Nikolaus Knauf

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Nikolaus Wilhelm Knauf (* 8. April 1936[1]) ist Gesellschafter des Familienunternehmens Knauf Gips und war bis Anfang März 2022 Honorarkonsul Russlands.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nikolaus Knauf ist der älteste Sohn von Alfons Knauf, der gemeinsam mit seinem Bruder Karl Knauf 1932 ein Gipswerk im Mosel-Städtchen Perl gründete und später ins unterfränkische Iphofen verlegte. Nikolaus Knauf ist verheiratet und hat drei Kinder; eine seiner Töchter ist verheiratet mit Anton Werhahn, seit 2007 Vorstandssprecher der Wilh. Werhahn KG.

Unternehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinsam mit seinem Cousin Baldwin Knauf (* 23. September 1939), dem ältesten Sohn von Karl Knauf, trat er 1969 als persönlich haftender Gesellschafter in die Unternehmensführung von Knauf ein. Die Geschwister der Cousins traten 1970 als Kommanditisten in das Unternehmen ein, das bis heute als weltweit tätiges Unternehmen mit ca. 6,0 Milliarden Euro Umsatz und knapp 26.000 Beschäftigten weiterhin in Familienbesitz ist. Nikolaus Knauf widmete sich innerhalb des Unternehmens hauptsächlich dem Ressort Technik, während sein Cousin Baldwin sich insbesondere Verwaltungsfragen widmete. Unter der Leitung der Cousins Nikolaus und Baldwin expandierte das Unternehmen Knauf ab den 1970er Jahren zunächst vor allem nach Österreich, Frankreich und in die Benelux-Staaten. Nach dem Umbruch in Osteuropa konnte das Unternehmen über seine österreichische Tochterfirma den gesamten südosteuropäischen Markt für sich erschließen, wofür Nikolaus und Baldwin Knauf mit hohen österreichischen Auszeichnungen bedacht wurden. Die umfangreichste Expansion gelang den Cousins ab den 1990er Jahren in Russland und den GUS-Staaten. Die Familie Knauf besaß bis 2011 eine Beteiligung an der Fluggesellschaft Eurowings. 2008 endete seine Tätigkeit als Geschäftsführer von Knauf. Danach wechselte er in den Gesellschafterausschuss, wo er im jährlichen Wechsel mit seinem Cousin Baldwin Knauf als Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender amtiert. 2009 wurde Nikolaus Knauf Mitglied des „Lenkungsrats Unternehmensfinanzierung“ im Wirtschaftsfonds Deutschland.

Kommunalpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nikolaus Knauf ist Mitglied der CSU. Für die CSU sitzt er im Gemeinderat von Markt Einersheim bei Iphofen und im Kreistag des Landkreises Kitzingen.[2]

Förderer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Vielzahl von kulturellen und sozialen Einrichtungen werden durch Nikolaus Knauf oder die Knauf-Gruppe unterstützt. So besteht in Iphofen das Knauf-Museum.

Seit der Eröffnung des Honorarkonsulats Russlands in Nürnberg hat Nikolaus Knauf mehrere Benefizkonzerte zugunsten sozialer Projekte im Konsularbezirk und zur Unterstützung von russischen Nachwuchschören und Waisenhäusern veranstaltet.[3]

Nikolaus Knauf hat einen Beitrag zum Wiederaufbau orthodoxer Kirchen geleistet. Zu Ehren des russischen Dichters und Diplomaten Fjodor Tjutschew wurde dessen im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stammkirche, die orthodoxe Mariä Himmelfahrt-Kathedrale im Dorf Ovstug im westrussischen Gebiet Brjansk wieder aufgebaut. Im Dezember 2003 wurde in München im Beisein des russischen Außenministers Igor Sergejewitsch Iwanow eine lebensgroße Bronzefigur von Fjodor Tjutschew enthüllt, die vom bekannten russischen Bildhauer Andrei Kowaltschuk geschaffen wurde.[3]

Das Schloss Peterhof erhielt durch Knauf-Gruppe umfangreiche Unterstützung bei der Sanierung der Anlagen. So konnte in der Zarenresidenz bei St. Petersburg der berühmte Neptunbrunnen, dessen Kopie im Nürnberger Stadtpark zu bewundern ist, restauriert und wieder in Betrieb genommen werden.[4]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nikolaus Knauf pflegte jahrelang enge Kontakte zu Wladimir Putin und behielt seinen Posten als russischer Honorarkonsul auch nach der Annexion der Krim. Knauf bezeichnete 2018 die darauf folgenden Sanktionen gegen Russland als "schrecklich".[8][9]

Knauf unterstützt den russischen Propagandakrieg, bei dem seine deutsche Firma eine wichtige Rolle spielt und nach Einschätzung eines Experten gegen Sanktionsrecht verstößt. Ein offizieller Vertragshändler von Knauf wirbt öffentlich damit, dass er ein Wohnhausprojekt mit Knauf-Baustoffen im Auftrag des russischen Verteidigungsministeriums im von Russland flächendeckend zerstörten Mariupol erbaut habe.[8]

Er beschäftigt nach wie vor 4.000 Mitarbeiter in Russland und setzt dort Milliarden um.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Rödiger, Herbert Schumacher, Wilfried Demel: Wachsen und Werden. Biografie der Unternehmerfamilie Knauf. Iphofen 2003.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eike Lenz: Baldwin Knauf: Kühler Konzernlenker, Main-Post — Website, 22. September 2009. Abgerufen am 3. April 2016.
  2. CSU-Mitglieder des Kreistages Kitzingen, zuletzt geändert am 15. Juli 2014, abgerufen am 11. Juni 2015
  3. a b Das Honorarkonsulat. In: Honorarkonsulat der Russischen Föderation. Abgerufen am 11. Juni 2020.
  4. Lothar Schnitzler, Florian Willershausen: Baustoffe: Wie der Gipsgigant Knauf gegen Krise und Klagen kämpft. Abgerufen am 11. Juni 2020.
  5. a b Rödiger et al. 2003, S. 167.
  6. Nürnberg: Russlands Honorarkonsul tritt zurück, Bayerischer Rundfunk, Regionalnachrichten Franken, 8. März 2022, abgerufen am 19. September 2022.
  7. Mainpost vom 7. Mai 2006
  8. a b c Janine Arendt, Julius Baumeister, Véronique Gantenberg und Till Uebelacker WDR: Deutsche Firmen am russischen Wiederaufbau von Mariupol beteiligt. Abgerufen am 3. April 2024.
  9. Putins Wiederaufbau von Mariupol: Deutsche Firmen beteiligt. 3. April 2024, abgerufen am 3. April 2024.