Niederrheinische Bauerntöpferei

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Produktionsorte der Niederrheinischen Bauerntöpferei.

Die Niederrheinische Bauerntöpferei ist eine Keramikwarenart des 17. bis 19. Jahrhunderts und nimmt in der Geschichtsforschung des Niederrheins einen großen Raum ein. Die oft als niederrheinische Irdenware bezeichneten Keramikprodukte zeichnen sich durch bildliche Darstellung von religiösen Motiven und Alltagsszenen der frühen Neuzeit aus. Sie weisen in der Regel einen roten Scherben auf und sind mit einer Schlickerbemalung in den Farben Braun, Gelb und Grün versehen.

Festtagsschüsseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders prominente Vertreter der Niederrheinischen Bauerntöpferei sind die sogenannten Festtagsschüsseln. Diese bis zu 80 cm[1] durchmessenden Schüsseln oder Schalen waren meist persönliche Einzelanfertigungen zu einem bestimmten Anlass. Beliebt waren solche Schüsseln z. B. als Vermählungsgeschenk. Zur Benutzung waren diese weniger geeignet. Vielmehr wurden die Festtagsschüsseln als Dekoration an der Wand aufgehängt oder in Regalen oder auf Kaminsimsen aufgestellt.

Das Motivinventar der Festtagsschüsseln beinhaltet neben religiösen Motiven häufig auch Darstellungen zu Brautwerbung und Hochzeiten.

Produktionszentren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kerngebiet der niederrheinischen Irdenwarenherstellung, der sogenannten Pottbäcker, war im 17. bis 19. Jahrhundert der Raum zwischen Krefeld und Kleve.[2] 1923 startete der Künstler Heinrich Dieckmann zusammen mit Heribert Reiners einen Versuch, die niederrheinische Bauerntöpferei mit sakralen Motiven in einer Frechener Werkstatt wiederzubeleben. Die eigens gegründete Firma „Niederrheinische Werkstatt für Töpferei“ wurde jedoch noch im selben Jahr wieder geschlossen.[3]

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arbeitskreises Niederrheinische Irdenware (Hrsg.): Aus der Erde auf den Tisch-Weggeworfen und Wiedergefunden – 300 Jahre Irdenware vom Niederrhein. Krefeld-Linn 2009.
  • Wolfgang Hackspiel (Hrsg.): „Der Scherbenkomplex von Haus Gelinde“. Rheinland Verlag, 1993.
  • Alexandra Mars: Keramik aus Gennep. Archäologische Untersuchung einer Töpferwerkstatt des 18. Jahrhunderts. Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums für Volkskunde in Kommern, Nr. 45. Janssen Pers, Gennep 1991.
  • Joachim Naumann (Hrsg.): Keramik vom Niederrhein. Köln 1988. ISBN 3-927396-00-1
  • Christoph Reichmann: Festtagsschüsseln vom Niederrhein. Museum Burg Linn, Krefeld 1989.
  • Mechthild Scholten-Neess; Werner Jüttner: Niederrheinische Bauerntöpferei 17. – 19. Jahrhundert. Düsseldorf 1977. ISBN 3-7927-0070-0
  • Guido Tersteegen (Hrsg.): „Produkte einer niederrheinischen Töpferwerkstatt von 1691-1802“. Issum 2011, ISBN 978-3-00-034376-6
  • Lutz Weynans: „Funde von Herd- und Gebrauchskeramik des 18. und 19. Jahrhunderts im Raum Tönisberg“. Tönisberger Heimatblätter 2007.
  • Lutz Weynans: „Neuste Erkenntnisse und Belegstücke zur Tönisberger Töpfereigeschichte“. Tönisberger Heimatblätter 2010
  • Lutz Weynans: „Auswertung einer Fundbergung Tönisberger Töpfereiabfälle“. Tönisberger Heimatblätter 2011.
  • Lutz Weynans: „Misslungen und entsorgt – Fehlbrände aus Tönisberger Werkstätten“. Tönisberger Heimatblätter 2012.
  • Lutz Weynans: „Ein Fundkomplex dekorierter Irdenware des 16. Jahrhunderts aus Venlo“, Hallesche Beiträge zur Archäologie des Mittelalters, 2016

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Maria Kevelaer Schüssel (78cm Durchm.), Sonsbeck 1720, Kunstmuseen Krefeld, Inv. Nr. 1905/56.
  2. Wolfgang Hackspiel: Die Herstellung der niederrheinischen Irdenware. In: Joachim Naumann (Hrsg.): Keramik vom Niederrhein. Köln 1988. S. 255.
  3. Monika Joggerst: Heinrich Dieckmann. Leben und Werk 1890-1963. Diss. Bochum 2002, S. 77ff.