Nanobakterien

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Nanobakterium (pl. Nanobakterien) ist die in den 1980er Jahren vorgeschlagene Bezeichnung für Strukturen wesentlich kleiner als die kleinsten bekannten Bakterien (etwa 200 nm bei Bakterien wie Mykoplasmen). Die Bezeichnung ist irreführend, weil bisher nicht nachgewiesen werden konnte, dass es sich dabei um lebensfähige Gebilde handelt.

Entstehung des Begriffs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1981 bezeichneten die Biologen Torrella und Morita in Meereswasser beobachtete 50-200 nm messende, zellartige Gebilde als Ultramikrobakterien.[1] Morita verwendete 1988 dafür die Bezeichnung Nanobakterium.[2] Obwohl elektronenmikroskopisch gewisse Strukturmerkmale von Bakterien nachgewiesen wurden, steht die Aufnahme in die Taxonomie der Bakterien noch aus. Der Geologe Robert L. Folk bezeichnete 1997 Strukturen mit einem Durchmesser von 10-200 nm, die er bei Untersuchungen von Erde und Gestein mit dem Elektronenmikroskop fand, als Nannobakterien (mit nn!), weil er vermutete, Urformen des Lebens entdeckt zu haben.[3] Da auch in einem Mars-Meteoriten ähnliche Strukturen gefunden wurden, hoffte man, damit Leben auf dem Mars nachgewiesen zu haben.[4] Der Begriff Nanobakterien wurde 1996 ebenfalls von Kajander et al. verwendet, die 50-500 nm messende Strukturen im Blut von Säugetieren beobachteten.[5][6] Da diese Gebilde sich zu kalkhaltigen Schichten zusammenlagerten, vermutete man, den Erreger verkalkender Krankheiten (wie Nierensteine, Gallensteine oder Arteriosklerose) gefunden zu haben.[7]

Charakterisierung von Nanobakterien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem bei früheren Untersuchungen nie zweifelsfrei DNS nachgewiesen werden konnte, analysierten 2008 und 2009 mehrere Arbeitsgruppen Nanobakterien aus biologischem Untersuchungsmaterial als einen ungewöhnlichen Kristallwachstumsmechanismus aus Mineral-Fetuin-Komplexen.[8][9][10] Dass es sich dabei um lebende Strukturen handeln könne, sei nach den Ergebnissen der Autoren ausgeschlossen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mykoplasmen – kleinste bekannte Bakterien (300 nm)
  • Nanoarchaeum – kleinstes bekanntes Archaeum (400 nm)
  • Nanobe – mögliche kleinste Lebensformen (20 nm)
  • Pandoravirus – eines der größten bekannten Viren (1000 nm)
  • Parvovirus – kleinste bekannte Viren (18-28 nm)
  • Pithovirus – größtes bekanntes Virus (1500 nm)
  • Prion – kleinster bekannter Infektionserreger (≈10 nm)
  • Protobiont – hypothetischer Vorläufer des Lebens
  • Ultramikrobakterien – mögliche ruhende Formen von größeren Zellen (200 nm)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellenangaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Torrella F., Morita R.Y.: Microcultural Study of Bacterial Size Changes and Microcolony and Ultramicrocolony Formation by Heterotrophic Bacteria in Seawater in: Appl. Environ. Microbiol. 41(1981)518–527
  2. Morita R.Y.: Bioavailability of energy and starvation survival in nature in: Can. J. Micro. 34(1988)436-441
  3. Folk R.L.: Nannobactria: Surely not figments, but what under heaven are they? in: Natural Science 1(1997)Article 3
  4. MacKay D.S., Gibson E.K., Thomas-Keptra K.L. et al.: Search for a past life on Mars: Possible relic biogenic activity in Martian Meteorite ALH84001 in: Science 273(1996)924
  5. Kajander E.O. et al.: Fatal (fetal) bovine serum: Discovery of nanobacteria in: Mol Biol. Call 7(1996)517
  6. Kajander E.O. et al.: Nanobacteria from blood, the smalest culturable autonomously replication agent on Earth in: SPIE Proceedings 3111(1997)40-428
  7. Carson D.: An infectious origin of extraskeletal calcification in: Proc. Nat. Acad. Sci. USA 95(1998)7846-7847
  8. Raoult D., Drancourt M., Azza S. et al.: Nanobacteria are mineralo fetuin complexes in: PLOS Pathog. 4(2008)41
  9. Garcia-Ruiz J.M., Melero-Garcia E., Hyde S.T.: Morphogenesis of self-assembled nanocristalline material of barium carbonate and silica in: Science 323(2009)362-365, PDF
  10. Zyga L.: Nanobacteria – Are they alive? in: PHYS ORG 23. April 2008 online 19. September 2022