Nakrit

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Nakrit
Nakrit aus dem „Frohe Hoffnung“-Stollen bei Wildental, Erzgebirge
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ncr[1]

Andere Namen

Steinmark

Chemische Formel Al4[(OH)8|Si4O10][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate (und Germanate) – Schichtsilikate (Phyllosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/H.25
VIII/H.25-030

9.ED.05
71.01.01.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-domatisch; m[3]
Raumgruppe Cc (Nr. 9)Vorlage:Raumgruppe/9[2]
Gitterparameter a = 8,91 Å; b = 5,15 Å; c = 15,70 Å
β = 113,7°[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,5 bis 2,7; berechnet: 2,582[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[4]
Bruch; Tenazität uneben
Farbe farblos, weiß, grau, gelbbraun
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz erdig, Perlmuttglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,557
nβ = 1,562
nγ = 1,563[5]
Doppelbrechung δ = 0,006[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 40° (gemessen); 48° (berechnet)[5]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in H2SO4 bei Erwärmung

Nakrit, veraltet auch als Steinmark[6] bekannt, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Al4[(OH)8|Si4O10][2], ist also kristallchemisch gesehen ein Aluminium-Schichtsilikat mit Hydroxidionen ((OH)2−) als zusätzlichen Anionen.

Nakrit entwickelt meist erdige, schuppige oder massige Aggregate, selten auch kleine, tafelige, unregelmäßig pseudohexagonale Kristalle von weißer, grauer oder gelblichbrauner Farbe und perlmuttartigem Glanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museum Huthaus Einigkeit, Brand-Erbisdorf

Erstmals entdeckt wurde Nakrit in der Grube Einigkeit, genauer „Einigkeit Fundgrube“ bei Brand-Erbisdorf im deutschen Landkreis Mittelsachsen und beschrieben 1807 durch Alexandre Brongniart, der das Mineral aufgrund seines Glanzes nach dem französischen Wort Nacre für Perlmutt benannte.

In der Montanlandschaft Brand-Erbisdorf wurde mindestens seit dem 17. Jahrhundert nach Silber geschürft und 1850 wurde der Hörnigschacht (1518 erstmals erwähnt) zusammen mit anderen Gruben zur „Einigkeit Fundgrube“ zusammengeschlossen. Von der mittlerweile geschlossenen Grubenanlage existiert nur noch das zu einem Museum umgebaute Huthaus.[7] Neben Silber und Nakrit wurden in der Typlokalität noch weitere 25 Minerale entdeckt wie unter anderem die Bleiminerale Galenit und Pyromorphit, die Antimonsilberblende Pyrargyrit, der Antimonglanz Stibnit, die Zinkblende Sphalerit sowie die Schmuckminerale Opal, Quarz, Rhodochrosit und Schörl. Daneben fand man als Quarz-Varietäten noch den Chalcedon und dessen Untervarietät Jaspis.[8]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Nakrit zur allgemeinen Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er zusammen mit Dickit, Halloysit-7Å und Kaolinit die „Kaolinit-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/H.25 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Nakrit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen oder oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Dickit, Kaolinit, und Odinit die „Kaolinit-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.ED.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nakrit in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er als zusammen mit Dickit, Kaolinit, Halloysit-7Å, Endellit und Odinit in der „Kaolinitgruppe“ mit der System-Nr. 71.01.01 innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1:1-Lagen“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nakrit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe Cc (Raumgruppen-Nr. 9)Vorlage:Raumgruppe/9 mit den Gitterparametern a = 8,91 Å, b = 5,15 Å, c = 15,70 Å und β = 113,7° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine grobschuppige Varietät von Nakrit wird als Pholerit bezeichnet.[9]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pseudomorphose von Nakrit nach Feldspat aus dem Saubachtal, Vogtland

Nakrit bildet sich in Hohlräumen hydrothermaler Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Calcit, Dolomit, Fluorit, Quarz und Topas.

Als seltene Mineralbildung konnte Nakrit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 100 Fundorte als bekannt gelten.[10] Neben seiner Typlokalität Grube Einigkeit bei Brand-Erbisdorf trat das Mineral in Deutschland noch in einigen weiteren Bergwerken im sächsischen Erzgebirge zutage. Weitere Fundorte sind unter anderem Schweighausen im Schwarzwald in Baden-Württemberg; Bad Berneck, Joditz und Wölsendorf (Schwandorf) in Bayern, Sankt Andreasberg im niedersächsischen Harz, die Zechen Zollverein, Julia und Wilder Mann in Nordrhein-Westfalen, Bad Ems und Dannenfels in Rheinland-Pfalz, die Grube Korb bei Eisen (Nohfelden) im Saarland sowie Ronneburg und im Steinbruch Henneberg bei Weitisberga in Thüringen.

In Österreich fand sich Nakrit bisher nur am Katschberg, genauer in Gesteinsproben, die beim Bau des Katschbergtunnels für die Tauern Autobahn zwischen Kärnten und Salzburg entnommen wurden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bolivien, China, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, der Demokratischen Republik Kongo, Mexiko, Namibia, Polen, Schweden, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tschechien, Ukraine, Ungarn, in Großbritannien (UK) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nacrite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 675 (englisch).
  3. David Barthelmy: Nacrite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 3. Mai 2019 (englisch).
  4. a b Nacrite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 70 kB; abgerufen am 3. Mai 2019]).
  5. a b c d Nacrite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 3. Mai 2019 (englisch).
  6. Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 841.
  7. Montanlandschaft Freiberg: Bergbaulandschaft Brand-Erbisdorf. In: montanregion-erzgebirge.de. Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V., abgerufen am 3. Mai 2019.
  8. Stefan Schorn und andere: Typlokalität Grube Einigkeit. In: mineralienatlas.de. Mineralienatlas, abgerufen am 3. Mai 2019.
  9. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 565.
  10. Localities for Nacrite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 3. Mai 2019 (englisch).