Nord-West Oelleitung

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Nord-West Oelleitung GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung November 1956
Sitz Zum Ölhafen 207

26384 Wilhelmshaven

Leitung Jörg Niegsch, Lars Bergmann
Mitarbeiterzahl 150[1]
Branche Mineralölumschlag
Website www.nwowhv.de

Koordinaten: 53° 33′ 17″ N, 8° 9′ 30″ O

Lage des Wilhelmshavener Ölhafens
Das Mineralöltanklager aus der Vogelperspektive (Mai 2012)

Die Nord-West Oelleitung GmbH (NWO) in Wilhelmshaven wurde im November 1956 gegründet, um die Nord-West-Oelleitung[1] als erste Mineralölfernleitung in Europa zu bauen und zu betreiben. Mit dem Bau der Mineralölfernleitung wurde die Rohstoffversorgung mehrerer Mineralölraffinerien im Emsland und im Rhein-Ruhr-Gebiet sichergestellt. Entscheidend für die Standortwahl war vor allem der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven, den auch die größten Tanker beladen anlaufen können.

Die NWO ist Deutschlands Knotenpunkt für Umschlag, Lagerung und Durchleitung von Mineralöl. Mehr als 1 Milliarde Tonnen Mineralöl wurden seit Inbetriebnahme der Anlagen am 29. November 1958 mit über 19.000 Tankern umgeschlagen. Im Jahr 2020 wurden 18,2 Millionen Tonnen Mineralöl umgeschlagen, die von 236 Tankern angeliefert wurden.[1]

Zu den Betriebsanlagen gehören im Wesentlichen die Tankerlöschbrücke zum Löschen der Tanker, das Tanklager auf dem Betriebsgelände zum Zwischenlagern des Mineralöls und die Mineralöl-Fernleitungen mit allen dazugehörigen technischen Einrichtungen.

Die Hälfte des angelieferten Mineralöls kommt aus Europa. Ein Drittel kommt aus Russland und ca. 20 % aus Afrika.[2]

Seit Aufnahme des Betriebes im November 1958 entwickelte sich der neu gebaute Ölhafen Wilhelmshaven zu dem bedeutendsten Mineralölimporthafen der Bundesrepublik.

Die NWO ist Teilnehmer am BIL-Portal und bildet Leitungsauskünfte über das durch die Genossenschaft betriebene bundesweite Informationssystem für Leitungsrecherche (BIL) ab.

Gesellschafter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Shell Deutschland Oil GmbH, Hamburg 20,40 %
  • Holborn Europa Raffinerie GmbH (HER, siehe Tamoil), Hamburg 20,27 %
  • Ruhr Oel GmbH, Gelsenkirchen 33,69 %
  • BP Europa SE, Bochum 25,64 %

Pipeline-Verbindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jade-Wesermündung mit Pipelines

Nord-West Oelleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Norddeutsche Oelleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ölhafen Wilhelmshaven beginnt ebenfalls die Norddeutsche Oelleitung, die von NWO betrieben wird. Die Nord-West Oelleitung GmbH ist die Betriebsführungsgesellschaft für diese Leitung.

  • Aufgabe: Versorgung der Holborn Europa Raffinerie in Hamburg-Harburg
  • Strecke: Wilhelmshaven – Hamburg
  • Länge: 142 km
  • Durchmesser: 56 cm

Weitere Betriebsanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlagen der Nord-West Oelleitung GmbH sind an drei Kavernenanlagen der strategischen Rohölreserve in Wilhelmshaven-Rüstringen, Etzel und Ochtrup angebunden. Die Kavernenanlagen sind unterirdische Vorratslager in Salzstöcken, die in rund 900 bis 1700 Metern Tiefe mit (See-)Wasser ausgespült wurden.

Weitere Betriebsanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Betriebsgelände in Wilhelmshaven hat eine Gesamtfläche von 170 Hektar.[1]

Tanklager[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Tanklager hat ein Gesamtfassungsvermögen von 1,6 Mio. m³:[1]

  • 26 Schwimmdach-Tanks mit je 30.000 m³ Fassungsvermögen.
  • 9 Schwimmdach-Tanks mit je 100.000 m³ Fassungsvermögen

Hafenanlagen, Tankerlöschbrücke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

NWO-Löschbrücke mit zwei Tankern und in der Mitte einem freien Löschkopf
Tankerlöschbrücke der NWO
  • Löschbrücke, bestehend aus
    • einer Zufahrtsbrücke, die ostwärts 670 m weit in den Fahrwasser-Rand reicht
    • einem nord-südlich verlaufenden Querteil von etwa 1200 m Länge, an dem die Löschköpfe liegen
  • heute drei Löschköpfe (s. u. bei Geschichte)
  • Tankergrößen bis 260.000 tdw.
  • teilbeladen a. A. bis 350.000 tdw.

Fernsteuerzentrale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die komplette Leitung wird von einer Fernsteuerzentrale auf dem Wilhelmshavener Gelände ferngesteuert und -überwacht. Auf sämtliche Schieber und Sensoren kann von dort zugegriffen werden. Zwei Dispatcher sind zum einen für das Tanklager inkl. Löschbrücke und zum anderen für die Fernleitungen und ihre Installationen zuständig.

Grundlage für den Betrieb ist der Pumpplan, also welche Mineralölbatche in welcher Reihenfolge an welche Abnehmer entlang der Pipeline geschickt werden. Die Batche werden ohne Trennmolch direkt hintereinander versendet. Die Abnehmer haben oft dringenden Bedarf an speziellen Chargen und es gilt, alle gerecht zu beliefern. Daher wird einiges an Optimierungsarbeit geleistet.

Pumpstationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die NWO-Leitung gibt es drei Pumpstationen: in Wilhelmshaven selbst (mit vier Pumpen von bis zu 3,2 MW Leistung, alle anderen nur mit zwei Pumpen), in Ostenwalde und in Ochtrup. Früher gab es noch eine vierte, und zwar in der Betriebsstätte Mülheim/Ruhr (s. u.). Der maximal erreichbare Druck (direkt hinter der ersten Pumpstation) erreicht 65 bar.

Das Öl fließt dann mit ca. 3 bis 5 km/h durch die Leitung, also etwa Fußgängergeschwindigkeit. Das hört sich sehr langsam an, wird aber permanent, rund um die Uhr erreicht und führt zu annehmbaren Transferzeiten.

Betriebsstätte Mülheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gelände der ehemaligen Pumpstation Mülheim gibt es eine weitere Betriebsstätte. Von hier aus wird der Südabschnitt der NWO-Fernleitung betreut.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1956 – Gründung der Firma
  • 1958 – Betriebsbeginn mit drei Löschköpfen und einer einzigen Pumpstation (in Wilhelmshaven)
  • 1961 – höchster Stand der Beschäftigtenzahl: 230
  • 1963 – Inbetriebnahme der Pumpstation in Ostenwalde
  • 1966 – Inbetriebnahme der letzten (vierten) Pumpstation in Mülheim
  • 1971 – Inbetriebnahme des vierten Löschkopfs
  • 1973 – Inbetriebnahme der parallel verlegten 40-Zoll-Leitung bis Hünxe, die wegen des gestiegenen Kapazitätsbedarfs gebaut worden war
  • 1974 – Der neue Löschkopf 4 wurde bei einer Havarie von einem Tanker beim Anlegen komplett zerstört und wurde in verbesserter Form neu aufgebaut
  • 1984 – unter Geschäftsführung von Alfred Kittel (* 1918)[3] Verkauf der 40-Zoll-Leitung ab km 55, wird heute als Gasleitung betrieben
  • 1999 – Löschköpfe komplett erneuert, nur noch drei Stück
  • 2006 – Feiern zum 50-jährigen Jubiläum, bisher 850 Mio. Tonnen Mineralöl Durchsatz, noch 142 Beschäftigte
  • 2014 – Feier Umschlag 1 milliardste Tonne

Zwischenfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1964 im Emsland[4]
  • Am 3. Oktober 1966 riss die Pipeline im Dämmer Wald bei Schermbeck und tausende Liter Mineralöl flossen in den Wald. Nach tagelangem Einsatz konnte das Öl von der Lippe ferngehalten werden.[5]
  • Am 5. Dezember 1972 strömten durch ein Leck der NWO-Pipeline, auf dem Gelände der Pumpstation bei Ochtrup etwa 1000 Kubikmeter Rohöl aus.[6]
  • Am 18. November 1973 Pipeline-Bruch bei Dinslaken, ca. 60.000 Liter Rohöl flossen in den Rotbach und anliegende Böden. 150 Feuerwehrleute errichteten Ölsperren und saugten das Öl ab.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alexander Deml: Entwicklung und Gestaltung der Baulogistik im Tiefbau. Dargestellt am Beispiel des Pipelinebaus. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3896-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nord-West Oelleitung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e NWO – Daten und Fakten, abgerufen am 21. September 2022.
  2. 60 Jahre NWO. Nord-West Oelleitung GmbH, 15. November 2016, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. Januar 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.nwowhv.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 637.
  4. Feuerwehr-Magazin „Brand Aus“ von 1974, Digitalisat
  5. Feuerwehr Schermbeck, Chronik 1966
  6. Artikel vom 24. April 2014 in den Westfälischen Nachrichten „Molche gehen in der Pipeline auf Leck-Suche“
  7. „Unser Dinslaken“ – Geschichte(n) einer Stadt, Beilage der NRZ, 05.2017, 34 S., Seite 13: „Trotz Ölkrise floss das schwarze Gold in Strömen – Pipelinebruch in Hiesfeld“.