Motorrad-Straßenmeisterschaft der DDR

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Motorrad-Straßenmeisterschaft der DDR
Fahrzeugtyp Motorrad
Land oder Region DDR
Erste Saison 1950
Letzte Saison 1990
Heinz Rosner 2011 auf MZ

Die Motorrad-Straßenmeisterschaft der DDR wurde von 1950 bis 1990 ausgetragen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinz Rosner 2010

Die Meisterschaft bestand stets aus mehreren Rennen, bei denen Punkte vergeben wurden. Der Fahrer mit den meisten erzielten Punkten innerhalb einer Saison wurde DDR-Meister. Austragungsorte und -veranstaltungen waren unter anderem das Sachsenringrennen auf dem Sachsenring, das Schleizer Dreieckrennen auf dem Schleizer Dreieck, das Frohburger Dreieckrennen auf dem Frohburger Dreieck, das Leipziger Stadtparkrennen, die Halle-Saale-Schleife, die Autobahnspinne Dresden, die Bernauer Schleife oder die Rennstrecke Dessau.

Die erste Meisterschaft wurde 1950 veranstaltet. Vorher wurde, obwohl Deutschland bereits geteilt war, eine gesamtdeutsche Meisterschaft ausgetragen. Im Jahr 1950 fanden die Läufe zur DDR- und zur westdeutschen Meisterschaft gemeinsam statt. Der letzte gesamtdeutsche Meisterschaftslauf 1950 auf dem Sachsenring wurde von ca. 400.000 Zuschauern besucht. Ab 1951 gab es nur noch getrennte Meisterschaftsläufe.

In den frühen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg dominierten bereits vor dem Krieg aktiv gewesene Privatfahrer auf geretteten oder aus Ersatzteilen zusammengebauten Vorkriegsmaschinen. Mit dem Wachsen der Motorradindustrie der DDR, vor allem bei IFA und später MZ in Zschopau sowie bei AWO und später Simson in Suhl, engagierten sich ab Mitte der 1950er-Jahre vermehrt auch die Werksmannschaften in der DDR-Motorradmeisterschaft. Die auch international in der Motorrad-Weltmeisterschaft erfolgreichen MZ-Werksfahrer wie Degner, Musiol, Fügner, Bischoff, Bartusch oder Rosner dominierten auf ihren Zweitaktern bis Anfang der 1970er-Jahre die Klassen bis 250 cm³.

Bereits ab Mitte der 1960er-Jahre hatten die MZ-Piloten mehr und mehr Probleme, international mit dem technischen Fortschritt der italienischen und vor allem japanischen Konkurrenz mitzuhalten. Dies lag nicht am fehlenden Know-how der Ingenieure, sondern vielmehr am fehlenden Rohstoffen und damit verbundener geringer Materialgüte aufgrund von Devisenmangel. Nachdem auf politischen Druck der DDR-Führung die DDR ihren Grand Prix 1972 zum letzten Mal im Rahmen der Motorrad-WM austrug und ab 1973 nur noch für Piloten aus dem Ostblock ausschrieb, zog sich MZ werksseitig komplett aus dem Rennsport zurück. Ab Mitte der 1970er-Jahre bis zur Wende war die DDR-Meisterschaft durch engagierte Privatfahrer mit käuflichen Rennmaschinen oder Eigenbau-Motorrädern geprägt. 1990 wurde sie zum letzten Mal ausgetragen. Die gesamtdeutsche Deutsche Motorrad-Straßenmeisterschaft trat an ihre Stelle und trägt seitdem Läufe beispielsweise auf dem Sachsenring oder dem Schleizer Dreieck aus.

Siegerlisten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solo-Motorräder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 50 cm³ 80 cm³ 125 cm³ 250 cm³ Einzylinder 250 cm³ 350 cm³ 500 cm³
1950 Erhart Krumpholz (IFA) Gerhard Hofmann (DKW) Erich Wünsche (Velocette) Erich Wünsche (Norton)
1951 Jochen Seidel (Puch-JSB-Eigenbau) Gerhard Hofmann (DKW) Werner Michael (Norton) Gerhard Mette (BMW)
1952 Erhart Krumpholz (IFA) Karl-Heinz Kirchner (NSU) Walter Knoch (A.J.S.-Eigenbau) Gerhard Mette (BMW)
1953 Bernhard Petruschke (IFA) Rudi Juhrisch (AWO) Walter Knoch (A.J.S.-Eigenbau) Gottfried Pohlan (BMW)
1954 Bernhard Petruschke (IFA) Hans-Joachim Scheel (AWO) Walter Knoch (A.J.S.-Eigenbau) Kurt Maul (Norton)
1955 Horst Fügner (IFA) Hans-Joachim Scheel (AWO) Walter Knoch (Horex) Hans-Joachim Scheel (Norton)
1956 Horst Fügner (IFA) Karl-Heinz Kirchner (NSU) Walter Knoch (Horex) Kurt Maul (Norton)
1957 Ernst Degner (MZ) Helmut Weber (Simson)
1958 Horst Fügner (MZ) Hans Weinert (Simson)
1959 Werner Musiol (MZ) Werner Musiol (MZ)
1960 Hartmut Bischoff (MZ) Werner Musiol (MZ)
1961 Walter Brehme (MZ) Werner Musiol (MZ)
1962 Klaus Enderlein (MZ) nicht ausgetragen
1963 Dieter Krumpholz (MZ) Gottfried Aehlig (NSU)
1964 Friedhelm Kohlar (MZ) Wolfgang Gast (#Motorradwerk ZschopauMZ-Eigenbau)
1965 Joachim Leitert (MZ) Hartmut Bischoff (MZ-Eigenbau)
1966 Hartmut Bischoff (MZ) Hartmut Bischoff (MZ-Eigenbau)
1967 Thomas Heuschkel (MZ) Eberhard Hellwig (MZ-Eigenbau)
1968 Günter Bartusch (MZ) Heinz Rosner (MZ)
1969 Jürgen Lenk (MZ) Heinz Rosner (MZ)
1970 Hartmut Bischoff (MZ-Eigenbau) Eberhard Mahler (MZ)
1971 Hartmut Bischoff (MZ-Eigenbau) Bernd Tüngethal (MZ-Eigenbau)
1972 Hartmut Bischoff (MZ-Eigenbau) Bernd Tüngethal (MZ)
1973 Jürgen Lenk (MZ) Bernd Tüngethal (MZ)
1974 Günther Hilbig (Kreidler) Jürgen Lenk (MZ) Jürgen Lenk (MZ)
1975 Gernot Weser (Kreidler) Wolfgang Rösch (MZ) Rainer Richter (MZ)
1976 Gernot Weser (Kreidler) Roland Rentzsch (MZ) Eberhard Hellwig (MZ)
1977 Gernot Weser (Kreidler) Frank Wendler (MZ) Rainer Richter (MZ)
1978 Gernot Weser (Kreidler) Frank Wendler (MZ) Bernd Dörffeldt (MZ)
1979 Gernot Weser (Kreidler) Bernd Köhler (MZ) Bernd Dörffeldt (MZ)
1980 Gernot Weser (Eigenbau) Ehrenfried Poppitz (MZ) Frank Wendler (MZ)
1981 Gernot Weser (Eigenbau) Frank Henning (MZ-Eigenbau) Andreas Brandt (Eigenbau) Frank Wendler (MZ)
1982 Gernot Weser (Eigenbau) Roland Rentzsch (Eigenbau) Lutz Brandenburger (MZ) Bernd Dörffeldt (MZ)
1983 Harald Kötting (Eigenbau) Peter Junghans (Eigenbau) Andreas Brandt (Eigenbau) Thomas Wittig (Eigenbau)
1984 Heiner Schulz (Eigenbau) Frank Rien (Eigenbau) Joachim Holstein (HM) Uli Grobe (Eigenbau)
1985 Maik Beelitz (Eigenbau) Roland Rentzsch (Eigenbau) Günter Hösel (MZ) Stefan Tennstädt (Eigenbau)
1986 Rainer Liebe (Eigenbau) Roland Rentzsch (Eigenbau) Wolfgang Endler (MZ-Eigenbau) Johannes Kehrer (Eigenbau)
1987 Thomas Müller (Eigenbau) Frank Rien (Eigenbau) Michael Freudenberg (MZ) Lothar Neukirchner (Eigenbau)
1988 Thomas Müller (Eigenbau) Thomas Müller (Eigenbau) Peter Junghans (Eigenbau) Michael Freudenberg (MZ) Lothar Neukirchner (Eigenbau)
1989 Rainer Czech (Czech) Frank Rien (MBA) Michael Freudenberg (MZ) Lothar Neukirchner (Honda)
1990 Rainer Czech (Czech) Frank Rien (MBA) Gerd Schiemak (ČZ) Robby Müller (Yamaha) Johannes Kehrer (Eigenbau)

Gespanne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 500 cm³ 750 cm³
1951 Heinz Krause / Fritz Trinkhaus (BMW) Heinz Laue / Haase (BMW)
1952 Fritz Bagge / Kurt Schönherr (Zündapp) Hans Fräbel / Jacobi (BMW)
1953 Rudolf Richter / Erwin Klim (BMW) Willy Krenkel / Perduß (BMW)
1954 Fritz Bagge / Kurt Schönherr (Norton)
1955 Fritz Bagge / Kurt Schönherr (Norton)
1956 Willy Krenkel (Norton)
1957 Willy Krenkel (Norton)
1958 Rudolf Richter / Erwin Klim (BMW)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]