Nationalpark Marahoué

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Nationalpark Marahoué

IUCN-Kategorie II – National Park

Der Fluss Marahoué, von Galeriewald gesäumt

Der Fluss Marahoué, von Galeriewald gesäumt

Lage Elfenbeinküste
Fläche 1010 km²
WDPA-ID 722
Geographische Lage 7° 6′ N, 6° 2′ WKoordinaten: 7° 5′ 49″ N, 6° 1′ 32″ W
Markierung
Naturschutzgebiete der Elfenbeinküste
Einrichtungsdatum 1968
Verwaltung Daloa, Office Ivoirien des Parcs et Réserves

Der Nationalpark Marahoué (franz. Parc national de la Marahoué) liegt im Zentrum der Elfenbeinküste, westlich des Kossoustausees, auf 90 bis 320 m Meereshöhe. Er wurde 1956 als Wildreservat und am 9. Februar 1968 als Nationalpark eingerichtet und ist 1010 km² groß. Die nächste Stadt ist Bouaflé, die Hauptstadt der Region Marahoué. Die Yamoussoukro-Daloa-Hauptstraße stellt einen Teil der südwestlichen Grenze dar; der Fluss Marahoué, der im Norden durch den Parks fließt, bildet einen Teil der östlichen Grenze. Die Landschaft setzt sich aus Tälern und Hügeln zusammen und hat eine durchschnittliche Höhe über dem Meeresspiegel von 250 Metern. Der Jahresniederschlag beträgt 1100 mm, die Jahresmitteltemperatur 25˚C bis 28˚C.

Vegetation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Park liegt am nördlichen Rand des Oberen guineischen Waldes im Übergangsbereich zwischen tropischem Regenwald und baumbestandener Savanne. 1975 war die Fläche aufgeteilt in 60 % dichter Wald, 15 % degradierter Wald, 5 % Galeriewald und 17 % Mosaik aus Savanne und Sträuchern; die restlichen 3 % der Parkfläche wurden landwirtschaftlich genutzt. In den 1990er Jahren waren es 73 % Wald und 1 % Strauchland. Zwischen 2002 und 2008 verlor der Park in Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste 93 % seiner Waldbedeckung.[1] 2014 gab es keinen dichten Wald mehr, 12 % des Parks war degradierter Wald, 4 % Galeriewald, 67 % Savanne und Strauchland sowie 15 % landwirtschaftliche Nutzfläche.

Die Vegetation besteht aus Galeriewald und teilweise laubabwerfendem Wald, in dem Abachi-Bäume, verschiedene Zürgelbaumarten, Khaya grandifolia, Erythrophleum ivorense sowie Limbabäume vorherrschen. Vor allem in der östlichen Hälfte findet sich baumbestandene Savanne mit Diospyros mespiliformis, Afzelia africana, Lophira lanceolata und Daniellia oliveri. 2016 wurden im Nationalpark 302 Pflanzenarten verzeichnet, darunter Combretum zenkeri, Dialium guineense, Entandrophragma utile, Milicia excelsa und Triplochiton scleroxylon sowie über 15 Jahre alte Kakaobäume.

Tierwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben Büffeln, Flusspferden, Krokodilen, Mangusten, Kuhantilopen, Bongos, Duckern, Wasserböcken, Kob- und Leierantilopen soll es hier in den 1980er Jahren noch 50 Elefanten gegeben haben. Viele Primatenarten wie Dianameerkatze, Rote Stummelaffen und Weißnackenmangabe sind vertreten.[2] 2007 wurde die Anzahl der Schimpansen auf unter 50 geschätzt und 2012 lebten im Park keine Schimpansen mehr.[3] Aufgrund seiner großen Vielfalt von 287 Vogelarten ist der Nationalpark eine Important Bird Area.

Gefährdung des Nationalparks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits vor der Einrichtung des Nationalparks waren von mindestens 111 Pflanzern Kakaoplantagen und weitere Anbauflächen innerhalb des Gebietes angelegt worden, die 1975 etwa 3 % der Parkfläche ausmachten. Landwirtschaft einschließlich Brandrodung und illegales Holzfällen führten zur Zerstörung oder schweren Beeinträchtigung der Vegetation in etwa einem Viertel des Parks. Besonders in der Nähe der östlichen und nördlichen Parkgrenze hat das menschliche Einwirken stark zugenommen, die Bevölkerung angrenzender Dörfer und Städte nutzt Holz und Wildfleisch aus dem Nationalpark und illegale Kakaoplantagen werden weiterhin unterhalten. Wilderei ist ein ernstes und weit verbreitetes Problem, das zur Reduktion der Bestände an Antilopen und Primaten führte. Pestizidbelastung beeinträchtigt einige der Marschen. Zeitweise gab es innerhalb der Parkgrenzen etwa 50 illegale Siedlungen, in denen bis zu 13 000 Menschen lebten.[4]

Gegenmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Entwicklungshilfeprojekt als Teil des die ganze Nation umfassenden, von vielen Spendern finanzierten Programmes zur Verbesserung des Managements geschützter Gebiete wurde in Marahoué 2001 bis 2002 von Conservation International mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union im Rahmen des Critical Ecosystem Partnership Fund durchgeführt,[5] aber aufgrund der politischen Unruhen im Land abgebrochen.[6]

Ende 2016 begann das Office Ivoirien des Parcs et Réserves mit Umsiedlungsabkommen und der Räumung illegaler Siedlungen innerhalb des Nationalparks.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wally und Horst Hagen: Die afrikanischen Nationalparks als Lebensräume der Elefanten. In: Vitus B. Dröscher (Hrsg.): Rettet die Elefanten Afrikas. 1. Auflage. Goldmann Verlag, München 1990, ISBN 3-442-12322-4, S. 211.
  • Geneviève Campbell, Hjalmar Kuehl, Paul N'Goran Kouamé, Christophe Boesch: Alarming decline of West African chimpanzees in Côte d'Ivoire. In: Current Biology. Band 18, Nr. 19, 14. Oktober 2008, doi:10.1016/j.cub.2008.08.015 (englisch).
  • Goh Denis: Le Parc national de la Marahoué: de la logique de conservation à la logique de predation. In: European Scientific Journal. Band 11, Nr. 8, 2015, S. 226–241 (französisch, paperity.org [abgerufen am 6. Oktober 2019]).
  • Yao Sadaiou Sabas Barima, Kouassi Apollinaire Kouakou, Akoua Tamia Madeleine Kouakou, Yao Charles Sangne: A Survey of the Floristic Diversity of the National Park of Marahoué after the Armed Conflicts in Ivory Coast. In: Open Journal of Forestry. Band 6, 14. Juli 2016, S. 259–268, doi:10.4236/ojf.2016.64021 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rebecca Carroll: Chimps 90 Percent Gone in a "Final Stronghold". In: National Geographic News. 13. Oktober 2008, archiviert vom Original am 13. Juli 2012; abgerufen am 6. Oktober 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/news.nationalgeographic.com
  2. Gonedelé Bi Sery, Dietmar Zinner, Inza Koné, Zoro Goné Bi, Bertin Akpatou, J. C. Koffi Bené, Abdourahamane Sangaré und Christophe Boesch: A West African Black-and-White Colobus Monkey, Colobus polykomos dollmani, Facing Extinction. In: Primate Conservation. Band 21, 1. August 2006, S. 55–61, doi:10.1896/0898-6207.21.1.55 (englisch).
  3. A.P.E.S. Wiki team: Marahoué National Park. 4. Dezember 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2010; abgerufen am 6. Oktober 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/apes.eva.mpg.de
  4. Ruth Maclean: 'Once this was all trees, but they burned them to plant cocoa': the ruin of West Africa's rainforest. 13. September 2017, abgerufen am 6. Oktober 2019 (englisch).
  5. Conservation of Biodiversity in Marahoué National Park, Côte d’Ivoire. In: Critical Ecosystem Partnership Fund. Abgerufen am 6. Oktober 2019 (englisch).
  6. Abholzung bedroht Schimpansen. Dramatischer Rückgang der Population in der Elfenbeinküste. In: Scinexx. Das Wissensmagazin. 15. Oktober 2008, abgerufen am 6. Oktober 2019.
  7. Cécile Barbière, übersetzt von Tim Steins: Illegaler Kakaoanbau zerstört die Wälder der Elfenbeinküste. In: Euractiv. 23. Januar 2018, abgerufen am 6. Oktober 2019.