MyCoRe

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MyCoRe

Basisdaten

Entwickler MyCoRe Community
Aktuelle Version 2023.06[1]
(22. Dezember 2023)
Betriebssystem Unix, Linux, Windows, macOS
Programmiersprache Java, JavaScript, XSLT
Kategorie Repository, Digitale Bibliothek, Content-Management-System
Lizenz GPL (Freie Software)
deutschsprachig ja
www.mycore.de

MyCoRe ['maikɔːr] ist eine freie Software, mit deren Hilfe Institutionen eigene Dokumenten- und Publikationsserver oder Archivlösungen (oder allgemeiner „Content Repositorien“ → CoRe) entwickeln können. In der MyCoRe Community arbeiten Entwickler aus mehreren deutschen Universitäten an einem gemeinsamen Software-Kern für derartige Anwendungen. Der Source Code des MyCoRe-Projektes ist auf GitHub verfügbar.[2]

MyCoRe ist in Java und XSLT implementiert und als freie Software unter GNU General Public License (GPL) verfügbar. Neben Datenbank-Systemen aus dem kommerziellen oder dem Open-Source-Bereich wird als Backend insbesondere Apache Solr verwendet, mit dessen Hilfe sich auch sehr große digitale Bestände verwalten lassen.

MyCoRe wird an mehreren deutschen Universitätsrechenzentren, an Universitätsbibliotheken, an der Verbundzentrale des GBV (VZG)[3] und als „Statistische Bibliothek“ von den Statistischen Ämtern der Länder und dem Statistischen Bundesamt eingesetzt[4].

Funktionalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Grundfunktionen einer digitalen Bibliothek stellt MyCoRe bereit, so dass einfache Anwendungen primär durch Konfiguration statt Programmierung realisiert werden können. Damit ist MyCoRe ein Framework zum Erstellen von Dokumentenservern. Auch komplexe Anwendungen, wie z. B. Online-Verlage können mit MyCoRe realisiert werden. Onlinelexika wie das Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit können ebenfalls realisiert werden.

Benutzerschnittstelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Webschnittstelle für Benutzer auf Basis von Java Servlets plus XSL, oder Java Server Pages (JSP)
  • Erstellen, Verwalten und Bearbeiten aller Inhalte über Online-Eingabeformulare und Datei-Uploadfunktionen
  • Mehrsprachige Oberfläche (I18N): Textabschnitte und Bezeichnungen sind über Konfigurationsdateien anpassbar
  • Kommandozeilen-Interface (CLI) für administrative Aufgaben und Batch-Import/-Export auf dem Server

Konfigurierbares Metadatenmodell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frei konfigurierbares Metadatenmodell
  • Vordefinierte Basisdatentypen für Textfelder, Datumswerte, Zahlen, Wahr-/Falschwerte, Verweise und Kategorien
  • Eigene Datentypen können zusätzlich über Java-Schnittstellen implementiert werden.
  • Definition von Objekttypen wie „Dokument“ oder „Person“ als Menge von Feldern wiederholbarer Basisdatentypen
  • Querverweise und Beziehungen zwischen Objekttypen
  • Hierarchien von Objekttypen mit Vererbung von Metadaten an untergeordnete Typen, z. B. Hierarchie Zeitschrift, Heft, Artikel
  • Versionierbare Metadaten (Versionshistorie)

Klassifikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Unterstützung beliebiger hierarchischer Klassifikationssysteme (Bäume von Kategorien)
  • Geeignet für hierarchische Fachklassifikationen wie Dewey-Dezimalklassifikation, PACS, MSC, oder Organisationsstruktur ihrer Einrichtung
  • Zuordnung von Objekten (Dokumenten) zu ein oder mehreren Kategorien in beliebigen Klassifikationen
  • Online-Klassifikationseditor zur Bearbeitung von Kategorien
  • Import/Export eigener Klassifikationen über XML-Dateien

Internes Dateisystem (IFS)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Unterstützung beliebiger Dateitypen und Verwaltung komplexer Verzeichnishierarchien (Dateibäume)
  • Speicherung auf lokalen oder entfernten Dateisystemen via SFTP, FTP, Samba/CIFS
  • Hochladen auch sehr großer Dateien über Java-Applet
  • Dynamische Generierung von ZIP-Archiven
  • Automatische Generierung und Prüfung von MD5-Prüfsummen

Audio-/Video-Streaming[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Transparente Integration eines Audio-/Video-Streaming-Servers
  • Helix Universal Server oder IBM VideoCharger Server
  • Streaming von AVI, MPEG1, MPEG2, Quicktime, Real, Windows Media, AVI, MP3, WAV
  • Gezielte Ansteuerung einzelner Stellen im Audio/Video-Datenstrom über URL mit Timecode
  • Unterstützung von SMIL-Präsentationen
  • Anzeige von und Suche in technischen Metadaten, z. B. „bit rate“, „frame rate“, Dauer des Videos

Suchfunktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kombinierte Suche in beschreibenden Metadaten, in Volltexten oder in extrahierten Daten
  • Suche in Volltexten von PDF-, Word-, OpenOffice-, HTML- und XML-Dateien
  • Suche in extrahierten Metadaten, z. B. ID3-Tags von MP3-Dateien, Exif-Daten in JPEG-Dateien, Dateityp und -größe
  • Frei konfigurierbare Suchmasken: einfache Suche, komplexe Suche, Expertensuche
  • Sortierung der Trefferliste nach mehreren Kriterien, auf- oder absteigend
  • Verteilte Suche über mehrere Server via WebServices
  • Integration von Legacy-Systemen über eigene Implementierungen einer Java-Schnittstelle
  • Treffer einer Suche auch als RSS-Feed darstellbar

Benutzer- und Rechteverwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Benutzer- und Gruppenverwaltung
  • Privilegien definieren Rechte eines Benutzers, z. B. Anlegen eines neuen Dokumentes
  • Access Control Listen (ACLs) definieren Zugriffs- und Bearbeitungsrechte auf ein Objekt
  • Autorisierung anhand der Benutzerkennung und/oder der IP-Adresse des Browsers

URNs: Persistent Identifier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Unterstützung von URNs im Namensraum urn:nbn:de als Persistent Identifier
  • Generierung von URNs über konfigurierbaren Algorithmus, z. B. Zeitstempel, Zähler oder beliebiges eigenes Schema
  • Speicherung der URN, Berechnung und Test der Prüfsumme
  • Lokaler Resolver mit Weiterleitung an die Deutsche Nationalbibliothek
  • Registrierung von URNs bei der Deutschen Nationalbibliothek über OAI (Epicur) oder E-Mail

Systemschnittstellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • OAI-PMH 2.0 Data Provider (Open Archives Initiative)
  • Unterstützung verschiedener Metadatenformate, z. B. MODS, Dublin Core, XMetaDissPlus, Epicur
  • REST-Schnittstelle für einen lesenden Zugriff auf ein Repository
  • Unterstützung des Google-Sitemap-Protokolls, spezieller Zugang für Suchmaschinen-Robots
  • Import von Daten aus Pica-Katalogen über die SRU-Schnittstelle
  • Mets-Editor zum Strukturieren von Digitalen Dokumenten
  • Schnittstelle für Simple Web-service Offering Repository Deposit (SWORD)

Web Content Management Modul (WCMS)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • WYSIWYG-Editor für statische Webseiten der Anwendung
  • Pflege der Navigationsstruktur der Website
  • Übersetzungsfunktion für mehrsprachige Websites
  • Änderungshistorie
  • Generierte Sitemap
  • Hochladen von Dateien und anderen Dokumenten
  • Templates für Layout und CSS

Image Viewer Modul[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bildbetrachter im Browser, z. B. für hochauflösende Digitalisate
  • Serverseitige Transformation der Dateien über Java Advanced Imaging
  • Skalieren von Bildern und Bereitstellen von Ausschnitten
  • Automatisches Generieren von Miniatur-Vorschaubildern („thumbnails“)
  • Caching generierter Bilder, automatische Neuberechnung nur bei Bedarf

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das MyCoRe-Framework wird als Software für verschiedene Anwendungen eingesetzt.

Weitere Anwendungsbeispiele sind in der Liste mit MyCoRe-Installationen[5] aufgeführt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Susanne Dobratz: Open-Source-Software zur Realisierung von Institutionellen Repositories – Überblick. In: ZfBB. Band 54, Nr. 4–5, 2007, S. 199–206, doi:10.3196/1864295008544590.
  • Jens Kupferschmidt: Die Entwicklungsgeschichte von MyCoRe an der Universität Leipzig. In: Digital Classics Online. Band 2,2, 2016, S. 30–34, doi:10.11588/dco.2016.2.32387, urn:nbn:de:bsz:16-dco-323871.
  • Frank Lützenkirchen: MyCoRe – Ein Open-Source-System zum Aufbau digitaler Bibliotheken. In: Datenbank-Spektrum - Zeitschrift für Datenbanktechnologie. Band 2, Nr. 4, November 2002, S. 23–27, urn:nbn:de:hbz:464-20120810-143808-4 ([1] [abgerufen am 9. Januar 2024]).
  • Wiebke Oeltjen: Virtuelle Bibliotheken flexibel gestalten. In: Bernhard Mittermaier (Hrsg.): eLibrary – den Wandel gestalten, Proceedings of the WissKom 2010, Schriften des Forschungszentrums Jülich. Bibliothek/Library. Band 20. Zentralbibliothek, 2010, ISBN 978-3-89336-668-2, S. 259–266, urn:nbn:de:hbz:464-20120810-143808-4 ([2] [abgerufen am 9. Januar 2024]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. www.mycore.de. (abgerufen am 12. Januar 2024).
  2. MyCoRe auf GitHub – Abgerufen am 16. März 2018
  3. Verbundzentrale des GBV: Reposis – Repository-Service der VZG, abgerufen am 26. Februar 2020
  4. Statistische Bibliothek: Publikationsserver der Statistischen Ämtern der Länder und des Statistischen Bundesamtes, abgerufen am 22. Mai 2020
  5. Liste mit MyCoRe-Anwendungen – Abgerufen am 9. Januar 2024