Nastätten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Nastätten
Deutschlandkarte, Position der Stadt Nastätten hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 12′ N, 7° 51′ OKoordinaten: 50° 12′ N, 7° 51′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Lahn-Kreis
Verbandsgemeinde: Nastätten
Höhe: 280 m ü. NHN
Fläche: 13,05 km2
Einwohner: 4409 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 338 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56355
Vorwahl: 06772
Kfz-Kennzeichen: EMS, DIZ, GOH
Gemeindeschlüssel: 07 1 41 092
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstraße 1
56355 Nastätten
Website: www.nastaetten.de
Stadtbürgermeister: Marco Ludwig (SPD)
Lage der Stadt Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis
KarteLahnsteinLahnsteinArzbachBad EmsBechelnDausenauFachbachFrüchtKemmenauMiellenNievernBraubachDachsenhausenFilsenKamp-BornhofenOsterspaiBurgschwalbachFlachtHahnstättenKaltenholzhausenLohrheimMudershausenNetzbachNiederneisenOberneisenOberneisenSchiesheimAuelBornichDahlheimDörscheidDörscheidKaubKestertLierschiedLykershausenNochernPatersbergPrathReichenberg (Rheinland-Pfalz)Reitzenhain (Taunus)Sankt GoarshausenSauerthalWeisel (Rhein-Lahn-Kreis)Weyer (Rhein-Lahn-Kreis)AltendiezAullBalduinsteinBirlenbachCharlottenbergCrambergDiezDörnberg (Lahn)EppenrodGeilnauGückingenHambach (bei Diez)HeistenbachHirschberg (Rhein-Lahn-Kreis)HolzappelHolzheim (Aar)Horhausen (Nassau)IsselbachLangenscheidLaurenburgScheidt (Rhein-Lahn-Kreis)Steinsberg (Rheinland-Pfalz)WasenbachAllendorf (Rhein-Lahn-Kreis)Berghausen (Einrich)BerndrothBiebrich (bei Katzenelnbogen)Bremberg (Rhein-Lahn-Kreis)DörsdorfEbertshausenEisighofenErgeshausenGutenackerHerold (Rheinland-Pfalz)KatzenelnbogenKlingelbachKördorfMittelfischbachNiedertiefenbachOberfischbachReckenrothRettertRoth (Rhein-Lahn-Kreis)Schönborn (Rhein-Lahn-Kreis)AttenhausenDessighofenDienethalDornholzhausen (Rhein-Lahn-Kreis)GeisigHömbergLollschiedMisselbergNassau (Lahn)ObernhofOberwiesPohl (Nassau)Pohl (Nassau)SchweighausenSeelbach (Nassau)SinghofenSulzbach (Rhein-Lahn-Kreis)WeinährWinden (Nassau)ZimmerschiedZimmerschiedBerg (Taunus)Bettendorf (Taunus)BogelBuch (Taunus)DiethardtEhrEndlichhofenEschbach (bei Nastätten)GemmerichHainauHimmighofenHolzhausen an der HaideHunzelKasdorfKehlbach (Rheinland-Pfalz)LautertLippornMarienfelsMiehlenNastättenNastättenNiederbachheimNiederwallmenachOberbachheimObertiefenbach (Taunus)OberwallmenachOelsbergRettershainRuppertshofen (Rhein-Lahn-Kreis)StrüthStrüthWeidenbach (Taunus)WelterodWinterwerbHessenLandkreis Mainz-BingenRhein-Hunsrück-KreisLandkreis Mayen-KoblenzWesterwaldkreisKoblenzLandkreis Mayen-Koblenz
Karte

Nastätten ist eine Stadt im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz und Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde. Nastätten ist gemäß Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen und bildet das Zentrum des Blauen Ländchens.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nastätten liegt im westlichen Hintertaunus und ist die größte Stadt des südlichen Rhein-Lahn-Kreises. Die Stadt liegt im Tal des Mühlbachs.

Zu Nastätten gehören auch die Wohnplätze Funkenmühle, Haus Pollmerstall, Heidehof, Heubachmühle, Hof Heubachtal, Hof Schwall, Sonnenhügel, Tannenhof und Thurnsmühle.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im ersten Jahrhundert nach Christus, unter Kaiser Domitian (81–96) besetzen die Römer den Taunus und damit auch das Gebiet des heutigen Rhein-Lahn-Kreises und des späteren Nastättens. Vor und auch zur Zeit der Römer lebten im Taunus-Gebiet keltische Stämme, was sich auch daran zeigt, dass es in der Umgebung Nastättens zahlreiche keltische Hügelgräber gibt. Ob und wenn wie lange vor der urkundlichen Erwähnung das unmittelbare Gebiet in und um Nastätten besiedelt war, ist unbekannt.

Der Ort wurde urkundlich erstmals im Prümer Urbar im Jahre 893 als Nasteden erwähnt.[4] Anfang des 13. Jahrhunderts hatte die Abtei Prüm außer der Fronhube 28 Mansen (Bauernhöfe), die von Hörigen und vier die von Leibeigenen bewohnt wurden. Die Abtei Prüm vergab den Ort im September 1326[5] an die Grafen von Katzenelnbogen als Lehen, im Jahr 1449 kauften sie dieses.[6]

Als Teil der Landgrafschaft Hessen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Philipp I. († 27. Juni 1479) starben die Grafen von Katzenelnbogen im Mannesstamm aus, der Schwiegersohn, Landgraf Heinrich III. von Hessen, erbte die Grafschaft. Es kam zu einem jahrelangen Erbstreit mit Nassau-Dillenburg (um die Niedergrafschaft), der durch den Frankfurter Vertrag 1557 beendet wurde. 1527 kam es in Hessen, also auch in Nastätten, unter Landgraf Philipp I. von Hessen genannt der Großmütige, zur Einführung des lutherischen Bekenntnisses. Durch die Erbteilungen infolge des Todes Philipps I. 1567 wurde die Landgrafschaft Hessen an seine vier Söhne verteilt und Nastätten und die Niedergrafschaft fielen an den zweitjüngsten Sohn Philipps (Philipp II.), und es entstand die Landgrafschaft Hessen-Rheinfels. Nach dem Tod Philipps II. 1583 fiel die Niedergrafschaft an Hessen-Kassel. In den folgenden Jahrzehnten war die Niedergrafschaft ein Zankapfel zwischen dem reformierten Hessen-Kassel und dem lutherischen Hessen-Darmstadt: Während des Dreißigjährigen Krieges gehörten Nastätten und die Niedergrafschaft zwischen 1623 und 1647 zu Hessen-Darmstadt, ab 1648 gehörte es bis 1806 wieder zu Hessen-Kassel.[7]

Bereits in (und vor) dem 16. Jahrhundert wurde um Nastätten intensive Schafzucht betrieben und die aus der Wolle gewebten Stoffe als besonders hochwertiges „Nastätter Tuch“ im In- und Ausland verkauft. Ab etwa 1590 war der Anbau von Flachs eine wichtige Erwerbsquelle. Aus dem Flachs wurde ebenfalls Tuch hergestellt, das oft auch blau gefärbt wurde. Dies ist der Ursprung der Bezeichnung Blaues Ländchen für das Gebiet um den Ort.

Nach der Realteilung des Vierherrischen Gerichts auf dem Einrich in den beiden sog. Nastätter Rezessen 1774/75 und der Übernahme einer Anzahl von Dörfern in die direkte Landesherrschaft von Hessen-Kassel wurde Nastätten Sitz des neu gebildeten katzenelnbogischen Amtes Nastätten.

Unter Napoleon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der sogenannten Franzosenzeit kam der Ort zusammen mit den rechtsrheinischen Teil der Niedergrafschaft Katzenelnbogen von 1806 bis 1813 unter französische Verwaltung (Pays réservé). Nach dem Wiener Kongress gelangte die Region und damit Nastätten im Jahr 1816 aufgrund zweier Tauschverträge zwischen Hessen, Preußen und Nassau zum Herzogtum Nassau.

Herzogtum Nassau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nastätten bekam 1817 die Stadtrechte verliehen.[8]

Preußen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1866 wurde Nastätten mit der Annexion des Herzogtums infolge des Deutschen Krieges preußisch und war zunächst dem Unterlahnkreis in der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet. Ab 1. April 1886 gehörte die Stadt mit dem westlichen Teil des aufgelösten Amtes Nastätten dem neu geschaffenen Kreis Sankt Goarshausen an.

Nastätten war nach dem Ersten Weltkrieg vom 14. Dezember 1918 bis zum 9. September 1919 von französischen Truppen besetzt[7] und gehörte danach bis zum Abzug der Franzosen 1929 zur französischen Besatzungszone.

Anfang März 1927 kam es in Nastätten zur bis dahin schwersten Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialisten und ihren Gegnern in Nassau: Bei der „Schlacht von Nastätten“ störten SA-Trupps aus Wiesbaden, Frankfurt und Mainz sowie weitere Nationalsozialisten eine gegen ihre Bewegung gerichtete Vortragsveranstaltung. Dabei gab es einen Toten und mehrere Schwerverletzte. Die Wiesbadener Ortsgruppe der NSDAP wurde daraufhin für ein Jahr verboten. Nastätten war die erste Stadt Preußens, die Adolf Hitler zum Ehrenbürger ernannte, nämlich am 14. Juni 1932.[9]

Am 27. März 1945 besetzten amerikanische Truppen Nastätten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 1945 wurde Nastätten Teil der französischen Besatzungszone.

Seit 1946 ist Nastätten Teil des Landes Rheinland-Pfalz. Seit der Gebietsreform von 1969 gehört die Stadt zum Rhein-Lahn-Kreis und wurde 1972 Sitz der neu geschaffenen Verbandsgemeinde Nastätten.

Entwicklung der Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung von Nastätten nach nebenstehender Tabelle. Oben von 1495 bis 2018. Unten ein Ausschnitt ab 1871
Jahr Einwohner[7]
1495 0081
1577 0108
1604 0163
1773 0968
1782 1029
1794 [00]1055[10]
1815 1355
1835 1712
1864 1576
1871 1653
Jahr Einwohner
1900 1586
1905 1671
1939 1929
1950 2418
1961 2501
1965 2696
1970 2727
1975 3031
1980 3010
Jahr Einwohner
1985 2982
1990 3249
1995 3809
2000 4160
2005 4242
2010 4217
2015 4198
2018 4199
2022 [0]4409[1]
2020 [00]4389[11]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtratswahl 2019 Nastätten
Beteiligung: 57,7 % (+6,4 %)
 %
40
30
20
10
0
31,7
30,0
28,7
9,7
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
−7,0
−0,9
+4,5
+3,5

Der Stadtrat in Nastätten besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Stadtrat:[12]

Wahl SPD CDU GRÜNE FDP FWG Gesamt
2019 6 6 2 6 20 Sitze
2014 8 6 1 5 20 Sitze
2009 8 6 2 4 20 Sitze
2004 7 8 1 4 20 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Nastätten e. V.

Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister von Nastätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Oktober 2001 bis zum 5. Januar 2017 war Emil Werner (SPD) Stadtbürgermeister von Nastätten. Im September 2016 gab dieser bekannt, aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt auszuscheiden. Da bis zum 19. September 2016 keine Bewerbung vorlag, wurde Joachim Rzeniecki (CDU) vom Stadtrat mit einer Mehrheit von 15 Stimmen zum Bürgermeister gewählt und am 5. Januar 2017 öffentlich als neuer Bürgermeister vereidigt.[13] Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 setzte sich Marco Ludwig (SPD) mit 51,8 % der Stimmen gegen Horst Fäseke (CDU) mit 48,2 % durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 57,7 %.[14]

Name[15] Amtszeit Partei­ange­hörigkeit haupt­amtlich Besonderes während der Amtszeit Sonstiges
Christ (Vorname unbekannt) 1870er und 1880er (genaue Amtszeit unbekannt) unbekannt nein Besuch des Kronprinzen Friedrich III. in Nastätten im August 1880
Otto Lange bis 1914 unbekannt ja Bürgermeister der Industriegemeinde Weißwasser
Friedrich Fahlsing vor 1916 (Amtszeit unbekannt) unbekannt unbekannt; wahrscheinlich nicht Später Bürgermeister in Themar, Bad Karlshafen (1916 gewählt aber vom Regierungspräsidenten abgelehnt) und Nordhorn (1919–27)[16]
Hugo Wasserloos 1903–1927 (genaue Amtszeit unbekannt) unbekannt nein Bau der neuen Synagoge, Erster Weltkrieg, Ende des Kaiserreichs/Weimarer Republik, französische Besatzung, Inflation, beginnender Aufstieg der radikalen Kräfte eine Amtszeit 12 Jahre
Friedrich Brüning 1927–1933 unbekannt nein Machtergreifung der Nationalsozialisten; Weltwirtschaftskrise, Adolf Hitler bekommt die Ehrenbürgerschaft der Stadt Nastätten auf 12 Jahre gewählt; schließlich auf Druck der Nationalsozialisten nach Westfalen versetzt
Peter Haxel 1933–1934 NSDAP nein Gleichschaltung der Verwaltung und der Vereine Interimsbürgermeister/stellvertretender Bürgermeister
K. Ackermann 03.08.1934–31.10.1936 NSDAP nein abgesetzt aufgrund Differenzen mit der NSDAP-Ortsgruppe
Wilhelm Holzey 02.04.1937–1943/1944 NSDAP ja Beginn des Zweiten Weltkriegs
Peter Haxel 1944/1945 NSDAP wahr­schein­lich stellvertretender Bürgermeister
David Seibel ab März 1945; mindestens bis Juli 1945 keine nein Kriegsende; Befreiung durch amerikanische Truppen; Nastätten kommt in die französische Besatzungszone von Haxel ernannt aufgrund des Befehls des Landrates, dass Bürgermeister, die Parteimitglieder waren, ihre Ämter an Nicht-Parteimitglieder zu übergeben hatten
Franz Oberländer genaue Amtszeit unbekannt; zwischen 1945 und 1948 unbekannt nein Nachkriegszeit
Gustav Kruschwitz genaue Amtszeit unbekannt; zwischen 1945 und 1948 unbekannt nein Nachkriegszeit
Karl Oberländer 1948–1952 unbekannt nein Einführung der D-Mark
Heinrich Knörgel 1952–1956 unbekannt nein
Hans Peter Kürten 1956–1965 unbekannt ja
Hans Kunert 1965–1975 CDU ja Wegzug von „Kampf & Spindler“; 1972 Verwaltungsreform Durch Verwaltungsreform war das Bürgermeisteramt ehren- und nicht mehr hauptamtlich; Amtszeit als haupt- und ehrenamtlicher Bürgermeister
Hans Kunert 1975–1979 CDU nein
Karl-Peter Bruch 03.07.1979–Juni 2001 SPD nein 1100-Jahr Feier
Emil Werner Juni 2001–05.01.2017 SPD nein Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen
Joachim Rzeniecki 05.01.2017–26.05.2019 CDU nein 200-Jahre-Stadtrechte-Feier
Marco Ludwig seit dem 26.05.2019 SPD nein

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nastätten war früher landwirtschaftlich geprägt. Im und vor dem 16. Jahrhundert gab es Schafzucht und „Blaufärberei“ (siehe oben). 1898 begann im gesamten Einrich der Bau der Nassauischen Kleinbahn, der bis 1901 dauerte. Die Bahnstrecke verlief auch durch Nastätten. Wo sich heute der Omnibusbahnhof befindet, war ab 1901 der Bahnhof bzw. das Bahnhofsgebäude, das auch heute noch steht. 1907/1908 gründete die Hildener Firma „Kampf & Spindler“ in Nastätten eine Seidenspinnerei, die bis 1969/1970 Bestand hatte.

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das „Regionalmuseum Leben und Arbeiten“, das 1982 vom „Heimatpflegeverein Blaues Ländchen“ ins Leben gerufen wurde, ist im Gebäude der ehemaligen Realschule untergebracht. Das ehemalige Volksschulgebäude, das Bürgerhaus, wird für politische und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Auch gibt es ein Freibad und ein Kino.

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jährliche Veranstaltungen in Nastätten:

  • Blaufärbermarkt
  • Oktobermarkt
  • Weihnachtsmarkt
  • diverse Veranstaltungen des Gewerbevereins, z. B. Gewerbeausstellung oder Automobilschau

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synagoge in Nastätten, erbaut 1904 zerstört 1939
Evangelische Pfarrkirche Nastätten

Die Stadt ist kirchlich der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bzw. dem katholischen Bistum Limburg zugeordnet.

Im Februar 2018 haben sich die zehn ehemals selbständigen Pfarreien St. Martin (Osterspai), St. Margaretha (Filsen), St. Nikolaus (Kamp-Bornhofen), St. Jakobus der Ältere (Dahlheim), St. Georg (Kestert), St. Martin (Wellmich), St. Johannes der Täufer (St. Goarshausen), St. Nikolaus (Kaub), St. Peter und Paul (Nastätten) sowie St. Florin (Strüth) zu der neu gegründeten römisch-katholischen Pfarrei „Heilige Elisabeth von Schönau“ mit Sitz in Kamp-Bornhofen zusammengeschlossen, sie gehört zum Bistum Limburg.[17]

In Nastätten gibt es zum einen die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul, erbaut Mitte des 17. Jahrhunderts[18] und zum anderen die evangelische Kirche St. Salvator, die vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts (damals natürlich noch als katholische Kirche) entstand[19].

In Nastätten leben 53 % Menschen evangelischer Religionszugehörigkeit und 21 % Katholiken, die restlichen 26 % gehören entweder einer anderen oder keiner Religion an.[20] Der große Unterschied zwischen den beiden Religionsgruppen lässt sich dadurch erklären, dass in Nastätten – wie in der gesamten Landgrafschaft Hessen – 1527 die Reformation eingeführt wurde und die Untertanen des Landgrafen somit evangelisch werden mussten. Da die Einwohner nach dem im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit gültigen Grundsatz „Cuius regio, eius religio“ (wessen Herrschaft, dessen Religion) nicht das Bekenntnis wechseln durften, blieb Nastätten größtenteils evangelisch, wie sich auch an den heutigen Zahlen zeigt. Die erste katholische Gemeinde nach der Reformation wurde hier erst durch den Glaubenswechsel des Landgrafen Ernst I. von Hessen-Rheinfels-Rotenburg, ab 1652 wieder möglich. Die näheren rechtlichen Umstände dazu legte man im Regensburger Vertrag von 1654 fest.

Der erste Jude, mit Namen Isaias, zog mit der am 8. Oktober 1654 ausgestellten Erlaubnis des zum Katholizismus konvertierten Landgrafen Ernst I. von Hessen-Rheinfels im Jahr 1654 nach Nastätten. In den folgenden Jahrzehnten kamen mehr Juden nach Nastätten, sodass 1843 dort 67 Juden lebten. 1871 waren es 78, 1905 67 und 1925 54.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Juden rechtlich gleichgestellt. Die Emanzipation und Gleichstellung der Juden war in Nastätten, das ja ab 1866 zu Preußen und zum Norddeutschen Bund gehörte, mit einem Gesetz des Norddeutschen Bundes vom 3. Juli 1869 abgeschlossen.

Von 1868 an gab es jüdischen Religionsunterricht in Nastätten.

Am 5. und 6. August 1904 wurde die neue Synagoge in Nastätten unter großer Anteilnahme auch der nicht-jüdischen Bevölkerung eingeweiht. Im November 1938 wurde die Synagoge zerstört.

Am 15. Januar 1941 meldete der damalige Nastätter Bürgermeister dem Landrat in St. Goarshausen, dass in Nastätten keine Juden mehr lebten.

Krankenhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Nastätten befindet sich das Paulinenstift, das zum Klinikverbund Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gehört. Es wurde 1857 auf Anregung der Herzogin von Nassau, Pauline von Württemberg, gegründet.

Schulisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben einer Grundschule bietet Nastätten eine nach dem Erfinder Nicolaus Otto benannte Integrierte Gesamtschule. Früher gab es eine Volksschule, später eine Realschule und andere spezialisierte Schulen.[21]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1927: Robert Ferdinand Wagner wurde 1877 in Nastätten geboren und wanderte 1886 mit seinen Eltern und Geschwistern in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen in die USA aus. Dort brachte es Robert Wagner vom Zeitungsjungen in New York City (NYC) zu höchsten Ämtern.
  • 1932: Adolf Hitler, Führer der NSDAP und späterer Reichskanzler (vgl. Ehrenbürgerschaft Hitlers). Das Ehrenbürgerrecht ist ein höchstpersönliches Recht und daher mit dem Tod 1945 erloschen. Eine posthume Entziehung des Ehrenbürgerrechts ist nicht möglich, weil nach dem Tod des Geehrten kein Recht mehr besteht, das man aberkennen kann.
  • 1962: Robert F. Wagner Jr., dreimal in Folge gewählter Oberbürgermeister von NYC (1954 bis 1965), hielt die "Treue zur väterlichen Heimat" hoch. Er besuchte die Geburtsstadt seines Vaters gleich mehrmals. Bei seinem letzten Besuch mit Ehefrau und Söhnen am 17. Juli 1962 wurde ihm ebenfalls die Ehrenbürger-Urkunde der Stadt Nastätten überreicht.
  • 2001: Karl Peter Bruch, von 1979 bis 2001 ehrenamtlicher Bürgermeister seiner Heimatstadt Nastätten, sowie 2005 bis 2011 Innenminister von Rheinland-Pfalz und ab November 2006 auch stellvertretender Ministerpräsident.

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Nesen (1492–1524), Humanist und Pädagoge
  • Konrad Nesen (≈1495–1560), Humanist und Bürgermeister von Zittau
  • Friedrich Schenck (1800–1879), letzter nassauischer Amtmann in Nastätten (1851–1866)
  • Charles Oppenheimer (1836–1900), Honorargeneralkonsul von Großbritannien und Irland
  • Robert Ferdinand Wagner (1877–1953), US-Senator und Begründer der amerikanischen Sozialgesetzgebung, sein gleichnamiger Sohn war von 1954 bis 1965 Oberbürgermeister von New York
  • Waldemar Marner (1927–2003), Jurist und Landrat in St. Wendel
  • Harro Heuser (1927–2011), Mathematiker und Autor
  • Frithjof Fratzer (1934–2010), Regierungsdirektor a. D., Jurist und Autor
  • Wolfgang Back (1943–2019), Fernsehmoderator und Wissenschaftsredakteur
  • Christoph Sachße (* 1944), Sozialwissenschaftler und Hochschullehrer
  • Karl Peter Bruch (* 1946), von 2005 bis 2011 rheinland-pfälzischer Minister des Innern und für Sport, 2001 zum Ehrenbürger von Nastätten ernannt
  • Ingolf Deubel (* 1950), rheinland-pfälzischer Minister für Finanzen 2006–2009
  • Matthias Groß (* 1969), Soziologe und Hochschullehrer
  • Peter Heinz (* 1973), Regisseur, Creative Director und Produzent
  • Christian List (* 1973), Professor für Philosophie und Mathematik an der „London School of Economics

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Böckling: Im Allgemeinen ist es ruhig. Der Beginn des Stellungskriegs an der Vogesenfront 1914 im Spiegel des Kriegs-Notizbuchs des Nastätter Amtsgerichtssekretärs Joseph Klemen. In: Nassauische Annalen, Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 121 (2010), ISSN 0077-2887, S. 277–313.
  • Wolf-Arno Kropat: Die nationalsozialistische Machtergreifung am 30. Januar 1933 in Wiesbaden und Nassau. In: Nassauische Annalen 94. 1983, S. 245–277.
  • Nastätten – Geschichte und Gegenwart. Hrsg. v. d. Stadt Nastätten. Nastätten 1992.
  • Nastätten zwischen gestern und morgen. Blaue Blätter Band 18, Hrsg. v. d. Stadt Nastätten. Nastätten 2017.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nastätten – Sammlung von Bildern
Panorama-Aufnahme von Nastätten

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 9. August 2019.
  3. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Januar 2020[Version 2022 liegt vor.]. S. 62 (PDF; 1 MB).
  4. Heinrich Beyer: Mittelrheinisches Urkundenbuch, Band I. Hölscher, Coblenz 1860, S. 193 (www.dilibri.de).
  5. HStAM Bestand Urk. 1 Nr. 399 – Abt Heinrich von Prüm beleh … – Arcinsys Detailseite. Abgerufen am 14. Juli 2018.
  6. Christian Daniel Vogel: Beschreibung des Herzogthums Nassau. Beyerle, 1843, S. 622 (Google Books).
  7. a b c Robert Menche, Eckhart Rheingans, Hubertus Seibert: Nastede 893 Nastätten 1993. Hrsg.: Stadt Nastätten. Nastätten/Koblenz 1992, ISBN 3-920388-20-8.
  8. Stadt Nastätten Aktuelles. Stadt Nastätten, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2017; abgerufen am 3. Mai 2017.
  9. Hubertus Seibert: Der Aufstieg des Nationalsozialismus im Rhein Lahn-Kreis (1925–1933). In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft–Geschichte–Kultur unserer Heimat. Hrsg. von der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises, Verlag Loreley Galerie, Oberwesel 1987, S. 219–251, hier S. 239.
  10. Nastätten Spezialbeschreibung Flecken 1794. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Januar 2021; abgerufen am 8. Januar 2021.
  11. Stadtbürgermeister
  12. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. Abgerufen am 9. August 2019.
  13. Nastättens neuer Bürgermeister: Rzeniecki will die Bürger „mitnehmen“. Abgerufen am 3. Mai 2017.
  14. Rhein-Lahn-Zeitung, 27. Mai 2019, S. 23.
  15. Robert Menche, Eckhart Rheingans und Hubertus Seibert: 893 Nastede 1993 Nastätten. Nastätten Geschichte und Gegenwart. Hrsg.: Stadt Nastätten. Nastätten 1992, ISBN 3-920388-20-8.
  16. Schreiben des Regierungspräsidenten in Osnabrück an den Regierungspräsidenten in Wiesbaden vom 12.9.1924 bzgl. Friedrich Fahlsings Personalakte aus seiner Zeit in Nastätten
  17. www.rhein-zeitung.de: Gründungsgottesdienst: Pfarrei „Heilige Elisabeth von Schönau“ hat Sitz in Kamp-Bornhofen, abgerufen am 6. Februar 2018.
  18. Kath. Kirchengemeinde Nastätten. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. August 2017; abgerufen am 6. August 2017.
  19. Ev. Kirchengemeinde Nastätten. Abgerufen am 6. August 2017.
  20. Stat. Landesamt RLP Zensus 2011 Nastätten. (PDF) Abgerufen am 6. August 2017.
  21. Robert Menche, Eckart Rheingans, Hubertus Seibert: Nastätten – Geschichte und Gegenwart. Hrsg.: Stadtverwaltung Nastätten. Nastätten/ Koblenz 1992, ISBN 3-920388-20-8, S. 468.