgard. Staatsrechtlich war Mömpelgard unabhängig von Württemberg, es entsandte keine Abgeordneten in den württembergischen Landtag. Der letzte Herzog Leopold Eberhard versuchte absolutistisch zu regieren, was zu schweren Spannungen führte.

Stadtwappen 1825

Nach seinem Tod 1723 fiel Mömpelgard wieder an die Stuttgarter Linie des Hauses Württemberg; allerdings waren alle Herrschaften noch bis 1736 von Frankreich besetzt. Die letzten Jahrzehnte der württembergischen Herrschaft verliefen ruhig. Seit 1769 residierte Friedrich Eugen von Württemberg in Mömpelgard und hielt vor den Toren der Stadt in Étupes Hof, von wo aus er einige seiner Kinder sehr vorteilhaft verheiraten konnte. Die Tochter, Herzogin Sophie Dorothee, wurde 1776 als Maria Fjodorowna Gattin des Zaren Paul I. von Russland. Die Baronin Henriette von Oberkirch beschreibt in ihren Memoiren das Leben am Mömpelgarder Hof und die Jugend von Maria Feodorowna.

Im Zuge der Französischen Revolution kam es seit 1789 in den württembergischen Herrschaften zu Aufständen. Die revolutionäre Schreckensherrschaft tobte auch hier. Seit 1793 waren Stadt und Grafschaft Mömpelgard endgültig in französischer Hand. 1796 trat Friedrich Eugen, inzwischen Herzog von Württemberg, die linksrheinischen Herrschaften im Pariser Sonderfrieden an Frankreich ab. Dafür erhielt der Herzog von Württemberg 1803 unter dem Einfluss Napoleons durch den Reichsdeputationshauptschluss große weltliche und geistliche Gebiete in Südwestdeutschland.

Verwaltung

Gemälde der Stadt „Mümpelgart“ im Kloster Bebenhausen

Montbéliard ist Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements Montbéliard sowie Hauptort der Kantone Montbéliard-Est und Montbéliard-Ouest, die jeweils einen Teil der Stadt sowie weitere Gemeinden umfassen.

Die Stadt Montbéliard bildet zusammen mit 18 weiteren Gemeinden (Allenjoie, Arbouans, Audincourt, Badevel, Bart, Bavans, Bethoncourt, Brognard, Courcelles-lès-Montbéliard, Dambenois, Dampierre-les-Bois, Dasle, Étupes, Exincourt, Fesches-le-Châtel, Grand-Charmont, Hérimoncourt, Mandeure, Mathay, Nommay, Sainte-Suzanne, Seloncourt, Sochaux, Taillecourt, Valentigney, Vandoncourt, Vieux-Charmont und Voujeaucourt) den Gemeindeverband des Montbéliarder Landes (Communauté d’agglomération du Pays de Montbéliard) mit insgesamt 117.614 Einwohnern (Stand: 2011).

Die Stadt Montbéliard und die Communauté d’Agglomération sind auch Teile des Ballungsraumes Belfort-Montbéliard-Héricourt-Delle (Syndicat mixte de l’aire urbaine Belfort-Montbéliard-Héricourt-Delle).

Wirtschaft und Infrastruktur

Montbéliard besitzt einen Bahnhof an der am 1. Juni 1858 eröffneten Eisenbahnstrecke Belfort–Besançon–Dole.

Ab dem 29. Juni 1868 zweigte von der Strecke Belfort–Dole die Strecke Montbéliard–Audincourt–Morvillars–Delle ab; der Personenverkehr auf dieser wurde bereits 1938 eingestellt. Zwischen 1969 und 1993 wurde schrittweise auch der Güterverkehr auf der Zweigstrecke eingestellt, daher wurden einzelne Abschnitte der Strecke abgetragen; die Strecke ist inzwischen nicht mehr befahrbar.

Das größte Werk der Automarke Peugeot sowie das Peugeot-Museum befinden sich im benachbarten Sochaux, wobei das Peugeot-Werk zum Teil auf dem Gebiet von Montbéliard liegt. Insgesamt sind in der Gegend ca. 34.000 Mitarbeiter direkt oder indirekt bei Peugeot beschäftigt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Temple Saint-Martin
Altarraum im Temple Saint-Martin

Siehe auch Liste der Monuments historiques in Montbéliard

  • Schloss Montbéliard, (Château des Ducs de Wurtemberg), 13. Jahrhundert, mit den Türmen Henriette (1424) und Frédéric (1595), heute naturkundliches und archäologisches Museum
  • Vogtshaus (auch unter dem Namen Kavaliersgebäude bekannt), nach Plänen von Heinrich Schickhardt erbaut
  • Temple Saint-Martin (erste lutherische Kirche Frankreichs), 1601–1607, Architekt: Heinrich Schickhardt
  • Les Halles, 16. Jahrhundert
  • Hôtel de Franquemont, erbaut 1559
  • Hôtel Beurnier-Rossel, 1773, Architekt: Philippe de La Guêpière, heute Kunst- und Geschichtsmuseum
  • Hôtel de Ville, 1778
  • Auberge du Lion Rouge, 13. Jahrhundert
  • Saint-Maimboeuf (katholische Kirche), 1850–1875
  • Lion de Peugeot, Geschäftshaus aus dem Jahr 1909
  • Synagoge, erbaut 1888

Städtepartnerschaften

Das ehemals württembergische Montbéliard pflegt seit dem Jahr 1950 eine Städtepartnerschaft mit Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Es war nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der erste Abschluss einer deutsch-französischen Städtepartnerschaft. Eine weitere Partnerschaft besteht mit Greensboro im US-amerikanischen Bundesstaat North Carolina.

Söhne und Töchter der Stadt

Georges Cuvier-Denkmal in Montbéliard

Literatur

  • Sönke Lorenz, Peter Rückert: Württemberg und Mömpelgard – 600 Jahre Begegnung; 600 ans de relations entre Montbéliard et le Wurtemberg. Ausstellungskatalog. Stuttgart 1997, ISBN 3-87181-426-1.
  • Die Evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts, Band XVI: Baden-Württemberg II. Tübingen 2004, ISBN 978-3-16-148445-2.
  • Ehrenfried Kluckert: Reise nach Mömpelgard. Kulturgeschichtliche Streifzüge ins schwäbische Frankreich. Stuttgart 2001, ISBN 3-421-05471-1.

Weblinks

Commons: Montbéliard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung von Montbéliard 1962–1999. INSEE
  2. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder: Die deutschen Territorien und reichsunmittelbaren Geschlechter vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Ch. Beck Verlag
  3. a b Vgl. „Montbéliard: les temples luthériens“, auf: Les temples ou églises luthériennes de France - [Recherche alphabétique: M], abgerufen am 24. Januar 2016.