Nicolai Hanson

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Nicolai Hanson (1898 oder 1899)
Nicolai Hanson beim Messen der Wassertemperatur (1899)
Hansons Grab am Kap Adare (1899)

Nicolai Hanson (* 24. August 1870 in Kristiansund; † 14. Oktober 1899 am Kap Adare, Antarktika) war ein norwegischer Zoologe und Polarforscher. Er war der erste Mensch, der auf dem antarktischen Festland begraben wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicolai Hanson[Anm 1] wurde 1870 als ältester Sohn des Schiffsmaklers Anton Hanson (* 1836) und dessen Frau Sophie Hanson (* 1844) in Kristiansund geboren.[1] Er studierte Biologie bei Robert Collett (1842–1913) an der Universität Kristiania und stellte anschließend in Nordnorwegen Präparate für die Sammlungen des British Museum in London und des Zoologischen Museums in Kristiania her. Collett war es auch, der den jungen Wissenschaftler für die Southern-Cross-Expedition in die Antarktis empfahl.[2] Der Leiter dieser privaten, durch den Verleger Sir George Newnes (1851–1910) finanzierten Expedition, Carsten Egeberg Borchgrevink, stellte ihn als Zoologen und Präparator ein. Auf der Überfahrt erkrankte Hanson im September 1898 schwer an Typhus, erholte sich bis zur Ankunft in der Antarktis aber vollständig.[3] Die Expedition überwinterte 1899 am Kap Adare in Victorialand. Hanson, der ein geübter Jäger und Skiläufer war, nutzte die Zeit, um mit Hilfe seines Assistenten Hugh Evans (1874–1975) eine umfangreiche Sammlung von Präparaten der antarktischen Tierwelt anzulegen. Im Juli erkrankte Hanson, vermutlich an feuchter Beriberi, verstärkt durch seine vorherige Darminfektion.[4] Er starb am 14. Oktober 1899 und wurde am 20. Oktober hoch über dem Kap Adare an einem Platz bestattet, den er selbst ausgewählt hatte.[5] Er wurde als erster Mensch auf dem antarktischen Festland begraben. Hanson hinterließ seine Frau und seine kleine Tochter Johanne Hanson Vogt (1898–1999).[6]

Hansons Grab wurde 1902 von Robert Falcon Scotts Discovery-Expedition besucht.[7] Zehn Jahre später hielt die Nordgruppe der Terra-Nova-Expedition am Kap Adare Ausschau nach ihrem Schiff. Der Bootsmann Frank Vernon Browning (1882–1930) säuberte das Grab und legte mit weißen Quarzsteinchen auf schwarzem Grund aus Basalt den Schriftzug „Hanson“ sowie ein weißes Kreuz.[8] Heute steht es als historisches Denkmal HSM-23 unter dem Schutz des Antarktisvertrags.[9]

Wissenschaftlicher Nachlass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hansons zoologische Präparate wurden nach der Rückkehr der Southern Cross im Oktober 1900 an das Natural History Museum übergeben. Um die wissenschaftlichen Notizbücher, die Hanson laut Louis Bernacchi, dem Meteorologen der Expedition, auf dem Totenlager an Borchgrevink übergeben hatte,[5] entbrannte ein Streit zwischen dem Museum und Borchgrevink, der öffentlich in der Presse ausgetragen wurde.[10] Dass die Notizen verschollen blieben, erschwerte eine Zuordnung der Präparate, die weitgehend unbeschriftet waren. Das Museum wandte sich daraufhin an Hansons Witwe, die sein persönliches Tagebuch, soweit es biologische Beobachtungen enthielt, freigab. 1902 wurden die zoologischen Ergebnisse der Southern-Cross-Expedition vom Museumsleiter Ray Lankester als Report on the Collections of Natural History made in the Antarctic Regions during the Voyage of the „Southern Cross“ auf über 300 Seiten veröffentlicht.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 1255 m hohe Hanson Peak, der sechs Kilometer südlich des Kap Adare aufragt, erinnert an Nicolai Hanson.[11] Zudem ist Hanson Namensgeber für den Hansen-Nunatak [sic], der sich wie der Hanson Peak im Viktorialand befindet. George Albert Boulenger benannte den Antarktisdorsch Trematomus hansoni nach ihm.[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nicolai Hanson – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volkszählung von 1885, abgerufen am 20. Dezember 2013
  2. Report on the Collections of Natural History made in the Antarctic Regions during the Voyage of the „Southern Cross“, London 1902, S. 79 (englisch)
  3. Carsten Egeberg Borchgrevink: Nærmest sydpolen aaret 1900, Gyldendal, Kopenhagen und Kristiania 1905, S. 44 (dänisch)
  4. Henry R. Guly: ‘Polar anaemia’: cardiac failure during the heroic age of Antarctic exploration (PDF; 131 kB). In: Polar Record 48, 2012, S. 157–164. doi:10.1017/S0032247411000222 (englisch)
  5. a b Louis Bernacchi: To the South Polar regions, Hurst and Blackett, London 1901, S. 185 (englisch)
  6. David Vogt: En miskjent polarhelt (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive) in Aftenposten vom 13. Dezember 2008 (norwegisch)
  7. Robert Falcon Scott: The Voyage of the Discovery. Band 1. Smith, Elder & Co., London 1905, S. 137 (englisch, archive.org).
  8. Raymond E. Priestley: Scott’s Northern Party. Dutton, New York 1915, S. 60 (englisch, archive.org).
  9. HSM 23: Hanson’s Grave in der Antarctic Protected Areas Database auf der Website des Sekretariats des Antarktisvertrags (englisch, spanisch, französisch, russisch), abgerufen am 16. November 2019
  10. Where are Hanson’s Notebooks? In: Auckland Star vom 20. September 1902 (englisch), abgerufen am 21. Dezember 2013
  11. Hanson Peak. In: Geographic Names Information System. United States Geological Survey, United States Department of the Interior, archiviert vom Original; (englisch).
  12. Trematomus hansoni auf Fishbase.org (englisch)

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In der Literatur finden sich bis heute die Namensschreibweisen Nicolai/Nikolai und Hanson/Hansen. Er selbst schrieb den Namen in seinem Tagebuch Nicolai Hanson. Auch die Expeditionsberichte Borchgrevinks und Bernacchis sowie die vom Natural History Museum London herausgegebene wissenschaftliche Beschreibung seiner biologischen Präparate verwenden ausschließlich diese Schreibweise.